Thannam
Man sollte meinen, es war schwer vor Jin wegzurennen, als die Matebindung einseitig war, doch seit sie in beide Richtungen funktionierte, musste sich ein siebter Sinn in ihm eingenistet haben und wenn er sie finden wollte, dann fand er sie auch.
Es war gruselig.
Die Rose gab sich Mühe. Sie versuchte zumindest irgendwie nett zu sein, aber sie scheiterte zuweilen ... oder eigentlich fast jedes Mal, an ihrem eigenen Charakter. Sie war eben nicht nett. Aber niemand mochte Personen, die nicht nett waren, oder? Ach zur Hölle.
Thannam hatte auch noch andere Probleme, wie zum Beispiel, dass sie Tae vertreten musste, wenn der frei hatte. Sie hätte ihm gegönnt, wenn sein freier Tag auch so verlaufen wäre, wie er ihn sich vorgestellt hatte, doch Jungkook hatte den Plan mal wieder gecrashed und jetzt waren sie auf dem Weg nach Korea. Was auch immer sie da wollten.
Es stresste sie, denn sie wusste, dass es Tae stresste und ein gestresster Tae, war kein guter Tae. Im Gegenteil, er wurde launisch, wenn er gestresst war. Doch die Rose verstand beide Seiten, denn sie war immer noch nicht so viel besser als Jungkook. Die junge Frau lehnte sich an das Geländer des Warriorturmes und warf einen Blick rüber zum Funkturm, in dem Hansol für gewöhnlich Start- und Landeerlaubnis gab. Sie hatte beschlossen Überstunden zu schieben, bis Tae wieder da war, nur für den Fall.
Sie hörte, wie die Tür zum Kontrollraum aufging, doch sie kümmerte sich nicht weiter darüber, denn das 'Büro' der Warriorassosiation war sowieso wie ein Bahnhof, da kam rein wer wollte, schließlich musste man auch zu ihnen kommen, wenn man eine Straftat melden wollte, oder sonstiges. Manchmal kamen auch nur Leute, die sich gern mal wieder Prügeln wollten. Jin zum Beispiel.
"Thannam?" Die Rose richtete sich auf, als sie seine Stimme vernahm und sie überlegte kurz, einfach nicht zu antworten, aber da kam er schon auf den Balkon. Okay, sei nett, er ist dein Mate. "Was willst du hier?" Noch netter. "Schon wieder?" Okay, vergiss es.
Jin lachte leise. "Was schon, ich wollte Hansol besuchen, weil ich den so gern habe." Thannam runzelte die Stirn. "Der ist einen Turm weiter", informierte sie ihren Mate, der aber nur amüsiert seufzte. "Das war Ironie", erwiderte er und stellte sich neben sie. "Das ist gemein Hansol gegenüber. Er ist ein netter Kerl", wies Thannam den Dunkelhaarigen zusammen. Dieser neigte den Kopf. "War das Ironie?" "Nein!"
Kurz war Stille.
"Wir verstehen uns nicht, warum sind wir Mates?", entfuhr es ihr und sie schubste Jin ein Stück von sich, denn er hatte die unglaublich nervige Angewohnheit, sich nah an andere Personen ranzustellen. "Du bist zauberhaft", sagte er und Thannam schnaubte. "Okay, dieses Mal habe ich die Ironie begriffen." Er lachte hell wie tausend Sonnen auf und das mit einer Fröhlichkeit, dass sie ihn gern getreten hätte. "Aber da war gar keine", beteuerte er und Thannam ging nach Drinnen, denn das Knacken des Funkgeräts rettete sie davor, noch mehr sagen zu müssen.
"Nami?", tönte Hansols Stimme durch den Sprecher und Thannam drückte ein paar Knöpfe. Sie pustete sich den Pony aus der Stirn, der in den letzten Tagen zu lang geworden war, denn sie war schon seit einer Woche nicht mehr beim Haareschneiden gewesen. Man sollte meinen, dass das nicht so wild wäre, aber bei ihr wuchsen die Haare unglaublich schnell. Es dauerte nicht Jahre, bis sie hüftlang waren, nein, es dauerte nur Monate. Dementsprechend musste sie, wenn die den Pixie behalten wollte alle paar Tage zum Friseur.
"Ja, Hansol?", nahm sie den Faden auf und ignorierte Jin, der schon wieder neben ihr erschien und interessiert die ganzen Knöpfe musterte. "Tae ist wieder da, aber er hat Jungkook nicht mit bei sich." Was zum...? Sie warf Jin einen Blick zu, in der Hoffnung, dass der vielleicht wusste, was wieder im Kopf seines 'kleinen Bruders' abging, doch dieser zuckte nur die Schultern.
"Egal, er ist stinksauer und auf den Weg zu dir, er meint er braucht EEP." Thannam schwante übles. Sah aus, als wollte Tae auch nicht lange in Curare bleiben, sonst würde er keine Ersatzenergiephiolen holen wollen, die sie meist einfach mit EEP abkürzten (sodass die Autoren der Story somit endlich ihrer Faulheit und ihrer Liebe für Abkürzungen nachkommen konnten. Wie ärgerlich, dass diese Idee nicht früher kam. Wurde mal wieder Zeit für einen Durchbruch der vierten Wand.)
"Hat Jungkook irgendwas gesagt, dass er zurück will?", fragte die Rose den junge Mann neben sich, doch dieser zuckte nur die Schulten und schüttelte dann den Kopf. "Ich kann mir eigentlich nur eine Sache vorstellen, warum er noch mal zurück gehen wollen könnte, aber... Er sollte selbst wissen, dass das nichts bringt." "Was denn?", fragte Thannam.
"Seine Mutter." Die Rothaarige wollte nachfragen, doch Tae war schneller. "Seine Mutter?", hakte er nach und schloss die Tür hinter sich. Wie hatte er so schnell von einem Turm zu anderen kommen können? Seit wann konnte er fliegen? Thannam schaute Probeweise aus der Tür und Nada schwebte in gerade geeignete Höhe, um einen Sprung zu wagen. Okay, alles klar.
"Tae dein Ernst?", schnappte die junge Frau ein, doch er hielt es nicht für nötig ihr zu Antworten. Er war manchmal so ein Pfosten. "Jin... seine Mutter?" Jin hatte das Ganze beobachtet. Er nickte nur. "Ja, die ignoriert ihn schon seit Jahren, doch er kümmert sich trotzdem um sie. Ich dachte mir schon, dass er sie nicht einfach so alleine lassen will. Doch ich hätte gedacht er redet zumindest mit mir darüber ... wenn nicht mit Namjoon. Oder wenigstens mit Lilly, denn der erzählt er ja irgendwie alles."
Tae hielt kurz inne, aber dann ging er zu dem Schrank in dem die EEP aufbewahrt wurden. Er wollte sich welche einstecken, doch Thannam trat neben ihn und legte ihm die Hand auf den Arm. Er sah sie wütend an, doch sie achtete nicht darauf, sondern nahm ihm die Beiden, die er schon hatte aus der Hand und stellte sie zurück. "Das muss er alleine machen", sagte sie und schenkte ihrem Bruder einen ernsten Blick. "Ernsthaft Tae, er muss abschließen, du würdest das genauso machen. Er kommt wieder. Versprochen. Auch wenn er es nicht merkt, er liebt dich. Deswegen geht er ja noch mal zurück. Ich denke er will einen sauberen Abschluss, damit er sich zumindest halbwegs einreden kann, dass es seine Entscheidung ist nach Curare zu gehen, nicht die irgendeines Schicksals, dass euch verbindet."
Sie strich ihm sanft über den Arm. "Denk nach, das ist wie, damals, als du nach Quinn gegangen bist, obwohl wir alle wussten, dass du nur hinfliegst, um ja doch zurück zu kommen." Sie knuffte ihn in die Seite. "Keine Sorge. Er kommt wieder. Er kommt wieder und dieses Mal bleibt er hier." Tae seufzte tief. "Danke, Nami." Er umarmte sie und sie drückte ihn fest an sich. Es kam nicht häufig vor, dass sie so sehr zurück knuddelte, aber Tae brauchte es gerade.
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Curare Teil I
FanfictionAls der 23-jährige Koreaner Namjoon sich verliebt zweifelt er selbst ein wenig [oder eher ernsthaft] an seiner mentalen Verfassung, denn seine große Liebe ist nicht etwas eine junge, hübsche Frau oder - for gods sake - ein schnieke Typ, nein ... sei...