Kapitel 12

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Julia

Julia war jetzt schon eine Woche an der Akademie. Noch etwas müde schüttelte sie ihr einfaches Bett auf. Auf das schlichte Bettzeuge hatte Sophie Julias rosa Seidenbettwäsche gezogen. Auf einem ebenso schlichten Schreibtisch lagen noch ihre Hausaufgaben. Die Wände des Zimmers waren hellblau gestrichen und blaue Gardienen hingen vor dem kleinen, Fenster. Vom Fenster aus konnte sie auf den Innenhof des Wohnhauses gucken, in welchem alle Schüler Zimmer bezogen.

Es gab auch einen großen Speisesaal, doch dort war sie noch nicht gewesen.

Wie angekündigt bezog sie mit ihren Dienern einen ganzen Flur. Die drei Jungs teilten sich das erste Zimmer, Sophies Zimmer war das gegenüber von ihnen. Sie teilten sich ein kleines, schlichtes Bad, welches neben Sophies Zimmer lag. Der Flur war hellgrau gestrichen und mit dunklen Holzdielen ausgelegt. Bunte Bilder in goldenen Rahmen hingen an den Wänden. Neben dem Zimmer der Jungen befand sich eine kleine Küche. Die Möbel waren alt, aber in gutem Zustand. Gegenüber lag ein Esszimmer, welches mit einer fröhlichen Stofftapete mit großen Blumen tapeziert war. Daneben lag ein bescheidenes, doch gut möbliertes Wohnzimmer, welches ebenfalls mit einer schicken Stofftapete, welche mit Goldtönen und geometrischen Mustern verziert war. An einer Wand stand ein hohes Bücherregal. Das Bücherregal war von jemandem mit verschiedenen Büchern zu allen, für ihre Schulzeit relevanten Themen, sowie einer Hand voll Romane gefüllt worden. Vermutlich musste sie niemals die Bibliothek der Akademie besuchen. Gegenüber von dem Wohnzimmer lag Julias großes Zimmer mit einer verbindungstürz zu ihrem eigenen, kleinen bescheidenen Bad. Das Bad sah frisch renoviert aus. In ihrem Zimmer befand sich ebenfalls ein Bücherregal. Dieses war sehr schmal. Sie hatte dort die wenigen Bücher hineingestellt, die sie selbst mitgebracht hatte. Ihre Kleidung lag in einem geräumigen Kleiderstand und in einem weiteren Regal, hatte Sophie Julias andere, persönlichen Dinge einsortiert.

Sie zog die Schuluniform der Akademie an, für Mädchen war dies ein dunkelblaues, schickes Kleid mit einer Weste, und verstaute ihre fertigen Hausaufgaben in ihrer Tasche. Es war still. Sie hörte noch nicht einmal, wie Marko einen Witz erzählte.

Julia verließ ihr Zimmer und sah, wie Leopold mit einem Staubwedel den Staub von den Gemälden entfernte. „Guten Morgen, Eure Hoheit." Er lächelte höflich. „Habt ihr gut geschlafen?"

„Ja, schon. Wo sind die anderen?"

„Marko schläft noch und Finn ist mit Sophie runter zur großen Küche, um Eier und Mehl zu holen. Sophie möchte Pfannkuchen backen, doch Eier und Mehl sind alle."

„Marko schläft noch?"

„Ich habe versucht ihn zu wecken, er hat ein Kissen nach mir geworfen. Sophie meinte, wenn er in zehn Minuten nicht aufgestanden ist, wird sie ihm Wasser in das Gesicht kippen."

„Das hört sich unangenehm an." Julia schüttelte den Kopf. „Ich hoffe, dass bleibt ihm erspart."

Als sie mit ihren Dienern an der Akademie angekommen waren und ihre Zimmer bezogen, hatte Julia einen der Gründe erfahren, warum Sophie sie begleiten wollte.

„Ein Mädchen! Allein mit drei Jungen! Auf demselben Flur! Hätten ihre Schwestern ihr keine Mädchen oder Frauen mitschicken können... Drei Jungen! Und ihre Mutter macht sich auch keine Sorgen...", hatte die alte Dame leise gemurmelt. „Man hätte die drei wenigstens mit den anderen Bediensteten unterbringen können!" Danach hatte Julia gehört, wie Sophie den drei Jungs eine Hand voll Verhaltensregeln diktierte, wie zum Beispiel, dass sie Julias Zimmer nicht ohne Erlaubnis betreten durften... Julia hatte amüsiert zugehört.

Nun kam Sophie mit dem schüchternen Finn zurück. Er erzählte ihr grade von den Bergen, die um sein Heimatdorf herum lagen. Als er Julia und Leopold bemerkte verstummte er sofort.

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt