Lilly
Der Blick ihres Bruders sauste herum zu dem Anderen und er zischte nur: "Was?!" Er war so unglaublich angespannt, dass es Lilly ganz Leid tat. Taehyung war sonst ein Abbild der Freundlichkeit und ein kleiner Sonnenschein, aber wenn er unter Stress geriet, konnte er sehr ungemütlich werden.
"Bin ich der Flieder oder du?", fragte Jimin. Namjoon verstand nur noch Bahnhof, was man gut an seiner ratlosen Miene ausmachen konnte. Lilly konnte es außerdem fühlen. Sie hatte für all seine Stimmungen ein Gespür entwickelt. Taehyung öffnete den Mund, um was zu sagen, doch er schloss ihn frustriert wieder.
"Sie sind Mates, das seh ich ohne die Perks eines Flieders zu haben, du bist heute echt in Topform, Taehyung", Jimins Ton war halb sarkastisch, halb amüsiert. So kannte Lilly ihn.
"Was zur beschissenen Hölle soll das Ganze?", meldete sich nun Namjoon, der dem Ganzen nur verwirrt gelauscht hatte. Er fluchte nicht oft, also war er langsam wirklich verzweifelt. Taehyung blies die Backen auf und sah ihn dann einen Moment bemüht ruhig an.
"Starten wir noch mal von vorn. Ich bin Taehyung. Das ist Jimin. Wir sind Landare", wurde er also die längst überfällige Vorstellung los.
"Das ist baskisch und heißt Pflanze... seit ihr euch sicher?" Oh Namjoon, es war jetzt nicht der Zeitpunkt zum Klugscheißen. Außerdem hatte es die Autoren eine geschlagene Stunde gekostet, ein Wort zu finden, dass halbwegs wie der Name einer fremden Spezies klang... und Namjoon hatte jetzt alles verraten. Jimin gab sich einen Facepalm und Lilly hätte es auch getan, aber naja... sie war eben verhindert.
"Ich bin ihr Bruder", fuhr Tae also fort ohne auf Namjoons Einwand einzugehen. "Ja und ich bin ihr fester Freund", antwortete Namjoon nur wieder ironisch, ohne aus dem Weg zu gehen. Doch er stutzte über sich selber, denn genau das war er und Lilly konnte in ihrem Inneren nur zufrieden nicken. Er war indeed ihr fester Freund und das würde sich auch nicht mehr ändern.
Sie wünschte sich nur, er würde endlich aus dem Weg gehen, damit sie wieder sie selbst werden konnte.
"Junge, du gehst mir fast mehr auf den Sack, als das Karottenköpfchen. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Erstens: Ich mach dich zur Grünlilie und ihr könnt Rest eures Lebens glücklich zusammen auf der Fensterbank stehen. Oder zweitens: Du lässt mich ihr endlich die Energie geben, die sie braucht, um wieder humanoid werden zu können."
Namjoon war immer noch misstrauisch und Lilly fand es ja unheimlich süß, wie er sie beschützte, aber sie brauchte wirklich dringend diese Energie. Alles würde besser werden, wenn sie die Form wieder wechseln konnte. Lilly war ganz aufgeregt. Sie würde endlich mit ihm sprechen können... ihn berühren können.
"Leg ihn flach, Tae", bestimmte Jimin und fasste in Taes Jackentasche. Dort förderte er eine kleine Phiole mit einer violetten Flüssigkeit darin zu Tage. Er klopfte Taehyung bestätigend auf die Brust und trat aus dem Weg. "Fass."
Tae brummte und war mit einem Schritt bei Namjoon, der zwar versuchte sich zu wehren, doch Tae tauchte nur unter seinem Arm durch, griff dann nach diesem und warf ihn über die Schulter zu Boden, wo er ihn fixierte und das Messer abnahm. Es war eine Sache von Sekunden.
"Merci beaucoup", bedankte sich Jimin, machte einen eleganten Schritt über die beiden anderen hinweg und trat in die Küche. "Hi Kleine, na freust du dich uns zu sehen?", fragte er sanft und entkorkte sie Phiole mit den Zähnen. Den Korken spuckte er einfach achtlos in die Küche, während er die Grünlilie sorgsam unter dem Tisch hervor zog.
Langsam ließ er den Inhalt der kleinen Flasche über die Blätter und die Erde der Pflanze laufen und dort, wo die Flüssigkeit die Blätter berührte, begannen sie eigentümlich zu glimmen. Das Glimmen wurde mit jeder Sekunde die verstrich stärker und explodierte regelrecht in einem Leuchten, dass dann langsam wieder verebbte.
Das Ziehen wurde immer stärker und Lilly wusste auch, dass sie die Energie unbedingt brauchte. Ihr Innerstes krampfte ein wenig zusammen und sie absorbierte die Energie gierig. Der Energieschub wirkte auch sofort, denn kaum benetzte die Flüssigkeit ihre Blätter und Wurzeln, begann sie sich zurück zu verwandeln in das was sie eigentlich war. Eine junge Frau. Eine Landare. Sie war nicht wirklich menschlich, nein, aber Landare wechselten normalerweise nur in die Pflanzenform, wenn sie sich versteckten... oder wenn ihre Energie zu niedrig war, um die humanoide Form zu halten.
Lilly schnappte nach Luft. Ihre Arme und Beine waren ganz steif. Viel zu lange war sie eine Pflanze gewesen. Für einen Moment wusste sie nicht, was noch mal ihre Arme und was ihre Beine waren. Es war schön, seinen Körper wieder zu haben, doch ebenso verwirrend. Erschrocken hustete sie auf, denn wieder Sauerstoff über die Lungen zu bekommen war ein noch komischeres Gefühl und es schmerzte im ersten Moment. Photosynthese war da manchmal einfacher.
Sie bewegte vorsichtig ihre Finger, ehe sie die Arme an ihren schlanken Körper zog.
Der Boden war angenehm kühl, also blieb sie zunächst liegen. Außerdem musste sie sich erst mal wieder daran gewöhnen, ein 'Mensch' zu sein... und ahja, sie war nackt.
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Curare Teil I
FanfictionAls der 23-jährige Koreaner Namjoon sich verliebt zweifelt er selbst ein wenig [oder eher ernsthaft] an seiner mentalen Verfassung, denn seine große Liebe ist nicht etwas eine junge, hübsche Frau oder - for gods sake - ein schnieke Typ, nein ... sei...