Bonuskapitel 15

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Es war dunkel. Die Uhr schlug Mitternacht. Das Schloss schlief. Nur einige Wachen stellten sicher, dass niemand die Schlafenden gefährdete.

Julia, dreizehn Jahre alt, schlief tief und fest und merkte nicht, dass jemand durch ihr Fenster sah. Die verhüllte Gestalt flog leise die Wände des Schlosses entlang sah durch jedes Fenster. Bislang hatte niemand sie bemerkt.

Ein leichter Wind wehte und kein Stern war am Himmel zu sehen. Wolken verhüllten sie.

Die Gestalt, ein junger Elf, suchte nach dem Fenster der Königin. Als er es fand lächelte er. Die Hexe schlief tief und fest. Eine Kerze brannte auf ihrem Nachttisch. Nun wusste er, wo er hinmusste. Er landete am Dienstboteneingang, die Tür stand offen, und huschte hindurch. Zu seinem Glück wurde die Tür gerade nicht bewacht. Ein Fehler der Wachen. Ein Glücksfall für ihn. Nun musste er nur noch bis zum Zimmer der Königin kommen.

Ein seinem Gürtel trug er ein scharfes Messer. Er würde der Herrschaft der Königin ein Ende setzten. Er würde ihre Tyrannei beenden. Bald wäre sie fort. Der Elf schlich die Flure des Schlosses entlang und versteckte sich geschickt, vor den Wachen, die mit wachsamen Augen durch die Flure schritten.

Dann, endlich, fand er das Zimmer der Tyrannin. Sie war keine Königin. Und sie war ganz besonders nicht seine Königin. Er versteckte sich hinter einem der Vorhänge, damit die Wachen ihn nicht sahen. Zwei Wachen standen vor der Tür. Unbeweglich. Wie zwei Felsen. Er musste sie loswerden. Aber wie? Er hatte nur diesen einen Versuch.

Er überlegte einen Augenblick, dabei viel ihm eine teure Vase auf, die dekorativ auf einer niedrigen Kommode stand. Er lächelte. Nun hatte er eine Idee.

So konnte er die Wachen von der Tür weglocken. Er musste nur schneller sein als sie. Sie durften ihn nicht erwischen. Nicht, bevor er getan hatte, was getan werden musste. Einen anderen Weg sah er nicht, um in das Schlafzimmer zu kommen. Entschlossen stieß er die Vase um, als die Wachen gerade in eine andere Richtung sahen und verschwand dann wieder hinter den Vorhang. Er war schnell. Er konnte es schaffen.

Die Wachen kamen, um zu sehen, warum die Vase zerstört war. Als sie dem Vorhang den Rücken zukehrten sah der Elf seine Chance. Sie leise ihn seine Füße trugen, und Elfen konnten sehr leise sein, rannte er zur Tür der Königin. Er stieß die Tür auf, eilte hinein und zückte sein Messer.

„Hände hoch!" Die Wachen hatten ihn inzwischen gesehen und kamen auf ihn zugelaufen. Damit hatte er natürlich gerechnet. Von dem Lärm wachte die Königin auf und setzte sich erschrocken hin. Damit hatte er nicht gerechnet. Gerade als er mit dem Messer zustechen wollte, schnappte einer der Wachen ihn, während die wütende Königin ihm das Messer aus der Hand schlug.

Er war gescheitert.

Die Wachen brachten ihn in einen Fensterlosen Raum und sperrten ihn dort ein, um ihn am nächsten Tag offiziell verhaften zu lassen. Der Elf seufzte. Er war gescheitert.

„Wie konnte er in das Schloss gelangen?" Agathe war wütend. Sehr wütend.

Ihr Sicherheitschef stand verlegen in ihrem Büro. „Das werde ich herausfinden."

„Ich möchte den Gefangenen sehen!"

„Den Gefangenen?" Der Wachmann sah sie zweifelnd an. „Und wenn er versucht Euch anzugreifen? Wir haben nur an ein Regal gefesselt..."

„Dafür sind Sie doch da!" Die Königin schnaubte. „Ich möchte ihn sehen."

Der Wachmann nickte und führte sie in den kleinen Fensterlosen Raum, wo der Elf auf seine Verhaftung wartete. Jemand hatte ihm ein Glas Wasser und trockenes Brot hingestellt. Mit einem Fuß war er an ein schweres, robustes Regal gefesselt. Der Elf hatte dunkle Haut, pechschwarzes Haar und silbern schimmernde Libellenflügel. Er war ganz in Schwarz gehüllt und starrte sie hasserfüllt an. In den Augen der Königin sah er aus, wie ein hässliches Insekt.

„Wie jämmerlich!" Die Königin schüttelte den Kopf. „Wie alt bist du? Hm? Zwanzig? Du hast versagt, Elf. Aber keine Sorge, ich werde dich und alle Elfen belohnen!"

Der Elf spuckte auf den Boden. „Ach ja?"

„Bislang war ich zu freundlich zu euch, wie es mir scheint. Das werde ich nun ändern." Mit einem Zwinkern verließ sie den Raum, welcher hinter ihr abgeschlossen wurde. Sie würde die Gesetzte verschärfen. Die Elfen, oder Wölfe, die verdächtigt wurden, sich gegen sie aufzulehnen würden von nun an auf Verdacht festgenommen werden können. Und hart bestraft werden!

Auch einige Wölfe waren in den letzten Wochen als aggressiv gegenüber Soldaten aufgefallen. Sie hatte sie alle verhaften und einsperren lassen. Ein ganzes Rudel. Sie arbeiteten nun in einem Steinbruch und waren an den Ort gebunden. Doch offenbar reichte diese Freundlichkeit nicht.

„Guten Morgen Mama!" Julia kam auf sie zugelaufen. Die Königin lächelte, als ihre Tochter sie stürmisch umarmte.

Sie brauchte mehr Wachen im Schloss.

Was wäre, wenn jemand eines ihrer Kinder bedrohte?


(c: sasi)


Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt