Kapitel 90

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Julia

Es war früh am Morgen, als Trubel im Dorf herrschte. Fiete und Josefine waren bereits vor dem Morgengrauen aufgebrochen und Flora machte gerade Frühstück, als sie laute Stimmen hörten.

„Ich sehe nach, was da draußen los ist." Hanno gähnte und verließ die Küche, in welcher sie sich alle beunruhigt versammelt hatten.

„Ich hole unser Gepäck!", murmelte Leopold und eilte davon.

Finn sah zu Marko. „Soldaten?"

„Das wissen wir noch nicht!" Flora stellte ein paar Brötchen auf den Küchentisch. „Aber wir sollten damit rechnen..."

Julia nahm sich ein Brötchen und aß es stehend, während Flora einige Brötchen in ein Tuch wickelte.

Als Hanno wiederkam wirkte er angespannt. „Es sind keine Soldaten, aber Flüchtlinge."

„Flüchtlinge?", fragte Peter.

„Ja. Aus einem anderen Dorf. Die Soldaten sind auf dem Weg. Der Älteste lässt gerade das Dorf abriegeln und ruft alle dazu auf, unsere Heimat zu verteidigen. Die Kinder wollen sie im großen Schuppen verstecken."

Julia schüttelte den Kopf. „Das ist Irrsinn."

„Wir können nicht fort?" Flora legte das Bündel mit den Brötchen auf den Tisch. „Es wird alles abgeriegelt?"

Hanno nickte grimmig. „Ich denke nicht."

„Also weißt du es nicht?" Peter sah aus dem Fenster. „Wir sollten es zumindest versuchen!"

Doch sie kamen nicht dazu. Stattdessen hörten sie ein lautes Krachen und zwei Elfen stürmten in die Küche. Sie hatten die Haustür aufgebrochen.

„Wir brauchen die Prinzessin!", sagte eine Elfe mit kurzen, braunen Haaren. „Sie ist unser Druckmittel." Ihr Blick viel auf Peter. „Und den Prinzen. Befehl des Ältesten. Ihr habt euch lange genug widersetzt!"

Der andere Elf verschränkte die Arme. „Ihr könnt sie freiwillig herausgeben, oder..."

„Oder was?", zischte Flora. „Was wollt ihr machen? Uns töten?"

„Das wäre eine Möglichkeit", antwortete der Elf. Doch es war erkennbar, dass er sich nicht wohl bei dem Gedanken fühlte.

„Wir sollten alle fliehen", meldete sich nun Julia zu Wort. „Richtet das dem Ältesten aus. Ihr habt keine Chance gegen bewaffnete Soldaten! Das ist Irrsinn! Fragt die Flüchtlinge, ich bin mir sicher, sie bestätigen euch das! Ihr habt keine Waffen! Ihr habt keine Magie!"

Die Elfe betrachtete Julia neugierig. „Du bist eine Seherin? Wie die Königin? Sicher kannst du uns sagen, wie wir gewinnen können? Ilse erzählte, du hättest den Kampf gesehen?" Ihr Blick wurde herausfordernd. „Also? Wie gewinnen wir?"
Der andere Elf schnaubte. „Wir sollen sie in Gewahrsam nehmen und nicht mit ihr plaudern!"

„Aber das werdet ihr nicht!" Marko stellte sich den beiden Elfen in den Weg. „Wir müssen fliehen. Das ist der einzige Weg!"

„Ich will mit dem Ältesten sprechen!" Julia stand auf und schob sich an Marko vorbei.

„Julia!" Leopold eilte zu ihr und stellte sich schützend vor sie, bevor die beiden Eindringlinge nach ihr greifen und sie aus dem Haus zerren konnten.

„Ich will mit ihm sprechen!", wiederholte sie. „Jetzt! Bringt mich zu ihm!" Julia hatte dieses Theater satt. Sie musste etwas unternehmen. Und wenn das bedeutete, dem Ältesten in die Hände zu laufen, dann war das eben so. Sie musste ihn überzeugen. Die Zeit rannte ihnen davon!

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt