Auf dem Trainingsgelände angekommen wollte Ina bereits über den Zaun springen, als sie merkte, dass Levi weiter ging.
“Nanu? Der Platz zum trainieren ist hier, Hauptgefreiter.” Sagte sie zögerlich.
Levi blieb stehen und sah sie ausdruckslos an. Ina verstand nicht, was er wollte, also lief sie auf ihn zu. Levi wartete, bis Ina in seiner Reichweite war und griff in ihre Tasche, an der Uniform, in der sie das Tuch verstaut hatte.
“Was soll das? Gehst du etwa so mit den Sachen von anderen Leuten um?” Fragte er genervt. Ina lächelte und kratzte ihren Nacken. “Tja wisst ihr, es ist mir als erstes in den Sinn gekommen.”
Levi schüttelte den Kopf und steckte es ein. “Moment, wartet. Wo wollt ihr damit hin?” Fragte sie hektisch und lief Levi nach.
“Was kümmert es dich? Es ist mein Tuch oder nicht?” Ina stockte.
Levi drehte sich um und sah sie erneut so leer an. “Was glaubst du, was ich damit mache, nachdem du es durch seinen Rotz gezogen hast?”
Ina lächelte. “Aber Hauptgefreiter, das hätte ich auch erledigen können.” Sagte Ina erleichtert und folgte ihm weiter. Levi verdrehte die Augen. “Wolltest du nicht mit in die Stadt?” Er blieb stehen.
“Schon ja, ich denke nur, sie sind schon alle weg. Ich kenne mich in der Stadt nicht aus. Hier würde ich mich alleine nur verlaufen!” Ina lächelte fröhlich und blieb neben Levi stehen.
“Was ist mit euch? Wollt ihr nicht die Stadt ansehen?” Fragte sie herzlich. Levi sah wieder nach vorn und ging weiter. “Nein, ich brauche sie nicht an zu sehen.”
Kalt ließ er die Antwort an Inas Kopf prallen.
“Ja aber, was wollt ihr dann die ganze Zeit hier machen?” Fragte sie neugierig.
Levi sah sie nicht an, er ging weiter seines Weges. “Ich werde trainieren.”
Ina war mit dieser Antwort ganz und gar nicht einverstanden.
“Seid ihr sicher? Ich meine, diese Stadt ist so riesig. Was wäre, wenn ich mich hier tatsächlich verlaufen würde?” Sie dachte nach und dabei kam ihr eine Idee.
Sie drehte schnell um und begann in die andere Richtung zu gehen.
Levi erschrak kurz und blieb stehen, er sah sich nach Ina um. “He, was glaubst du, wo du hin gehst?” Ina reagierte nicht.
“Becker! Bleib sofort stehen!” Levi wurde wütend, doch Ina reagierte wieder nicht. Die Tücher in der Hand drückend, beschloss Levi ihr zu folgen.
Es dauerte nicht lange, da hatte er sie eingeholt.
“Oh Hauptgefreiter, wie schön. Ich dachte, ihr möchtet eure Tücher waschen!” Ina klang fröhlich. Levi hingegen war genervter und wütender, wie schon lange nicht mehr.
“Was fällt dir ein Becker?” Fragte er sauer. Ina zuckte mit den Schultern.
“Ihr habt gesagt, wenn ich mit dem Training fertig bin, dann darf ich auch frei bekommen und der Trainingsplatz liegt dort hinten.” Sie zeigte auf den Weg, aus dem sie gekommen waren.
“Es sieht wohl so aus, als hätte ich jetzt frei!” Freute sie sich. Levi ließ die Tücher in eine seiner Taschen gleiten und steckte die Hände in seine Hosentaschen.
“Also schön, damit du dich nicht verläufst, komme ich mit. Aber wehe, ich soll irgendeinen Scheiß mit dir machen!” Sagte er wütend.
Ina blieb erneut stehen. So schnell hatte sie nicht damit gerechnet, ihn rum zu kriegen. “Wirklich? Ausgezeichnet! Kennt ihr euch in der Stadt auch wirklich aus, Hauptgefreiter?” Fragte sie interessiert. Levi wurde damit an seine Vergangenheit erinnert. Er wurde nachdenklich, doch nickte dann zu.
“So zu sagen ja, ich bin lange nicht mehr dort gewesen.” Ina freute sich umso mehr. “Wie schön! Dann sind wir auch sicher pünktlich zum Abendessen wieder zurück!” Sie strahlte und zog los. Levi ging mit seinen Händen in den Hosentaschen hinter ihr her und teilte kein Stück ihrer Begeisterung.
In der Stadt gab es so viele wunderbar bunte Dinge, die Ina noch nie zuvor gesehen hatte. Levi hatte sich seine Kapuze aufgesetzt, nachdem er die Blicke der Menschen bemerkte. Ina waren diese egal, sie kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. “Musste heute auch unbedingt ein Markttag sein?” Fragte Levi genervt. “Ich weiß gar nicht, was ihr habt, Hauptgefreiter! Diese ganzen Sachen sehen so gut aus! Der Ackerbau außerhalb der Mauer Maria muss hervorragend laufen! Seht euch nur diese riesigen Früchte an!” Ina nahm eine Frucht von einem Händler und bezahlte sie, dann schob sie sie Levi unter die Nase.
“Becker, das ist eine Kartoffel!” Sagte er leicht säuerlich und sah Ina an. “Ja schon, aber habt ihr jemals eine so große gesehen?” Fragte sie und lächelte.
Levi schüttelte den Kopf. Ina steckte die Kartoffel ein und ging weiter.
Es dauerte nicht lange, bis die beiden vertraute Stimmen in den Ohren hatten.
Boris und ein Händler stritten sich gerade um ein Stück Stoff, aus dem Boris einen Rock für Hannah fertigen wollte.
Ina sah auf und auch Levi entdeckte die beiden. Ina wollte gerade ihren Arm heben, um Hannah und Boris zu rufen, da hielt sie der Hauptgefreite auf.
“Warte, nimm das hier!” Er hielt ihr ein neues, sauberes Tuch hin.
Ina zog ihre Hand aus dem Himmel zurück und sah hinab auf das Angebot von Levi. “Aber, Hauptgefreiter, das ist ja..” , “Nimm es schon! Bevor ich es mir anders überlege!” Sagte er schnell. Ina lächelte dankbar und nahm das Tuch an.
Sie band sich die Haare halb hoch und streckte ihre Hand in die Luft aus, um nun endlich ihre Kameraden zu begrüßen.
“Hallo! Boris! Hannah! Hier drüben!” Rief sie laut. Boris reagierte nicht, da er noch immer im Streit vertieft war. Hannah hingegen, die ziemlich wütend schien, steuerte direkt auf ihre Freundin zu.
“Ina! Dich schickt der Himmel! Du musst mir helfen Boris von diesem blöden Verkäufer wegzubekommen!" Sagte Hannah hilfesuchend.
Ina sah auf und blickte zu Boris. “Ich weiß nicht ob ich dafür ausreiche, vielleicht solltet ihr, Hauptgefreiter..” Ina drehte sich um und bemerkte, dass Levi bereits gegangen war. “Tss, das ist ja unglaublich. Er hat sich nicht mal verabschiedet!” Sagte Ina leise.
Hannah begann, Ina an der Uniform zu ziehen. “Ina bitte, komm endlich.”
Ina drehte sich zurück und ging mit Hannah zu Boris.
“Ich sagte doch, euch Nichtsnutzen verkaufe ich gar nichts!” Brüllte der Verkäufer.
“Ich bezahle doch, wie jeder andere auch! Was ist denn dein Problem?” Brüllte Boris zurück.
"Seit ihr vom Aufklärungstrupp da seid, bekommen unsere schönen Mauern nur noch mehr Probleme! Seht nur, was sie angeschleppt haben. Noch mehr Menschen, die sich in solche Kreaturen verwandeln. Wie könnt ihr den Bewohnern in diesen Mauern das nur antun?”
Ina hörte, was der Verkäufer sagte und drängte sich an Boris vorbei.
“Jetzt hör mal zu Freundchen! Wenn diese tapfere Gruppe von Soldaten nicht gewesen wäre, dann würdet ihr heute noch um unsere Mauern bangen müssen! Die Verantwortlichen, für den Fall von Maria und Shiganshina, haben sie da gefangen und nicht ihr! Ihr solltet euch verneigen vor dem, was die Soldaten vom Aufklärungstrupp, alles für euch getan haben!” Ina drehte sich um. Um sie herum hatte eine Masse an Menschen begonnen sich zu versammeln.
“Ihr alle solltet Dankbar sein, dass es jetzt einen großflächigen Ackerbau gibt und niemand mehr Hunger leiden muss.” Ina zog die Kartoffel heraus und zeigte sie den Menschen. “Es gibt nun große Herden Vieh und viel mehr Land für uns Menschen! Nie hätte es uns besser gehen können! Ihr solltet Dankbar sein und trauern um all diejenigen, die für das alles hier gestorben sind! Jeden Tag riskieren diese und noch mehr Truppen für euch alle ihre Leben!” Ina drehte sich wieder zurück zum Händler. “Und ihr wollt mir erzählen, dass einer dieser Soldaten keinen einfachen Stoff bekommt, um seine Frau ein zu kleiden? Seit nicht ihr derjenige, der sich schämen sollte?” Ina klatschte die Kartoffel auf den Tisch und nahm den Stoff, den Boris soeben kaufen wollte.
“Ihr bekommt das Geld und diese Kartoffel, als Zeichen, des guten Willens. Lernt daraus!” Sagte sie mahnend und legte, neben die Kartoffel, einen kleinen Sack Geldstücke. Der Verkäufer sah schweißgebadet auf die riesige Kartoffel. Ina drehte sich um und hielt Boris den Stoff freudig hin. Boris sah sich um und bemerkte, dass die Leute immer noch im Kreis um den Verkäufer herum standen.
“Ähm, Ina, hast du die da vergessen?” Fragte Hannah, nachdem auch sie sich umgesehen hatte.
“Ich, ähm, also..” Ina stockte, als sie die Menge noch immer stehen sah. Ein kleiner Junge stand ganz vorne und trat einen Schritt an Ina heran.
Er hob ein gefaltetes Blatt Papier hoch. Ina kniete sich zu ihm herunter und nahm es an. Der kleine Junge lief schüchtern wieder zu seiner Mutter an die Beine. Ina entfaltete das Papier und sah eine Zeichnung von der Mauer Maria. Bertholds Kopf sollte wohl darüber weg schauen. Neben ihm waren zwei schwarze Flecken, die Soldaten darstellen sollten. Sie waren dabei, den Titanen zu töten.
Ina sah entsetzt von dem Papier auf, ins Gesicht der Mutter.
“Es war das Letzte, was er von seinem Vater gesehen hat, bevor er von diesem Titan getötet wurde. Seitdem schleppt er das Bild mit sich rum.”
Ina sah zurück auf das Blatt und faltete es erneut zusammen.
“Ich verstehe. Hör gut zu kleiner Soldat. Ich komme auch aus Shiganshina, wie du und deine Mutter. Ich habe diesen Riesen auch gesehen. Versprich mir, wenn du ihn das nächste mal siehst, hab bitte keine Angst. Wir haben lange gekämpft, sodass er nun auf unserer Seite steht. Und ihr anderen.” Ina wurde lauter, als sie sich an die Bevölkerung wandte. “Ich komme auch aus Shiganshina! Ich habe den Tag vor 9 Jahren miterlebt. Meine Eltern starben an dem Tag und ließen mich als Waise zurück. Ich bitte euch. Jeder eurer Nachbarn oder irgendwer, dem ihr gerade über den Weg lauft. Jedem dieser Menschen kann so ein Schicksal ereilt sein. Bitte seid respektvoll und helft euch gegenseitig. Wir sind nämlich unterm Strich, alles was wir haben. Und wenn euch jemand bedroht, dann werden wir, vom Aufklärungstrupp, es sein, die euch beschützen! Wir werden unsere Herzen opfern, um euer Leben und eure Familien zu retten!”
Ina legte den Soldatengruß an und salutierte vor der versammelten Menge.
Der kleine Junge kniete sich mit seiner Mutter hin. Nach den beiden knieten sich noch mehr Menschen vor Ina, Boris und Hannah. Die drei salutierten vor den Bürgern.
Der restliche Marktplatz, der die Rede von Ina nicht gehört hatte, starrte die knienden Menschen an. Franz und Bernd standen in der Mitte der Menge und salutierten vor Ina. Sie knieten sich nicht hin, jedoch zollten ihr Respekt für ihre Worte. Auch Eren, Mikasa und Armin hatten ihre Worte gehört und standen still. Boris und Hannah traten vor, um ebenfalls vor Ina zu salutieren.
Zwischen all diesen Menschen trat auch der Rest des Elite Trupps hervor. Nachdem Ina alle zum Aufstehen bewegt hatte, verließ der Trupp gemeinsam den Marktplatz.
Sie gingen zurück zum Palast, in dem ihr Abendessen bereits zubereitet war.
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Hearts and Souls of AoT
FanfictionEine völlig neue Attack on Titan Geschichte. Erlebt AoT völlig neu! Mit neuen Hintergründen, neuen Charakteren und neuen Missionen. Die ursprünglichen Charaktere, sowie andere Inhalte sind geschützt und weiterhin das Eigentum von Isayama! Dennoch...