#30 Ich will, dass du weißt...

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Thannam 

Hoseoks Abgang war keinem von ihnen entgangen und Thannam konnte es sich nicht verkneifen Jimin einen strafenden Blick zuzuwerfen. Auch die Rose fragte sich allmählich, was falsch lief, auch wenn sie ihre Gedanken meist für sich behielt. 

Die Runde dauerte nicht mehr besonders lange und Thannam schnappte sich das Protokoll, bevor es jemand anderes tat. Sie wollte nach Hoseok sehen. Eigentlich hing sie sich nicht in sowas rein und meist hatte sie eine eher außenstehende Rolle. Nicht weil sie ausgeschlossen wurde, gewiss nicht, eher, weil sie selbst gern einen Schritt zurück trat und versuchte das ganze Bild zu überblicken. 

Normalerweise klappte das ganz gut. Aber bei dieser Jimin-Hobi-Kiste stieg sie wirklich nicht durch. Sie würde auch weiterhin die Nase nicht tiefer reinstecken als nötig. Dafür hatten sie Taehyung. Jedoch konnte es nicht schaden, zu schauen, ob Hobi auch wirklich okay war. Am besten subtil. So subtil sie eben konnte, also würde sie ihm das Protokoll bringen und erst mal schauen, wie gut er sich in der Zwischenzeit wieder gefangen hatte.

Gerade als sie sich das Protokoll schnappte, fragte auch schon Lilly danach. Das Mädchen war doch wirklich überall. Sie hatte der Runde nicht mal beigewohnt und Thannam fragte sich wirklich, wie die Grünlilie davon wieder Wind bekommen hatte. Hatte sie etwa vor der Tür gewartet... aka gelauscht? Das würde die roten Ohren ihres Mates erklären, der definitiv aus der Wäsche schaute als hätten sie was Verbotenes getan. 

Subtil war nicht Lillys Ding. Sie war süß und sie war lieb, aber sie fiel immer mit der Tür ins Haus und brachte dabei den ganze Garten mit nach drinnen. "Ich mach das...", sagte die Rose also leise, als sie Lillys fragendem Blick begegnete. Die Grünlilie hielt kurz inne, als wollte sie nach einem Einwand suchen, doch dann nickte sie. 

"Sorg dafür, dass er was isst, auch wenn er eigentlich nicht muss... das wird ihm trotzdem gut tun...", wies sie die Größere fürsorglich an und Thannam nickte. Normalität. Manchmal brauchte er etwas zum orientieren. Thannam strich Lilly ein paar Strähnen hinter das Ohr, die sich aus ihrem eher unordentlich geflochtenen Zopf gelöst hatten. "Keine Sorge", murmelte sie, während sie dies tat, "ich hab das im Griff. Ich krieg das hin." 

Thannam spürte einen Blick auf sich und als sie aufsah, begegnete sie dem von Namjoon. Schnell ließ sie die Hand sinken. Sie konnte nicht ganz deuten, was in seinem Kopf wohl vorging, doch sie wollte ihn auch nicht provozieren. Er war ein Mensch, bei denen wusste man nie so genau.  Die junge Frau räusperte sich also und rollte dann das Papier, auf dem festgehalten worden war, was sie noch besprochen hatten, etwas in ihren Händen. 

Es schmerzte ein wenig, wenn sie dran dachte, wie sehr sich die Beziehung zu Lilly zwangläufig verändern würde, denn jetzt war da Namjoon, der bestimmt nicht gern sah, wenn sie sich ein obligatorisches Küsschen gaben oder wenn Lilly an einer fremden Frau hing. Thannam würde es zwar nicht zugeben, aber sie wusste, dass sie es vermissen wird. 

Gerade als sie das dachte, fühlte sie, wie die Grünlilie nichtsdestotrotz die Arme um ihre Taille schlang. "Da ist noch was Thannam... Hör auf, so zu grübeln, ja?" Woher wusste sie das schon wieder? Die Rose zog nur eine Augenbraue hoch und bedachte die Kleinere mit einem genervten Blick. "Tu ich nicht", widersprach sie lahm. "Tust du wohl!" Damit bekam sie doch einen Kuss auf den Mund gedrückt und Lilly löste sich von ihr. 

"Bis später Honey-Bunny, ich will gute Nachrichten hören!" Sie rannte zurück zu ihrem Mate, der noch mal seinen Blick an Thannam heftete. So ganz wusste die Rose das alles nicht zu deuten. War er wirklich derart ruhig? War er denn gar nicht eifersüchtig? Machte das die Matebindung? Oder behielt er es nur für sich und würde sich später an ihr rächen?

Die Rothaarige wandte sich ab und setzte sich in Bewegung. Zunächst holte sie einen Apfel aus der Kantine, dann trugen ihre Füße sie weiter. Den Weg in die Zitadelle fand sie zur Not auch blind. Jeder würde das tun, denn schließlich kam jeder irgendwann in seinem Leben an einen Punkt, wo er den Priest aufsuchte, sei es um sich Rat zu holen, seinen Scheiß irgendwo los zu werden oder einfach um mit ihm zu quatschen. Zumindest Thannam tat das eigentlich ganz gern, denn Hobi wusste viel. Er las den ganzen Tag, dementsprechend sog er viel in sich auf, was er später wieder abrufen konnte. Es schien fast so, als würde er nichts vergessen, was er einmal abgespeichert hatte.

Curare Teil IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt