#111 Try and Error

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Jimin

Er verlangte doch gar nichts. Er wollte doch nur bei Hobi sein. Nicht mehr und nicht weniger.

Hobi hatte wahrscheinlich Angst, dass er das alles nur sagte und tat, weil er an die Energie heran wollte, aber das war auf so vielen Eben so falsch. Die Energie war das letzte, was er haben wollte. Es war nicht mal so, als wäre sie ihm egal. Er wollte sie oben drauf auch einfach nicht haben.

Doch das war nicht so einfach, denn nur weil er sie nicht wollte, blieb sie nicht wo sie war.

Doch jetzt galt es erst mal, ihn zu zerstreuen, wenigstens für einen Augenblick. So lange, bis er aufhörte, alles kaputt zudenken und ihm die Zeit gab, die er brauchte, um nach einer Lösung zu forschen. Er hatte keine parat, noch nicht, aber er war sich sicher, dass es irgendwo eine geben musste.

Hobi hatte wahrscheinlich Recht, wenn er behauptete, dass kein Energizer fähig war, dass in den Griff zu bekommen. Dass es in der Natur des Energizers lag, die Energie rüber zu schießen. Jimin merkte das ja auch. Nein, Hobi hatte gar nichts im Griff und er würde auch nichts in den Griff kriegen. Das war Jimins Aufgabe.

Er sollte also gehen?

Er würde es ja tun, wenn er nicht genau wüsste, dass Hoseok irgendeinen Plan verfolgte. Jimin ging also nicht. Im Gegenteil, er trat noch etwas näher. Er lehnte sich zu ihm, ignorierte die Forderung nicht näher zu kommen und küsste ihn hinters Ohr. Zerstreuen war der leichte Teil, das konnte Jimin gut.

Hoseoks Körper sehnte sich nach zärtlichen Berührungen und reagierte empfänglich. Hobis Dickschädel hingegen war noch immer der Meinung, dass er gehen sollte. Das nannte man doch mal eine zweigeteilte Meinung. Hoseok schluckte schwer, was Jimin zufrieden zur Kenntnis nahm. Am Ende des Tages war er doch auch nur ein Mann.

"Du bist selbst Schuld", machte er den Energizer aufmerksam und küsste ihn dieses Mal etwas tiefer, allein schon um zu fühlen, wie viel Energie wirklich sprang. "Ich war brav so lange dein verdammter Mateblock okay war... aber jetzt... "Er unterbrach sich kurz. Es war die Wahrheit. Vorher war er irgendwie mit seinen Gefühlen für Hoseok klar gekommen. Doch zu wissen, dass sie erwidert wurden änderte einiges.

"Du bist sowieso am Arsch Hoseok", fuhr er nachdenklich fort, "Jetzt brauche ich wirklich keien Rücksicht mehr zu nehmen. Dass du leidest, hast du entschieden. Wie du leistest, entscheide jetzt ich." Seine Worte waren kaum mehr als ein Flüstern, doch er wusste genau... Hoseok hörte zu. Es gab nur zwei Wege: Mit oder ohne ihn. Er sollte viel lieber mit Jimin leiden. Der Lotus würde sich eher selbst ins Bein hacken, als Hoseok allein zu lassen mit dem ganzen Schmerz.

"Aber...", wollte Hoseok intervenieren. Doch Jimin unterbrach ihn mit einem sanften: "Shhh." Wieder strich er über die Wange des anderen und fuhr ihm zärtlich ins Haar. "Wenn es notwendige sein sollte, gehe ich mit Freuden mit dir zusammen unter." Doch sein Mate schüttelte nur wieder den Kopf und schob ihn energischer von sich, was Jimin erst mal zuließ.

"Das ist am Arsch deine Entscheidung, ich lass dich ganz sicher nirgendwo untergehen!", zischte er und atmete tief durch. "Zwing mich nicht, dich rausschmeißen zu lassen."

Ein Grinsen breitete sich auf Jimins Gesicht aus. "Das würdest du tun?", hinterfragte er die Drohung des etwas größeren. Ein kleines Lachen entsprang Jimins Brust. Nicht, weil er ihn nicht erst nahm, nein eher, weil er ihn süß fand.

"Es ist offensichtlich, dass du grade nicht in der Lage bist von Mittag bis Zwölf zu denken. Du bedrängst mich, das ist unangebracht, Jimin!", wies Hoseok ihn zurecht und Jimin lachte nur noch mehr. Klar bedrängte er ihn. Aber es gefiel Hoseok, das war ja der Punkt. Hinter alle seiner Sorge und seiner Angst zerging er unter Jimins Händen. Die Sehnsucht nach ihm war nur allzu deutlich spürbar.

Schade nur, dass er der Meinung war, er müsste Jimin vor sich selbst schützen, wo der doch selbst aufpassen konnte. Er wollte doch selber nicht abhängig werden von Energie. Er wusste genau, was mit ihm passieren würde, wenn er sich dem hingab. Hoseok wollte nicht, dass Jimin zu einem Energiejunkiemonster wurde. Fein. Jimin wollte das auch nicht. Also saßen sie doch im selben Boot.

"Ich sagte dir bereits, dass ich vollkommen klar bin", widersprach Jimin, "Ich weiß was ich tue und natürlich rutsche ich dir auf die Pelle, das will ich schon viel zu lange." Wieder gab er nur ein kleines, leises, fast schon heiseres Lachen von sich. "Außerdem magst du es." Das wollte auch noch festgehalten werden. Jimin trat also wieder an den Braunhaarigen heran und legte ihm die Hände sachte an die Hüfte. Dann ließ er die Hände langsam nach oben wandern.

"Ich sagte nein", flüsterte Hoseok fast verzweifelt. Jimin wusste, dass er ihn fast soweit hatte, gut auch daran zu erkennen, dass er Anstalten machte, seine Hand an seinen Mateblock zu legen. Hobi konnte so Wachen rufen und die würden ihn in den Kerker werfen. So einfach.

Es gab nur zwei Personen, die dazu die Berechtigung hatten. Yoongi und Hoseok.

Jimin umschloss Hoseoks Handgelenk mit seiner Hand und somit auch den defekten Mateblock, der sowieso nutzlos war, wenn man davon absah, dass Hobi damit 'Hilfe' hohlen konnte. "Ich würde mir das überlegen", riet der Lotus freundlich, "Ich könnte angepisst sein. Eine ganze... halbe Stunde oder so. Du weißt, mein Schmollen ist legendär."

"Dann nimm gefälligst Abstand!" Hoseok versuchte es immerhin.

"Das willst du wirklich?", fragte Jimin, aber es war rein rhetorisch, "Nein, willst du nicht. In Wahrheit willst du, dass ich näher komme. Noch viel näher... Du willst...", er ließ den Satz in der Luft hängen und küsste ihn stattdessen.

Egal, was Hobi erzählte, sein Körper war ein Verräter. Er erwiderte den Kuss sofort, fuhr ihm in die orangenen Haare und neigte den Kopf, damit Jimin den Kuss vertiefen konnte. Jetzt floss schon deutlich mehr Energie, doch Jimin nahm es kaum wahr. Was für ihn zählte, befand sich vor ihm. Er ließ seine Lippen über die weiche Haut an Hoseoks Hals streichen und zog eine Spur aus sanften Küssen über die Kieferpartie des anderen, bis er wieder an dessen sündhaft schönen Lippen angekommen war.

Erneut küsste er den Energizer intensiv. Hoseok keuchte in den Kuss und Jimin nutze das, um seine Zunge kurz in die Mundhöhle des anderen gleiten zu lassen und sich so spielerisch selbst Einlass zu gewähren, wenn auch nur einen Augenblick. Das war sowieso alles Try and Error, er musste schauen, wie Hoseok das alles aufnahm und genau in diesem Moment fuhr ein leichter Ruck durch den Körper des Energizers.

Sie lösten sich schwer atmend voneinander. Besorgt runzelte Jimin die Stirn.

Dann sah er Hoseok eindringlich an, doch dieser wich seinem Blick schnell aus. Was war da noch? Was verschwieg er ihm noch?

"Hobi", flüsterte Jimin, "Was passiert mit dir?"

Curare Teil IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt