Bonuskapitel 12

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Babette lief lachend in den Pferdestall. Ihr braunes Pony Phipsi wartete dort schon auf sie. Oder besser gesagt auf den Apfel, welchen sie dem Tier mitbrachte.

Phipsi wieherte, als sie sich ihr näherte und drängelte nach Aufmerksamkeit. Und dem Apfel, natürlich. Babette brachte ihrem Pony jeden Abend einen frischen Apfel, bevor sie selbst Abendbrot mit ihren Eltern aß.

„Hier ist dein Apfel!" Sie hielt das Obst ihrem treuen Freund hin. Das Pony freute sich sichtlich über den Leckerbissen und ließ sich anschließend noch streicheln, bevor Babette zurück ins Haus ging.

Zum Abendessen gab es einen warmen Eintopf mit Heißwürstchen und Brot. Erbseneintopf. Babette mochte nur die Würstchen.

„Babette? Iss bitte deinen Eintopf, nicht nur Wurst!", tadelte ihre Mutter. „Sonst wirst du nicht groß und stark."

„Ich bin schon groß und stark!", widersprach Babette. Sie war sehr groß für ihr Alter. Neun Jahre. Sie fühlte sich wie eine Erwachsene. „Also brauche ich den Eintopf nicht. Fahren wir morgen zum Schloss?"

„Ja, natürlich. Wir wurden zum Kaffee mit der Königin und dem König eingeladen." Ihr Vater lächelte zufrieden. „Ich erwarte von dir, dass du mit Prinz Peter und Prinzessin Julia spielst. Sei ihnen eine gute Freundin."

„Oh. Ich bin mir sicher das wird kein Problem sein, Gustav. Die Kinder kennen sich doch schon. Es ist schließlich nicht unser erster Besuch." Ihre Mutter lachte leise. „Es wird keinerlei Probleme geben."

„Bist du dir sicher, Erika?" Ihr Vater warf Babette einen scharfen Blick zu. „Bei unserem letzten Besuch hat sich die Prinzessin über Babette beschwert. Sie haben zu zweit verstecken gespielt, aber Babette hat nicht nach ihr gesucht. Das kleine Mädchen saß sehr lange in einem Gebüsch! Bis ihr Bruder Prinz Paul sie gefunden hat."

„Sie hat genervt", murmelte Babette.

„Sie ist erst fünf." Ihre Mutter hustete und griff nach der Serviette, um sich den Mund abzuwischen.

„Du hustest jetzt schon seit Wochen." Ihr Vater betrachtete ihre Mutter voller Sorge. „Vielleicht solltest du einen Heiler aufsuchen?"

„Oh, es ist sicher nichts." Sie sah zu Babette. „Sei morgen sehr nett zu der Prinzessin, ja? Auch wenn sie nervig ist. Sie ist immer noch die Prinzessin."

„Ja Mama."

Das Kaffeetrinken am nächsten Tag war mehr als nur langweilig und die Prinzessin war mehr als nur nervig. Sie klebte an ihrem Bruder wie eine Klette. Babette hatte kaum eine Chance, sich allein mit Prinz Peter zu unterhalten. Der Prinz war ein hübscher Junge. Babette mochte ihn sehr. Er war ruhig, freundlich und hatte ein nettes Lächeln. Babette hatte ihn sofort gemocht, als sie sich vor zwei Jahren kennengelernt hatten. Damals hatten sie viel zu zwei gespielt, doch nun klebte die kleine Prinzessin an ihm, die er Huckepack durch den Garten trug.

Die Kinder spielten im Schlossgarten, während ihre Eltern sich bei einer weiteren Tasse Kaffee unterhielten. Vorher hatten sie alle zusammen Kuchen gegessen und die Erwachsenen hatten sich über langweilige Themen unterhalten. Von ihren Kindern erwarteten sie still zu sein und den Erwachsenen zuzuhören. Etwas, das Prinzessin Julia nicht zu verstehen schien.

Anstatt still zu sein, hatte sie ihren Bruder zu einem Gabelschwertkampf aufgefordert, kippelte mit ihrem Stuhl, bis sie fast umfiel und streckte Babette zu Zunge raus. Die Ermahnungen der Königin brachten wenig. Schließlich schickten sie die Kinder zum Spielen fort.

Babette wollte Hochzeit spielen. Sie als Braut und Peter als Bräutigam. Julia konnte gern die Zuschauerin sein... Babette wäre es aber am liebsten gewesen, dass kleinere Mädchen spielte woanders. Allein! Peters Bruder Paul sollte sie trauen, doch der ältere Junge war nirgends zu finden.

„Ich kann euch trauen!", rief Julia und sah ihrem Bruder über die Schulter. „Ich traue mich schon ganz viel! Gestern bin ich aus einem Fenster geklettert!"

Babette runzelte die Stirn. „Aus einem Fenster? Warum?"

„Darum!" Julia kicherte leise. „Ich habe es einfach gemacht. Aus dem Fenster raus und aufs Dach! Ich bin gut im Trauen!"

„Unser Kindermädchen hat verzweifelt versucht, sie zurückzurufen. Am Ende bin ich ihr hinterher geklettert, um sie zurückzuholen. Das war lustig." Peter grinste. „Aber auf Bäume zu Klettern traut sie sich nicht."

„Peter!", Julia schüttelte den Kopf. „Die... Die sind rutschig! Und... Wo soll ich mich da festhalten? Aber ich bin trotzdem gut im Trauen!"

„Das Trauen meine ich aber nicht! Du sollst uns zu Mann und Frau erklären!"

„Hö?" Julia sah Babette sehr skeptisch an. „Aber du bist ein Mädchen! Und Peter ist ein Junge!"

„Wir sollten weiter nach Paul suchen!", schnaubte Babette. Die Prinzessin ist einfach zu dumm!

„Oh ja! Dann können wir Fangen spielen!", stimmte Julia zu. „Oder willst du auch auf das Dach klettern, Babette?"

„Nein. Möchte ich nicht. Eine junge Dame macht so etwas nicht", widersprach sie.

„Oh! Diese junge Dame macht so etwas!" Peter fing an zu springen und brachte seine Schwester dabei zum Kichern und Quietschen.

„Ich bin keine Dame!" Julia umklammerte seine Schultern, während sie durchgeschüttelt wurde. „Weißt du was, Babette?", fragte sie, als ihr Bruder mit dem Hüpfen aufhörte.

„Was weiß ich?"

„Peter wird mal ein großer Zauberer! Der Beste von allen! Das hat er mir versprochen!"

„Wird er das?" Der Gedanke gefiel Babette. Sie wollte ihn später heiraten. Und wenn er ein großer Zauberer wäre, umso besser. Babette war fest davon überzeugt, dass sie und Peter zusammengehörten. Ob er das auch so sah? Sie wollte einmal Prinzessin genannt werden.

„Ja! Wird er!" Die Prinzessin nickte eifrig. Peter lächelte schüchtern und errötete leicht. „Nicht wahr, Peter?"


(c: sasi)

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt