Namjoon
Geistesgegenwärtig nahm Namjoon die Grünlilie vom Tisch und glitt mit einer doch erstaunlich geschmeidigen Bewegung unter eben diesen. Leise stellte er Lilly ab und warf ihr einen beruhigenden Blick zu. Er würde nicht zulassen, dass ihr was passierte.
Seine vernünftige Seite verdreht leicht die Augen, bedachte sie doch, dass ein Einbrecher wohl als letztes zu der Grünlilie auf dem Fensterbrett greifen würde und es doch nicht so geistesgegenwärtig war, sich die Mühe zu machen, eine Zimmerpflanze zu verstecken. Aber Namjoon konnte auch nicht aus seiner Haut. Hier ging es um seine Freundin, okay?
Er hielt den Atem an und sah sich nach etwas um, dass er als eine Waffe benutzen konnte, doch sein Messerblock stand zu weit weg, als das er ihn hätte erreichen können. Überhaupt fragte er sich, welcher Idiot in den fünften Stock kam, um jemanden auszurauben. Namjoon hatte nicht umsonst eine Wohnung so weit oben gewählt, zur Hölle.
Er warf einen Blick in den Flur und erkannte nichts weiter, als ein Paar schlanker Beine. Wahrscheinlich männlich. "Hallo?" Ja, ein Mann. Seine Stimme war tief und auf eine seltsame Art und Weise rau und sanft zugleich.
Und er war wohl ein Depp. Schließlich kündigte man sich als Räuber doch nicht auch noch an. Namjoon sah wie der Unbekannte erst einmal grade aus ins Wohnzimmer ging. Das war wohl seine Chance.
So leise wie möglich kletterte er wieder unter dem Tisch hervor und schnappte sich eines der Messer aus dem Block, bereit sich zu verteidigen, wenn es sein musste. Plan war es sich ins Schlafzimmer zu schleichen. Dort lud Namjoons Handy. Er könnte, wenn er es denn erreichte, zumindest die Polizei informieren, dass jemand grade in seine Bude auf den Kopf stellen wollte.
Also bewegt er sich leise in den Flur, bezog Stellung neben der Wohnzimmertür und warf einen vorsichtigen Blick ins Wohnzimmer, doch der Typ war plötzlich nirgends zu sehen.
Wo war der Kerl hin? Das konnte doch nicht wahr sein.
"Ich weiß, dass du rechts neben der Tür stehst. Du warst deutlich zu hören. Hör zu, Namjoon, ich will keinen Ärger machen, ich suche nur jemanden. Oder besser gesagt 'etwas' - um vielleicht auf eine Ebene zu kommen, auf der du mir folgen kannst. Mehr nicht. Also wäre es nett, wenn du das Messer aus der Hand legen würdest."
Namjoon bis die Zähne zusammen.
Natürlich konnte er den Typen nicht sehen, wenn der das gleiche machte, wie er. "Woher weißt du meinen Namen?", zischte Namjoon.War er ein Stalker? Oder war das vielleicht irgendein Magieschrott, weil sowas in einer Fantasy-FF-Parodie nicht fehlen darf? Der Unbekannte hinter der Wand lachte leise ein tiefes, amüsiertes Lachen. "Er steht an der Klingel."
Manchmal war das Leben so simpel.
"Und was willst du hier?" Namjoon festigte nervös den Griff um sein Messer. Dieser Kerl wollte jemanden finden und er ging davon aus, dass Namjoon diesen jemand als 'etwas' verstehen würde. Sein Blick floh zum Tisch unter dem er Lilly versteckt hatte. Nein, ach komm. Sie redeten hier sicher nicht von seiner Grünlilie. Allerdings war sie tatsächlich spontan das einzige, was ihm dazu einfiel.
Der Mann hinter der Wand seufzte. "Vordringlich? Dass du das Karottenköpfchen, das gleich durch die Tür kommt, nicht erstichst, das wäre auch sehr nett." Was für ein Karottenkopf? Wie auf Kommando stolperte eine weitere Person über die am Boden liegende Tür in die Wohnung.
Es war ein weiterer Mann, tatsächlich ausgesprochen hübsch, nicht besonders groß und in der Tat ein 'Karottenköpfchen', wie der andere ihn bezeichnet hatte, denn sein Haar war leuchtend orange. Er bemerkte zunächst Namjoon, dann das Messer und dann das dieser es mit einen Zischen auf ihn richtete. Seine Augen wurden groß und er hob die Hände, um zu zeigen, dass er nicht bewaffnet war. "Immer mit der Ruhe, Kumpel. Wir kommen in Frieden."
Namjoon warf nur einen Blick auf die aus den Angel geworfene Tür. Das Karottenköpfchen grinste. "Ja, ich finde sein Talent neue Freunde zu gewinnen auch einfach schier unfassbar faszinierend", meinte er und sah sich kurz um. "Wo steckt der Depp überhaupt?"
Namjoon war gestresst. Nicht nur, dass er keine Ahnung hatte, was diese Typen vom ihm wollten, jetzt waren sie auch noch zu zweit. Entdeckt war er auch worden und er hatte keine Ahnung, wie er die zwei wieder aus seiner Wohnung raus bekam. Namjoon wusste nicht, ob es schlau war, aber er zog sich ein wenig in den Flur Richtung Küche zurück. Nicht, dass der andere Typ um die Ecke sprang.
"Na, du bist ja richtig gesprächig", meinte der Karottenkopf. Der anderen erschien in der Wohnzimmertür und lehnte sich an den Türrahmen. Wahrscheinlich hatte er Namjoons Rückzug genauso gehört, genau wie er seinen Vormarsch gehört hatte. Irgendwie wurde Namjoon das Gefühl nicht los, dass er der gefährlichere der beiden war. Namjoon musterte ihn.
Er war größer als das Karottenköpfchen. Auch er sah ziemlich gut aus und Namjoon fragte sich willkürlich, was das bitte für ein Genpol da unter den Räubern war. Die Autorin fragte sich viel mehr, was das für ein Genpol bei BTS war. Der geschulte Leser weiß was gemeint ist. Doch zurück zu dem Unbekannten Türsprenger. Sein Haar war von einem undefinierbaren Fliederton und seine Haut gebräunt.
"Jetzt leg endlich das Messer weg, Namjoon", forderte er Namjoon auf. "Du weißt seinen Namen?", fragte das Karottenköpfchen. "Steht an der Klingel", meinte Namjoon dunkel, worauf der Kleinere der beiden mit einem "Tatsächlich?" sich kurz aus der Wohnung lehnte, um auf das Klingelschild zu glotzen. "Ein Kim~ Wie Klassisch." Er grinste wieder und rempelte den anderen in die Seite. "Wenn du ein Koreaner wärst, wärst du sicher auch ein Kim, Taehyung", zog in mit der Gewöhnlichkeit des Names auf. "Ja, und du ein Park oder sowas, Karottenkopf."
Er seufzte. "Wie wäre es, wenn mein nutzloser Lieblingslotus sich ein bisschen nützlich macht und nachschaut, ob sie im Schlafzimmer ist? In Küche und Wohnzimmer scheint sie nicht zu sein." Sein Partner in Crime tat es ihm gleich und seufzte erst mal eine Runde. "Womit habe ich nur einen dermaßen unbegabten Partner verdient? Du bist wirklich der schlechteste Tracker in ganz Curare." Taehyung atmete hörbar ein. "Ich bin Warrior und kein Tracker, Jimin. Und ich bin der Beste, um genau zu sein, und das ist auch der Grund warum ich dich an der Backe habe, schließlich brauch es die Fürsorge der Besten, damit selbst Leute wie du, die von einer Kacke in die nächste rutschen, am Leben bleiben."
Okay. Namjoon war raus. Die beiden schienen in ihrer eigenen Welt zu sein und völlig vergessen zu haben, dass er auch noch hier war und sie mit einem Messer bedrohte. Was war falsch mit diesen Typen? Namjoon räusperte sich. Doch die beiden ignorierten ihn gekonnt.
Jimin war scheinbar noch nicht fertig mit Taehyung. "Das ist gar nicht das Thema. Wie wäre es, wenn wir darüber reden, dass du deine eigene Schwester nicht getrackt bekommst, wenn sie keine fünf Meter weit weg ist."
Mit diesen Worten nickte Jimin zur Küche, was Namjoon wieder seine volle Aufmerksamkeit auf das seltsame Duo lenken ließ. Warum hatte er nur ein ganz ungutes Gefühl bei der Sache? Taehyung warf einen irritierten Blick in die Küche. Jimin verdrehte die Augen. "Unter dem Tisch, Baepsae."
Taehyung folgte der Anweisung und ging in die Hocke um vom Flur aus einen Blick unter den Tisch werfen zu können. Er legte den Kopf schief und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
"Chora."
Der Name verließ seine Lippen so leise und sanft, dass sich Namjoon sich fast nicht sicher war, ob er es wirklich gehört hatte.
Er runzelte die Stirn. Seine Nervosität wurde nicht besser, im Gegenteil. Vor allem, als er sah, wie Taehyung sich straffte, als er sich aufrichtete. Er wirkte nur noch hochgewachsener, fast bedrohlich. "Geh aus den Weg, Namjoon." Was zur verdammten Hölle?!
Namjoon schüttelte nur den Kopf. "Nur über meine Leiche."
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Curare Teil I
FanfictionAls der 23-jährige Koreaner Namjoon sich verliebt zweifelt er selbst ein wenig [oder eher ernsthaft] an seiner mentalen Verfassung, denn seine große Liebe ist nicht etwas eine junge, hübsche Frau oder - for gods sake - ein schnieke Typ, nein ... sei...