Kapitel 37

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Peter

Ihm war kalt. Die Decke, unter welcher er lag, kratzte und die Matratze war hart. Für einen kurzen Moment wusste er nicht, wo er war. Doch dann viel es ihm wieder ein: Der Gasthof!

Mehrere Männer hatten im Sturm die Kutsche von dem Baum befreit. Es war kein leichtes Unterfangen gewesen und hatte lange gedauert, da sie den Baum nach und nach in Stücke sägten. Danach hatten sie den Gefangenen aus der Kutsche geholfen und der Besitzer des Gasthofes, ein freundlicher Herr mit weißem Haar, hatte ihnen Zimmer für die Nacht, heißen Tee, trockene Kleidung und eine Suppe angeboten. Peter war dankbar dafür.

Mühselig stand er auf, ihm tat alles weh, und machte sich auf den Weg in das geräumige Restaurant des Gasthofs. Dort erwartete ihn bereits sein Vater und der Baron, die ebenfalls Kleidung geliehen bekommen hatten. Die beiden Herren saßen an einem Tisch und tranken Kaffee. Der Tisch war gedeckt und eine Kanne mit Kaffee stand in der Tischmitte. An den Tischen um sie herum saßen die Gäste des Gasthofes, sowie ihr Kutscher und die Wachen, von welchen einer einen Verband um den Kopf trug. Babette war nicht zu sehen. Schlief sie etwa noch?

„Guten Morgen", murmelte Peter und setzte sich neben seinen Vater.

„Hast du gut geschlafen?", wollte Friedrich wissen.

„Einigermaßen." Peter rollte seine steifen Schultern. „Aber besser als in der Kutsche!"

„Das will ich doch wohl meinen!", die Frau des Gastwirts kam an ihren Tisch und stellte einen Korb mit Brötchen darauf ab. Sie war jünger als ihr Mann. Wieviel jünger konnte Peter nicht einschätzen. Vielleicht zehn Jahre? „Unsere Zimmer sind viel bequemer als eine kaputte Kutsche. Mein Mann und ich haben gestern versäumt, Sie nach ihren Namen zu fragen?" Sie sah die drei an. Als ihr Blick auf Peters Vater viel, lächelte sie amüsiert. „Ihr seht aus wie der König!"

Die Gesichter der Königsfamilie waren oft genug gemalt worden, so dass viele Bürger sie erkannten, aber nicht alle. Das Gesicht der Königin wurde auf Münzen geprägt. Ein einfach gehaltenes Gemälde der Königsfamilie hing in jedem guten Gasthof und auf dem Marktplatzt in Schlossstadt stand eine Statue der Königin.

„So ein Zufall", sagte Friedrich trocken.

Der Baron sah die Ahnungslose Frau streng an. „Sie sprechen mit dem König." Er sprach leise, damit die anderen Gäste es nicht hörten und es nicht zu einem Tumult oder etwas Ähnlichen kam. Bislang schien keiner der Gäste sie erkannt zu haben und das sollte auch so bleiben.

„Was?" Nun wirkte die Dame verwirrt.

„Das ist König Friedrich", erläuterte der Baron.

Peters Vater lächelte. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Wir sind Ihnen sehr dankbar."

Die Dame lief rot an. „Oh nein! Wie peinlich... Ich gehe und hole den Rest Eures Frühstücks..." Dann eilte sie davon.

Babette war nun an ihrem Tisch angekommen und setzte sich neben Peter. In der einfachen Kleidung, die ihr gegeben worden war, sah sie tatsächlich hübsch aus. Doch sie sah nicht glücklich aus. Ihr blondes Haar war offen, anstatt aufwändig und wie meist merkwürdig frisiert.

„Diese Kleidung kratzt!", waren ihre ersten Worte.

„Guten Morgen Babette", begrüßte Peter sie. „Hättest du lieber dein nasses Kleid an?"

„Peter!", zischte sein Vater.

Der Baron lachte. „Das sind einfache Leute, Spatz. Mehr können wir von ihnen nicht erwarten."

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt