Taehyung
Im Grunde hatte Taehyung das Desaster schon kommen sehen, als Jungkook durch die Tür ging. Als ob er die Bestrebung hatte, wieder zu ihnen zurück zu kommen. Nein, es war irgendwie so klar gewesen, dass er sich aus dem Staub machte. Irgendwie konnte Taehyung es sogar verstehen. Wahrscheinlich hätte er es an Jungkooks Stelle nicht anders gemacht.
Er hatte Jungkooks Gefühle auf der Schirm und dazu musste er keinerlei Energie aufwenden, es war fast so, als würden sich diese ihm völlig aufdrängen. Wahrscheinlich lag es an der Matebindung. Er spürte, wie angespannt sein Mate war. Er war besorgt, verwirrt und hatte Angst. Keine schöne Mischung.
Also wunderte es Taehyung nicht, dass er das Weite suchte. Er seufzte und sah von Jimin zu Chora. "Nur mal so für mich", fing er an. "Wenn ich so ein lustig funkelndes Mateband habe und es ist quasi gespannt zwischen mir und Jungkook und es war - sagen wir - eben..." Er zeigte es mit einer Armbewegung an. "Und dann plötzlich ..." Er ließ den Arm absinken. "Was genau sagt mir das dann?" Jimin stöhnte. Chora seufzte. "Ich wusste er geht nicht aufs Klo. Okay. Wie sieht der Plan aus?"
Taehyung stand auf. "Ihr geht jetzt nach Hause und ich fange meinen Mate ein. Ich hab das Mateband ich muss ihm also einfach nur nach laufen. Also solltet ihr nicht länger als nötig hier rumlaufen." Die anderen beiden erhoben sich langsam. Zu Taehyungs Erstaunen kam kein Protest auf seine Anweisungen. Er hatte mit mehr Gegenwehr gerechnet. Gerade von Jimin. Allein das zeigte schon, wie schlecht der Zustand des Lotus war. Die beiden mussten nach Hause.
Chora nickte und nahm aus ihrer Tasche die drei Phiolen mit Energieersatz. "Eine teile ich mir mit Chim, die anderen zwei nimmst du. Eine trinkst du am besten jetzt. Und dann auf in den Kampf." Taehyung nickte und nahm die kleinen Fläschchen entgegen. "Taehyung. Wenn du ihn nicht findest oder er dir wieder abhaut, dann fang nicht an zu Pokern, okay? Ich weiß es ist schwer, aber wenn die Energie zu knapp wird, dann kommt zurück. Dann musst du erst einmal nach Curare zurück und dich neu aufstellen, bevor du es noch mal versucht, kapiert?"
Die Worte seiner Schwester drangen eindringlich an sein Ohr. Sie hatte ja gut reden, hm? Sie wusste wovon sie sprach. Taehyung entkorkte nickend und trank die leicht bittere Flüssigkeit. Das Zeug sah definitiv hübscher aus, als es schmeckte. Chora und Jimin teilten sich ihre Flasche und die letzte Phiole steckte Taehyung ein. Er nahm erst Jimin, dann Chora in den Arm. "Passt auf euch auf." "Wir müssen nur zurück. Du solltest aufpassen, bau keine Scheiße, Tae, okay?", forderte Jimin und wieder nickte Taehyung. Sie verließen Jungkooks Wohnung. Während sich Jimin und Chora den Fahrstuhl riefen ging Taehyung den einen Absatz nach unten und öffnete das Fenster.
"Was tust du, Tae?", zischte Jimin. "Ich nehm das Fenster." War doch offensichtlich. "Und wenn dich jemand sieht?" Taehyung zuckte mit den Schultern. Es ging hier im seinen Mate und er hatte jetzt schon genug Zeit verschwendet. "Wir sehen uns in Curare." Mit einer geschmeidigen Hockwende sprang Taehyung aus dem 7,5ten Stock.
***
Taehyung hatte sich gezwungen gesehen, sich ein Auto zu kapern. Er hatte eigentlich erwartet, dass es reichen würde seinen Mate hinterher zu joggen. Vermutlich wollte der zum Dritten im Bunde. Diesem Jin. Irgendwie machte das Taehyung schon wieder fuchsig. Da haut sein Mate ab vor ihm und rennt zu einem anderen Mann. Hmpf. Doch er wusste er sollte nicht eifersüchtig sein, aber.... scheiß die Wand an, dass sollte bitte jemand mal seinen Gefühlen verklickern.
Er hatte keine Zeit mehr gehabt darüber nachzudenken, als er plötzlich bemerkte, dass sich Jungkooks Angst steigerte. Um nicht zu sagen: Er hatte absolute Panik. Taehyung war losgesprintet, um Jungkook einzuholen, doch als er zu dem Schwarzhaarigen aufschloss wurde der grade einen schwarzen Audi gedrängt.
Taehyung hatte also den nächstbesten Wagen geknackt und kurzgeschlossen. Einen Nissan. In Gelb. Er verfolgte einen schwarzen Audi mit einem gelben Nissan. Was tut man nicht alles für seinen Mate? Nicht, dass er direkt auf den Fersen gewesen wäre, schließlich musste er den Nissan erst besorgen, doch trotzdem war das Auto ziemlich unstylisch.
Eigentlich war es völlig egal.
Taehyung versuchte mit diesem lächerlichen Gedankengang nur seine eigene Panik in den Griff zu bekommen.
Er folgte dem Band und hielt vor einer Bar. Einfach alles an den Typen war Klischee. Das war nicht grade ein beruhigender Gedanke, denn Taehyung hatte keine Lust, dass Jungkook Zement an den Füßen hatte, wenn er ihn fand.
Wobei. Dann könnte er immerhin schlechter weglaufen.
Die Bar war geschlossen. Ruhetag. Ja, ist klar. Taehyung beeilte sich die Tür auf zufummeln und bewegte sich leise durch den leeren Schankraum, immer dem goldenen Glitzern hinterher. Es war dunkel. Das kam Taehyung zu Gute. Er mochte es dunkel. Er mochte die Schatten.
Er wirkte den Gehörspell und lauschte. Wie viele Personen waren hier? Atmen... sie alle atmeten, während Taehyung seinen Atem anhielt. Zwei waren näher, fünf oder sechs etwas weiter weg. Taehyung vermutete, dass die ersten zwei Türsteher waren. Sie waren ablenkt, denn er konnte die beiden leise über Football reden hören, also schlüpfte Taehyung lautlos in den Flur und schlich zur nächsten Ecke. Der Flur war beleuchtet, doch verwinkelt, dass half Taehyung nicht bemerkt zu werden. Er warf einen Blick um die Ecke. Tatsächlich zwei Türsteher. In Anzug und mit Sonnenbrille. Taehyung hätte beinahe geseufzt. Doch stattdessen rollte er sich mit einer fließenden Bewegung zum Ersten der beiden und schlug seinen Kopf gegen die Wand und das so kräftig, dass er es ihm die Lichter ausknipste. Der Zweite hatte inzwischen die Waffe gezogen, doch Taehyung schnappte sich den ausgestreckten Arm um warf ihn über seine Schulter zu Boden und gab ihm einen ordentlichen Tritt gegen die Schläfe.
Dann hielt er inne. War das Gerangel bemerkt worden? Offensichtlich hatte Taehyung Glück.
Was waren das bitte für Leute, mit denen Jungkook zu tun hatte? Und was sagte das über ihn aus? Und wie musste er ihn einschätzen? Er würde mit Jungkook darüber reden. Doch dazu mussten sie das erst einmal überleben. Er durchsuchte fix die beiden Typen und lauschte auf das Gespräch hinter der Tür.
"Wegen dir hab ich ordentlich Stress mit Hyungmin, aber wirst das schön wieder grade biegen, du austauschbares Flittchen", hörte Taehyung eine kratzige, nasale Stimme sagen. "Doch vorher genieße ich ein bisschen meine Rache. Du solltest dir überlegen mit wem du dich anlegst. Ich werde dir jeden einzelnen Finger brechen." Taehyung hatte sich doch wohl verhört?! Doch er wurde nicht wütend. Nicht in dem Sinne.
Er wurde kalt.
Berechnend, fokussiert und präzise. Hier ging es um Jungkook. Alle in den Raum waren ihm viel zu nah und viel zu feindlich gesinnt, dass machte sie zu alle zu nicht mehr als Zielscheiben und Taehyung würde treffen, wenn sie ihn dazu zwangen.
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Curare Teil I
FanfictionAls der 23-jährige Koreaner Namjoon sich verliebt zweifelt er selbst ein wenig [oder eher ernsthaft] an seiner mentalen Verfassung, denn seine große Liebe ist nicht etwas eine junge, hübsche Frau oder - for gods sake - ein schnieke Typ, nein ... sei...