#35 Asexuell?

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Namjoon

Fast erwartete Namjoon Thannam würde ihm doch noch eine draufgeben, als er ihr Mienenspiel beobachtete. Denn allmählich wurde sie tatsächlich so sauer, dass ihr die Zornesröte ins Gesicht stieg. Irgendwo verständlich, wahrscheinlich war er der Letzte mit dem sie darüber sprechen wollte. 

"Ich bin asexuell, du Komiker", zischte sie schließlich. Namjoon hätte fast gelacht, aber Thannam hatte ja noch immer das Schwert in der Hand. "Ich habe auch nicht gefragt, ob du sie in die Kiste ziehen willst. Ich hab dich gefragt, ob du sie liebst. Romantik und so." "Ich wüsste verdammt noch mal nicht, was dich das angeht!" Namjoon versenkte die Hände in den Hosentaschen. "Nunja, ich liebe sie auch. Und sie ist mein Mate." 

Das Thannam die Aussage anders auffasste, als Namjoon es beabsichtigt hatte merkte er daran, dass Thannam das Schwert plötzlich zur Seite warf. Es landete mit einem Scheppern auf den Boden und rutschte weiter bis an die Spiegel, die eine Seite des Trainigsraums auskleideten. Namjoon folgte der Waffe mit dem Blick, konnte jedoch nicht lange darüber nachdenken, warum Thannam ihre Waffe wegwarf, weil diese an ihn ran getreten war und ihn schubste. 

"Findet du das witzig, ja?", herrschte sie ihn an und schubste ihn ein weiteres Mal. Namjoon wich einen Schritt nach hinten aus. "Reibst du gerne anderen unter gerne unter die Nase, wenn du am länger  Hebel sitzt?! Macht dir das Spaß?", regte sie sich auf. "Du Arschloch! Du hast dafür nichts getan! Ich war die, die immer für sie da war, also schieb dir deine Matebindung doch in den Anus!!" Der nächste Schubser. Was sie da machte war nicht mal wirklich kräftig, sie war mehr laut, also körperlich angreifend. 

Und sie hatte ja auch Recht. Namjoon hatte sich noch nicht wirklich beweisen können, dass Einzige, was er getan hatte war Lilly auf einem Schrottplatz aus der Erde zu graben und zu ihr zu stehen, auch wenn sie eigentlich offiziell nur eine Grünlilie gewesen war. Aber es war Namjoon ja auch gar nicht darum gegangen Thannam die Matebindung unter die Nase zu reiben. Im Gegenteil. Er hatte nur sagen wollen: Er ist Lillys Mate. Und als Lillys Mate wollte er auch die beste Freundin seiner geliebten Grünlilie nicht aussperren, selbst wenn sie nicht auf einer Wellenlänge sein sollten. 

Es tat ihm auf der einen Seite Leid, dass Thannam es missverstand, aber auf der anderen Seite redete sie endlich und damit konnte er mehr anfangen, als wenn sie schwieg. Doch jetzt jetzt ließ er sie erst einmal toben. "Was glaubst du wer du bist?!", machte sie weiter, klang mittlerweile aber viel mehr ein bisschen zweifelt, während sie ihn noch ein Stück zurück schubste. Ihre Miene war nicht länger verschlossen und steif. Sie wirkte viel mehr verletzt.

Sie war keine böse Person, sie war nur frustriert. 

Namjoon wurde klar, dass sie eine ähnliche Position hatte wie Jin. Nur war sie nicht Lillys feste Freundin gewesen, wobei Namjoon fast davon ausging, dass das grundsätzlich daran lag, dass Lilly schlicht nicht auf das weibliche Geschlecht stand. Hätte sie es getan hätte sie sich Thannam eventuell klar gemacht, grade, wenn diese stärkere Gefühle für sie hegt. Die Asexualität war dabei nicht wirklich das Problem. 

Wenn Namjoon mal konkret darüber nachdachte, viel ihm auf, dass auch er das Gefühl kannte gewisse Dinge nicht zu brauchen, die für andere selbst verständlich waren... gerade für Männer? War er schwul gewesen? Nein, nicht wirklich. Aber Jin hatte sich seiner Zeit eben in sein Herz geschlichen, irgendwie. Und alles was auf jener Ebene passiert war, war von Jin ausgegangen und Namjoon hatte sich lediglich angepasst. 

Gedanken über Beine, Busen und Berührungen pflegte er seit dem Lilly hatte. Doch es war für ihn so natürlich, dass ihm vorher nicht aufgefallen war, dass dies im Grund neu war. 

Doch zurück zu Thannam. Wahrscheinlich hatten Lilly und Hoseok recht. Sie waren Counterparts. Thannam war im Kern wahrscheinlich nicht viel anders, als er - von beziehungstechnischen Neigungen mal ganz abgesehen. Und selbst, wenn sie es doch nicht sein sollte, hatten sie doch zumindest eine Gemeinsamkeit: Sie liebten dieselbe Person. 

Ein weiter Schubser holte ihn zurück zur immer noch wütenden Rose. Er sollte vielleicht endlich mal was sagen. "Thannam, du-" "Ich was?!" Ahja, so viel dazu. "Soll mich von ihr fernhalten?  Soll mich nicht von ihr antatschen lassen? Du Blödmann! Ihr seid Mates, stell ihr Treue nicht in Frage! Sackgesicht!!" 

Namjoon beschloss das es Zeit für einen Gegenangriff wurde. Also hielt er sie beim nächsten Schubsversuch einfach fest, zog sie an sich und schloss sie in eine Arme. Würde sich ja zeigen, wie sehr Counterpart sie waren. Namjoon für seinen Teil konnte sauer sein, wie er wollte, wenn man sich an ihn ranhängte, dann war er erst zu perplex um sich weiter aufzuregen und meistens fing er dann auch nicht wieder damit an, vor allem wenn sich die umarmende Person nicht zu dumm anstellte. 

Offensichtlich wirkte es auch bei der Rothaarigen. Sie war perplex  und verstummte für den Moment, was Namjoon nutzte um endlich zu sprechen. "Du verstehst mich falsch", meinte er. "Ich will nicht, dass du dich von Lilly fernhälst. Im Gegenteil ich bin wirklich froh, dass sie jemanden wie dich hat." Er strich ihr beruhigend über den Rücken und zu seinem erstaunen ließ sich Thannam das gefallen. 

"Ich bin nicht hier um dir drohen oder was von dir zu fordern. Ich will dir einfach nur sagen, dass du keine Angst haben musst verdrängt zu werden und möchte dich einfach bitten mich irgendwie zu akzeptieren, oder es wenigstens zu versuchen." Er löste sich ein wenig von ihr, wobei er seine Hände auf ihren Schultern liegen ließ und ihr hübsches Gesicht musterte. "Für Lilly. Kriegen wir das hin? Ich denke wir wollen beide, dass sie glücklich ist und das wäre sie ganz sicher nicht, wenn wir ihr das Gefühl geben, dass sie sich zwischen uns entscheiden müsste." 

Thannam warf ihm nur einen kurzen Blick zu. "Was kümmert es dich? Du wärst sicher nicht derjenige , der den Kürzeren ziehen würde", meinte sie grummelig, doch er konnte sehen, dass es in ihrem Kopf ratterte. "Das heißt nicht, dass ich das begrüßen würde. Wirklich, Thannam. Ich denke wir könnten uns gut verstehen, du muss dem nur eine Chance geben und Lilly machst du damit auch eine Freude.  Lass uns uns nicht gegenseitig bekriegen." Thannam verdrehte genervt die Augen sagte aber nichts mehr dagegen. Namjoon grinste. Das würde schon irgendwie werden. 

Er ließ eine der Hände sinken und steckte sie wieder in die Hosentasche, während er sich mit dem Ellenbogen auf Thannams Schulter abstützte und nachdenklich in den Spiegel schaute. Thannam verschränkte wieder die Arme und folgte seinem Blick. "Was?" 

"Wir sehen uns tatsächlich ein bisschen ähnlich", meinte er locker und verglich sie im Spiegel. "Ähnlich?" Er nickte. "Lilly und ich waren bei Hoseok wegen der Counterpart-Sache." Thannams Augen wurden schmal. "Sie meinten-" "Wag es nicht." "Aber..." "Nein." Er lachte leise und sie schob eingeschnappt seinen Ellenbogen weg. "Untersteh dich uns zu vergleichen, Mensch", meinte sie, doch es war eher ein Schmollen als wirklich bösartig. Es war kein Vergleich zu dem Verhalten, als er hier rein gekommen war.  

Namjoon grinste nur süffisant. "N'ach komm schon Thannam, ich wollte schon immer einen Zwilling haben oder so", meinte er fast eine Spur herausfordernd. "Tatsächlich?" Thannam setzte ein ironisches Lächeln auf. "Dann bau dir doch einen aus einem Klops Ton, bei deiner Hackfresse sollte das für ein adäquates Ebenbild reichen", schlug sie süßlich vor.  

Namjoon ließ sich davon nicht beeindrucken. Sarkasmus war immer noch besser, als Ignoranz und irgendwie war das auch sein Humor. "Pass nur auf, wenn ich mit einen Tonbruder bastel. Den nenn ich dann Joonnam und stell ihn in dein Zimmer." "Verschone mich." "Ist doch toll? Thannam und Joonnam in einen Zimmer." Thannam schnaubte genervt. Namjoon war derweil noch was ganz anderes aufgefallen. Lilly hatte mit einer Sache Recht.

Thannam hatte tatsächlich Grübchen.

Curare Teil IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt