Ein paar Tage später lag Ina bei Levi im alten Büro, noch immer regungslos und verhärtet im Bett. Levi selbst nutzte das Zimmer nicht mehr so oft.
Ina hatte ihre Wunde am Kopf bereits verdampfen lassen, bevor sie in der Frischlings Unterkunft angekommen waren.
Hannah kam jeden Tag vorbei, um Ina von den Geschehnissen des Tages zu erzählen und Bernd hatte ihr ein paar Blumen gebracht. Doch das wirklich rührende, was niemand sonst mitbekommen hatte war, dass Levi, Ina nach der Ankunft, die Haare wieder gebürstet hatte und sein Tuch als Haarband verwendete.
Der vierte Tag nach der Ankunft brach gerade an, da regte sich Inas Verhärtung. Sie begann sich zurück zu bilden.
Unterbewusst hatte sie mitbekommen, dass sie in Sicherheit war. Es dauerte jedoch, bis diese Information in ihren Muskeln angekommen war. Genauso wie es für sie neu war, die Verhärtungen einfach verschwinden zu lassen. Das hatte sie bisher noch nie gemacht.
Inas Augen blieben geschlossen. Doch sie bewegte langsam ihre Finger und löste die Arme von ihrem Körper ab. Auch die Schultern konnte sie langsam rollen lassen.
Ein paar Minuten später schaffte sie es bereits sich auf zu setzen und fasste sich an den Kopf.
“Warum zur Hölle sterbe ich hier ständig? Das ist ja noch schlimmer als bei den Titanen!” Sie sah sich im Zimmer um und erkannte es nach einigen Blicken.
“Oh komm schon, das ist jetzt nicht wahr oder?” Ina sah zu dem kleinen Nachttisch an der Seite des Bettes. Sie sah Bernds Blumen an und lächelte kurz. Dann beschloss sie auf zu stehen. Auch ihre Beine waren leicht verhärtet. Das löste sie, indem sie sie auseinander riss. Die Verhärtung splitterte etwas zur Seite weg.
Jetzt konnte Ina aufstehen. Sie ging zum Fenster, welches runter auf den Speisesaal führte. Er war leer. Es war also keine Essenszeit.
Ina drehte sich um und ging zur Tür. Sie öffnete sie und sah sich im Flur um. Niemand war zu sehen. Sie trat aus dem Zimmer und schloss die Tür wieder.
Leise ging sie die Treppen, noch etwas wackelig auf den Beinen, hinunter zum Ausgang. Sie wollte zu Hannah oder zu irgendjemandem. Das ganze Haus war wie ausgestorben.
Ina lief auf dem Weg Richtung Trainingsplatz. Dort hörte sie 3D Manöver Geräte. Sie ging weiter und sah eine kleine Gruppe von Soldaten dort trainieren.
Sie ging an den Rand der Absperrung und sah den Soldaten zu. Sie kämpften fürchterlich schlecht. Ina belächelte einige ihrer Versuche gegeneinander zu kämpfen.
Einer der Soldaten bemerkte sie und ging auf Ina zu.
“He! Wer bist du denn? Warum lachst du so?”
“Na wie ihr kämpft! Was soll das werden? Wollt ihr vielleicht lieber tanzen lernen?”
Ina musste sich das Lachen verkneifen. Die kleine Gruppe Soldaten kam auf sie zu.
“Sag mal, bist du nicht die, die sie verstecken wollen?”
Ina sah die Soldaten verdutzt an, dann bemerkte sie, dass sie alle noch Rekruten waren.
“Achso, ihr seid ja noch gar keine Soldaten. Also dann, wenn ihr einverstanden seid, ich würde euch gern ein paar Dinge zeigen.” Ina lächelte freundlich und sprang über den Zaun.
Die Rekruten bemerkten erst jetzt, dass ihre Jacke vom Aufklärungstrupp war.
Die Rekruten rührten sich und salutierten vor der Soldatin. Ina, die es bisher nicht erlebt hatte, dass jemand vor ihr salutiert, war gerührt davon.
“Du bist also wirklich vom Aufklärungstrupp? Warum bist du dann noch hier?”
Ina stockte kurz. “Was meinst du mit, noch hier?”
Die Rekruten sahen sich gegenseitig an. “Naja, der Rest des Aufklärungstrupps ist unterwegs. Es hieß, dieses mal würden sie es schaffen die Mauer Maria zu säubern und alle Titanen innerhalb der Mauer zu vernichten! Jemand hätte ihnen dabei geholfen, indem er an die hundert Titanen auf einmal besiegt haben soll!”
Schwärmte ein Rekrut. Ina schmunzelte.
“Das waren keine hundert.” Dann ging sie weiter. Es schmerzte zu wissen, dass ihre Truppe ohne sie los gezogen war.
Sie ging in die Mitte des Platzes und nahm eine Kampfposition ein. Dann wank sie einen nach dem anderen zu sich, um sich mit ihr zu duellieren.
Die Rekruten sträubten sich erst, gegen eine Frau zu kämpfen. Doch dann besiegte Ina einen nach dem anderen, mit manchmal nur einem Griff.
Als alle Rekruten am Boden lagen klopfte Ina sich die Hände aneinander ab und sah hinab zu den liegenden Rekruten.
“Und ich bin es gewesen, die die Titanen besiegt hat. Das hier, war gar nichts.” Sie lächelte und half einem der Rekruten wieder hoch.
Die Rekruten löcherten sie daraufhin mit Fragen, doch Ina bestand darauf, dass sie weiter trainieren sollten.
Bis zum späten Nachmittag zeigte Ina dem Nachwuchs, wie man sich richtig verteidigte und kämpfte.
“Oh seht! Die ersten Pferde sind zurück!”
“Dann sind sie heute aber früh wieder da. Ob sie es wirklich geschafft haben?”
Die Trainingsstunden waren damit wohl beendet. Pferde und Soldaten kamen über die Wege geritten. Ihr Ziel war der Stall.
Sie ritten auch am Trainingsplatz vorbei, wo Ina mit den Rekruten trainierte.
Sie entdeckte Hannah und Bernd nebeneinander reiten und hob ihren Arm, um zu winken. Beide Soldaten sprangen von ihren Pferden ab und rannten auf den Platz.
Ina trat näher an den Zaun heran. Bernd stürmte darüber hinweg und stürzte sich auf Ina.
“Du bist so ein kleines Mistvieh! Dich kriegt auch garnichts klein oder?” Er drückte sie fest und schleuderte Ina hin und her.
Ina lachte und freute sich Bernd und Hannah zu sehen. In diesem unpassenden Moment ritt auch Levi mit Boris und Franz am Platz vorbei. Außer Levi sprangen alle beide ab und folgten Hannah und Bernd. Doch Levi verfolgte das alles nur mit seinen Augen. Er sah Bernd schon wieder als ersten bei Ina. Ohne eine weitere Reaktion ritt er auf Mira in den Stall.
Bernd ließ Ina herunter, als er die anderen Soldaten kommen hörte. Hannah ging auf Ina zu, doch statt sie zu umarmen, schlug sie Ina ins Gesicht. Es war eine reife und schlagfertige Backpfeife, die Ina sich ein fing.
“Das hast du verdient! Wie kannst du es wagen immer wieder zu sterben und dann doch am Leben zu bleiben?” Hannah hatte Tränen in den Augen.
Ina strich sich mit der Hand über die schmerzende Fläche.
Sie lächelte Hannah an. “Ich bin ein Mistvieh, hast du nicht gehört?”
Hannah lächelte und wischte sich die Tränen weg. Dann umarmte sie Ina auch.
Boris und Franz blieben am Zaun stehen.
“He Ina, hast du da etwa einen Fanclub gefunden? Stell uns doch mal vor.” Scherzte Boris.
Ina drehte sich zu den Rekruten, die sie an diesem Tag trainiert hatte.
“Nein Boris. Sie haben mit mir trainiert. Ihr Saftsäcke wart ja nicht da!”
Franz fragte erstaunt. “Ach, dann wollt ihr also alle zu uns in den Aufklärungstrupp?”
Die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf die Rekruten hinter Ina.
“N-nein, wir haben uns schon entschieden, in die Militärpolizei zu gehen. Bitte seid uns nicht böse! Wir sind froh, dass wir unterrichtet wurden!” Die Rekruten salutierten vor Ina.
Bernd und Franz brachen in Lachen aus. “Das ist ja zu ironisch Ina, dann wollen sie auch noch in die Militärpolizei! Es ist zum schießen!” Bernd verlor seine Stimme vor lachen. Er konnte sich nicht auf den Beinen halten und fiel auf den Boden. “Das heißt nicht, dass sie auch solche Idioten sind Bernd!” Hannah trat den lachenden Soldaten, der sich auf dem Boden rollte.
“Komm schon Bernd. Hör auf damit. Wir müssen uns erstmal waschen gehen!”
Bernd wurde nach Boris seinem Ruf langsam wieder ruhiger und stand auf. Er folgte seine Kameraden.
Hannah sah an sich herunter. “Ich glaube, ich sollte mich auch waschen gehen! Sehen wir uns beim Essen Ina?”
Ina nickte fröhlich und Hannah verließ den Platz.
“Also, ich schätze das wars für heute. Ich hoffe ihr könnt damit was anfangen.”
Die Rekruten salutierten vor Ina und verbeugten sich. “Vielen Dank! Ihr seid eine gute Lehrerin!” Danach verließen sie den Platz und gingen Richtung Speisesaal.
Ina sah ihnen kurz hinterher, dann fiel ihr ein, dass sie Mira seid Tagen nicht gesehen hatte. Sie machte sich sofort auf den Weg zum Stall.
Die Tür war verschlossen.
Ina öffnete sie und schloss sie nach ihrem Eintreten wieder. Die Pferde waren alle bereits in ihren Boxen und versorgt mit Futter und Decken.
Ina ging an Levis Hengst vorbei zu Miras Box ganz hinten im Stall. Die Stute fraß bereits munter ihr Futter.
“Nanu? Du frisst das ohne Zusatz? Wer hat dir denn den Kopf gewaschen?” Ina lächelte.
Mira unterbrach ihre Mahlzeit kurz und sah zu Ina. “Ist auch schön dich zu sehen, kleine Zicke. Verzeih mir, dass ich andauernd sterbe. Und dann doch noch da bin. Es muss eine Belastung für sie alle sein..” Ina seufzte leicht. Es war für sie auch kein leichtes.
“Das akzeptiere ich so nicht!”
Ina erschrak. Hinter ihr stand plötzlich Levi. Er war wohl die ganze Zeit im geheimen Garten gewesen. Sie sah ihn mit großen Augen an. Levi lehnte an dem kleinen Durchgang direkt vor ihr.
Er hatte Karotten in der Hand. Levi ging einen Schritt auf Ina zu und stopfte die Karotten in Miras Futterspender. Sie fraß genüsslich weiter.
Ina beobachtete das ganze, dann senkte sie ihren Kopf.
“Danke Truppführer, ohne euch hätte ich auch sie schon verloren.”
Levi sah Ina an. Sie sah aus wie ein kleines Häufchen elend.
Er schwang seine Hand von dem Futterspender weg und fasste in Inas halben Dutt, den er selbst gebunden hatte. Er zog ihren Kopf daran auf, sodass sie in ansehen musste.
“Sag sowas nicht Ina!” Er blickte ihr tief in die Augen. Ina bekam kleine Tränen in den Augen.
“Sie alle brauchen dich!” Er senkte seinen Kopf und schielte zu Mira, kurz darauf sah er gerade zu Boden.
“Genauso, wie ich dich brauche!” Er sah zurück zu Ina.
Ina liefen die kleinen Tränen über die Wangen. Levi sah sie an und zog ihr mit der Hand sein Tuch aus dem Haarknoten. Ihre Haare fielen herunter und hingen ihr im Gesicht.
Levi nahm sie mit der anderen Hand beiseite und wischte Ina die Tränen mit seinem Tuch ab. Ina wischte sie sich nach und sah danach auf Levis Tuch. Er faltete es zusammen und steckte es in seine obere Jackentasche.
Ina folgte der Handbewegung und sah ihm danach in die Augen.
“Was? Hast du gedacht, du bekommst es für immer?” Ina lächelte und sah zu Boden. Sie schüttelte zaghaft den Kopf.
Plötzlich griff Levi mit beiden Händen an ihrem Gesicht vorbei und hob die gefallenen Haare wieder zusammen. Er formte einen neuen Dutt und befestigte ihn.
Als er fertig war trat er einen Schritt zurück. Ina hob den Kopf und fasste sich neugierig in die Haare. Sie sah Levis Tuch immer noch aus seiner Jackentasche gucken.
Fragend sah sie ihn an.
“Denkst du wirklich ich möchte, dass du noch eins versaust?” Ina war immer noch verwirrt. “Glaub ja nicht, dass du nochmal ein neues bekommst!”
Inas Verstand kam keinen Zentimeter mit Levis Gerede mit. Sie sah Levi noch immer fragend an.
Er senkte den Kopf, steckte eine Hand in die Hosentasche, dann tätschelte er mit der anderen ihren Kopf. “Schon gut Becker, geh jetzt Essen. Die anderen warten sicher schon.” Levi ließ sie los und steckte auch seine andere Hand in eine Hosentasche. Ina sah ihm hinterher. Er verließ den Stall, ohne weiter mit ihr zu reden.
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Hearts and Souls of AoT
FanfictionEine völlig neue Attack on Titan Geschichte. Erlebt AoT völlig neu! Mit neuen Hintergründen, neuen Charakteren und neuen Missionen. Die ursprünglichen Charaktere, sowie andere Inhalte sind geschützt und weiterhin das Eigentum von Isayama! Dennoch...