Julia
Es reichte nicht. Aber zumindest schien die Situation sich etwas beruhigt zu haben. Einige Elfen suchten das Gespräch mit Fiete, aber von Josefine hielten sie nach wie vor großen Abstand. Inzwischen war die Gruppe weiter unterwegs. Der Wald wurde immer dichter und teilweise kamen sie nur schwer voran.
„Sie tun nichts falsches Julia." Fiete verwuschelte ihr das kurze Haar. „Abstand zu uns zu halten ist völlig natürlich. Wir sind keine Menschen, oder Elfen. Wir sind nicht wie deine Wolfsfamilie. Wir haben nicht zwei Formen. Nein. Wir haben eine wahre Gestalt. Der Rest ist eine Verkleidung. Eine Illusion. Dein Bruder hat schon recht, wenn er uns als große Reptilien bezeichnet. Wir sind Drachen."
„Aber ihr gehört jetzt zu uns", protestierte Julia.
„Nein." Er drückte ihr einen Kuss aufs Haar. „Wir gehören zu dir und deinem Bruder. Nicht zu den Elfen. Aus reiner Höflichkeit werden wir sie nicht fressen. An den meisten ist eh nicht viel dran. Josefine muss ich natürlich im Auge behalten."
Josefine, die von Peter huckepack getragen wurde, sah zu ihrem Onkel. „Ich fresse keine Elfe! Juli würde das nicht gut finden!"
„Ich weiß, Kleine." Fiete schnappte sich seine Nichte von Peters Rücken und warf sie sich über den Rücken. Das Mädchen quietschte.
„Onkel! Was soll das?"
„Ich halte dich davon ab, jemanden zu fressen." Nun hüpfte Fiete noch, während Josefine mit den Beinen strampelte.
„Juli! Hilf mir!", rief das Mädchen nun lachend.
Einige Elfen beobachteten das Spektakel amüsiert. Leo runzelte die Stirn.
„Julia? Josefine braucht dich", verkündete er schließlich. „Sie wird gerade von einem Drachen verschleppt!"
Julia baute sich mit verschränkten Armen vor Fiete auf. „Lass die Prinzessin gehen, böser Drache!"
Fiete sah sie erst irritiert an, doch dann ließ er sich auf das Spiel ein. „Nein! Sie ist mein Mittagessen! Ich könnte eine Suppe aus ihr kochen."
„Vergiss es!", fauchte Josefine. „Lass mich runter."
„Du wirst die Prinzessin nicht essen!" Julia versuchte bedrohlich zu klingen. Mit mäßigem Erfolg. „Gib sie frei!"
„Na gut!" Grinsend gab er seine Nichte Julia in die Arme. Mit viel Schwung, sodass die beiden Mädchen kreischend auf den Waldboden fielen. Mehrere Elfen lachten, während Fiete den beiden wieder auf die Beine half. Inzwischen waren ein paar Kinder angelaufen gekommen und wollten ebenfalls von dem Drachen getragen werden.
„Es sieht so aus, als hättest du an Beliebtheit gewonnen!", verkündete Peter, während ein paar Erwachsene versuchten, die Kinder von Fiete wegzuziehen.
„Darauf kam es mir gar nicht an!" Fiete winkte dennoch den Kindern zu, die sich nun bei den Erwachsenen beschwerten, die ihnen erklärten, dass man mit Drachen besser nicht spielte.
„Ich weiß nicht. Die Elfen haben so viele Vorurteile", sagte Finn nach einer Weile. Marko nickte.
„Das wundert mich nicht." Peter beobachtete einige der Kinder, die nun von den Teenagern getragen wurden. „Sie waren größtenteils isoliert. Natürlich kommt es da zu Problemen."
„Einige sind sehr alt", fügte Leopold hinzu. „Sie haben veraltete Ansichten und manche halten an diesen fest. Noch. Aber das wird sich legen. Und in manchen Fällen ist es klüger, vorsichtig zu sein."
Er meinte damit die Drachen. Ja. Auch Julia wusste, dass sie gefährlich waren. Aber sie hatte sich inzwischen an Fiete und Josefine gewöhnt. Sie vertraute ihnen. Und dasselbe galt für ihre Freunde. Ihre Familie. Sie vertrauten den Drachen auch. Aber was war mit den anderen Elfen...
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Hexe - Der Aufstand
FantasyJulia möchte ein normaler, sterblicher Mensch sein. Ihre ältesten Geschwister sind Hexen, Zauberer. Julia möchte nichts davon. Sie möchte alles hinter sich lassen. Doch das Schicksal hat anderes mit ihr vor: Kurz vor ihrem 16. Geburtstag zeigt sich...