Kapitel 56

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Peter

Müde rekelte er sich. Durch das Fenster schien die Sonne. Das sanfte Licht hatte ihn geweckt. Träge kletterte er aus seinem Bett und verschwand in sein Bad, um sich fertig für den Tag zu machen, noch bevor ein Diener ihn wecken konnte.

Als er aus dem Bad kam stand eine Kanne mit Tee und eine Tasse auf seinem Nachttisch, da er jeden Tag mit Tee startete. Ein Diener hatte ihm den Tee leise gebracht. Peter goss sich etwas Tee in die Tasse und ging damit in sein Ankleidezimmer.

Es erwartete ihn ein weiteres Frühstück mit Babette und ihren Eltern, da diese erst nach dem Frühstück abreisen würden. Lea war bereits am Abend zuvor abgereist.

Er hatte wenig Lust darauf, noch mehr Stunden mit Babette zu verbringen. Lieber würde er direkt zur Akademie fahren, um seine Schwester zu besuchen. Wie es wohl war, dort den Unterricht zu besuchen? Dort Schüler zu sein? Wie es wohl war, ein Zauberer zu sein?

Sein Kindheitstraum ließ ihn nicht los. Stattdessen wartete auf ihn ein weiteres Frühstück mit Wurst-Babette, die vermutlich noch mehr aberwitzige Ideen für ihre Hochzeit hatte. Was kam wohl als nächstes? Eine Parade?

Schlecht gelaunt zog er sich eine einfache Stoffhose und dazu ein leichtes Leinenhemd an. Er legte sich einen bunten Schal um den Hals und band sein Haar mit einem schimmernden Schleifenband zusammen. Julias Kette verschwand unter seinem Hemd. Dann machte er sich auf den Weg zum Frühstück, wo bereits seine Eltern sich mit dem Baron und der Baronin unterhielten. Babette war noch nicht da. Vielleicht hatte sie verschlafen?

„Guten Morgen", begrüßte er seine Familie und zukünftige Familie. Er setzte sich so weit weg von ihnen, wie es der Esszimmertisch erlaubte und legte Obst auf seinen Teller. Eine Dienerin schenkte ihm Kaffee ein. Links von ihm saß Cleo, die etwas blass wirkte und lustlos an einem Glas Orangensaft nippte.

„Guten Morgen Peter." Seine Mutter nickte ihm zu, unterhielt sich dann aber weiter mit Babettes Eltern. Babette kam einige Momente später im Esszimmer an. Sie trug ein zu enges giftgrünes Kleid und üppigen Schmuck. Sie setzte sich lächelnd neben Peter und griff nach seiner Hand.

„Hast du gut geschlafen?", wollte sie wissen. Ihr Griff war fest und sie sah ihn mit einem falschen, zuckersüßen Lächeln an.

Peter entzog ihr seine Hand, ihre Hände waren klebrig, und wischte sie sich an einer Serviette ab. „Schon, ja. Und du?"

„Ich habe wunderbar geschlafen! Die Betten hier sind einfach wundervoll! Solch ein Bett möchte ich auch in unserem Haus haben!"

„Das lässt sich sicher arrangieren!" Friedrich lächelte. „Hast du noch mehr wünsche?"

„Sicher!" Babette zog einen Teller mit Wurst zu sich und bediente sich eifrig daran. „Ich möchte ein großes Gemälde von mir und Peter im Eingangsbereich! Mit einem meiner Pferde."

„Das hört sich nach einer guten Idee an." Ihr Vater nickte. „Wollten wir nicht generell noch nach einem Termin für ein Gemälde sehen?"

„Wir hatten überlegt eines in Auftrag zu geben, ja." Die Baronin lächelte. „Wir haben aber auch ein schönes Gemälde von Babette, welches im Haus aufgehängt werden könnte." Sie sah zu ihrer Stieftochter. „Das mit dem Schwan? Auf dem du fünf Jahre alt bist? Du solltest ein Erinnerungsstück mitnehmen. Und wir hätten dann Platz für ein neues Gemälde!"

Peter wollte kein gemeinsames Gemälde von sich und Babette. Und auch keines mit einem Pferd. „Wie wäre es mit einem Drachen? Anstatt dem Pferd?", schlug er daher vor, wohl wissend, dass die Idee abstrus war. Aber ein Drache passte doch zu Babette? Dem künftigen Hausdrachen?

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt