19.1 (Ina & Levi)

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Das Tor von Mauer Rose stand an diesem Tag offen, Familien und Bauern konnten das erste mal nach 7 Jahre ihre Heimat besichtigen. Freiwillige durften helfen, die Überreste der Titanen zu beseitigen. Für viele war es das erste mal gewesen, dass sie einen Knochengerüst von solch einem Riesen gesehen hatten. Ihr Respekt vor dem Aufklärungstrupp wuchs danach stetig an.
Die Trupps des Aufklärungstrupps teilten sich auf. Die Karren fuhren in jede Richtung, um im ganzen Gebiet Nahrung und Werkzeuge zu verteilen.
“Ist das nicht ironisch, damals haben wir unsere Leben riskiert, um die ganzen Sachen hier raus zu holen. Und jetzt stopfen wir unsere Karren voll und bringen alles wieder zurück.”
Sagte Franz nachdenklich. Levi, der auf seinem Hengst neben ihm ritt, hörte genau zu, war jedoch still geblieben.
Bernd, der neben Ina saß, reagierte darauf mit einer Frage.
“Ist dir eigentlich klar, dass wir all diesen Menschen hier ihr Zuhause wieder gegeben haben?”
Franz sah Bernd verwundert an. “Was willst du damit sagen?”
Bernd blieb still. “Er will sagen, dass wir gewonnen haben Franz.” Verteidigte Ina.
“Ach was gewonnen, wer weiß wann Reiner und Berthold wieder kommen und was sie dann zerstören werden. Hier ist niemand mehr wirklich sicher.” Franz war eingeschnappt. Aber Recht hatte er trotzdem. Der Aufklärungstrupp musste nun endlich herausfinden, was die beiden wollten.
“Wir müssen uns zuerst diesen Keller ansehen, bevor wir sagen können, dass wir gewonnen haben.” Warf die Kommandantin ein.
Der Trupp auf dem Karren war still geworden. Nach einiger Zeit der Stille drang eine Frage auf.
“Und wo gehst du als erstes hin Ina?” Fragte Eren sie.
Ina sah auf, dann wanderte ihr Blick zum Truppführer, der sich auf die Frage hin nicht weiter rührte. Ina zuckte mit den Schultern. “Ich schätze Eren, es ist an der Zeit, dass ich mal ein paar Befehle befolge!” Sagte Ina. Bernd und Franz begannen leicht zu lachen. Levi senkte seinen Kopf und ritt stur weiter.
“Hm, wie langweilig, man sollte meinen, dass du deine Heimat auch vermisst hast.”
Sagte Mikasa mit einem dunklen Unterton. Sie glaubte immer noch nicht, dass Ina auf ihrer Seite stand. Der Trupp verstummte langsam erneut. Die restliche Fahrt verlief eher ruhig. Einige Soldaten schliefen auf dem Weg.
Nach einem halben Tag waren sie an der Stadtmauer zu Shiganshina angekommen.
Der Karren hielt am Tor an. Levi drehte sich schnell zum Karren, als Hange die Truppe ankündigte. “Schnell, Ina, Eren, setzt eure Kapuzen auf!”
Flüsterte Levi. Die beiden taten, was er sagte. Ein Soldat der Mauer Garnison kam mit Hange zum Karren. Er zählte die anwesenden Soldaten und warf einen Blick auf den Inhalt des Karrens. Es störte ihn nicht, dass es Soldaten gab, die eine Kapuze trugen. Für ihn waren das einfache, schlafende Soldaten.
Er gab Hange ein paar Papiere und ließ den Karren daraufhin passieren. Der Karren fuhr langsam durch das Tor.
Fast 7 Jahre war es nun her, dass Ina und Eren in ihrer Heimatstadt gewesen waren.
Durch die Aufräumarbeiten, die vor 9 Monaten begonnen hatten, konnte man einige Straßen bereits passieren und sogar schon einige Häuser bewohnen.
Hange lenkte den Karren mit einer Karte zu Erens Haus. Sie fuhren ein paar Umwege, da der schnellste Weg zu offensichtlich gewesen wäre.
Ina und Eren nahmen ihre Kapuzen ab und schauten sich in der Stadt um. Sie suchten in ihren Erinnerungen, wie die Stadt vorher ausgesehen hatte und verglichen diese, mit dem jetzigen Zustand.
“Wow, hier ist wirklich nichts mehr, wie es mal war.” Stellte Ina fest.
“Was glaubst du wie es aussah, als die Titanen hier gewütet haben. Eren verstopfte das Tor und wir mussten sie daraufhin alle besiegen. Es war furchtbar mit an zu sehen, wie viele Häuser und Ställe sie zerstört haben!”
Bernd erklärte Ina, wie die Mission damals im Detail ablief, als sie im Titan Gebiet gewesen waren.
Ina hörte dem aufmerksam zu. Auch Levi und Hange hatten ihre Ohren bei Bernds bildlicher Darstellung.
“Du hast noch was vergessen!” Ergänzte ihn Levi am Schluss der Geschichte. Bernd überlegte kurz.
“Das haarige Vieh! Ja natürlich! Es ist auch da gewesen, als Eren hier gewütet hat! Scheinbar war er nicht zufällig hier! Wie hast du ihn genannt Ina?”
“Tier Titan, das ist seine Bezeichnung Bernd.” sagte Ina, die sich dabei noch immer schuldig fühlte. Bernd schnippte mit den Fingern. “Ja! Genau. Der Tier Titan!”
Franz hob den Kopf. “Wenn der einen Namen hat und Berthold und Eren auch. Und sogar Reiner und Annie einen Namen für ihren Titan haben. Warum hast du keinen Ina?” Fragte er.
Ina setzte sich aufrecht hin und lächelte. “Ihr könnt ihm ja einen geben!” Sie lächelte weiter und wartete auf Vorschläge.
“Wie wäre es mit weißer Titan? Wegen deiner Haut!” Schlug Bernd vor.
“Nein, dann wäre ja Berthold auch der gehäutete Titan. Das ist nicht gut Bernd.”
Sagte Franz und überlegte.
“Wie findet ihr Igel Titan? Wegen der ganzen piecksigen Teile, die Ina auf dem Körper hat!”
Rief Boris von vorn. Der Trupp dachte kurz nach. “Nein Boris, ich finde, Igel sind viel niedlicher, als der Titan. Es muss etwas anderes geben.” Entgegnete Hannah.
“Stachel Titan.” Sagte Levi kalt. “Wenn nicht Igel, dann nehmt nur die Stacheln.”
Der Trupp sah zu ihm hinauf. “Ja! Das ist gut! Ina!” Franz war begeistert.
“Du bist ab jetzt der Stachel Titan!”
Auch Bernd freundete sich damit an. Ina sah die beiden misstrauisch an. Doch nach einiger Zeit fand sie auch, dass der Name zu ihr passte. Der Karren kam daraufhin zum stehen.
“Wir sind da. Ina, Eren. Ihr bleibt hier. Der Rest steigt ab.” Sagte Levi und stieg von seinem Hengst.
Ina und Eren setzten die Kapuzen auf und blickten über den Karren ihren Kameraden hinterher.
“Sie haben es wirklich wieder aufgebaut.” Sagte Eren.
“Könntest du hier wohnen?” Fragte Ina nachdenklich.
Eren erschreckte kurz, dann dachte er auch nach. “Wieso fragst du das?”
“Ich denke einfach, nach all dem was ich erlebt habe. Ich könnte nicht in demselben Haus wohnen. Auf das gucken, was war, wo sie gestorben sind. Das kann ich nicht.”
Eren blickte schmerzerfüllt zu der Stelle, an der er seine Mutter hatte sterben sehen. Er stand auf und wollte den Karren verlassen. Ina zog ihn schnell an seinem Umhang wieder herunter.
“Wirst du wohl hier bleiben? Es bringt nur Ärger, wenn man sich den Befehlen des Truppführers widersetzt! Glaub mir, ich weiß wovon ich rede!”
Eren setzte sich wieder. Sie beobachteten, wie der Trupp in Erens Haus ging und sogleich wieder heraus kam.
“Was ist denn da los?” Wunderte sich Eren.
“Aber, es ist doch das richtige Haus!” Ina wunderte sich ebenfalls.
Die Mitglieder des Trupps sprangen auf den Karren. Levi folgte ihnen. Hange unterhielt sich noch mit einem Soldaten der Mauer Garnison.
Levi stellte sich vor Ina und Eren.
“Es sieht so aus, als wäre der Vorraum des Kellers eingestürzt. Die müssen ihn auf brechen und die Tür sichern, das wird bis heute Abend dauern. Macht hier solange was ihr wollt, aber verlasst nicht die Stadt! Bei Sonnenuntergang versammeln wir uns wieder hier!”
Levi sprach leise. Ina stand sofort auf und riss sich die Kapuze vom Kopf.
“Verzeiht, aber ich muss gehen!” Sie sprang vom Karren und nahm die Beine in die Hand. Levi sah ihr erschreckt nach. “Warte, sag mir wohin, damit ich dich finden kann!” Rief er ihr zu.
“Das macht Mira schon ganz alleine, Truppführer!” Rief Ina ihm zu, die schon fast weg war. Daraufhin sprangen auch Eren und Mikasa. Sie liefen ebenfalls los und erkundeten die Stadt. Levi stand nun allein unten am Karren.
“Tja Truppführer, ist wohl nicht so einfach, wenn man auf zwei Kinder aufpassen muss.” Scherzte Franz.
“Ina ist kein Kind mehr, sie kann auf sich selbst aufpassen!” Verteidigte sie Bernd.
“Deswegen ist sie auch schon 100 mal gestorben Bernd!” Boris mischte sich ein.
“Jetzt beruhigt euch. Hier kann sie nicht sterben. Außerdem würde ich auch zu meinem Haus reiten wollen. Sie hat hier ihre Familie verloren. Habt doch etwas Mitgefühl!” Warf Hannah ein. Levi stand weiterhin unten und hörte sich das Gespräch mit an. Er ging auf Mira zu und bund sie vom Karren ab. “Was macht ihr da? Truppführer Levi?” Fragte Franz verwundert.
“Ich passe auf, dass Becker keinen Mist verzapft. Wenn sie nicht gerade stirbt, dann hat sie die beschissene Angewohnheit, meine Befehle zu missachten.” Levi schnaufte und setzte sich auf Mira. Er ließ sie den Weg aussuchen. Nach kurzer Orientierung lief Mira eine Straße hinunter.
“Ja na klar, das glaubt er doch selbst nicht oder?” Franz lächelte.
“Scheint wohl so, als hättest du Konkurrenz Bernd!” Scherzte Boris.
“Das denke ich nicht.” Sagte Franz und legte stolz seinen Arm um Bernds Schulter.
Schockiert blieben Hannah und Boris sitzen. Diese Geschichte, sollte die 4 eine Weile beschäftigen.
 
-Ina-
Ina nahm ihre Beine in die Hand und lief so schnell sie konnte zu ihrem Haus.
Sie lief die Straßen entlang, vorbei an Miras altem Stall, bis sie an ihrem Haus ankam. Sie stoppte und stand direkt vor der Tür. Sie war sauber und verschlossen, da das Haus bereits fertig saniert gewesen war. Sie konnte, rein in der Theorie, bereits wieder dort einziehen.
Ina streckte eine Hand nach dem Türgriff aus. Sie begann zu zittern.
 
 
-Levi-
Mira trug ihn schnell durch die Stadt. Sie blieb an einem Stall stehen und Levi konnte absteigen. Er ging an dem Stall vorbei und sah sich um. Mira lief an ihm vorbei zu einem der 3 Häuser, die auf dem Hof im Dreieck standen. Sie stellte sich zum mittleren Haus an ein Fenster. Levi ging darauf zu. Die Tür war verschlossen und eine dünne Schicht Staub lag auf ihrer Türklinke.
“Nein, hier ist sie nicht. Wo ist sie nur hin?” Fragte er sich selbst leise. Mira jedoch, bekam die Frage mit und hob ihren Kopf vom Fenster weg.
Sie richtete ihre Ohren aus. Levi sah ihr aufmerksam zu.
“Was hast du? Weißt du wo sie ist?”
Mira stampfte mit dem Huf auf den Boden. Levi verstand ihre Geste und saß auf. Sie lief sofort los. Hinter den Häusern befand sich eine große Wiese mit einem kleinen Hügel. Mira trabte den kleinen Hügel hinauf. Oben war der Schatten einer Person zu sehen. Levi kniff die Augen zusammen, um zu erkennen wer es war. Er klopfte Miras Hals ab. “Gut gemacht, Zicke.”
Er brachte Mira zum stehen und stieg ab. Langsam ging er auf die sitzende Ina zu.
 
 
-Ina-
Sie entschied sich dagegen. Die Tür konnte sie nicht öffnen. Zu sehr schmerzte es. Stattdessen ging Ina um die Häuser herum, auf die Wiese, auf der sie mit ihrer Mutter immer gelernt und entdeckt hatte.
Sie ging den kleinen Hügel hinauf und setzte sich. Ihr gegenüber saß früher immer ihre Mutter. Außer heute. Ina begannen Tränen übers Gesicht zu laufen. Sie trauerte das erste mal richtig um ihre Eltern.
Es dauerte nicht lange, da hörte sie vertraute Hufe im Häuser Dreieck. Überzeugt davon, dass Mira sie doch nicht finden würde, ignorierte Ina die Hufe ihrer Stute.
Kurze Zeit später stand ein Paar dunkle Stiefel vor Inas Augen. Sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ab und sah hinauf. Levi blickte kühl zu ihr herunter und setzte sich langsam gegenüber von Ina.
“Du warst nicht im Haus.” sagte er leise.
Ina schüttelte den Kopf. Erneut bekam sie Tränen in den Augen.
Levi setzte sich im Schneidersitz hin. “Schon gut. Es ist nicht leicht, seine Eltern zu verlieren.”
Er sah Ina eindringlich an. Sie hob ihren Blick und traf auf seine Augen.
“Wie meint ihr das?” Fragte sie mit zitternder Stimme.
“Meine Mutter, sie starb, als ich noch klein war. Mein Onkel, Kenny. Er fand mich halb verhungert, als er nach seiner Schwester suchte.”
Er holte kurz Luft und fuhr fort.
“Er nahm mich auf, obwohl er es nicht musste. Er brachte mir bei, wie man alleine überlebt. Aber er machte mich zu einem Arsch. Ein Bastard, der arme Menschen ausraubte, um selbst zu leben.”
Levi sah einen Moment weg, er war nicht stolz darauf.
“Was ist dann passiert?” Fragte Ina, immer noch mit einem leichten Zittern in der Stimme. Levi sah sie überrascht an. Noch nie hatte er jemandem die Geschichte bis zu Ende erzählt.
“Eines Tages, als ich vor der Militärpolizei mit einem gestohlenen 3D Manöver flüchtete, da fing mich Kommandant Erwin ein. Er gab mir 2 Optionen. Entweder Gefängnis oder der Aufklärungstrupp. Damals hieß der Aufklärungstrupp so viel wie, auf der Stelle zu verrecken. Jeder andere hätte sich also für das Gefängnis entschieden. Ich aber wählte den Aufklärungstrupp.”
Ina lächelte kurz. “Was ist daran lustig?” Fragte Levi wütend.
“Genauso wie ich, Truppführer.” Ina lächelte ihn an. “Als die Mauer fiel, hatte ich ein ähnliches Gespräch mit Kommandant Pixie. Durch ihn bin ich überhaupt hierher gekommen, in eure Truppe.”
Levi hob den Kopf. Doch bevor er etwas sagen konnte, fragte Ina ihn aus.
“Was ist danach passiert? Mit eurem Onkel meine ich.”
Levi senkte den Kopf. “Es ist so, dass er immer noch ein Bastard war, nachdem ich in den Aufklärungstrupp ging. Erwin zeigte mir, wie schlimm meine Taten waren. Er brachte mich auf den rechten Weg. Es kam letztendlich dazu, dass Kenny und ich verschiedener Meinung waren. Er stellte sich gegen den Aufklärungstrupp und wollte verhindern, dass Königin Historia regieren konnte. Das durfte ich nicht zu lassen, also war es an mir, ihn auf zu halten.” Levi stoppte seine Geschichte. Ina hielt sich eine Hand vor den Mund. “Habt ihr etwa?”
Levi senkte den Kopf und nickte leicht. Ina senkte die Hand von ihrem Mund. Sie zog sich das Tuch von Levi aus den Haaren und faltete es so zusammen, dass die Ecke mit dem L ganz oben gewesen war.
“Hier, ich habe getan, was ich konnte.” Sagte sie leise zu ihm.
Levi sah auf ihre Hand. Seine Augen erschreckten kurz. Ina hielt ihm sein Tuch hin. Er nahm es und faltete es auf. “Wie hast du..”
“Wie war ihr Name? Von eurer Mutter.” Fragte Ina schnell. Levi faltete das Tuch wieder zusammen.
Er sah auf die Mauer. “Kuchel.” Dann sah er zurück zu Ina.
Sie lächelte sanft und faltete ihre Hände zu einer betenden Faust.
“Danke Kuchel! Dass du uns deinen Sohn geschenkt hast.” Ina verbeugte sich in Gedenken, an Levis Mutter. Levi berührte das sehr. Er stand daraufhin auf und hielt Ina seine Hand hin. Sie blickte fragend hinauf zu ihm.
“Komm schon. Deine Eltern würden wollen, dass du dir das Haus ansiehst.”
Ina lächelte sanft, dann nahm sie seine Hand beim Handgelenk und ließ sich auf helfen. Gemeinsam gingen sie von der Wiese zu Inas Haus. Levi ließ ihr den Vortritt. “Ich sehe mich nach dem Pferd um. Kommst du allein klar?” Fragte er von der Treppe aus. Ina drehte sich kurz um und nickte. Sie ging hinein und betrat ihr Haus, allein und mit der Gewissheit, dass ihre Eltern nicht mehr da sein würden.
Sie ging von Zimmer zu Zimmer. So viel wurde zerstört, auch der Aufbau des Hauses hatte sich verändert. Durch die Arbeiten waren die Zimmer anders und ihr Gefühl war nicht mehr das, was Ina als Kind hatte. Sie trat zum Esstisch und erinnerte sich, als Kind immer darunter gesessen zu haben. Ihr Vater musste sie suchen. Es war ihr liebstes Spiel gewesen. Ina blieb kurz stehen, da hörte sie Levi nach ihr rufen.
“Ina! Wo bist du?” Er kam herein bis zum Türrahmen und hatte etwas in der Hand.
“Sieh mal, ich dachte, du hast es vielleicht mit Absicht im Stall liegen gelassen. Es ist noch da.” Sagte Levi kalt und doch hörte man Neugier in seiner Stimme.
Ina sah ihn verwundert an. “Tut mir leid Truppführer, aber das ist nicht meine.”
Levi sein Gesicht wanderte auf die Schatulle in seiner Hand.
“Wo habt ihr das gefunden?” Fragte Ina ebenfalls neugierig. Levi drehte sich wortlos um und gab Ina ein Zeichen, ihm zu folgen.
Beide verließen das Haus und gingen zum Stall.
“Das hier, ist doch Miras Box. Oder nicht?” Fragte Levi streng.
Ina nickte. “Ja, genau hier kam sie zur Welt, ihre Mutter stand immer nebenan.”
Levi betrat die Box und wischte etwas Stroh beiseite.
“Dann bist du diese Ina, nicht wahr?” Auf dem Boden war eine Diele, mit Inas Namen darauf.
Ina ging in die Hocke und strich über den Schriftzug. “Das ist Mutters Schrift. Was hat das zu bedeuten? Sie hatte nie etwas von einer Schachtel erwähnt.” Ina sah nachdenklich hinauf zu Levi. “Sie ist auch nicht einfach nur verschlossen. Ina, sie ist vernagelt!” Stellte er fest. Ina stand auf und sah zu Levi in die Hände.
“Das kriege ich schon hin. Sollen wir sie öffnen?” Fragte sie ihn respektvoll.
Levi sah sich um. “Nicht hier, gehen wir zurück auf die Wiese.”
Die beiden verließen den Stall und gingen wieder zurück auf den kleinen Hügel.
Levi setzte die Schachtel in die Mitte der beiden. Ina legte eine Hand auf den Deckel. Dann nahm sie sie in die Hand und fühlte die Stelle, an der der Deckel aufgesetzt war.
Sie atmete tief durch und ihre Finger begannen sich in den kleinen Schlitz hinein zu verhärten.
Levi beobachtete das alles sehr skeptisch. Langsam hebelte die Verhärtung die Nägel auseinander und der Deckel begann sich an zu heben. Er stieg weiter vom unteren Teil ab. Als die Nägel den unteren Teil der Schachtel nicht mehr berührten, brach Ina die Verhärtung ab und setzte die Schachtel auf den Boden. Sie löste die Verhärtung vom unteren Teil und nahm behutsam den Deckel ab.
Levi und Ina sahen gespannt in das Innere der Schachtel. Dort drin befand sich ein Brief und Bilder. Fotos, eine Erfindung, die in den Mauern noch nicht bekannt gewesen war.
Levi nahm die Bilder heraus, während Ina sich mit dem Brief zufrieden gab.
“Aber das ist doch..” Levi blätterte die Bilder durch. “Was zur Hölle ist das für eine Schachtel?” Fragte Levi plötzlich. Ina jedoch war vertieft in den Brief.
Sie las ihn erst zu Ende, dann nahm sie Levi die Bilder aus der Hand.
“Scheiße, jetzt antworte doch!” Levi griff sich den Brief und las ihn selbst.
 
 
 
 
Liebste Ina,
da du diesen Brief gefunden hast, gehe ich davon aus, dass du nun herausgefunden hast, was du bist. Es ist so, dass unsere Geschichte weit hinaus läuft und ich dir das alles nicht in diesem kleinen Brief erklären kann. Tatsache ist jedoch. Du wurdest nicht auf der Insel geboren! Du Liebes, bist etwas ganz besonderes. In Wirklichkeit bin ich auch gar nicht deine richtige Mutter. Deine Eltern leben außerhalb von all dem hier. Dort, wo es keinen Titanen gibt. In Sicherheit. Grisha war es, der dich damals hier in die Stadt eingeschleust hat. Als sein Sohn geboren wurde, da kamst du auch hier her. Er fragte uns, ob wir auf dich acht geben würden. Vielleicht ist es besser, wenn du ihn und Eren nach Erklärungen fragst. Ich weiß, dass er einen Keller hat, in dem er die Sachen vom Festland aufbewahrt. Dort findest du auch den Weg, um deine leiblichen Eltern zu finden. Ich habe ein paar Fotos von ihnen und deinen Onkeln und Tanten hinzu gelegt. Es ist gut möglich, dass einer von ihnen nun regiert. Du gehörst aber auch zu dieser Familie. Das kleine Mädchen auf dem Bild. Das süße Baby dort, das bist du auf den Armen deiner Mutter! Ich bete für dich, dass sie noch am Leben ist, wenn du das hier liest. Ich weiß, dass ich bereits gehen musste aber das alles ist vorbestimmt. Geh deinen Weg mein Liebes und finde heraus, wer du wirklich bist.
Denk immer daran, nichts wird jemals etwas daran ändern, dass du meine Tochter bist! Dein Vater und ich lieben dich so sehr, dass wir unser Leben gegeben haben. Ich hoffe du verstehst es irgendwann. 
In Liebe, deine Eltern von Paradis.
 
 
PS: Das ist der Name der Insel, auf der ihr euch befindet!
 
 
Levi war fertig mit lesen. Er ließ den Brief fallen und sah zu Ina. Ihre Hände zitterten. “Ina, was..”
Sie hielt ein Foto in den Händen und hielt ihre Lippen fest. Als Levi sie ansprach, hob sie den Kopf und sah ihn mit glasigen Augen an.
“Sieh mal, das ist sie.”
Sie drehte das Bild um. Zu sehen war eine reiche Familie. Am rechten Rand stand ein großer Mann mit blonden Haaren, er hielt seine Frau in einem Arm, sie trug ein Kopftuch um die Stirn und hielt ein kleines Baby im Arm. Levi nahm das Foto und verglich es mit Ina. “Aber das bist doch..” Er stockte, als er das Bild weiter ansah. Ganz links am Rand standen Roth Reiss und seine Frau.
Levi erschreckte. “Ina!” Er sah sie erschrocken an. Ina hielt nun den Brief in der Hand. Sie zitterte noch immer. “Was bin ich, Truppführer?” Sie sah ihn verzweifelt und fragend an.
Levi ließ das Foto fallen und griff sich in die innere Jackentasche. Er nahm das Tuch heraus, dass Ina für ihn gesäubert hatte. Er faltete es wieder so, dass das L oben auf lag, dann schob er die Hand zu Ina hin.
Sie wischte sich Tränen der Verzweiflung ab und sah auf Levis Hand. Als sie das Tuch ansah, begann Levi ruhig zu reden.
“Deine Vergangenheit sagt nicht aus, wer du in Zukunft sein wirst. Das entscheidest du allein Ina.”
Ina sah vom Tuch auf zu Levi.
“Seid ihr sicher?” Fragte sie leise. Levi nickte. “Nimm es, wenn du zu uns gehören willst.” Ina sah zurück auf das Tuch und zögerte.
Levi sah sie ernst an. “Wenn du zu mir gehören willst.”
Ina blickte auf zu ihm, ihr stockte der Atem. Sie sah erneut hinab zum Tuch und lächelte kurz, dann nahm sie die Ecke in die Hand und zog das Tuch daran hoch.
Levi räumte die Fotos und den Brief zurück in die Schachtel, dann sah er Ina an. Die immer noch leicht lächelnd, mit dem Tuch in der Hand, da saß.
“Was ist? Willst du es nicht um binden?” Fragte er kalt und emotionslos, wie gewohnt.
Ina schüttelte den Kopf. Dann stand sie auf und streckte es Levi entgegen. Dieser war verwundert über ihre Handlung.
Ina wischte sich die letzten Tränen ab und blieb mit ausgestrecktem Arm stehen. Sie sah, wie Levi die Schachtel auf den Boden stellte. Dann folgte sie ihm, wie auch er aufstand.
Er kam schweigend auf sie zu und nahm das Tuch entgegen. Levi rollte es ein und trat noch einen Schritt näher. Ina war etwas zu groß für ihn. Als sie sich kleiner machen wollte, drückte Levi sie an ihren Schultern herunter auf den Boden, sodass sie wieder im Schneidersitz saß. Ina erschreckte kurz und sah hinauf. Sie sah, wie Levi sich herunter kniete. Auf einem Knie war er vor ihr. Nun auch groß genug, um ihre Haare zu binden.
Ina sah herab, damit es ihm leichter fiel. Levi griff die vorderen Haare und band sie hinten wieder zusammen, sodass Ina’s Gesicht frei wurde. Als er fertig war, sah er den Dutt kurz an. Er blieb dabei auf einem Knie hocken.
Ina fasste sich auf den Kopf, nachdem sie bemerkte, dass Levi seine Hände entfernt hatte. Schnell packte dieser ihr Handgelenk. “Untersteh dich!”
Sagte er streng. Ina zuckte und sah hinauf. “Du machst es nur kaputt!”
Er sah zu ihr hinab und ließ sich selbst etwas fallen, sodass sie auf Augenhöhe waren. Ihr Handgelenk hielt er dabei weiterhin fest. Ina spürte die Wärme, die Levi mit brachte und die Farbe in ihrem Gesicht.
Vielleicht lag es an der untergehenden Sonne, aber Ina hatte das Gefühl, dass auch Levi etwas Farbe in seinem sonst so grauen und leeren Gesicht bekam.
Ina hing in Levis Augen fest. Sie spürte seinen Schmerz und sah seine Narben.
Genauso wie er an ihren Augen hing und ihre Verzweiflung aufnahm.
Levi ließ die Hand sinken, mit der er Inas Handgelenk festhielt. Ihre Blicke lösten sich dabei nicht. Nachdem ihre Hände gesunken waren, kamen sie sich näher. So nah, dass nicht mal ein Windstoß die Lücke zwischen ihnen hätte füllen können.  
Ein lautes Wiehern jedoch schaffte es mit Leichtigkeit. Levi riss erschrocken seine Augen auf und sprang vor Ina. Er zog auf der Stelle seine Klingen aus dem 3D Manöver. Er verharrte in Angriffsposition, bis er erkannte, dass Mira mitsamt seines Trupps auf den kleinen Hügel gelaufen kamen. Er ließ die Klingen verschwinden und schlug sich mit einer Hand an den Kopf. Von weitem kam Hange winkend auf sie zu. Mira und Eren liefen ihr voraus. Gefolgt von Levis Elite, kamen alle auf dem Hügel an.
“Hey! Wo bleibt ihr denn? Wir dachten schon, euch sei etwas passiert!” Rief Hange den beiden entgegen. Levi senkte genervt den Kopf. Kurz darauf sah er in den Himmel. Die Sonne war bereits fast verschwunden. Seine Augen sanken auf Ina herab. Sie stand langsam auf und hielt die Schachtel in der Hand. Ina streckte sie Hange entgegen.
Verwundert sah diese auf die kleine Schachtel. “Hier Kommandantin. Das ist es, was uns aufgehalten hat.” Ina versuchte stark zu bleiben. Doch ihre Stimme zitterte weiterhin.
Hange ging schnell auf sie zu und wollte ihr die Schachtel aus den Händen nehmen. Ina zwang ihre Augen zusammen, sie wollte sich zurück halten. Konnte es aber nicht. Ihre Hände verhärteten die Schachtel, sodass es für jeden anderen unmöglich gewesen war, sie zu öffnen.
“Nanu? Wie sollen wir denn da jetzt rein gucken?”
Ina öffnete die Augen und ließ die Schachtel auf der Stelle los. Levis Hände fingen sie auf. Er steckte sie sich unter die Arme. “Das macht nichts. Ich weiß bereits, was drin ist. Hange, wir müssen in den Keller. Sofort!” Sagte Levi streng.
Hange sah ihn immer noch erschreckt und verwundert, über die Situation, an. Sie nickte jedoch und war fröhlichen Gemüts.
“Wir haben nur auf euch gewartet! Der Keller ist frei, wir können jetzt reingehen. Ina und Eren, wollt ihr uns vielleicht begleiten? Jetzt, wo ihr hier sowieso schon den ganzen Tag rum gerannt seid.” Hange lächelte. Ina und Eren sagten dem zu.
Gemeinsam ging der Trupp zurück zum Karren. Mikasa, Bernd und Hannah blieben zurück, damit Ina und Eren mit hinunter gehen konnten. Sonst wäre der Platz für alle nicht ausreichend gewesen.
 

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