Kapitel 77

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Julia

Am Morgen ging Marko vor dem Bett hin und her. Er war unruhig. Der Vollmond nahte. Finn hatte sich unter der Bettdecke eingerollt und sah sehnsüchtig aus dem kleinen Fenster. Julia strich ihm über den Rücken. Die Tür zum Bad öffnete sich und Peter kam heraus. Sein Haar roch frisch gewaschen. „Ich bin ja dankbar, dass wir frische Kleidung bekommen haben, aber..." Er zupfte an seiner einfachen Kleidung. „Etwas mehr flair würde nicht schaden!" Er trug seinen Hochzeitsschmuck dazu und hatte versucht etwas Form in sein Haar zu bringen.

Julia schmunzelte. „Was hättest du denn gern?"

„Ein Abendkleid, vermutlich!", schnaubte Marko. „Ich muss hier raus! Ich drehe hier durch!" Er trat gegen die Tür. Finn zog seufzend die Decke über den Kopf.

„Hm..." Peter schnappte sich ein paar Weintrauben von dem Frühstück, dass vermutlich Leopolds Mutter ihnen gebracht hatte, bevor sie aufgewacht waren. „Ein Abendkleid würde mir gefallen... Was denkt ihr... Ein rotes mit Juwelen besetztes Kleid?"

„Nachtblau", schlug Julia vor.

„Das würde mir gefallen." Er schüttete sich eine Tasse kalten Kaffee ein.

Marko trat erneut gegen die Tür. „Lasst mich raus!", rief er aufgebracht.

„Du solltest dich beruhigen", ermahnte Peter ihn. „Wir kommen hier nicht raus!"

„Und was machen wir jetzt?" Finn sah unter der Decke hervor.

„Ich hatte eine Vision. Der Plan der Elfen wird nicht aufgehen. Ich muss mit Leo sprechen. Oder dem Ältesten!" Julia strich ihm durch das Haar. „Sie müssen hier fort."

„Fort?" Marko setzte sich nun auf das Bett und zog Finn vorsichtig zu sich. „Warum?"

„Soldaten werden kommen und alles niederbrennen." Sie seufzte. „Ich muss sie warnen."

„Wozu?" Peter setzte sich neben die Kommode. „Der Elf hat dich hintergangen."

„Und deshalb haben die Elfen es verdient, ihr Zuhause zu verlieren? Ihr Leben? Wir sprechen hier nicht nur von ihm! Seine Eltern, Freunde, Kinder..."

„Seine Eltern halten uns hier gefangen..." Marko sah aus dem Fenster. „Ich will raus!"

„Flora scheint nett zu sein", wand Finn ein. „Ich mag sie... Glaube ich."

Julia nickte. „Wenn ich nicht mit Leo sprechen kann, dann vielleicht mit ihr. Und keine Sorge Marko, wir kommen hier raus. Ich weiß nicht wie, aber wie kommen hier raus."

„Hast du das gesehen?"

„Ja. Das habe ich!"

Marlon

Er sah aus dem Fenster seines großen Zimmers. Leichter Nebel lag über dem Sumpfland. Zwei Schatten flogen in der Ferne. Die Drachen. Er hatte es noch nie geschafft, sich ihnen zu nähern. Jedes Mal, wenn er sie aufspüren wollte, waren sie unauffindbar. Sollte er es noch einmal versuchen? Vielleicht hatte er Glück...

Sein eigener Drache... Bevor seine Schwester mit ihrem schwachen Verlobten zurückkam. Das würde ihm seinem Ziel einen Schritt näherbringen. Aber welchen der beiden Drachen sollte er wählen? Die Mutter oder das Jungtier? Die Mutter würde ihr Kind verteidigen.

Ja. Er wollte einen Drachen jagen gehen!

Zufrieden schlenderte er zu dem Raum mit der roten Tür. Er war durstig.

Eine Gruppe von Menschen saß dort. Sie beobachteten ihn mit gelangweilten Augen.

„Du da!" Er zeigte auf eine junge Frau mit kurzen Haaren. Sie folgte ihm zu einem der Sofas und setzte sich widerstandslos auf seinen Schoß. Ohne zu zögern, bis er in ihren Hals. Warmes Blut sprudelte in seinen Mund. Köstlich.

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt