19.2 (Ina & Levi)

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In Erens Haus hinein gingen Hange und Levi voran. Erens Schlüssel öffnete ihnen die Tür. Unten im Keller angekommen sah alles, auf den ersten Blick, aus wie der ganz normale Keller eines Doktors. Grisha hatte dort eingelegte Exemplare von Toten Kleintieren, wie Frösche in Gläsern und auch abgesteckte Schmetterlinge zierten die Wände. In den Regalen standen Bücher über den menschlichen Körper und auch von den Körpern der Tiere hatte Grisha einige Bücher zur Verfügung gehabt. Hange ging mit großen Augen durch den Keller. Sie interessierte sich für seinen Schreibtisch, auf dem ein Notizbuch lag.
Sie nahm es und setzte sich auf Grishas Stuhl, dann begann sie es zu lesen. Levi lief angewidert durch die Regale und suchte etwas, das dort nicht hinein gehörte. Eren und Ina blieben einen kurzen Moment in der Tür stehen, bevor sie herein gingen. Eren folgte Levi, während Ina und Franz an den Wänden und den daran hängenden Schmetterlingen und Bildern interessiert waren.
“Das sieht alles so aus, als hätte er gern Tierarzt werden wollen.” Dachte Franz laut nach.
Ina bewunderte ein Gemälde, von einer Kuh. Es zeigte, wie ihre Muskeln aufgebaut waren. Grisha hatte das Lebensgroße Exemplar selbst erstellt.
“Das ist ja interessant! Dafür hat er also unsere Bullen geholt.”
Franz wurde ebenfalls aufmerksam auf das große Bild. Er trat zu Ina heran.
“Was meinst du, wofür er sowas brauchte?” Ina sah Franz verwundert an. Dann kam ihr der entscheidende Gedanke.
Ina blickte sich um. Sie verstand Grishas Logik hinter all den Tieren und gesammelten Exemplaren.
“Franz, das ist es!” Sagte sie inspiriert, Franz war verwirrt.
“Ich meine, die ganzen Tiere hier. Was hätte er schon damit machen sollen? Er war ja schließlich kein Tierarzt!”
Auch Levi und Eren hörten nun zu. Boris schien Ina bereits folgen zu können.
Er näherte sich schweigend einem Glas auf einem der Regale. Er drehte es in seiner Hand.
“Du bist ein Genie, Ina.” Flüsterte er und öffnete das Glas.
“Hey Boris! Fass das bloß nicht an!” Rief Levi, als er sah, was Boris tat.
Boris ließ sich nicht abhalten und griff munter in das Glas mit einem toten Frosch. Er zog seine Hand schnell heraus und schüttelte sie von der Flüssigkeit trocken.
“Ina, das war genial! Seht, Truppführer, er hat den Frosch als Tarnung benutzt. In seinem Mund war ein kleiner Schlüssel.” Boris hielt den kleinen Schlüssel in der Hand hoch. Levi ging zu ihm und wunderte sich, wofür dieser wohl geeignet war.
Plötzlich rief Hange von Stuhl aus. “Das sind keine Notizen! Eren, komm schnell her! Das sind Codes, die Grisha für dich geschrieben hat. Ich kann sie dir raus schreiben, aber verstehen wirst wahrscheinlich nur du sie!”
Hange und Eren beschäftigten sich mit dem Notizbuch. Der Rest suchte ein Schlüsselloch, in das der kleine Schlüssel von Boris passen könnte.
Ina stand immer noch vor dem Bild mit der Kuh.
“Ich glaube, ich hab sowas schon mal gesehen. Im Gerichtsgebäude, wenn es so ist wie dort, dann müsste..” Überlegte sie und schob das schwere Bild vorsichtig beiseite. Franz drehte sich von Boris zu ihr und sah hinter dem Bild etwas.
“Woah Ina! Schieb weiter! Halt es bloß gut fest!” Franz erschreckte. Hinter der Kuh war eine weitere Tür. Sie war halb Rund und hatte ein ganz kleines Loch in der Mitte. Ina hatte Mühe damit, das Bild zu halten.
“Boris! Komm schnell! Probier den Schlüssel hier!” Rief Franz.
Boris und Levi kamen zu dem Gemälde und probierten den Schlüssel. Er passte perfekt. Sie öffneten die kleine Tür. Ein paar Ratten kamen heraus gelaufen. Dann standen sie vor einem leeren und dunklen Raum.
“Und wer geht da jetzt rein?” Fragte Franz, dem dabei unwohl war.
Levi zögerte nicht lange und wollte hinein steigen. Ina hielt ihn verbal auf.
“Nicht! Wartet Truppführer!”
Levi stoppte und sah sie trocken an. “Was? Willst du etwa?”
Ina schüttelte den Kopf. “Nein, sicher nicht, aber. Franz, bitte wirf vorher etwas hinein.”
Franz verstand nicht ganz, suchte aber nach etwas zum werfen. Er fand auf dem Boden einen etwas größeren Stein. Er warf den Stein hinein. Der Stein fiel eine ganze Weile, bis es einen Aufprall gab.
“Na sowas, da gehts ja runter!” Wunderte sich Franz und versuchte, hinunter zu blicken. Levi zog ihn beiseite und warf eine angezündete Fackel hinunter. Sie landete brennend auf dem Boden. Der kleine Raum war aufgebaut, wie ein Brunnen. Durch die Tür konnte man hinunter klettern.
“Truppführer! Hier, nehmt das!” Boris hielt ihm ein Seil hin. Levi nahm es und warf es hinunter. Während Franz und Boris ihn sicherten, hielt Ina noch immer die Tür und das Bild fest.
Levi stieg hinab und sah sich mit der Fackel unten um. Nach ein paar Minuten kam er wieder hinauf geklettert.
“Und? Was habt ihr gefunden?” Fragte Franz neugierig. Levi sah zu Boden. Er sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. Wortlos ging er zum Schreibtisch auf dem Hange und Eren den Code aus Grishas Notizbuch entschlüsselten. Er legte eine Schatulle nieder.
“Hier!” Hange und Eren blickten auf zu ihm. Interessiert nahm Hange die Schatulle in die Hand und sah hinein. Eine Spritze und eine lilane Flüssigkeit befanden sich in der Schatulle. Im Deckel war eine Zeichnung, wie ein Mensch durch die Spritze zu einem Titan wurde.
Hange blickte hinauf zu Levi. “Was hast du denn da gefunden?”
Ina, Boris und Franz kamen ebenfalls zum Schreibtisch, nachdem sie das Bild und die Tür wieder verschlossen hatten. Sie hörten gerade so, was Levi zu Hange antwortete.
“Damit kannst du ein eigenes dieser Viecher erschaffen, Hange.” Levi sein Kopf hing starr auf der Spritze. Hange sah erschrocken auf zu ihm.
“Es sieht so aus, als hätten wir die ganze Zeit nicht gegen Monster, sondern gegen Menschen gekämpft.”
Der Rest des Trupps verlor die Farbe im Gesicht.
“B-bedeutet das etwa.. dass wir die ganze Zeit..” Franz stotterte. Boris klopfte ihm auf die Schulter. “Ja mein Freund, wir haben die ganze Zeit Menschen getötet!”
Eren hob seinen Kopf vom Papier. “Das ist noch nicht alles.”
Der Trupp sah ihn gespannt an. “Es sieht so aus, als hätte Vater die Formel aufgeschrieben, mit der man dieses Serum herstellen kann.”
“Ich glaub mir wird schlecht.” Sagte Franz und verließ den Keller. Hange riss Eren das Papier aus der Hand. Ina war ebenfalls interessiert an der Formel. Sie trat zum Schreibtisch vor zu Hange. Levi sah auf. “Das ist doch wohl nicht euer ernst?” Fragte er entsetzt und verließ ebenfalls den Keller. Boris senkte den Kopf und folgte seinem Truppführer.
“Das ist nicht möglich, oder?” Hange sah sich die Formel genau an. Um auch etwas erkennen zu können, wollte Ina hinter den Schreibtisch zu Hange gehen. Sie stieß dabei gegen eine kaputte Schranktür im Schreibtisch. Über ihr befand sich eine Schublade, welche auf den Ruck von Inas Hüfte, auf sprang.
“Aua, was war das denn?” Fragte sie und sah hinab zu der Schublade.
Sie zog die Schublade ganz auf und stellte fest, dass sie leer gewesen war.
Hange sah ebenfalls hinein. “Eren? Hast du dort einen Stift?” Fragte sie, ohne ihre Augen von der Schublade ab zu wenden.
Eren gab ihr einen Stift. Hange hebelte damit unter der Schublade ein verstecktes Fach auf. Darin befanden sich zwei Bücher und eine Fotografie.
Hange und Ina nahmen alles heraus und legten es neben die Spritze.
“Seht euch das an! Was ist das?” Fragte Hange und nahm das Bild in die Hand.
“Ich hab sowas schonmal gesehen. Das nennt sich Fotografie. Dort sind Menschen abgebildet, die es wirklich gibt oder gegeben hat. Wie es genau funktioniert weiß ich nicht. Aber es..” Eren nahm das Bild in die Hand und unterbrach Ina.
“Aber das ist ja Vater!” Rief er. Hange und Ina sahen ihn erschrocken an.
Eren drehte das Bild herum und las, was hinten drauf stand.
“Hier steht, Fotografie von Grisha und Dina Yeager, zusammen mit ihrem..” Er machte eine kurze Pause. “..mit ihrem Sohn Zekke..” Eren legte das Foto beiseite und sah sich die Bücher an. “Heißt das ich habe einen Halbbruder?” Eren war verwirrt. Er ließ sich auf den Stuhl seines Vaters fallen. Ina nahm die Fotografie in die Hände und wunderte sich ebenfalls.
“Aber diese Frau. Ich kenne sie..”
“Sag mal, was wird denn hier gespielt? Kommt schon. Wir packen zusammen und verschwinden. Das müssen wir uns unbedingt genauer ansehen. Und kein Wort über das alles! Zu niemandem! Vor allem nicht, von der Spritze! Ist das klar?” Hange war es ernst, sie packte alles zusammen. Dann richtete sie ihre Brille und gab den beiden ein Zeichen, ihr zu folgen.
Sie verließen den Keller und gingen mit den Fundsachen auf den Karren. Es war mittlerweile finsterste Nacht geworden. Hannah und Bernd fuhren den Karren, während Franz und Boris die Pferde ritten. Mikasa, Hange und Levi saßen Ina und Eren gegenüber im Karren.
Mikasa, Hange und Eren schliefen bereits schnell ein, doch Ina war zu aufgewühlt, um ein Auge zu zu machen. Sie begann leise in der Mitte des Karrens nach ihrer Kiste zu wühlen.
“Bist du wohl endlich mal still?” Hörte sie Levi genervt fragen. Ina blickte schnell auf.
“Verzeiht Truppführer, ich hatte nicht gedacht, dass ihr noch wach seid.” Flüsterte Ina.
Levi richtete sich vorsichtig auf und deckte die schlafende Hange mit ihrem Umhang zu.
“Bei ihrem Geschnarche kann doch keiner schlafen!” Levi schielte hinüber zu Eren, welcher auch bereits tief und fest schlief.
“Was ist mit ihm?” Fragte er ebenfalls flüsternd. Ina sah hinter sich und zuckte mit den Schulter. “Ich glaube, er schläft schon, seit wir losgefahren sind.”
Levi stand behutsam auf und kletterte über die Mitte des Karrens hinweg. Er griff sich Erens Kopf und schob den Soldaten behutsam an der hinteren Wand hinüber zu Hange. Ina beobachtete, was der Truppführer veranstaltete.
Als er Eren zu Hange geschoben hatte, deckte er ihn ebenfalls zu und kam dann auf Inas Seite hinüber. Er bemerkte, dass sie ihn beobachtet hatte. “Was schaust du so? Du hättest mir helfen können!”
Er flüsterte weiterhin. Ina lächelte sanft, dann sah sie zurück auf den Haufen, den sie nach ihrer Schachtel durchsuchen wollte.
“Das kannst du dir sparen.” Flüsterte Levi und lehnte sich zurück an die Wand des Karrens.
Ina sah genervt zu ihm. “Ich kann nichts dafür, wenn ihr nicht schlafen könnt!”
Zischte sie leise. Dann sah sie, dass Levi sich die kleine Schachtel aus der Jacke zog. Ina sah ihn still an. “Dachtest du, ich pack das zu dem anderen Kram?”
Levi hielt ihr die verhärtete Schachtel hin. Ina nahm die Schachtel zögernd an, sie sah kurz darauf und setzte sich dann ebenfalls zurück, neben Levi. Sie starrte auf die Verhärtung.
“Soll ich sie öffnen?” Fragte sie unsicher.
Levi antwortete nicht. “Truppführer?” Fragte sie leise.
Er antwortete wieder nicht. “Ihr seid doch nicht etwa schon..?” Wollte sie fragen, doch Levi unterbrach sie. “Hier auf der Seite wäre es ruhiger, wenn du die Klappe hältst. Mach mit dem Ding was du willst, aber sei still!”
Er ließ seinen Kopf daraufhin auf ihre Schulter sinken und schlief ein. Ina fuhr rote Farbe ins Gesicht, schnell schluckte sie diese herunter. Sie konzentrierte sich und sah hinab auf die Schachtel in ihren Händen. Sie überlegte noch eine Weile, ob sie sie öffnen sollte. Nach ein paar Gedankengängen jedoch, wurde sie zu müde und schlief ebenfalls ein.
 

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