47 (Ina)

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Nachdem die Dame Armenia abgereist war, vergingen einige Wochen der Ruhe. Die Helfer und Soldaten bauten die Stadt fertig auf. Mit der Hilfe der Titanen war es ein einfacher Weg gewesen. Nicht lange dauerte es, bis die Gebiete der Königin erweitert wurden und weitere Städte, sowie auch der Palast wieder aufgebaut wurden. Die Städte behielten ihre Namen. Armin half dabei, auf der Insel in den verschiedenen Himmelsrichtungen je einen neuen Hafen zu bauen, damit Schiffe von überall anlegen konnten. Ina sollte ein Büro im Palast bekommen, in welchem sie in Ruhe arbeiten konnte.
Sie konzentrierte sich mit Hange darauf, dass die Soldaten nebenbei auch ihr Training nicht vernachlässigen würden. Sie stellten Listen zusammen, welche Soldaten später geeignet wären, die Titanen zu erben. Ihre Hintergrundgeschichte war dabei nicht weiter wichtig. Hauptsache, sie passten in das Profil des Titanen, den sie erben sollten.
Mit den Wochen verzog sich Ina mehr und mehr in ihr Büro, bis sie bald fast niemand mehr zu Gesicht bekam. Nur Levi sah sie täglich bei seinem Rundgang.
An einem Morgen, den er mit einem frischen Tee herein kam, war Ina vertieft in Papiere, die sie für die Marley Bürger vorbereiten musste. Damit die Siedlungen wiederhergestellt werden konnten, brauchte sie Einwohnerzahlen und deren Daten.
Verzweifelt, wie sie war, bemerkte sie kaum, dass Levi da war. Er trat leise hinter sie und küsste ihren Kopf von oben. Ina erwachte aus ihrer Bürokratie und sah nach oben zu ihm.
“Was..?” Wollte sie ansetzen, da nahm Levi ihren Kopf in seine Hände und küsste sie zärtlich.
“Du solltest aufhören, so viel zu arbeiten.” Sagte er leise zu ihr.
Ina seufzte. “Ich wünschte, ich könnte. Es fühlt sich an, als säße ich schon die ganze Woche an diesen ganzen Listen.” Sie hielt ein Papier hoch und wirbelte es im Raum rum.
Levi trat um den Tisch und setzte sich. “Eine Woche nicht. Es sind wohl eher drei, Frau Ackerman.”
Ina schreckte auf, schnell stand sie hinter ihrem Stuhl. “Was drei Wochen? Ja aber, das kann nicht sein!” Sie sah aus dem Fenster, hinter ihrem Stuhl.
“Was ist denn passiert? Ich habe 3 Wochen hier drin verbracht?” Ina drehte sich wirr durch den Raum und bekam Kopfschmerzen.
Levi schenkte Tee ein und wartete, bis sich Ina beruhigt hatte. “Setz dich. Es ist nicht gut, wenn du die Zeit vergisst Ina. Du musst hier mal raus.”
Ina nickte und setzte sich zu ihm.
“Ich danke dir, dass du trotzdem zu mir kommst.” Sagte sie wirklich dankbar, als sie den Tee trank. Levi hatte ihr einen kleinen Keks auf den Rand gelegt.
Kurz klopfte es an der Tür. Genervt blickte Levi hoch.
Ina senkte die Tasse und überlegte. “Wer kommt denn um diese Uhrzeit?” Fragte sie sich selbst.
“Ja? Herein.” Levi drehte seinen Kopf wütend zu ihr, nachdem sie den Besuch herein gebeten hatte.
Ina hob die Schultern, um zu zeigen, dass sie niemanden erwartete.
Ein aufsteigender Soldat aus der ehemaligen Mauer Garnison stand in der Tür.
“Generalin, verzeiht bitte die Störung aber..” Er stoppte sofort, als er Levi sah.
“Oh, verzeiht, ich wusste nicht, dass ihr.” Er begann zu stottern.
Levi verdrehte die Augen und stand auf. Er trat zu dem Soldaten und griff die Papiere, die er mitbrachte.
“Ist das alles?” Fragte Levi genervt. Der Soldat nickte und salutierte. “Dann verschwinde.” Zischte Levi hinterher.
Nachdem die Tür geschlossen war, las Levi, was auf den Papieren geschrieben stand.
“Was? Darum sollst du dich kümmern?” Fragte er ungläubig. Ina stand auf und hielt ihm ihre Hand entgegen. “Worum geht es diesmal?” Fragte sie schnell.
Levi trat vor und reichte ihr das Schreiben.
“Es geht um die Häfen im Norden und Osten. Armin möchte, dass eine Truppe Soldaten zur Unterstützung kommt.”
Levi setzte sich wieder, Ina tat es ihm gleich. “Hm? Aber, wozu braucht er denn so viele Soldaten?”
Levi trank weiter Tee, während Ina erneut drohte, in den Papieren zu versinken.
“Ich habe ein Haus gefunden, in dem wir leben könnten.” Warf Levi plötzlich ein.
Ina sah mit dem Keks im Mund auf zu ihm.
“Was hältst du davon? Ich kann diese ganzen abscheulichen Fratzen und ihr grässliches Getue nicht mehr sehen.” Beschwerte sich Levi.
Ina sah ihn immer noch überrascht an. “Und, wie soll ich das alles erledigen, wenn ich nicht hier bin?”
Levi setzte sich aufrecht hin. “Ist das dein ernst? Du denkst nur an diese Papierscheiße? Ina, ich hatte mehr vor, als das hier!” Ina sah ihn nachdenklich an.
“Nun, ich könnte es wie Armin machen. Er kommt zu Versammlungen und geht dann wieder an die Häfen. Es klappt bei ihm, also dürfte es bei mir auch funktionieren.”
Levi nahm ihre Tasse und schenkte einen weiteren Tee ein. “Es ist ein Haus ziemlich weit abseits der üblichen Städte.” Sagte er.
Ina legte ihren Stift beiseite und hörte interessiert zu. “Wie kam das zustande?” Fragte sie. “Ich habe es gebaut. Mit Bernd zusammen. Porco und Peak haben geholfen. Es hat einen Stall und ist groß genug für uns.” Sagte er und nippte seine Tasse.
“Wie? Ihr habt das gebaut? In der Zeit, in der ich hier drin auf diese weißen Dinger gestarrt habe?” Ina bekam Kopfschmerzen.
“Was ist mit dir?” Fragte Levi plötzlich.
In Ina begann ein Konflikt zu toben. Sie stand auf und wollte zur Tür gehen, da stach es in ihrem Kopf. Sie hörte Zekke schreien und seine Mutter ebenfalls. Sie sah Bilder, die Zekke sah. Sie sah, wie die Mauer fiel und er dabei zugesehen hatte. Sie sah, wie er eine Herde Titanen befahl. Und sie sah auch, wie er Erwin beiseite warf, um an Levi herankommen.
Ina konnte diese Bilder nicht ertragen, sie fiel nach vorn und landete auf den Knien.
Levi stand sofort auf und wollte Ina helfen. “He! Ina! Was ist los?” Fragte er erschreckt.
Ina blickte auf. In ihren Augen konnte Levi ganz kurz einen grellen, gelben Glanz erkennen, der nach kaum einer Sekunde verschwand.
Levi stockte, doch nahm Inas Hand entgegen. “Ina, was war das?” Fragte er entsetzt.
Ina massierte ihre Schläfe und schüttelte den Kopf. “Ich weiß es nicht, es ist lange her, dass das passiert ist.” Stellte sie fest.
Levi wurde sauer. “Das was? Es ist schon öfter passiert? Warum hast du nichts gesagt?” Fragte er wütend.
Ina lächelte und sah auf den Tisch. “Ich wollte nicht noch mehr Menschen belasten.” Levi ließ den Kopf fallen und steckte seine Hände in die Taschen.
“Du bist unbelehrbar, echt.”
Die beiden setzten sich und besprachen, wann sie umziehen würden.
 
 
Sie entschlossen sich dazu, dass sie dann gehen würden, wenn Historia wieder in ihren Palast ziehen würde. Levi ließ Ina an diesem Abend nicht weiter arbeiten, er wollte sie beobachten.
Noch weitere Wochen vergingen, bis der Palast von Historia hergerichtet war.
 
 
In der Nacht vor dem Umzug entschied sich Ina, einen ganz besonderen Besuch zu unternehmen.
Sie trat heimlich, im sicheren Dunkel, durch die Straßen der Stadt. In einem alten Umhang sollte niemand erkennen, dass die Generalissima durch die Straßen wandelte. Sie suchte ein großes, verwinkeltes Gebäude auf. Nur sie, Historia und Merte wussten, was genau sich dort befand.
Ina trat vor, bis sie mehrere Wachen entdeckte. Sie unterhielten sich und hatten gute Laune, bis sie Inas Eindringen bemerkten. Die Wachen zogen ihre Waffen und zielten mit Schusswaffen und Schwertern auf Ina.
Sie grinste und hob ihre Hände. “Ich würde das lassen, wenn ich an eurer Stelle wäre.”
Die Stimme war den meisten Soldaten unbekannt. Nur einer ließ seine Waffe sinken.
“Ina?” Hörte sie. Ina hob rasch den Kopf und entdeckte Ella, die eine der Wachen war.
Ella richtete das Wort an ihre Kameraden. “Na los, nehmt die Dinger schon runter! Wisst ihr denn nicht, wer das ist?”
Sagte sie schnell und senkte die Waffen ihrer Nachbarn. Der Rest folgte ihrem Ruf zögernd. Ina hob ihre Hände und zog sich die Kapuze ab.
Ella trat einen Schritt vor und sah Ina bemitleidet an. “Was tust du nur hier?” Fragte sie flüsternd.
Ina nahm Ella sofort in die Arme und flüsterte zurück. “Niemand darf das erfahren Ella, dass ich hier war.”
Sie ließ Ella los und sah sie ernst an. Ella nickte und salutierte. “Jawohl, Generalin!”
Die Soldaten, die hinter Ella standen begriffen nun, wer vor ihnen stand und salutierten ebenfalls. “Ich muss rein gehen Ella.”
Ella nickte langsam. “Ich hatte befürchtet, dass du das sagen würdest. Bitte, folge mir.”
Ella nahm Ina mit und führte sie durch ein schier endloses Labyrinth.
“Wow, also, hier würde ich mich nicht mehr raus finden!” Sagte Ina erstaunt.
“Du glaubst gar nicht, wie oft ich mich hier drin verlaufen habe, als ich anfing, diesen Dienst zu machen.” Sie lachten beide und kamen an einer schweren Eisentür an.
“Hier ist es. Bitte mach nicht zu lang. Merte kommt uns dauernd kontrollieren. Er glaubt, wir würden den Dienst nicht ernst genug nehmen.”
Ina nickte und lächelte ihrer Freundin zu.
Sie setzte die Kapuze wieder auf und trat durch die Tür, sobald sie von Ella geöffnet wurde.
Ina trat einen dunklen Gang entlang, bis sie zu einer leicht beleuchteten Zelle kam.
Sie stellte sich davor, ohne ein Wort zu sagen.
In der Zelle saß Eren, welcher seit Wochen keinen Besuch erhalten hatte, da Mikasa mit Armin unterwegs war.
“Wer bist du? Was willst du hier?” Fragte Eren, der auf dem Boden der Zelle saß. Seine Haare waren offen und lang geworden. Sie hingen ihm im Gesicht, sodass man nur eins seiner Augen sehen konnte.
“Erbärmlich, weißt du, genauso ging es mir auch einmal.” Begann Ina zu reden.
Eren versuchte, ihre Stimme einzuordnen. Er brauchte einen Moment, dann stand er überrascht auf.
“Ina? Du? Was machst du hier?” Fragte er schnell. Ina trat an die Zelle. Eren kam ebenfalls näher.
Sie hob die Hände und zog ihre Kapuze herunter. “Nicht ganz Ina, wenn du verstehst, Bruder.” Sagte sie mit rauer Stimme. Eren erschreckte und sah Ina genauer an. Er blickte in ihre Augen, welche sich in ein stechendes Schwefelgelb gefärbt hatten. Eren erschreckte, doch erkannte diese Augen sofort.
“Zekke?” Fragte er zögerlich.

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