3.1 (Ina)

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Als die Tür sich endlich öffnete wurde es in der Halle um Ina still. Die Rekruten hatten lange darauf gewartet. Ina und ihre Kameraden stellten sich in ihre Reihen. Geordnet nach der Bewertung des Ausbilders, stand Ina ganz vorn. Doch sie alle standen dort, weil sie es geschafft hatten. Erfolgreich kamen sie durch die harten 5 Jahre. Soldaten waren aus ihnen geworden. Während der Rat als erstes kam und seine Ansprache hielt verteilten sich die Kommandanten auf ihre Podeste. Die Rede war jedes Jahr dieselbe, die einzige Ausnahme war, sie fügten den Mauerfall von Shiganshina und der gesamten Mauer Maria hinzu. Ina stockte der Atem, als dieser Teil dran war. Eine tröstende Hand wärmte ihre Schulter. Ella, eine mit Rekrutin von Ina und ihre beste Freundin, tröstete sie aus der hinteren Reihe.
Als der Rat seine Rede beendete, traten Hange und Levi vor. Vorerst blieb der Truppführer allerdings im Schatten. Bis Hange ihre Rede beendet hatte. Dann erst trat er ins Licht, sodass die Rekruten ihn sahen. Es dauerte nicht lange, bis sich der Platz um Ina leerte. Von 280 Rekruten standen nur noch 60 dort. Und auch diese begannen langsam zu gehen.
“Ina.” Sie drehte sich zu Ella. “Ich gehe dann jetzt. Bist du sicher, dass du bleiben willst ?” Ina sah ihre Freundin sanft an. “Ja Ella, ich bleibe hier. Ich muss das tun. Viel Glück bei der Militärpolizei.” Ella war nicht glücklich mit Inas Entscheidung. Daran ändern konnte sie jedoch nichts. Die beiden umarmten sich und dann ging Ella. “Bleib am Leben Ina!” rief sie noch. Ina lächelte daraufhin. Sie drehte sich zurück zum Podest. Dann nahm sie den Soldaten Gruß ein. Sie hob ihre Rechte Hand und formte eine Faust vor dem Herzen, die linke Hand schwang sie angewinkelt hinter den Rücken. So standen am Ende alle Soldaten, die sich entschieden hatten zu bleiben.
Hange drehte sich zu Levi. Dieser trat nun endlich ganz vor zu ihr, sodass auch Ina ihn sehen konnte.
Sie spürte ihn wieder. Diesen eiskalten und grauen Blick. Es kam ihr so bekannt vor. Die Geschichten, die sie über Levi gehört hatte, ließen sie schaudern. Doch trotz allem war er der Truppführer. Das musste doch was zu bedeuten haben.
Sie sah mit Stolz nach oben auf das Podest. Es schien ihr fast, als würde er ihren Blick genauso spüren.
 
 
-Levi-
 
 
Levi bemerkte sie sofort, ihm wurde unwohl und er fokussierte seine Augen. Gezielt suchte er nach dem Grund für dieses Gefühl. Er blickte mit seinen leeren grauen Augen durch die kleine Menge und blieb an Ina hängen. Da waren sie wieder, diese großen Augen voller Stolz.
Hange unterbrach den Moment. “Tja, das sind dann wohl alle für dieses Jahr.” Sagte sie, schon fast ein wenig enttäuscht. Ihr Lächeln verlor sie dabei jedoch nicht.
 
 
-Ina-
 
 
Ina blickte sich um, schon fast fürchtend, sie sei die Einzige gewesen, die geblieben war. Als Ina wieder nach oben schaute trafen sich ihr und Levis Blick erneut. Für einen Moment war sie wieder 15, in ihrer Heimatstadt. Jetzt wusste sie, woher sie diese Aura kannte. Es war der Reiter von damals, den sie so bewundert hatte. Kaum vorstellbar, dass er nun ein richtiger Truppführer sein sollte. Entweder er hatte Talent oder aber, es starben mehr Soldaten, als Ina angenommen hatte.
 
 
Nach der Aufteilung wurden die Rekruten in ihre jeweiligen Hauptquartiere gebracht. Dort bekamen sie auch die neue Kleidung mit dem jeweiligen Abzeichen. Der Aufklärungstrupp bekam außerdem noch die grünen Mäntel für ihre Außeneinsätze. Nach dem Einkleiden bekamen die Soldaten Zimmer zugeteilt, in denen sie mit anderen Soldaten leben sollten. Das Hauptquartier war riesig. In der Eingangshalle befand sich eine Treppe, die sich in der Mitte in 2 weitere Treppen auf teilte. Zum linken Flügel hinauf führten die Schlafräume der Männer und zur rechten Seite führten die Schlafräume der Frauen. In der Mitte, also im Schnittpunkt der Treppe, war noch ein Zimmer. Es war das Büro vom Truppführer Levi.
Ina ging die rechte Treppe hinauf. Ihr Zimmer war direkt dort oben, an der Treppe. Darin befanden sich bereits 2 Soldatinnen, mit denen Ina nun wohnen sollte. Ihre Namen waren Anna und Hannah. Die Zwillinge hatten wirklich alles gemeinsam. Es war, als hätte man einen Spiegel zwischen sie gestellt. Ihre roten Locken schienen manchmal sogar in dieselbe Richtung zu fallen.
Die Mädels fanden schnell den Kontakt zueinander. Zumal sie sich schon vom sehen her aus der Ausbildungszeit kannten.
Sie hatten Spaß zusammen und probierten ein paar Kleidungsstücke der Uniform an. Anna fand sie eher langweilig, während Hannah überglücklich war, sie tragen zu dürfen. Nunja und Ina, “Die ist ja viel zu klein!” bemerkte Anna und brach in lachen aus. Inas Jacke war offensichtlich eine Nummer zu klein. Sie blieb in ihr hängen. Hannah half ihr wieder heraus, während Anna sich auf dem Bett wälzte vor lachen. “Tja, dann werde ich die wohl tauschen müssen.”
Die Mädels lachten herzlich. Doch es stimmte schon, Ina musste dieses Ding umtauschen. So könnte sie sicher keine Kämpfe bestreiten.
Sie machte sich auf den Weg, die Treppen runter, zur Kleidersammlung. Zum Keller, wenn man es so will.
 
 
Auf dem Weg nach unten bemerkte sie, dass in Levis Büro immer noch Licht brannte. Die Tür stand sogar einen Spalt weit offen. Normalerweise war es nicht Inas Art, aber sie musste sowieso an dem Zimmer vorbei. Also fiel es bestimmt nicht all zu sehr auf, wenn sie kurz stehen blieb.
Behutsam legte sie ein Ohr an die Tür und versuchte durch den kleinen Spalt zu erkennen, wer sich in dem Raum befand.

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