Kapitel 83

78 6 2
                                    

Agathe

Ein Dorf tief im Wald. Die Steppe. Zentauren. Julia, die sich mit einem Elf unterhält. Ein kleiner Bach. Die Steppe.

Agathe öffnete die Augen. Sie lag auf ihrem Bett in ihrem Schlafzimmer. Ihr Kopf schmerzte und ihre Glieder brannten. Sie hatte zu viel Magie genutzt. Aber das kümmerte sie nicht.

Ihr Mann stand am Fenster und sah hinaus. „Und? Hast du etwas gesehen?", fragte er, ohne sich zu ihr umzusehen.

„Etwas, ja. Ich habe nun eine ungefähre Idee, wo Julia sein könnte."

„Julia und Peter." Nun sah Friedrich doch zu ihr. „Er ist auch fort."

„Das ist er. Aber um ihn mache ich mir weniger Sorgen." Agathe stand auf und ging auf wackligen Füßen zu ihrem Mann. „Ist Cleo angekommen? Ich will, dass diese Elfen büßen."

„Sie ist da, ja. Zusammen mit einigen düsteren Gestalten. Ihre Schatten, nehme ich an?"

„Gut. Wo ist sie jetzt?"

„Vermutlich in ihrem alten Zimmer? Zumindest ging sie dorthin, bevor ich hierherkam, um nach dir zu sehen. Wie geht es dir? Du hast seit Stunden die Gegenwart und Zukunft nach Zeichen abgesucht, wo unsere Kinder sein könnten."

„Ich bin an meinem Limit, aber es war nicht umsonst!"

„Hast du Hunger? Du solltest etwas essen. Dort drüben stehen etwas Obst und Tee auf der Kommode. Diener haben beides gebracht. Der Tee dürfte noch heiß sein."

„Ich habe keinen Hunger. Ich muss mit Cleo sprechen."

Torsten

Die Kutsche hielt vor einem schaurigen, aber auch prunkvollen Schloss. Alle Fenster waren abgedunkelt. Es stand zwischen zwei hohen Bergen, nein, Gebirgen und schien zum Teil in den Felsen gehauen worden zu sein. Diener erwarteten sie mit einer Verbeugung.

„Willkommen Prinzessin. Willkommen Prinz Torsten!" Ein älterer Herr, eindeutig ein Mensch, sprach die beiden an. Mit einem Fingerschnippen wies er die anderen Diener an, sich um das Gepäck zu kümmern. „Willkommen zuhause. Wir haben Euch sehnlichst erwartet. Ihre Majestäten erwarten Euch in der Bibliothek."

„Vielen Dank, Herr Kühle. Wir finden den Weg. Wo ist mein Bruder?" Annemarie widmete den Herrn kaum eines Blickes.

„Unterwegs."

„Wunderbar! Komm Torsten." Sie schenkte ihm ein breites Lächeln und zeigte dabei ihre spitzen Zähne. „Lass uns meinen Eltern ‚Hallo' sagen."

Annemarie führte ihn durch mehrere Gänge. Von innen schien das Schloss wesentlich freundlicher und einladender als von außen. Helle Stofftapeten zierten die Wände und funkelnde Lüster hingen von den hohen, bemalten Decken. Die Bibliothek war klein, doch gemütlich. Mit einer kleinen Leseecke. Verspiegelte Wände ließen den Raum jedoch endlos wirken.

„Annemarie!" Die Königin stand von dem beigen Sofa auf, auf welchem sie vorher gesessen hatte. Auch der König erhob sie. Die beiden begrüßten ihre Tochter herzlich, bevor sie sich Torsten zuwandten.

„Prinz Torsten!" Die Königin lächelte reserviert. „Ich hoffe, die Fahrt war nicht zu anstrengend?"

„Es geht", antwortete er. „Aber ich bin müde."

„Das kann ich mir vorstellen! Wir haben ein Gästezimmer für Euch herrichten lassen. Dort könnt Ihr Euch ausruhen. Morgen erwartet Euch viel! Wir müssen eine Hochzeit vorbereiten!" König Heinrich lächelte. „Aber ich fürchte, bei Heiratsvorbereitungen bin ich keine große Hilfe. Als ich meine Frau heiratete, fand sie all meine Vorschläge fürchterlich!"

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt