#127 Nett nur bei Nacht

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Yoongi 

Langsam würde es ein Muster nachts wach zu sein. Nicht das solche Phasen nicht schon vorgekommen wären, doch in letzter Zeit kamen die schlaflosen Nächte wieder öfter. Allerdings störte es Yoongi nicht mal sonderlich, denn er fühlte sich auch tagsüber nicht schlimmer müde als sonst auch, also nahm er es hin und machte sich nicht allzu sehr einen Kopf darum. 

Was er sich aber machte war ein Tee. Ein Tee mit ein bisschen Honig und die Welt war ruhig und schön. Er stand an der Arbeitsplatte und trommelte ungeduldig mir den Fingern darauf herum, während er darauf wartete, dass das Wasser anfing zu kochen, als er Schritte hörte. Er wandte den Kopf zur Tür und bemerkte Estelle, die gerade zur Tür reinkam. 

Als sie ihn sah hielt sie einen Moment überrascht inne, doch dann führte sie ihren Weg fort und gesellte sich sogar zu ihm. "Besetzt du meine Küche oder was?", fragte sie betont frech und Yoongi verdrehte belustigt die Augen. "Das ist mein königliches Blut, was in Wallungen kommt, es verlangt nach Eroberung. Willst du auch einen Tee?" Estelle lachte über seinen Einwand und nickte dann. 

"Du bist nachts viel netter", stellte sie fest und Yoongi hob amüsiert eine Augenbraue. "Ja, ich bin nur in der Nacht nett", präzisierte er, "am Tage macht der Sonnenschein mein verbittertes Herz aggressiv." Estelle prustete. "Das wird es sein Yoongi. Ich glaub ich rede nur noch nachts mit dir." Er zuckte mit den Schultern. "Du bist aber wirklich netter bei Nacht", behaarte Estelle dann. "Schätze jetzt geht dir nicht so viel auf den Sack, wie am Tag. Alles ist ein bisschen entspannter. König sein muss so nerven", meinte sie. 

Yoongi dachte kurz nach. "Ja, manchmal schon, aber irgendwie ist es auch recht erfüllend. Warte nur ab, das kommt auf dich auch alles noch zu." Er goss eine Tasse Tee auf und schob sie Estelle rüber, die auch gleich danach griff. Dabei streifte ihre Finger die von Yoongi und plötzlich funkte es. Scheinbar war einer von beiden statisch auf geladen gewesen. 

Yoongis Hand zuckte zurück und er schüttelte sie. "Ahh, Estelle, du sollst doch nicht immer an den Kabeln lecken", meinte er gespielt vorwurfsvoll, doch die Prinzessin ging nicht auf den Scherz ein, sondern sah nur ihre Hand an und dann Yoongi. "Alles okay?", fragte dieser leicht irritiert und schien die damit aus ihren Gedanken zu holen. "Ja, alles gut", meinte sie schnell und lächelte irgendwie verlegen. "Das hat ganz schön gezwiebelt", meinte sie und schnappte sich dann wieder den Tee, "aber immer hin haben wir die Tassen nicht fallen lassen." 

Yoongi betrachtete sie noch mal einen Augenblick. Warum wurde er das Gefühl nicht los, dass Estelle irgendwas mit der Entladung anfangen konnte? Nicht, dass sie krank wurde oder so. Was wusste er schon was bei den Butterfly so abging. Doch er ließ es erst mal auf sich beruhen.

Estelle warf einen Blick in die Tasse. "Was ist das überhaupt für Tee?", wollte sie wissen. "Canthjal. Schau nicht so, ich weiß du magst den." Denn offensichtlich war sie es, die sich an seinen Teevorräten bediente und davon fehlte das meiste. Sie blinzelte überrascht. "Das weißt du?", fragte sie. "Ich bin der König, ich weiß alles", behauptete er und goss sich ebenfalls einen Tee auf. "Ich weiß sogar, dass du ihn mit Zucker trinkst." Denn davon fehlte auch eine ganze Ecke. Inspektor Yoongi kombiniert. 

Sie musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. "Ich glaub nicht, dass es eine Königsfähigkeit ist oder so", meinte sie. "Ich komm noch drauf, wie du drauf kommst." Ihja, aber offensichtlich kam sie nicht darauf, dass nur sie beide von dem Tee tranken, weil das hier gar keine öffentliche Sammlung war, sondern eben die, die Yoongi sich zusammen gesammelt hatte. Yoongi grinste nur. "Ist es aber", behauptete er nur weiter und grinste. 

"Ich weiß sogar die Farbe deiner Unterwäsche." "Weißt du ni-" "Blau."

Estelle zog schockiert Luft ein. "Du verdammter Spanner!" Was? Zur Hölle: Was? Sie hatte doch nicht wirklich blaue Unterwäsche an? Das war ein Scherz. Wer trägt denn bitte blaue Unterwäsche?! "Ich dachte, du bist grummelig aber edel! Wie kannst du nur?!" Er betrachtet sie ein paar Sekunden. "Du verarscht mich", stellte er fest. "Ja, natürlich." Yoongi prustete. "Meine Unterwäsche ist pastellrosa mit Bärchen drauf", machte Estelle nur weiter. "Das ist Wissen, um das ich förmlich gebettelt habe", erwiderte der König trocken. 

"Nein, eigentlich ist sie rot", meinte sie und grinste über ihre Tasse hinweg. Wenn Yoongi es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass sie mit ihm flirtete. Hallo, Estelle? Schon vergessen, er war eine Arschgeige. Irgendwie vergaß sie das in letzter Zeit immer mal wieder, genauso, wie er sie nur noch halb so nervig fand, wie am Anfang. "Rote Unterwäsche tragen nur asoziale Psychos", ließ Yoongi sie wissen. "Also trägst du nur rot?", konterte sie und er lachte nur leise. Die Frau. 

"Aber ehrlich mal, Yoongi, was ist eigentlich deine Fähigkeit?", wechselte Estelle dann neugierig das Thema. "Also außer, dass du ein allwissender König bist?" Yoongi seufzte. "Ich hab keine nennenswerte Fähigkeit", meinte er nur und Estelle runzelte die Stirn. "Das glaub ich nicht. Ich meine, du bist ein Landare, irgendwas musste du ja haben." Yoongi schüttelte den Kopf. "Ein Stevia hat in der Blumensprache keine Bedeutung, also habe ich auch keinen Sprachperk." 

Estelle stieß ein bisschen enttäuscht die Luft aus ihren Lungen, wobei das jetzt weniger enttäuscht über Yoongi, als stellvertretend enttäuscht für Yoongi war. "Das nervt sicher. Und der Pflanzenperk an sich?" "Ist lame." Estelle legte neugierig Kopf schief. "Na, sag schon." "Nein, das ist lame und peinlich." Sie boxte ihn vor die Schulter. "Sei nicht so schüchtern", forderte sie ihn auf.

"Nein." "Yoongi." "Nein." "Sei kein Spielverderber." "Nein." "Es wird so lame schon nicht sein." Ihr machte das Spaß, wie es Yoongi schien. "Nein." Ihm irgendwie auch. "Komm schon, Yoongi!" "Nein." "Ich verhau dich." "Nein." "Ich schmeiß dir Juckpulver ins Bett." "Nein." "Ich verbrenn deine Büroarbeit." "Nein." "Ich nerv dich solange bist du es mir sagst." 

"Ich zeigs dir." 

Estelles Miene hellte sich auf. "Okay, cool." Mal sehen, ob sie es gleich noch so cool fand. Er nahm sich einen Löffel und nahm ihre dann den Tee ab. "Dir fehlt ja noch Zucker." Er spuckte in ihre Tasse, bevor er einmal schön durchrührte und ihr die Tasse dem freundlichsten Lächeln aller Zeiten zurück. Aufmunternd nickte er ihr zu. 

Sie lachte laut. "Das ist jetzt nicht dein Ernst, Yoongi." Sie warf einen Blick in die Tasse. Dann zuckte sie mit den Schultern und trank davon. "Das ist jetzt nicht dein Ernst, Estelle", kommentierte Yoongi das Ganze. Estelle setzte die Tasse wieder ab. "Das ist ja der Hammer, Yoongi." "Wirklich, Estelle?!" Sie kicherte. "Du bist so süß!", quietschte sie übertrieben. Yoongi verdreht die Augen, wenn auch amüsiert. "Stevia ist nun mal ein Pflanze mit der man süßen kann." 

Estelle nickte. "Das ist echt ein bisschen lame", meinte sie. "Aber mach dir nichts draus, ich kann auch nichts. Ich hab halt den Ansatz für Telekinismus, Teleportation und Psy-Fähigkeiten und dadurch kann sich nichts wirklich entfalten. Ich kann von allem was, aber nur ein bisschen. Und mit bisschen meine ich bisschen", gab sie zu. Nun war es Yoongi der ein süffisantes Grinsen verteilte. 

"Wie kann das sein? Du weißt schon, das das unsexy ist?", feixte er und sie seufzte theatralisch. "Ja, was willst du machen, wenn du nicht die besten Gene hast? Mhm? Lass mich überlegen, ob ich noch jemanden von der Sorte kenne", erwiderte sie und starrte ihn betont auffällig an. Diese Göre. Yoongi lachte leisen.  

"Ja ja. Wir sollten uns zusammen tun und Babies bekommen", schlug er vor, "lauter kleine, niedliche, unnütze Babies ohne brauchbare Perks."




Curare Teil IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt