#145 - Es sind genau 101

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Hoseok

Langsam wurde das Exil fast gemütlich, doch Hoseok war klar, dass sie nicht ewig hier bleiben konnten - und das auch gar nicht wollten. 

Zumindest Jimin nicht und spätestens wenn Jimin zurückgehen sollte, dann würde sich Hoseok hier zu Tode langweilen. Und so gemütlich es auch mit Jimin sein mochte, so vermisste Hoseok seine Bibliothek und seine Gemeinde. Wer kümmerte sich jetzt um die Bestände? Und wo gingen seine Leute jetzt hin, wenn sie Probleme hatten? Es war fast schon schlechtes Gewissen, was an ihm nagte, weil er seinen Aufgaben nicht nachkam. 

Auf der anderen Seite genoss er die Zeit mit Jimin und das Vertrauen, dass sich allmählich zwischen ihnen aufbaute. Sie waren jetzt schon über eine Woche hier. Sie waren alleine - also mussten sie sich auch nicht verstellen oder dergleichen, was ganz angenehm war - und trotz fehlendem Publikum, das die Hemmschwelle für gewissen Dinge hochsetzen würde, war nichts Schlimmes passiert. 

Weder hatte Jimin Anstalten gemacht an die Energie ran zu wollen [Hoseoks innere E-Slut war wirklich beleidigt, aber Mate, Vernunft und selbst der Bedürfnisse-Hobi belächelten das fröhlich], noch wäre er selbst irgendwie den Schritt gegangen Jimin mit Energie vollzustopfen, ob Jimin nun wollte oder nicht. 

Allmählich glaubte Hoseok, dass sie vielleicht doch sowas wie eine Beziehung haben konnten. Die mochte nur heimlich, berührungsreduziert und so vorsichtig wie möglich zu sein, aber das war besser als nichts. Solange sie sich wirklich beide im Griff hatten würde das schon laufen. 

Ein Teil Restangst blieb trotzdem in Hoseoks Hinterkopf verweilen. Was, wenn sie sich mal nicht im Griff hatten? Und was, wenn Jimin dann doch auf den Geschmack kam?

Hoseok versuchte diese Gedanken beiseite zu schieben, denn nun konnte er an ihrer Situation ja doch nichts mehr ändern.

Hoseok saß am Fenster und sah den Regentropfen zu, wie sie sich kleine Wettrennen auf den Weg nach unten zu liefern schienen und träumte vor sich hin. Es war relativ früh am Morgen, also hatte Hoseok Jimin noch schlafen lassen. Er überlegte, ob er ihnen Frühstück machen und Jimin dann wecken sollte, da hörte er bereits die Tür. Er wandte sich um und sah Jimin mir zerzausten Haaren in den Raum spazieren. Jimin rieb sich die Augen und gähnte. 

"Guten Morgen", grüßte er und Hoseok schenkte ihm ein Lächeln. "Gut geschlafen?", wollte er von seinem Mate wissen und Jimin nickte. Hoseok sah wieder aus dem Fenster und schon ein paar Sekunden später spürte er, wie Jimin ihm von hinten umarmte. Jimin drückte ihm einen kurzen, liebevollen Kuss auf die Wange und ließ ihn dann wieder los. 

Eigentlich war es fast wie früher, bevor Hoseok seinen Teil vom Mateblock zerstört hatte. Jimin kam ihn immer mal wieder knuddeln - das traute er sich ja nicht erst seit gestern - und sonst genossen sie die Gesellschaft des anderen. 

Nur gewisse nahezu kontaktlose Schlafzimmeraktivitäten waren neu, aber nicht, dass Hoseok sich beschweren würde. 

"Es regnet", stellte Jimin fest und Hoseok musste sich nicht umdrehen, um das Grinsen seines Mates zu erahnen. Immer diese Wasserpflanzen. Der Lotus klatschte begeistert in die Hände. Hoseok grummelte nur unbegeistert, worauf Jimin sich ihm zu wandte.  Er beugte sich zu ihm runter und rutschte mit seinem Grinsegesicht näher an ihn ran. 

"Schmoll nicht, Hobi." Der Energizer blinzelte und stürzte die Lippen. "Ich schmoll nicht", behauptete und er Lotus lachte. "Doch tust du. Schau mal, es kann nicht immer die Sonne scheinen und das ist unser erster Regen als Paar." 

Der Regen war in Vicarli was besonders, schließlich kam er nur einmal im Jahr nach oben auf die Plattform und der erste Regen zusammen mit seinem Mate wurde natürlich dementsprechend gefeiert. Es soll Glück bringen seinen Mate beim ersten Regenschauer, den man gemeinsam erlebte, zu küssen. 

Curare Teil IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt