#18 ... never is easy

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  Jimin

"Du bist was nicht?", hakte Tae irritiert nach, da er es nicht sofort begriff, doch dann schluckte er. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie darüber sprachen, dass Jimin überzeugt war, dass Hobi sein Mate ist. Jetzt das Gegenteil zu hören, war sicherlich überraschend.

Jimin schniefte. Es wurde echt Zeit, dass er sich wieder beruhigte, doch er konnte nicht. So wie er auch einfach nicht normal zu Hobi sein konnte im Moment. Er würde so gern, aber er konnte nicht.

Der Lotus war niemand, der seine Gedanken für sich behalten konnte, oder es schaffte seine Gefühle zu verstecken. Im Moment konnte er nicht anders, als sich seiner Enttäuschung und seinem gebrochenen Herzen hingeben, wann immer er Hoseok auch nur vom Weitem sah. Er war so... wütend auf das Schicksal und so eifersüchtig auf wen auch immer. Wer auch immer Hobis Mate war, er war es nicht.

"Wie kommst du da plötzlich drauf?", fragte Tae jetzt sanfter und tätschelte seinem Freund tröstend das orangene Haar. Jimin wischte sich mit dem Ärmel seines Pullis die Augen. Er war immer noch klamm, hatte er sich schließlich noch nicht umgezogen. Er biss sich auf die Lippe, um eine neue Flut Tränen erfolglos zu unterdrücken.

"Ha-hast..." Wieder schluchzte er. Es nervte ihm selber, dass er so weinen musste, doch anscheinend war das längst überfällig gewesen. "Hast du nicht seinen Mate-Block gesehen?" Taehyungs ratloser Blick verriet Bände. Waren sie denn alle blind? Es war so offensichtlich. Jimin verdrehte die geröteten Augen. Dann zog er zittrig die Luft ein und schluckte trocken.

"Er hat ihn kaputt gemacht...", sagte er leise. Er hatte den oberen Strang zerstört. Jimin bildete sich das nicht ein. Eine der kleinen, schwarzen Perlen fehlte. Sie saßen nicht so fest, wie sie es immer getan hatten. Der Lotus hatte es sofort gesehen.

Zunächst war er sehr aufgekratzt gewesen, denn er hatte seine Chance gewittert. Er hatte Hoseok genau beobachtet, denn wenn er ihn als seinen Mate erkannt hätte, dann hätte er doch reagieren müssen? Irgendwie.

Doch er tat es nicht. Hobi war genau wie immer. Es änderte sich gar nichts. Er reagierte nicht anders auf Jimins Nähe oder gar seine Berührungen, er war einfach so wie immer. Das konnte nur bedeuten, dass sich für ihn auch nichts geändert hatte... weil Jimin simpel nicht sein Mate war.

Die Erkenntnis hatte Jimin hart getroffen, ließ es doch seine gesamte Welt zusammen brechen. Er war sich einfach so sicher gewesen und er konnte auch nichts dagegen tun, dass er Hobi liebte, egal, was alle über die Matebindung sagten. 'Du liebst erst wirklich, wenn du eine Matebindung hast'. Tz. Das er nicht lachte. Was tat er denn bitte sonst? Jimin wusste es besser und er würde sich von niemandem einreden lassen, dass er Hoseok nicht lieben würde.

Warum sonst beherrschte der Energizer seine Gedanken? Warum sonst sorgte er sich so sehr um ihn? Warum sehnte er sich nach ihm, wollte ihn so gern berühren? Warum sonst tat es nur so schrecklich weh, dass Hobi seine Gefühle nicht erwiderte?

Einseitige Liebe war kacke.

Jimin seufzte, als lastete die Last der Welt auf seinen doch recht schmalen Schultern. Er wollte nicht so zu ihm sein. Hobi hatte keine Schuld an all dem. Niemand trug die Schuld. Doch Jimin kam im Moment einfach nicht mit sich und seinen eigenen Gefühlen zurecht. Es war armselig. Doch er wischte sich noch mal die Augen und winkte es ab. "Tae... sag mir erst mal, was dich so aufwühlt..."

"Gar ni..." Jimins Blick brachte den Älteren zum Schweigen. Er verdrehte die dunklen Augen und zuckte mit den Schultern. "Ich versuche das richtige zu tun." Was meinte er damit? Jimin legte den Kopf schief und versuchte zu begreifen, was los war. Seit wann genau war er so?

...

...

"Einseitige Gefühle sind scheiße", sagte er laut und Taehyung ließ ein fast hilfloses und in jedem Fall freudloses Lachen vernehmen, dass schon fast eher ein Schnauben war. "Erstaunlich wie schnell du darauf gekommen bist", meinte er nur und rieb sich die Nasenwurzel, als hätte er Kopfweh. "Wer? Ich mein, wir haben doch gar kein Mädchen..." Oh Scheiße.

Jimin wusste nicht, ob er lachen sollte, oder doch lieber weiterheulen. "Der schwarzhaarige Junge im Treppenhaus?!", fragte er schockiert und schnappte erstmal nach Luft, weil... wow. Taes Mate war ein Mann. Auf der einen Seite wäre es ein Grund, ihn aufzuziehen und auszulachen, aber nicht unter diesen Umständen. Sie mussten nicht drüber reden. Jimin wusste, was los war.

Taehyung hatte ihn gesehen, das bedeutete er hatte eine Bindung zu ihm, doch offensichtlich hatte der junge Mann Tae nicht bemerkt. Er hatte sie ja gar nicht beachtet. "Wir müssen ihn holen", meinte Jimin. Das konnte so nicht gehen. Eine einseitige Matebindung brachte einen früher oder später ins Grab. Das war auch der Grund, warum Jimin absolut keine Lust verspürte, seinen besten Freund aufzuziehen. Das konnte er sich aufsparen, bis sie den Kerl hier hatten, der an Taes Seite gehörte - Mensch hin oder her.

Jimin hatte Angst um seinen Freund. Er konnte sich denken, was in Tae vorging und er fand es eine Scheißidee. Tae war zurückhaltend. Zu zurückhaltend. Er wollte ihn in Frieden lassen, oder was?

"Wir werden ihn nicht holen", antwortete Taehyung auch schon und Jimin schüttelte den Kopf. Das hatte er befürchtet. "Das kannst du nicht antun." "Das kann ich sehr wohl. Sieh dir Namjoon an. Den haben wir heute komplett aus seinem Leben gerissen. Er hatte keine Wahl. Aber ... er....", Tae schien sich kurz zu erinnern. Natürlich. Der Schwarzhaarige würde ihm nie wieder aus dem Kopf gehen. "Für ihn ist es noch nicht zu spät. Er wird in Ruhe leben können, sein eigenes Leben leben. Es steht und nicht zu, ihn aus seinem Leben zu reißen, schlimm genug, dass das Namjoon passiert ist."

Bullshit. Jimin versuchte sich nicht aufzuregen, er war sowieso zu emotional gerade. "Er ist dein Mate!", protestierte er lauter als gewollt und Tae legte ihm nur die Hand auf die Schulter und drückte sie sanft. "Ich will es wenigstens versuchen. Ihm zu Liebe. Verstehst du das?" Von Logischen her ja... emotional gesehen überhaupt nicht. Sie sahen sich einen Moment beide recht gestresst an, dann drehten sie sich wie auf ein unsichtbares Kommando hin beide mit dem Rücken zur Wand und ließen sich nebeneinander daran herunter gleiten.

Jimin legte seinen Kopf an Taes Schulter und sie schwiegen eine Weile. So lange, bis Tae die stille brach. "Kannst du dich nicht drüber lustig machen, dass es ein Mann ist, damit ich weiß, dass es dir gut geht?", beschwerte er sich halbherzig und atmete durch. Jimin schüttelte an Taes Schulter den Kopf. "Nicht solange ich Angst haben muss, dass du in den nächsten Wochen depressiv wirst."

Wieder Stille. "Was ein scheiß Tag." "Mhm."

Jimin drehte den Kopf zu Tae und betrachtete ihn besorgt von der Seite. "Was machen wir jetzt?", fragte er und begegnete dem Blick des anderen, als dieser auch seinen Kopf zu ihm drehte. "Wir könnten Yoongi ärgern...", schlug dieser mit einem schiefen Grinsen vor. "Ich meinte eigentlich eher generell...", antwortete der Lotus daraufhin mit einem halben Lachen. Er strich sich über die Wangen, um die letzten Tränenspuren loszuwerden. "Es kann so nicht weiter gehen. Ich kann einfach nicht lieb zu Hobi sein, aber ich kann ihn auch nicht weiter so... Das hat er nicht verdient. Und du? Ich warte ja nur drauf, dass du durch den Brunnen gehst und nach deinem Mate suchst."

"Nicht, wenn wir nach Ara gehen..." Taes tiefe Stimme klang müde und abgeklärt. Er schien einen Augenblick selbst darüber nachzugrübeln, ehe er fortfuhr. "Lass und nach Ara gehen. Ich wäre weg vom Brunnen und du könntest deine Gefühle in den Griff kriegen... Wir müssen ja nur so lange weggehen, wie wir brauchen, um wieder klar zu kommen mit uns selbst und allem.

Jimin wollte widersprechen, doch er konnte nicht. Tae hatte Recht. Auch wenn er immer noch der Meinung war, dass der Flieder seinen violetten Arsch in seine Kapsel setzen sollte und den Schwarzhaarigen holen sollte und fertig. Es gab nichts Besseres, als einen Mate zu finden, da sollte auch dieser Mensch drüber dankbar sein.

Ara. Eine der ältesten Städte. Im Gegensatz zu Vicarli, welches auf einer riesigen 100 m hohen Plattform erbaut worden war und mit seinen fast 150 Quadratkilometern eine der größten Städte in Curare war, war Ara noch in einen der Mammutbäume hineingebaut worden und auch vergleichsweise klein. Jimin hatte Ara schon immer mal sehen wollen. Diese kleine Holzstadt war sicher ganz anders als die glänzende, moderne Hauptstadt.

"Okay... lass uns das verbinden. Wir gehen jetzt zu Yoongi, ärgern ihn und dann bitten wir ihn, dass er uns nach Ara versetzt", stimmte Jimin schließlich zu und stand wieder auf. Er zog seinen besten Freund auf die Füße. Das war sicher der beste Weg... zumindest für Jimin. Das mit Tae und seinem Mate war noch nicht durch, zumindest nicht für den Lotus.  

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