Friedrich
Ein Diener gab ihm drei Briefe, die gerade angekommen waren. Einen Brief vom Baron an ihn, einen Brief von Julia an Agathe und einen an Peter. Julia schrieb selten an jemand anderes als Peter. Friedrich schmunzelte. Wenn sie an ihre Mutter schrieb, dann war es vermutlich etwas Wichtiges.
War er enttäuscht, dass sie keinen Brief an ihn schrieb? Sicher. Aber Julia hatte ihren eigenen Kopf und er vermutete, dass sie es ihren Eltern Übel nahm, dass sie sie zur Akademie geschickt hatten. Vermisste er seine Tochter? Sicher. Aber es war zu ihrem Besten und er hoffte, sie würde das irgendwann erkennen.
Er öffnete den Brief des Barons, bevor er die beiden anderen Briefe zu ihren Besitzern brachte. Der Baron fragte nach einem neuen Termin, um das neue Zuhause ihrer Kinder zu besichtigen. Friedrich nahm sich vor, ihm schnell zu antworten.
Peter kam ihm auf dem langen Flur entgegen. Er war tief in Gedanken versunken. „Peter?" Er stoppte seinen Sohn, der ihn nicht bemerkt zu haben schien. Worüber dachte er wohl nach? Peter sah ihn überrascht an. „Hier ist ein Brief für dich. Von Julia." Er hielt ihm den Brief hin.
„Oh." Peter lächelte und nahm den Brief. „Danke."
„Babettes Vater fragt, wenn wir den Rest deines neuen Zuhauses ansehen wollen. Ich dachte, an dieses Wochenende."
Peter zog eine Grimasse. „Oh."
„Zieh dann bitte etwas..." Friedrich betrachtete die bunte, auffällige Kleidung seines Sohns. „Etwas unauffälligeres an. Du möchtest doch sicher Babette nicht unnötig verärgern? Ihr ist ein angemessenes Aussehen sehr wichtig." Zwar war die Kleidungswahl der jungen Frau manchmal leicht bizarr, aber er wollte nicht über den Geschmack seiner zukünftigen Schwiegertochter urteilen. Friedrich war es dennoch wichtig, dass sein Sohn seiner neuen Rolle entsprechend aussah.
„Ich werde hervorragend aussehen, keine Sorge", antwortete Peter mit einem schelmischen Grinsen. Dann ging er mit seinem Brief davon.
Friedrich schüttelte den Kopf. Er verstand seinen Sohn nicht. Es kam ihm so vor, als würde nur Julia ihn verstehen.
Als nächstes machte er sich auf den Weg in das Büro seiner Frau, die noch immer verärgert war. Und alles nur wegen einer ehemaligen Dienerin und ihrem Sohn.
Warum konnten sie nicht einfach schweigen?
Es war eine kurze Affäre gewesen. Nichts von Bedeutung. Er hatte Spaß gehabt, mehr nicht. Und er hatte ihr Geld gezahlt, damit sie schwieg. Damit niemand wusste, dass das Kind von ihm war.
Finn
Als er aufwachte, lag Marko noch schlafend an seinem Bett. Vorsichtig stieg er über ihn und nahm den Abenteuerroman von seinem Nachttisch. Mit dem Roman ging er ins Wohnzimmer, um dort zu lesen. Dort saß Sophie und strickte an einem Pullover. Sie summte dabei eine leise Melodie. Julia saß auf dem Sofa und las in einem anderen Buch, dass sie neu gekauft hatte. Als sie Finn bemerkte lächelte sie. „Wie geht es dir?", fragte sie ihn.
„Besser. Und Euch?"
„Gut. Ich bin froh, dass ich Morgen den Unterricht schwänzen darf." Sie zwinkerte ihm zu.
Sophie lachte. „Ich koche dann mal etwas zum Abendessen", sagte sie, legte den angefangenen Pullover Zur Seite und ging in die Küche, wo Finn Leopold gesehen hatte.
Finn setzte sich neben die Prinzessin. „Leopold hat erzählt, ihr hättet euch geküsst?"
Die Prinzessin sah ihn leicht erschrocken an und errötete. „Hat er das?"
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Hexe - Der Aufstand
FantasyJulia möchte ein normaler, sterblicher Mensch sein. Ihre ältesten Geschwister sind Hexen, Zauberer. Julia möchte nichts davon. Sie möchte alles hinter sich lassen. Doch das Schicksal hat anderes mit ihr vor: Kurz vor ihrem 16. Geburtstag zeigt sich...