Bonuskapitel 13

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(Einige Monate später.)

Gustav von Steinhof war guter Dinge. Heute heiratete seine Tochter.

Nach der Katastrophe mit Prinz Peter war sie Opfer des Gespötts geworden und zog sich mit anhaltender schlechter Laune immer öfter zurück. Daher hatten er und Leonora nach einem passenden Mann für sie gesucht, um dem Spott ein Ende zu bereiten und Babette eine neue, positive Aussicht auf ihre Zukunft zu geben. Arrangierte Ehen waren im Adel nicht unüblich, auch wenn sie immer seltener wurden. Nach Babettes Hochzeit würde die Familie und all die anderen Adligen das Unglück mit dem Prinzen sicher schnell vergessen.

Babette war nicht besonders begeistert, als er ihr Felix von Grünwies vorstellte. Den jüngeren Bruder von Florian Grünwies, der leider verstorben war. Florian war verlobt gewesen mit einer der Prinzessinnen. Der Baron konnte sich noch gut an die Beerdigung erinnern. Felix sah seinem Bruder nicht besonders ähnlich. Er war vier Jahre älter als Babette und kam eher nach seiner Mutter, während Florian das Ebenbild ihres Vaters gewesen war. Felix, ein Seher mit geringer Begabung, war auf der Suche nach einer Frau gewesen und hatte sich schnell zur Ehe mit Babette bereiterklärt. Babette hingegen schmollte, doch schließlich ließ sie sich überreden. Auch sie konnte den Spott nicht mehr hören und wollte Peter schnell vergessen.

Heute war also die Hochzeit. Der glücklichste Tag in ihrem Leben. Sie würde mit Felix in das Anwesen ziehen, welches die königliche Familie ihr geschenkt hatte. Ein kleiner Trost in Anbetracht der Erniedrigung, die sie durch den Prinzen hatte ertragen müssen.

Doch leider verpasste der Baron ihre Hochzeit. Die Hochzeit seines ältesten Kindes. Der Grund war sehr überraschend am Morgen geschehen. Bei seiner Frau hatten die Wehen eingesetzt, nachdem Babette mit ihrer Kutsche vorrausgefahren war, um in ihrem neuen Zuhause, wo die Trauung stattfand, ihr Hochzeitskleid anzuziehen, die Dekoration in Augenschein zu nehmen und all die anderen Dinge, die sie überprüfen wollte. Wenn sie eines nicht wollte, dann eine zweite ruinierte Hochzeit! Er und seine Frau wollten ihr etwas später hinterherfahren, da seine hochschwangere Frau verschlafen hatte, doch alles kam anders. Er hatte einen Diener zu dem Anwesen seiner Tochter geschickt, um ihr mitzuteilen, dass ihre Eltern verhindert waren.

Die Stunden vergingen. Er hatte nicht mit einer schnellen Geburt gerechnet, da die Heiler Zwillinge vermuteten. Er bangte also und wartete Stunde um Stunde, und freute sich darauf seiner Tochter, als zweites Hochzeitsgeschenk, ihre Geschwister zu präsentieren. Babette würde sicher überglücklich sein. Die letzten Monate war sehr schlecht gelaunt gewesen.

Gustav saß im Kaminzimmer und goss sich ein zweites Glas Wein ein. Seine Frau hatte ihn, nach einer halben Stunde, fluchend und schimpfend aus dem Raum geschmissen. Die beiden Hebammen hatte ihn schmunzelt rausgeschickt. Er konnte es kaum erwarten seine Kinder zu begrüßen und seine Euphorie hatte seine Frau wenig begeistert.

Dann, nach einer weiteren Stunde, war es endlich so weit. Eine Dienerin kam in das Kaminzimmer und lächelte ihn mit Tränen in den Augen an.

„Herzlichen Glückwunsch!", sagte sie aufgeregt. „Es sind Drillinge! Zwei Mädchen und ein Junge! Alle gesund und munter!"

„Und Leonora?"

„Erschöpft, aber es geht ihr gut. Herzlichen Glückwunsch! Das ist so wundervoll! Eure Frau erwartet euch!"

Das musste er sich nicht zweimal sagen lassen. Überglücklich rannte er bis ins Schlafzimmer, wo seine Frau mit drei kleinen, weinenden Bündeln im Bett lag. Sie strahlte.

„Leonora!" Er eilte zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die feuchte Stirn.

„Sie sind da!" Sie hatte Tränen in den Augen. „Schau nur. Wie schön sie sind!"

Er betrachtete die drei kleinen Wesen. Die beiden Mädchen hatten die dunkle Haut ihrer Mutter und aschblondes Haar. Sein Haar. Nur etwas dunkler. Der Junge war blasser als seine Schwestern mit Leonoras dunklem Haar. „Sie sind perfekt!" Die Hebammen räumten auf und behielten die frisch gebackene Mutter im Auge.

„Nicht wahr?" Dann warf sie ihm einen ernsten Blick zu. „Aber noch einmal mache ich das nicht! Einmal reicht mir völlig!" Sie schnaubte.

„Natürlich Schatz..." Er verzog das Gesicht. „Aber wolltest du nicht eine große Familie?"

„Wir haben vier Kinder. Das ist eine große Familie!"

„Wie sollen die Kinder heißen?", fragte nun eine Hebamme amüsiert.

„Unser Sohn, der älteste, heißt Gerhard." Leonora lachte. „Die zweitälteste heißt Gundula... Und für unsere Jüngste... Gustav? Was hältst du von Bernadette?"

„Der Name meiner Urgroßmutter?" Er nickte. „Ja. Das gefällt mir."

„Und es klingt so ähnlich wie Babette!" Leonora betrachtete verzückt ihre drei Kinder. „Gerhard, Gundula, Bernadette und natürlich Babette! Unsere Kinder!"

Gustav weinte vor Glück.

Er wusste nicht, dass Babette alles andere als entzückt sein würde. Während ihre Eltern in ihrem neuen Glück badeten, betrachtete Babette auch ihre zweite Hochzeit als ruiniert.

(c: sasi)

Hexe - Der AufstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt