Hoseok
Hoseok hatte erwartet Jimin wäre verletzt. Verletzt zu sein würde bedeuten, dass er doch bestimmt irgendwann die Nase von ihm voll haben dürfte, oder?
Das die erhoffte Wirkung der Worte jedoch ausblieb wurde Hoseok klar, als Jimin einfach lachte. Es klang nicht besonders erfreut, aber er lachte, nur um sich dann näher zu ihm zu beugen und damit wieder dafür zu sorgen, dass Hoseoks Herz einen Moment aussetzte. "Du lügst", sagte er simpel und zog sich das Shirt über den Kopf.
Er sah noch schlimmer aus, als Hoseok es er wartet hatte. Jimins Oberkörper war übersät mit zahlreichen Hämatomen und Prellungen und zeigte ihm nur zu deutlich, dass Jimin zu küssen ihn zwar gerettet haben mochte, aber dass das noch lange nicht bedeutete, dass der Lotus wieder das blühende Leben war. Er trat einen Schritt an Jimin heran und eine gewisse Professionalität erfasst ihn. Jimin brauchte medizinische Hilfe.
Hoseok war kein Heiler, aber als Priest lernte man schon in der Ausbildung das ein oder andere und Hoseok an sich war ohnehin zu so ziemlich allem zu gebrauchen. Als Energizer hatte man zu viel Energie, um zu schlafen, also hatte der Tag seine 28 Stunden und man selber viel zu viel Zeit. Jimin wenigstens das Nötigste zukommen zu lassen, weil der nicht kapierte, dass er doch mal zu einem Heiler gehen sollte, war also durchaus machbar.
Hoseok tastete seinen Oberkörper ab, um herauszufinden, ob es vielleicht schlimmer aussah, als es noch war, doch das Ergebnis war eher suboptimal. Er wusste genau, das Jimin keinen Bock auf einen Stützverband haben würde, doch da kamen er nicht wirklich drum rum.
"Du sagst nicht mal was dagegen", stellte Jimin fest und Hoseok schnaubte und lächelte bitter. "Du warst schon immer sehr von dir überzeugt", sagte er leise und wandte sich dem nächsten Schrank zu, um alles zusammenzusammeln, was er für Jimin brauchte. "Das hat damit nichts zu tun", erwiderte Jimin und ein Hauch Verärgerung schwang in seiner Stimme mit.
Das wusste Hoseok selber. Sehr gut sogar, aber solange Jimin sauer auf ihn war, desto weniger kamen sie beide auf dumme Gedanken. Hoseok hatte sich vorgenommen Jimin irgendwie vor sich selbst zu retten und wenn dieser ihn dafür weiter hassen musste, dann was das wohl so. "Doch schon", meinte er also und erntete dafür einen unsicheren Blick von Jimin. "Was willst du damit sagen?", fragte er.
Hoseok warf ihm einen kurzen Blick zu. "Wochenlang stehe ich ganz oben auf deiner Igno-Liste und jetzt bin plötzlich die Interessenbaustelle. Für mich sieht das eher nach einer Mischung aus Ich-bin-Jimin-ich-kann-jeden-haben-denn-ich-bin-hot und Ich-bin-Jimin-ich-scheiß-auf-Regeln-und-bin-stolz-drauf und Ich-bin-Jimin-und-Energie-ist-geil aus. Alles zusammen ergibt den Versuch sich den Energizer klar zumachen. Was willst du dir beweisen, mhm?"
Jimin kniff verärgert die Augen zusammen. "Pabo", grollte er, "wie oft soll ich dir noch sagen, ich will dich nicht wegen deiner Energie? Nimm das zurück!" Hoseok hatte alles beisammen und stapelte es auf der Liege auf. Nicht, dass das wirklich nötig gewesen wäre, es war eher eine Stresshandlung. "Ich sagte ja auch nicht, dass es nur die Energie ist, wobei die Lust darauf dich wahrscheinlich fröhlich anfeuert. Ich rede von deinem Ego, Jimin! Deinem Ego und deiner Ignoranz gegenüber Regeln. Anders kann ich mir nicht erklären, wie man auf so eine beknackte Idee kommt, wie zu versuchen den Energizer flachzulegen."
Hoseok biss sich auf die Lippe. Das klang sogar irgendwie logisch. Wäre da nicht die Tatsache, dass Jimin ihm schon seit Jahren immer wieder - mal mehr, mal weniger - durch die Blume sagte, dass er alles andere als abgeneigt ihm gegenüber war. Das machte niemand über so lange Zeit nur um die Regeln ins Knie zu treten. Das machte jemand, der nur keine Matebindung aufbaute, weil sein Mate so einen lustigen Mateblock trug und er es aber trotzdem irgendwie merkte. Sie hatten schon immer einen Hang zueinander und seit Hoseok seinen Strang kaputt gemacht hatte wunderte ihn das auch nicht mehr.
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Curare Teil I
FanfictionAls der 23-jährige Koreaner Namjoon sich verliebt zweifelt er selbst ein wenig [oder eher ernsthaft] an seiner mentalen Verfassung, denn seine große Liebe ist nicht etwas eine junge, hübsche Frau oder - for gods sake - ein schnieke Typ, nein ... sei...