Kapitel 23

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Julia

Für den Verlobungsball war üppig dekoriert worden. Marko und Leopold füllten Sektgläser mit Sekt und Orangensaft, damit diese von anderen zu den Gästen getragen wurden. Finn hatte den Abend frei, da es nichts gab, wobei er helfen konnte. Ihre Gäste, die wichtigsten Adelsfamilien, unterhielten sich bei fröhlicher Musik. Es wurden kleine, feine Häppchen gereicht.

Peter saß neben Julia und Babette auf der Tribüne. Finn hatte ihm ein paar Blüten auf den Anzug gestickt, welche Babette missmutig beäugte. Um den Hals trug Peter wieder Julias Kette. Babette hatte sich mit ihrem giftgrünen Kleid selbst übertroffen. Der Rock bestand aus mehr üppigem Tüll, als eine Person tragen sollte.

Die Königin und der König saßen mit ihren drei Ältesten ebenfalls auf der Tribüne und schauten zufrieden den Gästen zu. Die Königin stand auf und die Musik verstummte. Peter und Babette standen ebenso auf, während ihr Mutter feierlich ihre Verlobung verkündete.

Peter holte schließlich den einfachen Metallring aus einer blauen, schicken Schachtel und steckte ihn Babette an den Finger. Die Gäste applaudierten.

Babette lächelte gezwungen. Sie betrachtete den Ring. Es war deutlich zu sehen, dass sie etwas anderes erwartet hatte.

„Gefällt er dir?", fragte Peter unschuldig und Julia musste sich das Lachen verkneifen.

Babette lächelte. „Natürlich. Er ist... außergewöhnlich."

Außergewöhnlich war er tatsächlich. Billiger Ramsch. Unpassend für eine zukünftige Prinzessin.

„Das freut mich. Er ist etwas Besonderes", sagte Peter.

Julia bemerkte, wie ihre Mutter fassungslos den Ring betrachtete. Sie schwieg. Ohne Zweifel würde sie Peter später ihre Meinung dazu mitteilen. Laut und vehement.

Der Rest des Balls verlief wie jeder andere Ball. Es wurde gegessen, gelacht und getanzt. Peter tanzte mit Babette, die ihm auf die Füße trat. Vielleicht absichtlich, um sich für den Ring zu rächen. Cleo trank zu viel Sekt und lallte bereits beim Sprechen. Sie erzählte peinliche Geschichten aus der Zeit, als sie als Soldatin angefangen hatte. Fritz und Lea tanzten gemeinsam und Julia tanzte irgendwann aus Langeweile zusammen mit Helga, die es zum Ball geschafft hatte. Die beiden Mädchen lachten vergnügt, während sie wild über die Tanzfläche tobten und gegen den Rhythmus der Musik tanzten.

Irgendwann löste Julia Babette ab und tanzte mit Peter, der sich für die Rettung seiner schmerzenden Füße bedankte. Babette probierte sich derweil durch all die angebotenen Häppchen. Krümel fielen dabei in den Tüll ihres Kleides.

„Wo ist eigentlich Cleo?", fragte Peter und sah sich beim Tanzen im Ballsaal um. „Ich habe sie schon länger nicht mehr gesehen."

„Das weiß ich nicht. Vielleicht sollten wir sie suchen? Sie hat sehr viel getrunken..."

„Das klingt nach einer guten Idee."

Die beiden schlichen sich unbemerkt aus dem Ballsaal. Sie mussten nicht lange suchen. Hinter einer Säule küsste die betrunkene Cleo flüchtig und ungeschickt eine ebenso betrunkene Hexe. Charlotte von Schlossstadt. Die Tochter einer kleineren Adelsfamilie, die seit Generationen in Schlossstadt lebte und dort eine wichtige Rolle spielte. Charlotte, die jüngste Tochter der Familie war Cleos beste Freundin aus Kindertagen. Charlotte war, zusammen mit ihrer Mutter, die einzige Hexe der Familie. Sie war allein zu dem Ball gekommen. Die beiden Freundinnen lachten vergnügt und Charlotte schwankte einwenig.

„Oh." Mehr viel Julia dazu nicht ein.

Peter grinste. „Wir haben sie zumindest gefunden. Sollen wir die beiden sich selbst überlassen?"

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt