Taehyung
Nachdem sie eine Weile durch den Schnee gestolpert waren kamen sie an den Übergang. Jungkook sah sich misstrauische um. Scheinbar war ihm das alles nicht geheuer. Taehyung konnte das schon verstehen, denn der Platz hatte ja auch etwas Unheimliches mit all seinem Verfall und jedes Mal, wenn er vorbei kam, wurde das schlimmer.
Die dünne Eisschicht, die sich über die gebrochenen Staturen und Ruinen zog unterstrich den Eindruck nur noch mehr. Er spürte, dass Jungkook Angst hatte und wandte sich ihm zu. Er musste wahrscheinlich sonst was denken. Nach ewigen Stunden Autofahrt endete die Reise an einer einsamen Ruine. Wahrscheinlich dachte Jungkook bald, dass er ein perverser Mörder war, der sein Opfer abseits der Zivilisation gelockt hatte. Zumindest war ihm die Frage 'Was tue ich hier eigentlich?' deutlich ins Gesicht geschrieben.
Taehyung stieg auf den Rand des Brunnens. Jetzt hätte er tatsächlich gerne Chora und Jimin hier. Das würde es viel einfacher machen zu verdeutlichen, wie der Brunnen funktionierte. Doch so? Jungkook würde sich wahrscheinlich nicht in den Brunnen fallen lassen, nur weil er es ihm sagte und wenn Taehyung vorging, dass haute er wohl möglich einfach ab.
Am Besten er warf ihn gleich.
Jungkook blieb unschlüssig vor dem Brunnen stehen. "Wir müssen durch den Brunnen", meinte Taehyung ohne Umschweife und Jungkooks Miene wurde undurchsichtig. "Schön. Und wo ist die Tür?", wollte er wissen. "Der Brunnen ist die Tür." Jungkook sah ihn an, als überlegte er, ob Taehyung ihn verarschen will.
"Du lässt dich in den Brunnen fallen und wechselst die Welt." "Ich wusste du nimmst Drogen."
Taehyung lachte leise. "Nein. Ich rauche nicht mal oder solchen Scheiß." Er hockte sich an den Brunnenrand. "Du hast gerade gesagt wir lassen uns in einen Brunnen fallen. Im Winter. Klingt nach Koks, wenn du mich fragst. Vielleicht auch Meth." Taehyung sah locker zu ihm nach oben. "Will ich wissen, woher du wissen willst, was nach Koks oder Meth klingt?", fragte er. Doch es war rhetorisch. Er seufzte kurz. "Ich verstehe, dass das für dich nur schwer vorstellbar ist. Und noch viel schwerer ist es mir einfach zu vertrauen, aber diese Magie existiert. Curare existiert."
Jungkook schnaubte unüberzeugt, doch Taehyung ließ nicht locker. "Jungkook, in Grunde siehst du es selbst. Schau dich genau um. Kommt dir nicht irgendwas komisch vor?" Jungkook sah sich nur kurz um und biss die Zähne zusammen. Natürlich hatte er es längst bemerkt. "Was ist es, Jungkook?", fragte Taehyung sanft aber mit Nachdruck.
"Das Wasser ist nicht gefroren."
Taehyung nickte zufrieden. "In Curare ist Sommer." In Curare ist immer Sommer, aber seins drum. Er schöpfte etwas von dem warmen Wasser, dass durch die andere Seite erwärmt wurde. Er stand auf und ging in den Brunnen. "Na, komm", forderte er Jungkook aufmunternd auf, doch der junge Mann machte keine Anstalten ihm zu folgen.
"Ich hab Angst vor Wasser", offenbarte Jungkook. Auch das noch. "Kannst du denn schwimmen?", wollte Taehyung wissen. Wie sollte er Jungkook durch das Becken bekommen, wenn der Panik schob. Zwar konnte man im Brunnen nicht wirklich ertrinken, weil er wahrscheinlich alleine schon durch das Strampeln Boden unter die Füße bekommen sollte, doch wer weiß schon was schief ging.
Jungkook seufzte und sah ihn unbestimmt an. "Ja, schon. Ich hatte nicht immer Angst davor...", er brach ab. Offensichtlich war es ihm peinlich, also lächelte Taehyung ihm aufmunternd zu. "Ist schon okay. Schaffst du es zu mir zu mir rüber?" Jungkook biss die Zähne zusammen und nickte.
Er warf noch mal ein Blick auf die Wasseroberfläche. "Einfach ins Wasser? Werden wir nicht total nass?" Taehyung lachte. "Durchaus." "Aber dann geht mein Handy kaputt", beschwerte sich der Jüngere und ging vorsichtig einen Schritt in das knöcheltiefe Wasser. Er wirkte milde überrascht, als hatte er noch immer nicht geglaubt, dass Taehyung die Wahrheit sagte, wenn er behauptete, dass das Wasser warm ist. Taehyung seufzte leise. Es wäre sinnvoller das Ding hier zu lassen, denn Drüben nützt es dir eh nichts mehr." Er sah seinem Mate an, dass der Gedanke ihm nicht gefiel.
Doch er sagte nichts weiter dazu, sondern schrieb nur eine weitere Nachricht. Das Licht des Handys ließ Jungkook seltsam blass aussehen. Taehyung bemerkte die Falte die sich auf Jungkooks Stirn bildete, während er angestrengt die Nachricht tippe. "Dann bleibt das Handy eben hier. Versteckt", murrte er.
Taehyung hätte ihm vielleicht sagen könne, dass das auch nicht viel mehr Sinn machte, weil er im besten Fall gar nicht hier her zurück kam und sollte er sich doch breitschlagen lassen, dass er mitkommt, wenn sie sich Jin schnappen, dass wäre zumindest der Akku leer, wenn sie wieder hier waren. Wie lange hier so ein Handyakku im besten Fall? 24 Stunden? Das würde bedeuten, dass das Handy ausfallen würde spätestens 5 Stunden, nach dem sie drüben waren. Doch es war nicht die richtige Zeit um zu diskutieren.
Also kramte Taehyung in seinen Rucksack nach einer wasserfesten Tüte und gab sie seinem Mate, der das Telefon darauf tatsächlich versteckte, bevor er wieder in den Brunnen stieg und zu ihm kam. "Magie also?" "Jap." Taehyung schenkte ihm einen ernsten Blick. "Im Grunde ist es ganz einfach. Du lasst dich rein fallen, wirst runter gezogen, der Sog verschwindet, du lässt dich nach oben treiben, ziehst die Beine an, wirst merken, dass du Boden unter den Füßen hast, stehst auf und gehst aus dem Brunnen raus. Alles verstanden?"
Jungkook übte sich an einer verkniffenen Miene. "Kann sein, dass ich schon beim Runterziehen ausgestiegen bin." Taehyung seufzte. "Mach dir nicht so einen Kopf. Dir wird nichts passieren." Dessen war sich Taehyung sogar ziemlich sicher. Es war noch nie jemand im Brunnen ertrunken. Schon alleine, weil der Brunnen eben auch nicht ganz normal war. Wenn man verkackte, dann schmiss der eine tatsächlich raus. Nicht das Taehyung das bis her erlebt hätte, aber sein Vater hatte ihm mal davon erzählt.Konnte es also wagen Jungkook durch den Brunnen zu werfen? Jungkook würde ihn wahrscheinlich eine Runde hassen, aber ewig hier stehen wollte er auch nicht. Er legte ihm die Hände auf die Schultern. Jungkook sah ihn ein wenig irritiert an, wehrte sich aber nicht. "Sicher, dass das funktioniert, wenn man kein Blümchen ist?" Hallo? Taehyung war kein Blümchen, er war ein stolzer Strauch. Aber seis drum. "Das selbe hat Namjoon auch gefragt. Und der ist jetzt drüben. Beantwortet das auch deine Frage?", meinte er locker und Jungkook sah ihn misstrauisch an. "Ich kann mir gar nicht stellen, dass sich Namjoon in einen Brunnen fallen lässt."
Taehyung legte überlegend den Kopf schief. "Nein. Meine Schwester hat ihn geworfen." "Geworfen?", echote Jungkook irritiert. Wahrscheinlich, weil er sich das niedliche Dollface von Chora vor Augen und da neben den 1,81 großen Namjoon. "Geworfen", bestätigte Taehyung nochmal und sah ihn viel sagend an. Jungkook hielt seinem Blick stand und blinzelte.
Irgendwann kam die Erkenntnis und seine Augen wurden groß. "Warte, du wil-" Weiter kam er nicht, denn Taehyung warf den schlanken jungen Mann gekonnt durch den Brunnen.
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Curare Teil I
FanfictionAls der 23-jährige Koreaner Namjoon sich verliebt zweifelt er selbst ein wenig [oder eher ernsthaft] an seiner mentalen Verfassung, denn seine große Liebe ist nicht etwas eine junge, hübsche Frau oder - for gods sake - ein schnieke Typ, nein ... sei...