12.2 (Ina & Levi)

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Nachdem sie aus dem Titan geklettert war und in den Wald lief, begann sie nach Hannah zu suchen. Doch stattdessen traf sie auf Bernd. "Ina! Zum Glück bist du wieder da!" Ina hatte jetzt jedoch keine Zeit oder Nerven für Bernds kindische Art. Sie versuchte ihn ab zu blocken.
"Nicht jetzt Bernd, wo ist Hannah?" Sie versuchte an Bernd vorbei zu laufen, doch er blieb ihr im Weg stehen.
"Ina, sie sind schon bei den Pferden.." Ina unterbrach ihn. "Dann zeig mir wo Bernd!"
"..du verstehst das nicht, jetzt warte doch mal." Sie stieß seinen Arm, der sie bisher aufhielt zur Seite und suchte mit ihren Blicken nach dem Trupp Pferde. Erfolglos. Levi landete kurz neben Bernd. "Was ist hier los?"
"Truppführer. Sie will nicht auf mich hören!" Levi sah Bernd ungläubig an. "Wenn sie schon meine Befehle missachtet. Wie kommst du drauf, sie würde auf dich hören?" Er sah wütend zu Ina und ging an Bernd vorbei auf sie zu. Diese interessierte nicht für die beiden.
"Aber Truppführer! Jetzt hört mir doch endlich mal zu, alle beide!" Levi blieb stehen und auch Ina drehte sich nach dem Ruf von Bernd um. Bernd bemerkte die plötzliche Aufmerksamkeit und sprach weiter.
"Es ist Mira! Sie ist nicht ein zu fangen und frisst unsere ganzen Vorräte!"
Bernd war verzweifelt. Levi senkte den Kopf, beschämt über das angebliche Problem, von dem Bernd sprach. Ina hingegen ging an Levi vorbei, direkt auf Bernd zu. "Schön, dann sag mir, wo sie ist."
Bernd schwang los und führte Ina zu ihrem Pferd. Diese hing mit dem Kopf in einem Sack, bestückt mit Vorräten. Um die Stute herum waren einige Soldaten versammelt, die versuchten den Sack von der Stute weg zu ziehen, doch sie hatten keine Chance.
"Mira! Komm da raus! Sofort!" Ina war wütend, mit so etwas musste sie sich ab geben, wobei sie ihre Freundin hätte trösten müssen.
Mira hob schnell den Kopf aus dem Sack. Aus ihrem Maul hingen noch ein paar grüne Sträuche vom Ende einiger Karotten. "Das ist doch nicht dein ernst, wie kannst du deinen Dickkopf in unsere Vorräte halten?" Die Soldaten zogen, während Miras mentaler Abwesenheit, den Sack beiseite und knüpften ihn wieder zu.
Mira ging langsam auf Ina zu und senkte demütig den Kopf. Sie sah beinahe so aus, als würde sie den Rest der Karotten mit Ina teilen wollen. Ina hielt ihre Hand aus und streichelte Mira über die Nase. "Na, das kannst du jetzt auch noch fressen, du undankbares Geschöpf!" Ina lächelte und Mira sei vergeben.
Sie nahm Mira am Geschirr und ging mit ihr durch den Wald, auf der Suche nach Hannah. Sie begegnete dabei der Kommandantin. "Kommandantin! Habt ihr zufällig.." Hange unterbrach Ina erneut. "Ja habe ich! Es war eine absolut beneidenswerte Vorstellung Ina! Das müssen wir wiederholen!"
Ina dachte kurz nach. "Kommandantin, sehr gerne, aber vorher gibt es noch 2 Sachen, die ich erledigen muss." Hange war verwundert von Inas Selbstbewusstsein. "Ach ja? Und welche?" Endlich schien sie zu zu hören.
"Ich muss Hannah sehen. Sie hat ihre Schwester verloren und ich möchte bei ihr sein, damit sie nicht allein ist." Hange lächelte Ina an. "Das ist lobenswert, aber Franz und Boris sind bereits bei ihr, ich schätze du brauchst sie im Moment nicht zu trösten. Es wird vielleicht sonst noch zu viel." Ina sah die Kommandantin verdutzt an.
"Ich möchte sie einfach nur sehen." Hange nickte. "Das wirst du, aber sag mir vorher, was ist die zweite Sache, die du erledigen musst?"
Ina wollte gerade weitergehen, da fiel es ihr wieder ein.
"Ich habe etwas gesehen Kommandantin. Etwas, oder eher, jemanden."
Hange stutzte. "Jemanden, Ina?"
Ina nickte. "Ja, es war, als hätte jemand dort drüben auf der Mauer gesessen. Eine Art Titan, und er hatte sehr lange Arme, ich dachte einen Moment lang, er hätte mir zugewunken. Könnt ihr euch das erklären?" Ina sah Hange neugierig an. Man konnte dabei zuschauen, wie Hange die Farbe aus dem Gesicht lief. In dem Moment kam Levi von Hanges Seite auf die beiden zu. "Hast du dein Pferd beruhigt?" Fragte er Ina.
"Ja schon, aber, was ist mit der Kommandantin?" Ina wurde nervös, so hatte sie Hange noch nie gesehen. Selbst Levi staunte, als er Hanges leeres und blasses Gesicht sah.
"Was hast du ihr denn erzählt?" Levi sah von Hange zu Ina. Genau jetzt, nach Levis Frage, erwachte Hange aus ihren Gedanken. Ruckartig schwang sie auf Inas Seite rüber und hielt ihr den Mund zu. Sie lächelte Levi an.
"Ach, gar nichts hat sie mir erzählt. Weißt du was, hier nimm du sie!" Hange klaute Ina den Strick, mit Mira am Ende, aus der Hand und drückte sie zu Levi. Dieser nahm den Strick und zog genervt ab.
Hange drehte ihre Haltung wieder. "Ina!" Sie klang ernst und redete auf Ina ein.
"Ich möchte, dass du diese Sichtung auf keinen Fall irgendjemandem erzählst. Auch nicht Levi! Hast du verstanden? Das ist ein Befehl, den du diesmal nicht brechen darfst! Euer und unser aller Leben hängt davon ab!"
Ina nickte verstört. "Ja Kommandantin, aber, was hat das denn zu bedeuten?"
Hange drehte sich um. Sie dachte angestrengt nach.
"Weißt du was. Die Pläne haben sich geändert." Hange sah immer noch nachdenklich aus. "Du wolltest doch deine Freundin sehen, richtig?" Ina stockte, dann nickte sie Hange zu.
"Gut, dann komm mit mir." Hange führte Ina zu einem Pferd, der Frischlinge. "Hilf mir mal damit." Sie hob die Decke, mit Anna darin an. Ina sah aus der Decke eine Hand fallen, Blut tropfte herunter. Daraufhin reagierte Ina sofort. "Kommandantin! Ist das etwa?!" Sie wurde blass und ihr wurde schlecht.
"Ja ist es Ina. Sei jetzt bitte stark." Ina und die Kommandantin trugen Anna ein Stück weiter. Sie kamen nach ein paar Minuten bei der Elitetruppe von Levi an.
Hannah saß zwischen Franz und Boris. Franz tröstete sie, indem er ihren Rücken streichelte. Boris hielt sie im Arm. Stundenlang hatte sie geweint und bereits keine Stimme mehr. Bernd und Levi richteten die Pferde. Hange und Ina kamen bei Bernd und Levi an. Hange gab Ina ein Zeichen, sie legten die Leiche auf Levis Hengst.
"Was soll das Hange?" Levi wurde hellhörig, als es um seinen Hengst ging.
Hange klatschte sich die Hände ab. "Der Plan hat sich geändert Levi, wir werden ohne deine Truppe heim reiten." Levi wunderte sich. Auch Bernd, der hinter ihm stand, war verwundert. "Wie das denn? Haben wir etwas angestellt?"
Hange lächelte. "Nein, keinesfalls. Es ist nur," Hange drehte sich zu ihrer Gruppe Soldaten. "Nach allem, was sie gesehen haben, ist es vielleicht besser, wenn ihr ein oder zwei Tage später ankommt als wir. Ihr könntet durch das östliche Tor rein kommen. Ich bin mir sicher, dass der Rat einen Ausrutscher erwartet und bereits im Süden auf uns wartet. Besser gesagt auf Ina und Eren." Hanges Vermutung machte durchaus Sinn. Sie sah zu Levi. Dieser war noch nicht ganz überzeugt von ihrer Idee.
"Und warum dann mehrere Tage warten?" Hange sah zu Levis Hengst.
"Ihr könntet euren Verlust betrauern und sie vergraben. Das würde Hannah sicher Trost spenden."
Levi sah zu der immer noch weinenden Hannah. Er seufzte. "Und wo hast du dir vorgestellt sollen wir warten?"
Hange hatte auch dafür bereits eine Lösung. "Wenn ihr Richtung Nordwesten reitet, einen halben Tag lang, dann kommt ihr zu einer Burg. Sie lag damals tief im inneren der Mauer und war ein innerer Stützpunkt von Kommandant Erwin, erinnerst du dich?"
Levi sah beiseite. "Die erste Nachtwache, wie könnte ich das vergessen."
Hange nickte zuversichtlich. "Wenn ihr jetzt los reitet, dann braucht ihr nur eine Nachtruhe zu machen, bevor ihr sie erreicht. Dort seid ihr auf jeden Fall sicherer als hier. Wer weiß, ob nochmal solch eine Herde kommt. Außerdem erreicht ihr das Tor von dort aus ebenfalls an einem Tag."
Levi dachte kurz darüber nach, dann nickte er widerwillig.
"Ich hoffe du hast Recht Hange, sonst ist der ganze Weg umsonst."
Hange war erleichtert, dass Levi den Plan so einfach hin nahm. Sie drehte sich schnell um und ging auf Hannah zu.
"Wir werden Vorräte brauchen, wenn wir 2 Tage unterwegs sind Truppführer." Warf Bernd von hinten ein. Levi blickte auf seinen Hengst.
"Ich gehe schon. Es dauert nicht lang." Ina salutierte vor Levi und drehte sich zur Gruppe Soldaten um.
"Ina warte! Ich komme mit." Rief ihr Bernd nach. Levi blieb nachdenklich zurück. Ihm gingen die zahlreichen Verluste durch den Kopf, als er Annas abgedeckten Körper ansah. Er hatte bereits alles verloren, mehrere Male.


Ina und Bernd kamen bei den restlichen Soldaten an. Sie fanden dort auch Eren. Er war bei Mikasa und Armin.
"Hallo Eren! Wo bleibst du denn? Der Plan hat sich geändert." Sprach ihn Bernd an.
"Achja? Was ist denn der neue Plan?" Eren stand auf. Auch Mikasa und Armin standen auf. "Erklär du es ihnen Bernd, ich gehe Proviant sammeln." Ina schnappte sich einen leeren Proviant Sack und begann bei den anderen Soldaten nach einer Spende zu fragen. Viele hatten Angst vor ihr und gaben etwas ab. In jedem Sack war etwas anderes, Obst, Gemüse, Brot oder Käse. Ina schaffte es von allem etwas zusammen zu suchen und kehrte mit einem vollen Sack zu Eren und Bernd zurück.
Sie stellte den Sack auf den Boden. Bernd und Eren hoben ihn gemeinsam an und trugen ihn zum Rest des Elite Trupps. Mikasa wollte unbedingt mit Eren mit kommen, doch Hange hielt sie davon ab, als sie zu den Soldaten stieß. Ina, Bernd und Eren gingen allein zurück zur Elite.


Hannah hatte angefangen, sich zu beruhigen. Ina stürmte auf sie zu. Franz und Boris standen auf und halfen Eren und Bernd dabei, die Vorräte auf die Pferde auf zu teilen. An alle konnten sie die Portionen aufteilen, Mira jedoch ließen sie an der Seite stehen. Es war ihnen zu gefährlich, sich der Stute zu nähern.
Ina ließ sich vor Hannah nieder. "Hannah.." Diese wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, ihr Gesicht war rot und sie hatte extrem geschwollene Augen. Es sah beinahe so aus, als würde sie Ina gar nicht sehen können. Dann jedoch zog sie Ina hinauf und umarmte sie fest. "Jetzt sind wir allein Ina, wie sollen wir das schaffen?" Hannahs Stimme war am zittern und schon heiser. Ina versuchte sie zu beruhigen, sie löste sich langsam aus Hannahs Armen und sah ihr tief in die Augen. "Wir schaffen das zusammen, Hannah! Nicht trotzdem, sondern eben weil wir eine Familie sind." Hannah sah Ina an. Ein kleines, zartes Lächeln formte sich in Hannahs Gesicht. Ina half ihr danach auf zu stehen. Sie brachte Hannah zu ihrem Pferd. Die anderen waren bereits fertig zur Abreise.
"Hier, die steckt ihr euch besser ein." Levi verteilte noch Rauchgranaten. Bisher hatten nur die Äußeren Reiter welche bekommen.
"Aber Truppführer.." Eren wunderte sich. Levi schwang sich auf seinen Hengst und klärte seine Truppe noch einmal auf. "Wir bleiben dicht zusammen. Niemand entfernt sich von der Gruppe! Die Rauchgranaten sind reine Vorsichtsmaßnahmen. Zündet sie nicht aus Spaß oder Dummheit klar?"
Der Trupp nickte einverstanden. Ina hatte in der Zwischenzeit die Vorräte und eine Rolle mit 2 Zelten an Mira befestigt. Da sie mit Eren in der Mitte ritt bekamen sie das meiste Gepäck. Die anderen waren dadurch schneller und konnten agiler auf Titanen zu reiten, wenn es denn nötig wäre.
"Die Titanen hier wurden auf ihr Minimum reduziert, dank Ina und Eren. Allerdings sind die beiden auch der Grund, warum wir jetzt noch ein paar Tage hier draußen verbringen dürfen, anstatt nach Hause zu reiten. Ich hoffe, das ist euch eine Lehre." Levi war nicht etwa wütend. Viel mehr genervt davon, nicht in seinem Bett schlafen zu können, sondern auf dem kalten Boden im Gebiet der Titanen.
Er führte seinen Trupp hinaus aus dem Wald in nordwestliche Richtung, wie Hange es ihm erklärt hatte. Sie ritten einige Stunden, bis es dunkel wurde. Auf ihrem Weg konnten sie keine Titanen entdecken.

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