11.1 (Ina & Levi)

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Noch vor Sonnenaufgang, wie es Levi verlangt hatte, stand Ina leise auf. Sie ließ die Zwillinge schlafen und machte sich fertig. Sie zog ihre Uniform an und bund ihre Haare leicht zusammen. Ina fand keine geeignete Tasche oder Verwendung für Levis Tuch. Also bund sie es sich mit in die Haare. Vielleicht brachte es ja Glück.
Sie verließ das Gebäude noch vor der Morgendämmerung und ging am Trainingsplatz vorbei, Richtung Frischlings Gebäude. Da hörte sie bereits Erens Stimme. Er war nicht allein, Mikasa schien bei ihm zu sein. Ina beschloss, erst zu den beiden zu gehen. Vielleicht hatten sie bereits Anweisungen von Levi.
Als Ina am Platz ankam, sah sie Eren und Mikasa kämpfen. Sie besiegte ihn jedes mal ohne weiteres. Eren war wirklich nicht gut im Nahkampf, als Mensch. Ina ging langsam näher an den Zaun heran und sah den beiden zu. Sie schmunzelte jedes mal, wenn Eren von Mikasa zu Boden geworfen wurde.
"Was lachst du ihn aus?" Fragte eine Stimme aus dem dunkel. Ina erschreckte sich und sah zu ihrer linken. Levi stand auch am Zaun und sah den beiden zu.
"Na wenigstens bist du schon aufgestanden." Sagte er neutral und sah Mikasa und Eren weiter zu.
Ina trat näher zu ihm und stellte sich an den Zaun neben Levi. Ihr war genauso unwohl dabei, wie am Tag zuvor bei dem Teekränzchen mit der Kommandantin.
"Truppführer, soll ich auch gegen Mikasa kämpfen?" Fragte sie.
"Wozu?" Levi wirkte von Inas Frage genervt. "Ach nur so, ich dachte vielleicht.."
Levi unterbrach sie. "Du dachtest ich bestelle dich her, um gegen Mikasa zu kämpfen, wo ich schon nicht mit dir klar kam?" Er sah Ina launisch an. Sie fühlte ein kribbeln in den Wangen. Zum Glück war es dunkel und nicht zu erkennen für Levi. Ina antwortete nicht, sondern sah zurück zu den kämpfenden Soldaten.
"Warum bin ich dann hier, Truppführer?"
Levi sah nicht mehr zu Ina, auch er hatte sich zum Kampf gewendet.
"Weil es etwas gibt, das du wissen solltest." Ina war neugierig geworden.
"Es ist nicht meine Absicht, dabei zu zu sehen, wie die Militärpolizei dich und Eren in einem Labor auseinander schneidet. Ihr müsst deswegen jeden meiner Befehle befolgen. Und wenn ich sage jeden, dann meine ich auch jeden, Becker!"
Er sah zu ihr. Ina nickte selbstbewusst und legte den Soldatengruß an.
Levi fuhr fort. "Auch wenn ich sage, dass du mir dein 3D Manöver geben sollst, um dich selbst zu retten!" Er sah sie wütend an. Unglaublich, dass er sich immer noch daran erinnerte.
Ina musste wohl seinem Befehl nachgeben. Doch Levi war noch nicht fertig. Er blickte wieder auf Mikasa und Eren. Sie verletzte ihn leicht und er begann zu dampfen. "Die Kommandantin begleitet uns dieses mal nicht. Das bedeutet für dich und Eren gilt, was ich sage. Ihr dürft euch unter keinen Umständen verwandeln. Verstanden? Erst, wenn ich es euch erlaube!"
Er sah zu Boden und wirkte nachdenklich. Ina ließ den Gruß langsam fallen. Sie merkte, dass mit Levi etwas nicht stimmte.
Bevor sie etwas sagen konnte, kamen Eren und Mikasa auf die beiden zu.
"Ina! Du bist auch schon da!" Eren freute sich. Mikasa war sich noch unsicher. Sie vertraute Ina nicht.
"Guten morgen! Sieht so aus, als müsstest du noch trainieren Eren!" Ina lächelte.
Eren lachte ebenfalls. "Ja, da hast du wohl Recht, gegen Mikasa hatte ich noch nie eine Chance."
"Du bist echt miserabel Eren!"
Levi drehte sich von den Soldaten weg. Er wollte gehen. "Geht vor den anderen frühstücken, wir müssen die Mission vorbereiten." Levi ging nach dem Satz einfach.
Ina ging anschließend mit Eren und Mikasa in die Küche, sie halfen bei der Zubereitung des Essens und frühstückten danach selbst. Es war noch ein wenig Zeit, bis alle da waren. Die drei hingegen mussten bereits mit der Arbeit fortfahren. Eren und Mikasa beschlossen, alle Gas Tanks der 3D Manöver zu befüllen und bereit zu machen für die Abfahrt. Ina hatte dem alten Stallburschen zugesagt, beim satteln der Pferde zu helfen.
Sie gingen zusammen zum Stall.


Ina und der alte Stallbursche begleiteten alle Pferde hinaus. Bis auf Mira und Levis Hengst, der fehlte bereits. Ina bürstete alle Pferde und machte sie nach und nach sauber. Der Stallbursche legte Sattel und Zubehör an.
Während der Arbeit kam Levi zurück mit seinem Hengst.
Er blieb stehen und stieg von ihm ab. Völlig bestaubt von den ganzen Pferden, sah er Ina die Hufen eines Pferdes putzen.
Sie beachtete ihn nicht weiter, es war noch viel zu tun. Levi stellte sein Pferd etwas abseits von den anderen.
"Was machst du da?" Fragte er kalt. Ina sah auf zu ihm und ließ den fertigen Huf fallen. Sie hatte ihn gar nicht kommen sehen. "Befehle befolgen Truppführer." Noch immer konnte sie ihn einfach nicht beim Namen ansprechen, wie er es verlangte.
Levi sah zu seinem Hengst und danach die anderen Pferde an. "Wo ist Mira? Willst du sie nicht reiten?" Ina, die bereits nach dem nächsten Huf griff, stoppte ihre Arbeit.
"Darf ich denn?" Fragte sie geradeheraus. Levi zuckte mit den Schultern. "Sie ist dein Pferd, wer könnte es verbieten?"
Inas Augen fingen Feuer. Sie lächelte und stand auf, so dreckig wie war.
"Aber stell sie zu ihm." Levi deutete auf seinen Hengst, der etwas weiter weg von den anderen Pferden stand. Ina nickte freudig und klopfte sich den Staub ein wenig ab. Danach betrat sie den Stall erneut. Sie holte Mira aus ihrer Box.
"Hast du gehört kleine Zicke? Heute gehen wir es zusammen an!" Ina freute sich sehr. Sie blickte sich draußen um, um Levi zu danken, doch der war bereits weg. Wie befohlen bund sie ihre Stute neben Levis Hengst an. Die beiden neckten sich etwas. Der Stallbursche brachte weitere Pferde, die er zu Mira und Levis Hengst stellte.
"Warum stehen diese 8 Pferde abseits von den anderen?" Fragte Ina den Stallburschen. "Na, überleg mal Kleines. Die Elite besteht aus neuerdings 8 Mitgliedern."
Ina dachte nach. Eine Hilfe kam von Richtung des Frischlings Gebäudes. Ina sah, immer noch nachdenklich, auf und sah die Zwillinge mit 2 vollen Schubkarren auf sie zukommen. Die beiden waren fröhlich und unterhielten sich.
"Ich schätze, weil diese Pferde nichts tragen sollen. Richtig?" Der Stallbursche sah auf und entdeckte die Zwillinge ebenfalls.
"Ah da sind sie ja." Hannah wunk von weitem. "Hallo Ina! Guten Morgen!" Sie strahlte wie immer. Anna war eher kühler, wie immer. "Was ist das alles?"
Fragte Ina neugierig. "Was denkst du denn? Das sind Vorräte, die die Frischlinge transportieren dürfen. Wir brauchen schließlich etwas zu beißen bevor wir gefressen werden." Anna scherzte und lachte daraufhin. Auch Ina begann zu schmunzeln. "Lass das Anna, das ist nicht lustig!" Hannah war frustriert über den Humor ihrer Schwester.
"Ach komm schon Hannah, wenn ich schon sterbe, dann wenigstens mit vollem Magen."
Hannah fand es immer noch nicht witzig. "Gute Einstellung Anna, dann zeig mal, welche Pferde bekommen Pakete?" Ina wollte mit der Arbeit fortfahren. Von hinten kamen Franz und Bernd, ebenfalls mit beladenen Schubkarren. "Hey Mädels! Wir haben noch welche dabei!"
Ina staunte nicht schlecht. "Wofür brauchen wir denn das alles? So viele Soldaten kommen doch gar nicht mit, oder?"
Die Zwillinge waren ebenfalls überrascht. "Das verstehe ich auch nicht. Wir haben gedacht, die Säcke hier reichen für 2 Tage."
Gemeinsam sattelten die Soldaten die Pferde mit dem Proviant. Ina tippte jemand auf die Schulter. Es war Boris, er kam ohne Schubkarre. "Ina, hast du einen Moment Zeit?"
Ina sah zu den Anderen. Anna, die am selben Pferd arbeitete, nickte ihr zu.
"J-ja natürlich Boris, was ist los?" Ina war neugierig.
"Pass auf, da du bei mir reitest, muss ich ein wenig auf dich acht geben, so wie Franz bei Eren. Wir reiten immer nebeneinander und bitte, bring uns nicht in Schwierigkeiten. Der Truppführer ist ziemlich gestresst. Darum halt dich an mich und mach keinen Ärger, bitte. Das schaffst du doch, oder?"
Ina war eine Moment lang ernst und nickte.
"Jetzt mach ihr doch nicht so Angst Boris! Hast du vergessen was in ihrer letzten Mission passiert ist?" Franz griff Boris an der Schulter und lachte mit ihm.
"Und was ist mit euch? Wie habt ihr zwei Flachzangen es in die Elite geschafft?" Anna verteidigte Ina. Deren Kopf im Moment irgendwie leer gewesen war.
Die Soldaten erledigten ihre Arbeit und nahmen die Pferde an den Zügeln mit zum Treffpunkt. Auf dem Weg erzählten Boris und Franz ihre Geschichte.
"Könnt ihr euch noch erinnern? Vor ein paar Jahren hat der Truppführer seine gesamte Elite Truppe verloren. Es war eine Skandal. Auch Kommandant Erwin ist bei dem Einsatz gestorben." Boris wurde plötzlich still. Franz fuhr fort.
"Boris und ich waren in der Formation ziemlich weit hinten. Dennoch konnten wir genau sehen, was sich abgespielt hat. Vor uns zog eine dichte Nebelwand auf. Sie kam aus dem Nichts und brachte viele Titanen mit sich. Der Trupp befand sich mitten auf den Feldern. Wir hatten also keine Chance die 3D Manöver Geräte ein zu setzen. Also sind wir von den Pferden gesprungen und haben uns den Rücken gedeckt. Auf die Titanen, die aus dem Nebel auf tauchten, sind wir drauf gesprungen und haben sie vernichtet. Leider wurde der Nebel immer dichter und die Titanen waren irgendwann überall. Es war, als hätte sie jemand geschickt. Levi hatte die Idee, dass wir sie nicht vernichten, sondern sie als Brücke nutzen sollten. Von Titan zu Titan hätten wir uns durch den Nebel schwingen sollen. Es klappte anfangs auch gut, aber dann." Auch Franz verstummte. Boris holte tief Luft und fuhr weiter fort.
"Dann kamen die riesigen, abnormen Titanen. Sie wedelten mit ihren Armen umher und es war uns nicht möglich weiter zu schwingen. Einige von uns wurden von den Armen zertrümmert. Andere blieben zu lange auf einem Titan und wurden von diesem erwischt.
Levi und Erwin versuchten uns zu retten, doch nicht mal Erwin kam gegen diese Riesen an. Sie schleuderten ihn zu Boden. Dort warteten bereits kleinere Titanen. Sie rissen ihn in Stücke, wie ein Butterbrot. Es war grauenhaft."
Die Truppe war schockiert von der Geschichte. "Wir verloren alle damals. Unsere gesamte Truppe starb einfach vor unseren Augen. Levi war so wütend. Fast alleine hat er es geschafft, die Riesen zu besiegen. Es war wie ein Lichtschein im dunkel. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Nur wegen ihm haben wir es da raus geschafft. Wir fanden unsere Pferde und kehrten heim. Der Spott um ihn war so groß. Es war eine Qual für uns, das mit an zu sehen. Dabei war er der Tapferste von uns allen. Er versuchte stets, alle zu retten und jeden Tod zu vermeiden. Levi verlor an dem Tag alle seine Titel und wurde suspendiert. Danach begann er mit Frischlingen zu arbeiten. Bis ihr gekommen seid, ihr Verrückten! Jetzt hat er wieder eine richtige Truppe!"
Franz lächelte. Boris sah auch zufrieden aus, dennoch spürte man, wie sehr sie das alles verletzte.
"Ich glaube, dass er damals mehr verlor, als nur seine Titel. Ihr seid doch sowas wie eine Familie für ihn gewesen oder? So wie Anna und Ina für mich, oder nicht?" Hannah fragte neugierig. Sie hatte ein großes Einfühlungsvermögen.
Boris senkte den Kopf. "Wenn es danach geht, hat der Truppführer schon mehr als nur eine Familie verloren. Ich glaube, er hat deswegen aufgehört sich eine neue zu bauen oder sich generell an Menschen zu binden."
Die Truppe war eine Zeit lang still. Dann sagte Bernd plötzlich auch etwas. "Hee Hannah, warum sind nur Anna und Ina deine Familie? Was ist denn mit mir?"
Der Trupp lächelte. "Ach du Bernd! Du bist unser Bodyguard! Was sagst du dazu?" Hannah lachte, wie der restliche Trupp.
"Komm schon. Wir sind jetzt alle eine große Familie oder nicht?" Anna lächelte das erste mal. Es tat gut das Wort Familie zu hören. Ina fühlte sich wohl unter ihren Kameraden.
"Seid ihr deswegen bei ihm geblieben?" Ina fragte einfach, ohne zu denken.
Der Trupp war still. "Was meinst du?" Fragte Franz.
"Ich meine, ihr seid bei dem Truppführer geblieben. Trotz seines Rufes und seiner Verluste. Ihr hättet das nicht tun müssen."
Franz und Boris überlegten. Dann antwortet Boris.
"Wir hätten alles machen können. Aber weißt du Ina. Familie ist das wichtigste, was wir haben. Wir hätten ihn niemals im Stich gelassen."
Franz fügte hinzu. "Du kannst ihn als strengen Vater ansehen, wenn du es so willst!" Die Truppe lachte erneut. Franz, der vorne lief und Levis Hengst führte. wurde ruckartig gestoppt. Das Tier blieb einfach stehen.
"Euer Papa findet das sehr rührend, aber würdet ihr eure Ärsche wohl etwas schneller in Bewegung setzen? Wir haben keine Zeit dafür!" Franz zuckte zusammen und stand stramm.
Levi war plötzlich, mit Eren im Gepäck, vor der Truppe. Sie waren bereits an der Spitze des gesamten Trupps angekommen. Levi nahm seinen Hengst entgegen. Ina übergab ein Pferd an Eren, während sie Mira behielt.
Levi rief mit einer Handbewegung Boris und Franz nach vorn. Er hatte offensichtlich schlechte Nachrichten. Ob es mit seinem Ausritt heute morgen zusammen hing?
Die Soldaten legten noch ihre 3D Manöver Geräte an. Dann versammelten sich die Frischlinge und es ging los. Auf ihren Pferden ritten sie durch die Stadt bis zum Tor von Mauer Rose. Diesmal würden sie eine andere, etwas längere Route zum Baumriesen Wald nehmen müssen.
Levi wandte sich noch einmal an seine Elitetruppe. "Ihr wisst schon, keine Heldentode, keine Befehlsverweigerung und kein Verwandeln ohne Erlaubnis! Als Soldaten seid ihr genauso wichtig für uns, verstanden?" Levi klang ernst. Die Truppe schrie zugleich.
"Jawohl Truppführer!"
Das Tor öffnete sich und der Ritt ins Titanen Gebiet began

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