34.1 (Ina & Levi)

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Am nächsten Morgen war es Zeit geworden, wieder zurück ins Hauptquartier zu reisen. Hange war nun 2 Wochen im Vorsprung. Die Soldaten machten sich schnell zur Abreise fertig. Historia legte Ina noch auf den Weg, dass sie sich solche Reden, wie auf dem Marktplatz, besser aufheben sollte. Sie könnte sie einsetzen, wenn die Verhandlung mit Marley anbrechen würde. Erst zu diesem Termin, in ein paar Monaten, sollten sie sich auch wieder sehen.
Die Reise dauerte mehrere Tage. Fast eine Woche lang war der Trupp mit seinen Karren unterwegs. Sie wechselten sich ab, sodass jeder einmal fahren musste.
In der Nähe des Hauptquartiers wurden Franz, Boris und Hannah gerade wach, während Ina und Bernd den Karren fuhren.
Mikasa, Armin und Eren ritten mit Levi auf den restlichen Pferden, die sie aus dem Stall von Historia mitnehmen durften.
“Oh, riecht ihr das?” Fragte Franz aufgeregt. Bernd rührte sich und sah nach hinten. “Sag bloß, du bist schon wieder wach?”
“Es riecht hier wie..” Franz seine Nase rümpfte sich und er stand auf. Stehend im Karren sah er sich um.
“He Franz, pflanz deinen Arsch wieder auf den Karren, sonst baut ihr einen Unfall.” Sagte Levi genervt, der mitbekommen hatte, dass Franz sich eigenartig benahm.
Franz hingegen kletterte nach vorn, zwischen Ina und Bernd. “Franz! Was soll das? Was machst du da?” Fragte Ina entsetzt, als Franz ihr die Zügel aus der Hand nehmen wollte.
Bernd griff ein und zog Franz seine Hände zurück. “Was riechst du denn? Sag schon!” Franz nahm Bernds Kopf in seine Hände und drückte sich Stirn an Stirn.
“Ich rieche zu Hause!" Sagte er eindringlich, während Bernd anfing zu lachen. Er stieß Franz ein kleines Stück zur Seite. “Wo hast du nur diese Nase her?” Fragte Bernd.
“Du hast Recht, wir sind bald da. Die nächsten 2 Felder hier müssten bereits zu unseren gehören!” Freute sich Bernd.
Boris und Hannah wurden ebenfalls wach und sahen sich um. Auch sie erkannten die Umgebung und freuten sich, auf ihre gewohnten Betten.
“Nehmt es mir nicht übel, aber die Betten in diesem Palast sind viel zu unbequem!” Sagte Boris, während er sich streckte.
Als sie die Burg und das Hauptquartier erreicht hatten, war die Freude bei allen groß. Sie versorgten die Pferde und richteten sich wieder her, um mit dem Training fortzufahren, während Levi und Hange sich in ihrem Büro trafen. Sie besprachen die Details zum Treffen und der bevorstehenden Verhandlung mit Marley.
Auf dem Trainingsplatz traf Ina auf Armin und Eren, die beide aufgrund ihrer Titanen nicht mit den anderen trainierten. Beide hatten sich in den 3 Jahren sehr verändert. Erens Haare waren gewachsen und Armin hatte seine schneiden lassen.
“Eren!” Rief Ina freudig. “Du machst mir wohl Konkurrenz?” Fragte sie, als sie neben den beiden angekommen war und Erens Frisur begutachtete. Eren lachte. “Nein danke, die Tücher vom Hauptgefreiten kannst du gern behalten, Ina!” Die drei lachten.
“Was ist mit deiner Größe? Wo kommt die her?” Fragte Ina zum Spaß.
“Die hatte ich schon immer, wusstest du das nicht?” Eren lachte weiter mit den beiden.
“Wie war es in Marley? Was hast du dort gesehen Ina?” Fragte Armin, nach ein paar Minuten.
Ina sah hinüber, da Eren in der Mitte stand. “Ich habe nicht viel davon gesehen! Die meiste Zeit war ich in einem Kerker gefangen Armin. Nur meine Wache brachte mir ab und zu ein paar Köstlichkeiten vom Markt! Es war unglaublich lecker! Dinge, die ich noch gegessen habe! Unvorstellbar, wie viel sie dort zu Essen haben!” Ina schwärmte. Armin stellte sich die leckeren Sachen bildlich vor, ihm lief das Wasser im Mund zusammen.
Eren hingegen sah der Sache eher kritisch entgegen. “Sag Ina, warum bist du nicht dort geblieben?”
Ina erschreckte kurz. “Wie meinst du das? Die haben mir da jeden Tag eine Gliedmaße abgeschnitten!” Rief sie sauer, dann dachte sie nach.
“Warum fragst du mich das überhaupt?”
“Na weil Zekke sagte, dass es dir dort gut geht. Hast du deine Eltern getroffen?”
Ina stockte. “Woher weißt du denn, dass sie..” Sie überlegte kurz und drehte sich zurück. “Zekke hat es dir erzählt, oder?”
Eren nickte und fuhr fort. “Also, wenn du sie nicht gesehen hast, wie bist du dann entkommen?”
“Hm? Mit der Hilfe des Wachsoldaten aus Marley. Er ist mit der Kommandantin damals aus dem Palast ab gereist. Mich würde interessieren, wo er jetzt ist.”
Armin hatte eine Idee. “Ina! Das ist es! Hier in der Nähe ist eine Siedlung mit Menschen aus Marley. Sie sind alle friedlich, aber dürfen die Siedlung trotzdem nicht verlassen. Sie sind damals, bei der Lieferung des Weines, alle freiwillig hier geblieben.”
Ina sah erfreut auf. “Meinst du, dass er vielleicht dort ist?” Fragte sie freudig.
Armin nickte. “Ja, das ist der einzige Ort hier in der Umgebung, wo er sein könnte!” Freute Armin sich und dachte an das Essen, welches Ina ihm zeigen könnte.
“Wollt ihr da wirklich hingehen?” Fragte Eren skeptisch.
“Ja natürlich, du kannst gern mitkommen, wenn du möchtest. Ich bin sicher, dass Mikasa dann auch dabei ist!” Ina lächelte und sah weiter beim Training zu.
“Findest du es nicht merkwürdig?” Fragte Eren plötzlich.
“Hm? Wovon sprichst du?” Ina war interessiert.
“Sie haben die Verantwortung über uns, schleppen uns von Einsatz zu Einsatz, sagen uns, was wir zu tun und zu lassen haben. Möchten uns eine Verhandlung bestreiten lassen, aber teilen keine Informationen mit uns.” Eren blickte sich um, hinter ihm in der Burg konnte er genau auf das Fenster von Hanges Büro gucken.
“Ich glaube, sie tun nur das, was sie müssen, Eren.” Ina drehte sich ebenfalls um.
“Deswegen haben sie auch weder mich, noch dich zu ihrer Teestunde eingeladen, richtig?”
“Worauf willst du hinaus Eren? Du klingst, als hättest du einen Hintergedanken.”
Eren sah hinab zu Ina. “Würdest du gern mit Zekke sprechen? Oder mit Annie?” Fragte er leise, sodass es niemand mitbekam. Ina erschrak.
“Wie das? Sie sind nicht hier Eren!”
“Aber, ich bin hier. Und ich kann dir einen Weg zeigen, wie du auch ohne Verhärtung zu ihnen kommen kannst. Ich habe Vaters Bücher studiert, weißt du. Da steht so einiges Interessantes drin.”
Ina sah hinauf ins Büro von Hange und nickte entschlossen ein. “Ja, ich glaube, das ist genau das, was uns auf eine Verhandlung mit Marley vorbereiten kann!” Sagte sie und ging mit Eren. Armin bemerkte nicht, dass sie weg waren. Erst, als es bereits zu spät war, sah er, dass er nun alleine am Zaun stand.
 
 
Eren und Ina gingen zusammen auf ein Rapsfeld und setzten sich zwischen die gelben Blüten. “Bist du sicher, dass niemand herkommt, um uns zu suchen?” Fragte Ina besorgt.
Eren schüttelte den Kopf. “Die Pollen halten fast alle davon ab, in dieses Feld zu kommen. Und wenn, dann sind wir sowieso schneller.”
Sie saßen sich gegenüber. Eren streckte seine Hände nach Ina aus.
“Eren, ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist.”
Eren öffnete seine Augen und sah zu Ina. “Oh richtig, daran hatte ich nicht gedacht. Wie ist es mit einer Verhärtung? Funktioniert das auch?” Fragte er behutsam.
Ina zuckte mit den Schultern und ließ an ihren Händen Verhärtungen entstehen, die aussahen, wie Handschuhe.
“So müsste das gehen oder?” Fragte sie belustigt. Eren streckte seine Hände erneut aus. Ina legte ihre verhärteten Hände darauf und schloss die Augen.
Sie konzentrierten sich, bemerkten jedoch nicht, dass Ina während der Meditation ihre Verhärtungen löste. Als ihre Handfläche frei von der Verhärtung war und sie Erens Haut berühren konnte, entstand ein gewaltiger Blitz. Hell und ungewöhnlich laut schlug er in das Feld ein. Eine Art Explosion löste Eren und Ina voneinander.
Beide waren daraufhin bewusstlos und lagen weit entfernt voneinander am Boden.
 
 
Nachdem der Blitz eingeschlagen hatte, wachte Ina auf dem weißen Sand auf und sah den hellen weißen Baum, mit seinen 9 Zweigen.
Ina sah auch Ymir wieder, wie sie Wassereimer trug.
Im Kreis drehend, um sich herum, suchte Ina nach Eren oder den Soldaten, die im Palast festgehalten wurden.
Stürmisch überrannte sie Willow. Das Mädchen, welches nicht älter als 16 Jahre gewesen war, hüpfte auf Inas Rücken und begann zu schreien.
“Du Genie Ina!” Ina hielt sie huckepack fest und lachte.
”Hatte ich nicht gesagt, dass es funktioniert?” Sie lachten zusammen, bis Zekke und Eren auftauchten. Sie hatten auch Reiner, Annie, Peak und Porco im Gepäck.
Peak half Willow wieder herunter, danach kam Zekke auf Ina zu und umarmte sie.
“Wie schön, dass dein Plan tatsächlich funktioniert hat! Ich war so frei und habe meinen Bruder eingeweiht.” Ina sah besorgt zu Eren.
“Keine Sorge, du hast ein gutes Spiel gespielt. Jetzt helfe ich dir.”
“Sie braucht keine Hilfe Eren! Guck doch, wie sie das alles bisher allein hinbekommen hat! Allein die Festnahme in Marley! Beeindruckend oder nicht?” Freute sich Reiner und nahm Ina in den Schwitzkasten.
Ina wehrte sich, doch ohne Annies Hilfe hätte sie es wahrscheinlich nicht geschafft, sich zu befreien.
“Also schön, genug geplaudert, setzen wir uns zusammen und besprechen die nächsten Schritte, damit unser Plan fortgesetzt werden kann.”
Zekke setzte sich und alle anderen Titanen kamen um ihn herum. Sie besprachen, wie sie sich den Verlauf ihres Plans weiter vorstellten. Inas und Erens Rollen wurden dabei genauestens erläutert.
 
 
Das Gespräch dauerte lange. So lange, dass währenddessen die Körper der beiden im Rapsfeld gefunden und auf die Krankenstation im Hauptquartier gebracht wurden.
Als die beiden wach wurden, lagen Ina und Eren im selben Raum nebeneinander, nur ein schiebbarer Vorhang trennte sie voneinander.
Gleichzeitig erwachten sie und rieben sich synchron die Stirn. Bernd saß bei Ina am Bett, bei Eren saß Mikasa.
“Bernd!” Freute sich Ina und lehnte sich zurück.
“Mikasa!” Freute sich Eren und lehnte sich ebenfalls zurück.
“Was denkt ihr zwei euch eigentlich?” Hörten sie Levis Stimme wütend sagen.
Ina und Eren hoben ihre Köpfe. “Hauptgefreiter! Wie lange seid ihr denn schon da?” Fragte Ina, als sie sah, dass Levi auf ihrer Seite des Vorhangs stand.
”Von dir habe ich so eine Dummheit erwartet Eren, aber von dir Ina, bin ich mehr als enttäuscht. Wisst ihr, was hätte passieren können?” Fragte Levi ernst. Er trat sich von der Wand ab und ging zu Ina auf die andere Seite des Bettes.
Bernd stand auf und ging an den Platz, an dem Levi gestanden hatte.
“Wir hätten die Mauer zerstören können.” Flüsterte Ina bedrückt und schuldbewusst.
“Ganz genau. Und wer, denkt ihr, hätte eure zarten Ärsche da wieder heraus holen dürfen?” Fragte Levi, während er Ina eine Haarsträhne aus dem Gesicht, hinter ihr Ohr strich.
Ina lächelte. “Das wärt dann wohl ihr gewesen, Hauptgefreiter.” Levi sah sie an und nickte. “Korrekt, Becker. Und aus eben diesem Grund, tragen Hange und ich die Verantortung für euch zwei Vollidioten, damit nicht all unsere Soldaten ihre Hintern riskieren müssen, wenn ihr mal Scheiße baut.”
“He! So schlimm sind wir nun auch nicht.” Warf Ina etwas lauter ein.
“Sh, rede besser nicht so viel.” Sagte Levi und legte seine Hand behutsam auf Inas Mund. Sie verzog ihr Gesicht, fragend nach dem Grund für diese Aussage.
“Dann kommt nicht so viel Mist heraus.” Fügte Levi erklärend hinzu.
Inas Augenbrauen gingen zusammen, sodass sie wütend aussah.
Sie hob ihre Hände und wollte Levis Hand herunter nehmen, da bemerkte sie den Dampf um sich herum. Ihre Augen wurden größer und sie versuchte nach unten zu sehen.
“Wehe, du schreist.” Sagte Levi, bevor er seine Hand entfernte.
Ina hob ihren Kopf und setzte sich hin. Sie hatte nur noch einen halben Arm, das war alles, was von ihren Gliedmaßen übrig war. An ihrem Rumpf bemerkte sie ebenfalls Dampf. “Was zum? Was ist das denn?” Sie zog sich das weiße Hemd mit ihrem Arm Stummel hoch und blickte auf ihre Hüfte. An der Seite, an der auch Levi saß. Er hatte sich die Wunden vorher nicht ansehen dürfen, daher schaute er mit Ina herab.
Sie blickten direkt auf tief schwarz verkohlte Rippen, die langsam begannen, wieder Organe um sich herum zu platzieren.
“Das ist ja eklig!” Stellte Levi angewidert fest. Ina ließ beschämt ihr Hemd herunter fallen.
“Ihr wagt es einfach so, Hauptgefreiter? Schämt euch, einer Dame unter das Hemd zu schauen.”
Bernd musste kichern und auch Eren und Mikasa belächelten Inas Aussage.
Levis Blick blieb finster. Er schien sich eher Sorgen zu machen.
“Was? Warum lacht ihr auf einmal?” Fragte Ina, die immer noch entsetzt gewesen war.
“Du hast gesagt, Dame. Ina, du bist alles, aber keine Dame!” Bernd belächelte es weiterhin.
“Ja, aber!” Ina bekam rötliche Wangen vom aufregen über den Satz. Levi hob seinen Blick vom Hemd und war so ernst, wie sonst auch.
“Schluss jetzt, sie ist ein Soldat und wahrscheinlich mehr Dame, als wir alle zusammen.” Er stand auf und steckte die Hände in die Hosentaschen.
“Da es euch bald besser geht, sehen wir uns morgen zum Spezial Training.” 
“Aber Hauptgefreiter.” Unterbrach Armin, der gerade ins Zimmer herein platzte.
“Ihr sagtet vorhin, dass Ina und Eren morgen mit zur Siedlung dürfen!”
Levi verdrehte die Augen.
“Wenn es sein muss. Aber Hange und ich begleiten euch, damit ihr nicht wieder so einen Unsinn anstellt.”
Levi verließ den Raum und ließ die Soldaten allein. “Puh, gerade noch gerettet, Armin!” Sagte Bernd und klopfte Armin auf die Schulter.
Er setzte sich zurück neben Ina. “Jetzt erzähl, wie war es? Der Blitz hat eure Körper total zerfleischt! Als wir euch gefunden haben, da saht ihr aus wie verbrannte Kohle aus einem Ofen!”
Ina lächelte und erzählte Bernd, wie es passiert war, dass der Blitz entstand. Von Zekke erzählte sie jedoch vorsichtshalber nichts.
“Interessant. Weißt du, ihr habt auch erst kurz vor dem aufwachen angefangen euch zu regenerieren. Einen kleinen Moment dachten wir, es hätte euch schwer erwischt!”
Ina setzte sich ein bisschen auf. “Wir haben uns nicht sofort regeneriert? Wie ist das möglich?” Fragte sie sich selbst, allerdings so laut, dass Armin sie hörte.
“Ich habe auch den ganzen Vormittag daran gesessen, aber ich konnte keine Antwort finden, Ina. Eure Berührung wurde die letzten 800 Jahre zwar mehrmals vorhergesagt, aber auf so viele verschiedene Weisen, dass ich aufgehört habe, daran zu glauben. Jetzt müssen wir auf dem aufbauen, was wir durch euch beobachten können!” Armin lächelte. Sie unterhielten sich allesamt noch ein paar Stunden. Zum Abend waren Ina und Eren wieder soweit fit, dass sie zum Essen gehen konnten.
Sie mussten die Geschichte des Blitzes so oft erzählen, dass es ihnen langweilig wurde.
 
 
Am nächsten Tag war Armin besonders früh aufgestanden. Aufgeregt, auf die Speisen, die Ina ihm alle zeigen würde, ließ er sogar das Frühstück ausfallen.
Nachdem alle anderen gefrühstückt hatten, trafen sie sich in Uniform und bewaffnet mit Hange und Levi.
“Ist der Aufzug wirklich nötig, Kommandantin?” Fragte Franz, dem es unangenehm war.
“Voll bewaffnet auf Menschen treffen, die freiwillig hier geblieben sind. Ist das nicht übertrieben?” Warf Boris mit ein, bevor Hange antworten konnte.
“Tut mir leid, aber es ist das sicherste. Gerade jetzt, wo wir Ina, Eren und auch Armin dabei haben.”
Die Blicke wandten sich an die drei, die sogar Umhänge tragen mussten, damit man sie nicht sofort erkannte.
“Sie haben eine komplette Luftschiff-Flotte ausgelöscht. Der Rest des Aufklärungstrupps hat noch 4 weitere Tage gegen die übrigen Soldaten aus Marley gekämpft, während wir feige in den Palast gefahren sind, um Historia von den Weinflaschen zu erzählen.” Erklärte Hange nachdenklich.
“Naja, aber das ist jetzt vorbei. Wir werden sie besuchen und demonstrieren, wie friedlich der Aufklärungstrupp sein kann!” Hange war motiviert, jedoch trotzdem in Gedanken gefangen. Sie hatte durch all die Ereignisse ihr Lächeln verloren, wie so viele andere Soldaten auch.
 
 
In der Siedlung von Marley Bürgern angekommen, liefen die Soldaten zu Fuß in kleinen Grüppchen.
Hange, Levi, Franz und Bernd liefen voraus. Dahinter bildete sich ein Grüppchen aus Ina, Armin, Hannah und Boris. Ganz hinten liefen Eren und Mikasa etwas skeptischer hinterher. Sie brauchten eine Weile, bis sie auf dem richtigen Markt angekommen waren.
“Ich wusste nicht, dass so viele Menschen aus Marley hier sind!” Sagte Ina nachdenklich. Hannah, die neben ihr spazierte, freute sich.
“Die Siedlung ist ziemlich gewachsen. Ich glaube, es gibt hier sogar Familien mit neugeborenen Kindern!” Sagte sie freudig und drückte Boris seinen Arm, dem bei der Vorstellung wohl nicht mehr so gut zu Mute war. Ina lächelte, dann wurde sie von Armin am Arm weggezogen.
“Sieh dir mal das an! Was genau ist das, Ina?” Fragte er Ina voller Vorfreude.
Ina lachte. “Armin, das ist ein Brötchen! Es ist, naja, probier es einfach.” Ina grub in ihrer Tasche am Umhang und wühlte einen Sack mit Münzen heraus.
“Wo hast du denn das her Ina?” Fragte Armin überrascht.
“Ich habe ein bisschen was mitgehen lassen, als ich dort war.” Antwortete sie leise. Sie nahm 2 Münzen heraus und reichte sie dem Verkäufer. Dieser sah erschrocken auf, als er die Münzen aus Marley begutachtete.
“Ich hoffe, dass sie ausreichen!” Sagte Ina und lächelte ihn freundlich an. Der Verkäufer gab Ina zwei Brötchen mit und nickte. Er drehte die Münzen hin und her und zeigte sie seinen Freunden, die sich ebenfalls darüber wunderten.
“Du musst schon abbeißen!” Freute sich Ina, die ihr Brötchen mit Hannah und Boris teilte.
Boris Gesicht wurde rot, als er einen Bissen von Hannah nahm. “Die, die, die..”
Hannah biss ebenfalls ab. “Aber die sind ja, richtig süß!” Stellte sie überrascht fest. Armin biss ebenfalls ab und wunderte sich. Schnell verschlang er das süße Brötchen, damit er es nicht teilen musste.
Hange und Levi hatten auf die Trödeltruppe gewartet. Ina trat nach vorn und bot den beiden ebenfalls etwas von ihrem halben Brötchen an.
Hange nickte dankbar, doch Levi sah sie nur frustriert an. “Was an, sei unauffällig, verstehst du nicht, Becker?”
Ina hob ihren Blick und lächelte. “Du hast diesen Verkäufer mit Marley Münzen bezahlt, hab ich Recht?” Fragte Levi genervt. Ina nickte und lächelte verlegen.
“Tut mir leid Hauptgefreiter, aber die Dinger sind es wert!” Sagte sie überzeugt. Levi wollte gerade damit weitermachen, Ina aus zu schimpfen, da stopfte sie ihm ein Stück des Brötchens in den Mund. Levis Wangen erröteten leicht, von der Überforderung, doch nicht reden zu können. Die freche Geste von Ina kam noch dazu. Und dann war da noch dieses, tatsächlich leckere, süße Brötchen gewesen, welches zwischen seinen Zähnen dahin zu schmelzen begann.
Gerade, als er sich beruhigt hatte und das Brötchen genießen wollte, geschah es. Ina richtete ihre Kapuze und ging langsam von der Gruppe ab.
 
 
-Georg-
Am Mittag, am Stand seines “Aufpassers” war Georg mit einem jungen Lehrling beschäftigt. Als der Markt plötzlich zu tuscheln begann. Die Nachricht, dass jemand mit Marley Münzen zahlte, machte rasend schnell die Runde.
Auch, dass sich fremde Soldaten in der Siedlung befanden, mischte die Laune der Bürger auf.
“Wie genau, muss ich den Stoff jetzt auflegen?” Fragte der Lehrling von Georg.
“Pass auf, wenn du ihn quer legst, dann gibt es einen besseren Halt und er reißt nicht so schnell.” Georg arbeitete an einem besonderen Stoff, nachdem er aus Marley geflohen war. Sein Lehrling sah Georg dabei zu, wie er den Stoff bearbeitete, als er merkte, dass jemand auf den Stand zu kam. Der Lehrling blickte auf und starrte fest in seiner Position.
“Und, wenn du damit fertig bist, dann..” Georg blickte auf und sah seinen Lehrling, der seine Augen abgewandt hatte.
“T-tragen alle Soldaten neuerdings diese Uniformen, Georg?” Fragte der Junge zögerlich. Georg drehte sich in die Richtung, in die sein Lehrling zeigte.
Er erblickte Ina, die man unter der Kapuze, des grünen Mantels, nicht erkennen konnte.
“Was wollt ihr? Wir haben Genehmigungen. Der Stand verstößt gegen keine Vorschriften!” Sagte Georg streng. Ina kam langsam näher und nahm ihre Kapuze ab. Sie lächelte leicht. “Das hoffe ich doch. Hallo, Georg.”
Georg ließ überrascht sein Werkzeug fallen, mit dem er gerade gearbeitet hatte. Einen Moment war er sprachlos, doch dann erwachte er und trat um den Stand herum, zu Ina. Er begann zu lächeln und schloss sie in die Arme.
“Es ist schön, dich zu sehen!” Sagte sie sanft. Georg ließ sie los und sah an ihr herab. “Du siehst so, anders aus, in Uniform.” Ina lachte. “Wohl eher, mit allem, was dazu gehört!” Sie lachte und schüttelte ihre Arme, an denen ihr Umhang wedelte.
Georg lachte ebenfalls. “Was genau wollt ihr hier? Ich dachte, die Militärpolizei ist für die Siedlungen zuständig.”  Er sah hinter Ina zu ihren Kameraden. Sein Blick fiel sofort auf Levi, der die Szene eher skeptisch und wütend beobachtete. Sie sammelten sich hinter Ina und hielten etwas Abstand. Ina drehte sich ebenfalls um. “Ich hab sie nur mit geschleppt, Georg. Eigentlich, wollte ich nach dir sehen. Ich wusste nicht mal, ob du wirklich hier bist!” Freute sie sich, genauso wie Georg. “Na, du bist mir eine. Du bist auch die, die mit den Marley Münzen bezahlt hat. Richtig?” Fragte er lächelnd. Ina nickte beschämt.
Georg drehte sich leicht zu seinem Stand um und begann Ina zu erklären.
“Wenn du schonmal hier bist, dann lass mich dir zeigen, woran ich arbeite. Ich habe sogar einen Lehrling bekommen!” Erfreut stellte Georg seinen Lehrling vor.
“Wie schön, diese Stoffe Georg.” Er unterbrach Ina unsanft aber überzeugt von seiner Arbeit. “Ich weiß, sie sind nichts Besonderes. Äußerlich zumindest. Lass dich bloß nicht täuschen. Schau sie genauer an. Sie haben eine ausgewählte Dichte und sind mit speziellen Fasern genäht worden. Es dauert Tage, bis eine solche Dichte geschaffen wurde.” Er hielt Ina eine Probe zum Anfassen hin.
Ina trat näher. Georg blickte kurz hinter sie und sah, dass auch der Rest des Trupps interessiert war.
“Wozu ist die Dichte bei einem Stoff wichtig?” Fragte Levi skeptisch. Hange, die hinter ihm stand, sah interessiert zu Ina, die gerade einen der Stoffe begutachtet hatte.
“Es fühlt sich an, wie, eine Art Rüstung!” Stellte sie fest. Georg sah zu ihr und nickte erfreut. “Ja genau, sowas sollte sie auch darstellen. Eine moderne Methode, sich vor Angreifern zu schützen. Nicht mal die Kugeln, der Marley Soldaten kommen da durch!” Stolz sah er Ina weiterhin zu, die sich inspiriert zu Hange umdrehte. “Kommandantin, das ist genau das, was wir brauchen!” Sagte sie eilig. Hannah trat vor und wollte ebenfalls die Stoffe unter die Lupe nehmen. Sie unterhielt sich eine Weile mit Ina darüber. Georg wartete auf eine Reaktion von Hange. Sie sah fragend zu den beiden Soldatinnen, die die Stoffe weiterhin begutachteten. Georg wurde ungeduldig und hob eins seiner bereits fertigen Hemden hoch. Hange sah ihm skeptisch entgegen. “Ich würde sagen, wir brauchen als erstes einen Beweis, dass die Kugeln tatsächlich nicht durch kommen, bevor wir unsere Soldaten damit ausstatten können!” Stellte sie nachdenklich fest.
Levi fackelte nicht lange und zog eine Schusswaffe aus seinem Umhang. Er schoss auf das Hemd, um Hanges Aussage nachzugehen.
Der plötzliche Knall schreckte alle auf, sodass ihre Blicke sich zu Georg wandten. Er hielt noch immer das Hemd in der Hand, von dem die Kugel einfach abgeprallt war. Lediglich eine Kuhle, in der die Kugel eingegangen wäre, war zu sehen. Nach einem kleinen Schütteln richtete sich auch diese wieder in den normalen Zustand. Levi verfolgte die Kugel, die von dem Hemd abprallte und vor seine Füße zurück rollte. Hanges Augen begannen zu glitzern, sie war angetan von der Qualität.
“Das ist ja merkwürdig, von so nah dürfte das gar nicht abgeprallt sein. Sie hätte leicht hindurch kommen müssen.” Stellte Georg nachdenklich fest.
“Bist du wahnsinnig? Das ist eine ausgezeichnete Arbeit!” Rief Hange, als sie Georgs Bedenken hörte. Er erschrak ein wenig, freute sich aber über das Kompliment. “Nun, vielen Dank, Kommandantin.”
Der Lehrling hinter dem Hemd, hatte noch weitere geholt, um sie sich mit Hannah und Ina anzuschauen. Hannah war begeistert gewesen und nahm ihren Favoriten mit zu Hange und Georg. 
“Kommandantin! Wenn ich etwas einwerfen darf..” Fing sie zögerlich an. Hange sah zu Hannah, die den Stoff dabei hatte. Sie lächelte und nickte ihr zu. Levis Blick schwang weiter nach hinten, zu Ina. Er beobachtete, wie sie vertieft war, in die große Auswahl. Levi wurde stutzig, als er beobachtete, wie der Lehrling von Georg, ihr eine Flasche Wein anbot. Er hatte bereits einige Gläser bereitgestellt und schenkte eins nach dem anderen ein. Levi erschreckte und erhob seine Stimme.
“Becker nicht!” Rief er und schlug dem Lehrling die Flasche und ein Weinglas aus der Hand.
Erschrocken wandten sich alle Blicke zu dem Hauptgefreiten, der nun zwischen Ina und dem Stand war. “Ich wusste, dass wir hier nichts Vernünftiges erwarten können!” Er drehte sich wütend zu dem Lehrling von Georg um.
“Woher hast du die verschissene Flasche?” Fragte Levi sauer.
Der Lehrling war überfordert. Levi zog seine Klingen und begann den Lehrling zu bedrohen. “Raus damit! Woher kommt die dreckige Flasche?” Schrie er, sodass auch andere Menschen, von anderen Ständen auf ihn aufmerksam wurden. Georg eilte zu seinem Lehrling, der zitternd da stand. Von weiter weg kamen auch Boris, Bernd und Franz.
“Was ist hier los? Hauptgefreiter, ist alles in Ordnung?” Fragte Franz besorgt.
“Nichts ist in Ordnung! Die Marley Schweine wollen uns vergiften!” Rief Levi immer noch wütend. Georg hörte das und bückte sich nach der Flasche, die sein Lehrling, Ina hatte geben wollen. Er las das Etikett und starrte ebenfalls fest. Er senkte seinen Kopf und trat an den Tresen, auf dem die Stoffe lagen, die nun alle bedeckt waren, mit dem roten Tropfen.
“Verzeiht, bitte. Es war nicht seine Absicht. Ich wusste nicht, dass es diese Flaschen hier gibt.”
Er hielt Ina die Flasche hin, welche an Levis Klingen vorbei gehen wollte. “Fass das bloß nicht an Becker. Wer weiß, was sie da noch rein gemischt haben!” Sagte Levi immer noch wütend.
Behutsam sah Ina ihn an und drückte seine Klingen leicht runter. Sie schnitt sich dabei in die Hände. “Schon in Ordnung. Ich bin mir sicher, dass er es nicht besser wusste, Hauptgefreiter.” Levis Augen trafen auf Inas. Er merkte, dass es ihr ernst war und ließ die Klingen herunter sinken. Ina nahm die Flasche und drehte sie. Bernd und Franz standen direkt hinter ihr. “Zweifellos, das ist eine von Zekkes Flaschen. Wer davon trinkt, trinkt auch sein Rückenmark.” Sagte Ina nachdenklich. “Warum habt ihr so eine hier Georg? Wie konnte das passieren?” Hange trat nun auch zum Trupp dazu. “Ich weiß es nicht Ina. Bitte glaub mir, ich hätte sie niemals hier behalten, wenn ich es gewusst hätte.” 
“Ach halts Maul, dich hat niemand gefragt!” Sagte Levi laut. Ina drehte sich zu Hange. “Wie konnte diese Flasche übersehen werden?” Fragte sie Hange, die nur mit den Schultern zuckte. Ina reichte die Flasche nach hinten. Sie wanderte durch alle Hände, bis sie bei Boris ankam. Er wurde plötzlich kreidebleich.
“Boris! Was ist mit dir?” Rief Hannah und lief von Hange hinüber zu Boris, welcher sich bereits übergeben musste. Bernd verlor ebenfalls die Farbe im Gesicht.
“Wir, wir haben..” Er holte tief Luft. “Wir haben, an einem Stand, diesen Wein als Probe bekommen. Es waren so viele Sorten, wie hätten wir wissen können, dass ausgerechnet dieser hier..” Bernd sah auf Franz seine Hände, die nun die Flasche hielten. “Sag mir nicht, ihr beide habt diesen Wein getrunken, Bernd?” Fragte Franz entsetzt. Bernd nickte, bevor auch ihm schlecht wurde.
Levi steckte seine Klingen ein. “Das reicht, wir gehen.” Sagte er entschlossen.
“Levi! Warte doch!” Rief ihm Hange nach.
“Vergiss es Hange! Ihr wolltet her kommen, nicht ich! Sieh nur, was diese Missgeburten mit meinem Trupp anstellen! Wir gehen. Und zwar sofort.”
“Geh ruhig! Ich bleibe da!” Sagte Hange entschlossen. Levi verdrehte die Augen.
“Becker, Yeager, Alert. Ihr kommt mit.” Ina sah unentschlossen zu Levi, welcher mit Eren und Armin bereits gehen wollte.
“Untersteh dich Becker.” Sagte er wütend, über seine Schulter.
Ina lächelte leicht und wandte sich an Georg. “Ich glaube dir Georg. Bitte entschuldige, aber ich muss gehen!” Sie lächelte ihn an und drehte sich noch kurz zu Hange.
“Ich bitte euch Kommandantin, wer auch immer es war. Georg sicher nicht. Er würde diese Flaschen nicht verteilen.” Sagte sie und salutierte.
Hange nickte und klopfte Ina auf die Schulter. “Keine Sorge, ich weiß das Ina. Geh jetzt besser.” Sagte sie freundlich.
“Becker!” Rief Levi von weiter vorn. Sein Trupp stand ebenfalls bereit. Nur Hannah blieb, auf Befehl von Hange, mit ihr in der Siedlung, der Rest ging mit Levi zurück zum Hauptquartier.
 

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