Kapitel 92

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Julia

Der Älteste, Franz, war nicht in ihrer Gruppe. Dafür sah Julia seine Tochter Ilse, sowie die kleine Claudia. Leo unterhielt sich gerade mit zwei seiner Freunde, Sofia und Collin. Zwei Neffen des Ältesten waren ebenfalls Teil ihrer Gruppe: Elias und Emil. Julia sah eine Hand voll Kinder mit ihren Eltern oder anderen Erwachsenen, die sich nun um sie kümmerten. Julia kannte niemanden von ihnen persönlich und doch war sie unendlich traurig. Nach einiger Zeit schlossen sich noch zwei Menschen ihrer Gruppe an, die beim Ältesten gewohnt hatten und den Soldaten entkommen waren: Georg und Hans. Zwei Brüder.

Hanno und Flora übernahmen die Führung der Gruppe und gemeinsam machten sie sich auf den Weg. Zu Fuß war es ein längerer Weg bis zu der Steppe. Mehrere Tage.

Julia konnte nur hoffen, dass keine weiteren Soldaten ihnen begegneten. Auch wenn sie sich im Elfenterritorium befand, auf schnellen Pferden waren Schlossstadt und das Schloss nicht weit entfernt. Bis zur Akademie war es sogar ein noch kürzerer Weg. Das hatte Leo ihr inzwischen erzählt.

Nach zwei Stunden mussten sie eine Pause einlegen, da die Kinder müde waren und ein paar von ihnen vor Erschöpfung weinten oder sogar einen Wutanfall hatten. Allerdings wollten einige weitergehen. Aus Angst, es könnten bald weitere Soldaten kommen, während besonders die Mütter der Kinder auf eine Pause bestanden. Innerhalb kürzester Zeit war ein Streit ausgebrochen, welcher durch eine sehr genervte Flora beendet wurde. Sie mussten eine Pause machen, es ging nicht anders. Auch Fiete setzte sich für eine Pause ein. Im schlimmsten Fall wollte er die Soldaten vertreiben, sollten sie auf welche treffen. Er bat allerdings darum, dass jemand dann auf seine Nichte achtete. Er traf auf unmissverständliches Schweigen. Die meisten wollten nicht auf ein Drachenkind achten. Besonders nicht auf einen schwarzen Drachen. Doch Hanno und Flora versprachen sofort, dann auf Josefine aufzupassen.

Josefine hatte sich inzwischen beruhigt und ging neben ihrem Onkel her, der Peter interessiert beobachtete. Peter ignorierte ihn augenscheinlich. Die Gruppe fand eine Stelle zum Rasten, versteckt hinter hohen Büschen und sie machte es sich auf der feuchten Erde und dem Moos bequem. Marko rollte sich neben einem Baum ein. Er hatte Finn die ganze Zeit getragen. Gähnend schloss er die Augen. Finn saß neben ihm und strich seinem Freund ebenso müde durch das Fell. Julia, Leo und Peter setzten sich zu den beiden. Sofort lehnte Finn sich an Julia und schloss ebenfalls die Augen.

„Zumindest zwei können schlafen!", murmelte Peter.

„Sie sind Wölfe. Wölfe können immer schlafen." Leo lachte leise. Er saß hinter Julia und lehnte sich an den Baum. „Und überall."

Julia beobachtete, wie Hanno und Flora den weiteren Weg mit einigen anderen planten. Sie hatten keine Karte. Zwischendurch flog daher ein Elf zur Orientierung über die Baumwipfel. Josefine und ihr Onkel saßen etwas abseits der Gruppe. Der Grund war deutlich erkennbar. Die meisten fürchteten sich vor den beiden Drachen, die sie begleiteten.

Immer wieder wanderte Fietes Blick zu Peter.

Fiete

„Onkel?" Josefine sah ihn mit ihren großen, kindlichen Augen an. „Es tut mir leid. Ich habe das Blut gerochen und dann... Ich kann mich kaum erinnern, was dann passiert ist."

„Nein, mir tut es leid." Er strich ihr über das orangene Haar. Sie sah seine Schwester sehr ähnlich. Nur die Augen, die waren anders. „Ich habe versucht es zu verhindern, aber wir sind zu spät aufgebrochen. Du kannst nichts dafür. Die bist deinem Instinkt gefolgt, Kleine."

„Ich wollte das nicht."

„Ich weiß."

„Aber... Ich weiß noch, dass du mich gezwungen hast mich in einen Menschen zu verwandeln. Wie hast du das gemacht? Und dann war da... Julias Bruder. Er war verletzt... Er wäre fast gestorben.... Onkel? Hast du dein Leben mit ihm geteilt?"

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt