19 (Ina & Levi)

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Am nächsten Morgen öffnete Ina die Augen und es war dunkel. Wieso war es dunkel? Sie dachte kurz nach, über den Tag zuvor. Das Letzte woran sie sich erinnerte, war ein Haufen Fleisch in ihrer Hand und diese unendliche Müdigkeit.
Dann fiel es ihr wieder ein. Sie hatte sich einfach einen Mantel genommen und sich auf eine Bank gesetzt.
Erschreckt setzte sie sich auf. Der Mantel fiel dabei halb auf den Boden. Sie sah sich schnell um und sah vor ihr Levi, wie er auf seinem Arm hinter ihr auf der Lehne der Bank saß.
“Was zum?” Ina rieb sich den Kopf und sah dem Mantel hinterher. Sie wollte ihn aufheben und drehte sich etwas weiter auf der Bank, um ihn zu greifen.
“Musst du dich jetzt bewegen?” Fragte Levi plötzlich, total abwesend.
Ina schreckte hoch. “Seid ihr etwa wach?”
Levis Augenbrauen zogen sich zusammen. “Jetzt schon! Elender Schreihals!”
Er öffnete langsam die Augen und hob den Kopf leicht an.
Ina setzte sich richtig auf die Bank und warf sich den Umhang über. Levi blickte verschlafen auf seinen halben Becher mit Tee. Er kippte ihn auf die Seite hin leer, auf der sich nur Sand befand. Danach sah er zu Ina, die ebenfalls total verschlafen neben ihm saß. Eingemummelt in den fremden Mantel.
“Was fällt dir nur ein? Einfach allein auf einer Bank zu schlafen!?” Levi streckte sich und stand auf.
Ina sah ihm todmüde hinterher. “Was meint ihr?”
Levi sah zu ihr hinab. “Wessen Mantel ist das eigentlich?”
Ina sah hinunter zu dem Mantel. “I-ich weiß nicht. Er lag hier rum.”
Levi schüttelte den Kopf. “Warum bist du nicht bei uns geblieben?”
Ina sah ihn angesäuert an. “Ich möchte nicht diesen ganzen verliebten im Weg stehen, Truppführer!” Levi sah sie daraufhin an. “Truppführer,” Ina stand auf und hielt den Mantel fest.
“Ist euch euer Trupp in der letzten Zeit mal aufgefallen? Wir haben beinahe Herbst und sie benehmen sich, als hätten sie Frühlingsgefühle!”
Levi sah Ina weiterhin leer an, diese schüttelte den Kopf und wollte an ihm vorbei gehen.
“Und, was ist mit dir?” Fragte er leise. Ina blieb stehen. “Ich habe mich entschieden, nie wieder ein Kleid zu tragen!” Sagte sie wütend und stapfte vom Platz. Levi blieb einen Moment stehen und sah danach in seinen leeren Becher. Wütend stellte er ihn neben einen Kessel, zu weiteren leeren Bechern und verließ den Platz ebenfalls.
“So eine Verschwendung!” murmelte er, als er am Teekessel vorbei ging.
 
 
Ina ging in ihr Zimmer, zu ihrer Verwunderung war Hannah nicht da gewesen. Sie zog sich also allein um. Endlich wieder in ihrer Uniform, fühlte sie sich besser. Die Schleife von Hannah ließ sie jedoch so sitzen.
Nachdem das ganze Gebäude wie leer gefegt wirkte, ging Ina zum Stall.
Dort traf sie auf Boris und Hannah. Sie fand die beiden schlafend in einem Strohhaufen. Hannah trug Boris seinen Mantel. Boris hingegen hatte es offensichtlich vorgezogen, unbedeckt zu schlafen.
Ina wand ihre Augen ab und begann ein Pferd nach dem anderen aus der Box zu holen. Sie bereitete sie vor, um später schnell ausreiten zu können.
Einige Pferde später wachte Boris auf und erschreckte, als er Ina durch den Stall spazieren sah. Er zog sich schnell an und ging hinaus, damit er Hannah nicht weckte.
Er schloss hinter sich langsam die Stalltür. Gerade, als er sich umdrehen wollte, warf Ina ihr Messer zwischen ihn und die Stalltür. Es steckte weniger als 2 cm neben seinem Kopf im Holz der Tür.
Boris lief ein Schweißtropfen herunter. Er drehte sich zu Ina und zeigte auf das Messer. “Keine Sorge, nächstes mal ziele ich besser! Dann treffe ich dich ohne Zweifel!”
Boris kam langsam auf sie zu. “Womit verdiene ich diese Ehre?”
Ina sah ihn wütend an. “Brich ihr das Herz, und ich..”
Er lachte. “Jaja, du brichst mir die Knochen, schon klar Becker. Also, wie weit bist du?”
Ina drehte sich zu ihm und folgte seinem arroganten auftreten mit den Augen. Sie wurde wütend.
“Hey! Ich meine das ernst!”
“Ina, jetzt denk doch mal nach. Warum sollte ich es nicht ernst meinen? Hannah hat so viel verloren, genauso wie ich und wir anderen alle. Warum sollte ich mir und ihr noch mehr wegnehmen?”
Ina dachte kurz darüber nach und atmete durch.
“Siehst du. Also beruhige dich! Außerdem bin ich dein Vorgesetzter, schon vergessen?” Sagte er und ging weiter an den Pferden entlang.
Es rüttelte an der Stalltür. “Hey! Was soll das Boris? Nicht lustig! Es stinkt nach Pferd hier drin!”
Hannah war durch das Messer von Ina im Stall eingeschlossen worden.
Ina lachte etwas und lief zur Tür. Sie zog das Messer heraus und steckte es in ihren Stiefel.
Hannah hatte sich bereits ihr Kleid und den Mantel von Boris über gezogen.
“Oh Ina! Dir geht’s gut! Wie schön!” Sie umarmten sich, bevor Hannah an ihr vorbei ging.
“Wo warst du gestern Abend? Das war die lustigste Feier meines Lebens!”
Ina hob ihre Augenbrauen. “Ach nicht so wichtig, Hauptsache du hattest Spaß Hannah!” Sagte sie und folgte Hannah.
Hannah ging sich umziehen, während Boris und Ina die Pferde weiter vorbereiteten. Boris erzählte Ina derweil, was sie auf der Feier verpasst hatte.
Sie sattelten einige der Pferde, während sie andere darauf vorbereiteten einen Karren zu ziehen, damit Soldaten und Güter transportiert werden konnten.
“Also, hab ich wohl doch nicht so viel verpasst wie ich dachte?” Ina lächelte, nachdem Boris die vergangene Nacht erläutert hatte. Boris grinste. “Naja, direkt auf der Feier wohl nicht.”
Ina stoppte kurz ihre Arbeit und sah hinauf. “Das ist eklig Boris! Also echt!” Sie schüttelte den Kopf. Boris lachte.
Dann hörten sie von hinten die Karren an rollen. Bernd und Franz zogen sie zu den Pferden hinunter.
Ina richtete Mira dafür her, auch einen Karren zu ziehen, damit sie niemand reiten musste.
“Siehst du Bernd! Egal was passiert, du findest sie immer hier!” Franz lachte. Von hinten begann auch Bernd zu lachen.
“Das ist unglaublich Ina! Wo warst du denn gestern? Du hast uns nicht mal hallo gesagt!”
Auch Boris lachte mit. “Wie? Du hast ihnen nicht mal Hallo gesagt? Was sagt die Kommandantin dazu?” Alle Augen richteten sich auf Ina.
“Ach, sie war auch da? Ich habe sie gar nicht bemerkt!” Redete sich Ina raus.
“Das glaub ich nicht! Sie hat uns alle auf euch aufmerksam gemacht! Dich und..” Bernd sah sich um. “Ja wo ist denn Hannah überhaupt?”
“Warts ab. Die kommt gleich!” Sagte Boris.
“Woher willst du denn das wissen Boris?” Fragte Franz mit einem leichten Grinsen.
Ina war angewidert von der bloßen Vorstellung und wollte vom Thema ablenken. “Leute bitte, könntet ihr die Karren vernünftig ran schieben? So kommt doch kein Mensch mit einem Pferd vorbei!”
“Ich mach das schon!” Hörten sie plötzlich eine Stimme rufen. Es war Hannah gewesen, die in fertiger Uniform zu dem Trupp gestoßen war.
Sie schnappte sich einen Karren und zog ihn zur Seite. Franz nahm den anderen. Sie stellten sie parallel zueinander, sodass Ina und Boris die Pferde anbringen konnten.
“Bist du so ein Ding schonmal gefahren?” Fragte Boris erstaunt, als er Ina auf einen Karren steigen sah. Sie zuckte mit den Schultern. “Nein, aber mein Vater war ein Bauer, ich hab ihm immer zu gesehen, so schwer kann das nicht sein!”
Boris war interessiert, ob sie es allein schaffte. Er sagte nichts weiter und wollte Ina passieren lassen.
“Nichts da, komm runter, sofort!” Hallte eine strenge Stimme von hinten.
Ina zuckte zusammen. Levi war zu seiner Truppe gestoßen.
Sie stand auf und sprang herab vom Karren. Ina streichelte Mira. Levi kam um den Karren gelaufen und hatte seinen Beutel Zuckerwürfel, eine Karotte, Eren und Mikasa dabei. “Wenn du dich da drauf setzt, dann lassen sie uns niemals durch das Tor von Shiganshina. Genauso wie ihn!” Levi deutete auf Eren.
“Wir fahren nach Shiganshina?” Fragte Boris aufgeregt.
“Ich dachte, wir sollen die Mauer erkunden und den Arbeitern helfen!” Warf Franz ein.
Levi senkte den Kopf. “Seid endlich still! Wir überlassen das den anderen Trupps. Das was wir tun, ist wichtiger!” Levi zog die Karotte aus dem Beutel mit Zuckerwürfeln.
Er ging auf Mira zu und hielt sie ihr hin. Ina stand ebenfalls neben der Stute.
“Wir werden euer Viertel genauer unter die Lupe nehmen, bis wir in den Keller von Erens Haus gehen können.” Levi verfütterte die Karotte und drehte sich um.
“Becker, Yeager! Ihr steht unter meinem Kommando. Keine Alleingänge oder Verwandlungen klar?”
Ina und Eren nickten. Der Trupp versammelte sich um Levi und salutierte. Danach nahmen sie Platz auf dem Karren, Boris und Hannah lenkten ihn. Levi und Hange ritten direkt daneben.
Die übrigen Truppen mussten sich mit den anderen Pferden und Karren bemühen.
 
 

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