#140 Falsche Liebe

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Jimin

Oh fuck. Warum klang das nach einer Katastrophe? Fast schützend schlang Jimin seine Arme um Hobi und zog ihn an sich. Er legte seinen Kopf auf der Schulter des Anderen ab und achtete penibel darauf, was wieder zu ihm rüber schwappte. Es war nicht so viel, wie noch vor ein paar Tagen. Zumindest fühlte es sich für ihn so an. Hoffentlich lag das nicht an einer Gewöhnung, sondern eher daran, dass das was er versuchte, fruchtete. Er versuchte von sich zu schieben was ging. Nicht anzunehmen, was Hoseok so bereitwillig los werden wollte.

"Ich meine... ich war die Energiequelle für das ganze Schloss, was denkst du was ich für Kapazitäten hatte?" Ach du Scheiße. "Er hatte gar nicht mitbekommen, dass die anderen mich auch angrabbelten und ist halb ausgeflippt, denn ich war ja sein Energizer. Von da an durfte mich keiner mehr anfassen und was glaubst du wie pisst sie alle waren? Vom beliebtesten Jungen im Schloss zum Arsch den alle meiden, innerhalb von Stunden. Muss ja sehr tief gewesen sein, ihre Zuneigung. Sie mutierten alle zu unentspannten Junkies, die ihren Stoff nicht mehr bekamen. War ein bisschen naiv zu glauben, dass sie mich lieb hatten. "

Er lächelte ironisch. Jimin zog verärgert die Augenbrauen zusammen. Diese Leute waren Schuld daran, dass Hoseok Jimin einen Rausch einreden wollte und ihm nicht glaubte... "Es war nicht naiv, Hoseok, denn du bist liebenswert. Du hast es verdient, dass man dich lieb hat." Jimin konnte schon vorher sehen, dass Hoseok widersprechen wollte und es brach Jimin das Herz. Doch er schüttelte nur den Kopf, bevor Hoseok was sagen konnte.

"Ich habe Recht. Punkt", sagte er nachdrücklich. Er strich ihm über den Arm und ließ ihn dann wieder los. Man musste es ja nicht herausfordern, zumindest nicht, solange Jimin keine Lösung hatte. Er hatte noch lange nicht aufgegeben. Den Kopf in den Sand stecken konnte er immer noch, wenn er die Bibliothek das siebte mal durch hatte und immer noch nichts gefunden hatte. Doch davon ging der Lotus nicht aus.

"Was war dann?", fragte er weiter und Hoseok schaute auf seine Hände. "Ich wurde ... zu einer richtigen Slut und das obwohl ich es nun besser wusste. Doch welcher Sohn will schon seinen Dad enttäuschen? Also gab ich ihm nie Energie, wenn er sie haben wollte. Was war schon dabei, huh? Ich konnte ihm den Gefallen doch tun, schließlich bekam ich doch auch genug von ihm, nicht wahr? Zumindest versuchte ich mir das einzureden, obwohl ich eigentlich wusste, dass es nicht gut war... Doch er wollte immer mehr und trotz aller meiner Kapazitäten kam ich an meine Grenzen." Eine Abwärtsspirale, die sich nicht aufhalten ließ.

Punkt zwei, was nicht passieren würde. Jimin war sein Mate. Seine Aufgabe, war es auf ihn aufzupassen, ihn zu beschützen, das würde er auch tun. "Also bist du geflohen?", fragte er und Hobi nickte vage. "Ich war fünfzehn, als es zum Streitthema wurde. Es war nicht wie bei dir. Er war ja nicht mein Mate oder dergleichen. Also hatte ich nicht unbedingt das Bedürfnis, ihn vollzustopfen. Im Gegenteil. Ich konnte und wollte nicht mehr." Aber ihn will er vollstopfen? Dann waren sie schon gar nicht so schlecht dabei, denn Jimin hatte immer noch keinen Rausch.

"Du musst wissen... wir hatten sogar so einen Draht zueinander, dass ich die Energie schieben konnte, das kann ich tatsächlich bei keinem anderen, nicht mal bei dir", wieder verstummte er kurz. "Zumindest in dem Umfang. Zumindest bis jetzt." Jimin horchte auf. "Wir lernen das auch nicht, Hoseok", intervenierte er streng. "Deine Energie bleibt bei dir, hier wird nichts noch geschoben..." Hoseok nickte müde. Jimin ließ sich zurück ins Gras fallen und Hoseok legte seinen Kopf wieder ab. Dann nahm er den Faden erneut wieder auf: "Darum hab ich dich auch küssen müssen, das war bei ihm nicht nötig... wie auch immer. Fakt ist ich habe trotz allem Streit ihn über mich gestellt und ihm alles gegeben, bis ich nichts mehr hatte. Und das nur damit ich mit einreden konnte, er würde mich mögen."

Wieder konnte Jimin den Zorn aufflammen fühlen. Dieser Baron sollte froh sein, wenn er Jimin nie über den Weg lief. "Wie bist du da weg gekommen?" Hoseok lachte abfällig über ich selbst. Es schien ihm immer leichter zu fallen, einfach zu erzählen. Das war wichtig für Jimin. Er war dankbar, dass Hoseok das nicht mehr für sich behielt. Ihm wurde klar, dass er zwar alles über Hoseok gewusst hatte, aber doch gar nichts.

Er kannte den Energizer in und auswendig, er kannte seine Macken, er erkannte ihn an seinen Schritten, er wusste, womit man ihn ärgern konnte, er kannte Wege, ihn zum lachen zu bringen. Doch diese ganzen Sachen waren immer ein Mysterium gewesen. Er kannte Hoseok, wie er heute war, dich er wusste bisher nicht, wer der Priest vor seiner Zeit im Palast gewesen war.

"Ich schätze ich hatte einen lichten Moment", meinte Hoseok, "der kam, als ich ihn eines Tages abwies, weil ich einen Tag brauchte." Er biss sich auf die Lippe. "Da wurde ich zum ersten Mal verprügelt, um an Energie zu kommen und mir wurde klar..." Er brach ab und eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel. Jimin strich die sanft weg und strich ihm wieder durch die Haare. "Ich verstehe schon", murmelte er leise. 

Er hatte den Baron geliebt wie einen Vater, doch - egal was die Jahre zuvor gewesen war - am Schluss war er für diesen nur noch ein teurer Energiezapfhahn. Was gab es Schlimmeres als das? Wenn der eigene Vater sich als Monster herausstellte. Wahrscheinlich gab sich Hoseok auch noch selbst die Schuld, auch wenn er der letzte war, der was dazu konnte...

"Da bin ich abgehauen", schloss er schließlich. Jimin schluckte. Hoseoks Schmerz war auch sein Schmerz und er litt mit ihm. Er hatte nicht übel Lust diese widerliche Person zu besuchen und ihr ins Gesicht zu schlagen. "Wie war sein Name?", fragte Jimin, doch Hoseok schüttelte nur den Kopf. "Ist doch völlig egal", entgegnete er müde. Jimin ließ den Kopf zurück sinken.

Dann setzte er sich wieder auf, damit er Hoseok, der dadurch einfach nur mit dem Kopf auf seinen Schoß rutschte, ansehen konnte. Jimin stützte sich mit einen Arm ab und mit der anderen Hand strich er sanft die Strähnen aus Hoseoks Gesicht. Er schenkte ihm einen liebevollen Blick und holte dann tief Luft. 

"Ich bin dein Mate. Das läuft anders. Es gibt eine Sache, die du wissen solltest: Ich will deine Energie nicht haben - guck nicht so beleidigt, ich weiß, das ist der Energizer in dir, aber den können wir beide nicht gebrauchen." Er fuhr wieder durch dass Haar des anderen, denn die Geste funktionierte wunderbar.

"Ich lieb dich. Dich, nicht deine Energie, hörst du? Das ist jetzt vorbei, ich passe auf dich auf. Damit meine ich jetzt nicht zwingend, dass dich keiner mehr anfassen darf, aber wenn jemand wagt dich zu schlagen oder sonst irgendwie versucht dich zu beklauen, reiß ich ihm den Arsch auf." Er meinte es ernst. Er war ein grottiger Warrior, aber um sich für einen Mate zu prügeln, reichte es allemal.

"Du hast es nicht leicht gehabt, aber das ist jetzt vorbei."


Curare Teil IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt