Kapitel 55

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Julia

„Ich werde dich vermissen, Schwesterchen!" Peter drückte sie fest an sich. „Was hältst du davon, wenn ich dich in der Akademie besuche? Dann kannst du mir alles zeigen!"

Babette, die neben ihnen stand rümpfte die Nase. „Du bist ein Sterblicher, Peter. Was willst du an der Akademie? Die ist nur für Hexen und Zauberer! Und zieh bitte endlich dieses Nachthemd aus! Das ist lächerlich!"

Das stimmte nicht. Tatsächlich stand ihm das Nachthemd sehr gut. Er sah selten ‚lächerlich' aus und wenn, dann war es wohl durchdacht und diente dazu, die Königin und den König zu ärgern. Diejenige die jedoch tatsächlich lächerlich aussah, musste sich dafür nicht einmal anstrengen. Babette hatte eindeutig Talent, wenn es darum ging unvorteilhafte Kleidung zu wählen.

Peter, der noch immer seine Schwester an sich drückte, sah zu seiner Verlobten. „Hier? Jetzt?"

Julia musste lachen.

Marko, der gerade den letzten Koffer in die Kutsche geladen hatte sah zu ihnen herüber. „Ihr wollt Euch ausziehen, Eure Hoheit? Lohnt sich das denn für uns?"

„Marko!", rief Leopold, der hinter der Kutsche stand.

„Was denn?" Der Wolf grinste unbekümmert.

„Ich bin eine Augenweide!", ging Peter auf den Scherz ein. „Und wenn meine Verlobte es will, zeige ich es gern allen!" Er ließ Julia los und machte einen überschwänglichen Knicks.

Babette schnaubte und machte auf dem Absatz kehrt. Sie murmelte verärgert vor sich hin, während sie zurück ins Schloss ging.

„Ich denke, wir können darauf verzichten!" Julia schüttelte den Kopf. „Aber bitte komm zur Akademie!"

Peter nickte. Für einen kurzen Moment sah er traurig aus, doch dann grinste er wieder. „Ich will doch sehen, wo mein Schwesterchen all die großartige Magie lernt!"

Finn und Sophie kamen aus dem Schloss. Sophie trug einen Korb und unterhielt sich mit dem jungen Wolf, der sich über etwas zu freuen schien.

„Wir haben Kekse bekommen! Von Luise!", rief Finn. „Für die Fahrt! Und Kuchen! Den hat sie extra für uns gebacken!"

„Kekse?" Marko rannte zu ihnen und sah neugierig in den Korb, welchen Sophie kopfschüttelnd von ihm wegzog. Marko erwischte dennoch einen Keks und schob ihn sich zufrieden in den Mund.

Bald darauf kamen die Königin und der König, sowie Lea und Cleo um Julia zu verabschieden und dann waren Julia und ihre Diener auch schon auf dem Weg zurück zur Akademie. Auf der Fahrt ließen sie sich die Kekse und den Kuchen schmecken und unterhielten sich über den Ball. Finn war noch immer begeistert von all dem, was er gesehen hatte. Über die Vampire sprachen sie nicht.

Am späten Nachmittag kamen sie an der Akademie an. Es war still im Gebäude. Kaum Schüler waren auf den Fluren und in den Gärten zu sehen. Auch Personal war nur wenig präsent.

„Wo sind denn alle?" Marko runzelte die Stirn.

Es war seltsam. Normalerweise herrschte Trubel in den Gängen. Sie gingen die Treppe hoch zu ihrer Wohnung. An der Tür hing ein Zettel. Sophie nahm ihn von der Tür und las ihn leise durch.

„Offenbar sind unter den Lehrern und Schülern einige Krankheitsfälle aufgetaucht... Daher fällt morgen und übermorgen der Unterricht aus und alle Schüler sind angewiesen, möglichst in ihren Zimmern zu bleiben", sagte sie. „Um eine größere Ansteckung zu vermeiden."

„Die Krankheit, die wir auch hatten?", fragte Finn.

Sophie nickte. „Anscheinend. Ja."

„Zwei Tage kein Unterricht. Das hört sich doch gut an." Julia schloss die Tür auf. „Nach den letzten Tagen kann ich eine Pause gut gebrauchen."

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt