21.2 (Ina & Levi)

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Versteckt unter ihren Kapuzen ritten die Soldaten los, zur Mauer Sina. Hange, Franz, Eren und Ina ritten voran. Sie waren die Ablenkung, damit der Rest des Trupps Levi aus dem Gefängnis befreien konnte. Sie ritten einen halben Tag später los, als der Karren, in dem Levi gesessen hatte.
Die 4 kamen etwa einen Abend später innerhalb der Mauer Sina an. Den Soldaten der Mauer Garnison war es zwar unangenehm, die 2 Titanen hinein zu lassen, doch sie hatten keine anderen Gründe die Bitte der Kommandantin ab zu lehnen, also öffneten sie die Tore und ließen die 4 passieren.
Ina und Eren waren zwar das erste mal innerhalb der Mauer Sina gewesen, doch sie hatten wohl kaum Zeit, sich die Stadt an zu gucken. Sie nahmen also ihre Kapuzen, mit Hanges Erlaubnis, ab und sahen sich begeistert um.
“Macht nur ihr 2. Je mehr Leute euch sehen, desto besser!” Sagte Franz.
“Es ist umwerfend! Wie riesig die Gebäude hier sind! Und so viele gepflasterte Straßen habe ich auch noch nie gesehen!” Schwärmte Ina.
“Sieh mal da drüben, der Fluss hat sogar ein Ufer für Passanten!” Rief Eren. Ina sah sich das ganze mit Freude an.
“Nicht mehr lange, dann sind wir hier wieder weg. Also gewöhnt euch besser nicht daran!” Sagte Hange nach hinten.
“Wie könnte man sich daran gewöhnen? Es wirkt alles so schrecklich grau und eintönig. Hier gibt es nicht mal Felder oder Wiesen!” Wunderte sich Ina nach einigen Kilometern innerhalb der Stadt.
“Was dachtest du denn? Hier wohnen keine Bauern Ina! Nur die, die von den Bauern profitieren!”
Ina wurde nachdenklich. “Denen geht es vielleicht gut. Ich bin froh, dass ich nicht so aufgewachsen bin!”
“Ob sie überhaupt wissen, was richtige Arbeit ist?” Fragte Eren, während sie an spielenden Kindern vorbei liefen.
“Naja, sie wissen jedenfalls, wie man andere dazu bringt, ihr Leben zu verlieren.” Merkte Franz an.
Hange sah ihn eindringlich an. Franz war daraufhin still.
Die 4 ritten noch ein paar Stunden weiter, bis sie im Zentrum angekommen waren. Dort erwartete sie die Wache, die Levi abgeführt hatte.
 
 
“Na, wen haben wir denn da? Die Hündchen, die nach ihrem Herrchen suchen?” Sagte er scherzhaft.
“Tss, wie schlecht. Mehr hat er wohl nicht drauf?” Fragte Franz grummelnd.
Hange verbot ihm den Mund und stieg von ihrem Pferd.
Sie ging auf die Wache zu. “Ich möchte die Königin sprechen. Mit meinen Kameraden!” Sagte sie aufdringlich.
Die Wache sah sie ungläubig an. “Meint ihr das ernst? Glaubt ihr, die Königin empfängt einfach jeden?”
Hange sah sich um. “Wenn sie weiß, wer da ist, dann lasst sie doch selbst entscheiden. Oder habt ihr keinen Respekt vor der Königin?” Fragte Hange. Die Wachen, die an der Tür standen, wurden hellhörig.
Der Befehlshabende Wachsoldat bemerkte dies und musste nachgeben. “Also schön, ich sage ihr wer hier ist. Aber stellt euch nicht auf Kooperation ein!” Die Wache ging hinein und brauchte eine gefühlte Ewigkeit.
Während Hange und ihre Kameraden draußen warteten, sah sich Ina im Vorhof des Palastes um. Sie entdeckte viele Blumen, die sie aus ihrer Heimat kannte.
Sie waren rund um eine Säule gepflanzt. An dieser vorbei konnte man bis in den Innenhof des Palastes gucken.
“Ina?” Hörte sie es rufen. Ina hob den Kopf von der Pflanze und sah an der Säule vorbei.
Ella kam angerannt und sprang über die Pflanzen hinweg, direkt auf Ina, die noch nicht begriffen hatte, was gerade passierte.
“Wie schön es ist dich zu sehen!” Ina erkannte Ellas Stimme und freute sich mit ihr.
Hange und Franz kamen zu den beiden und hoben Ella unsanft von Ina herunter.
“He was soll das? Was machst du da?” Fragte Franz, während er Ella an einem Arm von Ina runter zog.
Ella befreite sich schnell und schlug mit einem Schlagstock aus.
“Komm mir nicht zu nah! Ich warne dich!” Sagte sie streng, während sie Franz bedrohte, dieser hob schnell seine Hände und blickte fragend zu Ina.
Sie lachte und kam auf Ella zu. Sie nahm den Schlagstock in Ellas Hand und senkte ihn zu Boden.
“Ist schon gut Ella. Ich glaube, du hättest damals doch bei mir bleiben sollen!”
“Ach was, ihr kennt euch?” Fragte Hange verwundert.
Ella drehte sich um. “Sag bloß du bist es, wegen dem sie hier so einen Aufstand machen?” Fragte Ella entsetzt.
“Was meinst du mit Aufstand?” Fragte Hange interessiert.
“Naja, seit gestern sind alle in totaler Aufruhr. Es heißt, dass sich Feinde hier drin befinden und die Königin töten wollen.”
“Ja aber, das stimmt doch gar nicht!” Stellte Franz fest.
Ella dachte nach. “Wenn das so ist, was wollt ihr dann hier?” Fragte sie vorsichtig.
“Nun, wir suchen unseren Truppführer, er wurde abgeführt und wahrscheinlich in ein Gefängnis gesperrt. Weißt du vielleicht, wo er sein könnte?”
Ella überlegte, dann antwortete sie Ina kurz.
“Nein, ich habe nichts gehört von einem neuen Gefangenen.”
Hange sah sie unzufrieden an. “Kannst du es herausfinden?” Fragte sie in ihrer immer noch aufdringlichen Art.
Ella sah Ina an. “Weißt du, wenn es so jemanden wie ihn hier gibt, dann wird das unter Verschluss gehalten. An die Soldaten, die sowas wissen, komme ich nicht ran. Aber ich weiß, wo sie so jemanden hinstecken.”
Ella lächelte und setzte sich auf den Boden. “Schaut mal, wenn die Königin ein persönliches Interesse an dem Gefangenen hat, dann lässt sie ihn meist hier unterbringen.” Ella malte eine kleine Darstellung des Palastes. Sie zeigte das Gefängnis und die Relation dazu, in der sich Levi befinden müsste. Es war am anderen Ende, direkt an den Gemächern von Königin Historia.
“Wie kommt man da rein?” Fragte Franz.
Ella schüttelte den Kopf. “Bist du wahnsinnig? Niemand kommt da rein! Vorher seid ihr alle tot oder sitzt selbst ein!”
Franz war enttäuscht. “Aber, ich habe gehört, dass es eine Verhandlung geben wird. Ich weiß nicht, ob sie öffentlich ist. Also, falls ihr ungesehen dort hinein wollt. Dann müsst ihr in der Masse untertauchen. Das ist der einzige Weg, wie ihr unerkannt in die Nähe des Gefängnisses kommen könnt.”
Hange lächelte. “Das ist ja alles, was wir brauchen. Wir machen dort ein paar Aufstände und wenn unsere Leute dann Levi befreit haben. Dann können wir gehen! Das wird ein Spaß!” Freute sich Hange und rieb sich die Hände.
Ella sah Ina fragend an. “Sucht ihr etwa euren eigenen Truppführer? Levi, Ackerman, richtig?” Fragte sie erschrocken.
Ina nickte. “Den habe ich gestern gesehen. Er kam in einem Karren an, mit Fesseln hat man ihn abgeführt. Er hat wohl unseren Kommandanten Marquard ziemlich übel zugerichtet. Ich glaube, dass er doch nicht hier, sondern direkt im östlichen Flügel im Gerichtsgebäude untergebracht ist. Von dort kam der Kommandant gestern fluchend und mit blutigem Gesicht. Seit dem habe ich aber keinen von beiden gesehen.”
Ina sah auf. “Sag Ella, kommst du in diesen Flügel herein?”
Ella nickte “Unter einem Vorwand, bestimmt.”
Ina zog sich das saubere Tuch von Levi aus den Haaren und nahm das Messer aus ihrem Stiefel. Sie schnitt sich eine Wunde in den Daumen und breitete das Tuch auf dem Boden aus.
“Was machst du da?” Fragte Ella entsetzt. Ina malte etwas und faltete das Tuch wieder zusammen.
“Hier, kannst du ihm das geben?” Sie hielt Ella das Tuch hin. Ella zögerte erst, doch nahm es dann an und nickte ernst. “Ich gebe mein bestes Ina!” Ella stand auf. Sie hörte jemanden ihren Namen rufen.
“Ich muss jetzt los! Viel Glück Ina!” Sie ging wieder zu den Blumen. “Achja Ina! Wenn ihr morgen erfolgreich seid. Dann macht schnell mit dem, was ihr vor habt. Ich kann sie hinhalten, aber nicht lange.”
Ina lächelte und nickte Ella dankbar zu.
 
 
-Levi-
 
 
Angekommen an einem ähnlichen Gerichtsgebäude, wie Ina damals, steckte man Levi in eine Zelle, die nicht im Keller war, sondern weiter oben in einem Flügel, der gut bewacht, aber nicht gut gesichert war. Es gab Fenster und Türen, die teilweise nicht bewacht wurden. Hätte er gewollt, dann wäre es Levi ein leichtes gewesen, zu fliehen.
Doch stattdessen wartete er ab.
Nach dem ersten Tag hatte sich sein Gemüt beruhigt. Er saß auf dem Boden und meditierte, als er Schritte hörte. Levi beschloss, nicht darauf zu reagieren.
Plötzlich klang ein Tablett an seine Gitterstäbe.
Levi atmete schwer. “Ich dachte, es gibt nichts zu Essen!” Sagte er genervt und mit geschlossenen Augen.
Ella war verdutzt. “Also, ihr seid wirklich der Erste, der meine Speise ablehnen möchte, Truppführer!” Sagte sie freundlich.
Levi öffnete eins seiner Augen. “Wer bist du?” Fragte er interessiert.
“Ich bringe nur Essen. Nehmt es oder verhungert!” Sagte sie und schaute kurz zur Seite.
Levi zuckte mit den Schultern und schloss seine Augen. Ella hatte keine Zeit auf ihn zu warten, sie wurde beobachtet. Schnell tat sie so, als hätte sie etwas fallen lassen.
“Oh nein, wie ungeschickt. Könntet ihr das Tablett halten? Ich habe euren Tee fallen lassen.”
Levi atmete wieder schwer und ließ seinen Kopf fallen. Dann stand er langsam auf und ging zu ihr. “Nein, du hattest keinen Tee dabei. Den hätte ich in diesem Dreckstall hier gerochen.”
Ella sah ihn an und wartete darauf, dass er sie ebenfalls ansah. Levi jedoch senkte seinen Blick ohne weitere Worte auf das Tablett.
Er sah unter dem leeren Teller die Ecke seines Tuches mit dem L drauf.
Schnell schwang sein Kopf hinauf zu Ella. “Woher hast du..?” Wollte er fragen, doch sie hielt ihn mit ihrer Mimik auf. Sie deutete auf die Seite, von der sie beobachtet wurde.
Levi verstand sofort und spielte mit. “Du bist so ungeschickt!” Rief er.
“Gib schon her!” Er zog am Tablett, sodass noch mehr hinunter fiel. Levi und Ella bückten sich beide.
“Hört zu. Eure Leute sind hier. Jemand wird kommen, aber erst nach der Verhandlung. Bleibt ruhig bis dahin. Das hier, es ist von Ina. Ich soll es euch geben!”
Levi nahm das Tuch und steckte es in seinen Ärmel. Er sah hinauf. “Du riskierst viel damit. Warum?” Fragte er.
Ella errötete. “Sie ist meine Freundin! Das zählt mehr in dieser Welt, als andere Dinge.”
Levi sah hinab auf die Unordnung. “Ich danke dir. Lass das sein. Ich werde es allein aufräumen.” Sagte Levi und gab Ella zu verstehen, dass sie besser gehen sollte. Bevor jemand verdacht schöpfte.
Levi räumte die Unordnung beiseite und setzte sich in eine Ecke der Zelle. Er zog das Tuch aus seinem Ärmel und las, was Ina geschrieben hatte.
Er sah keine Worte, lediglich eine Sternschnuppe. Levi drehte das Tuch und sah auf die leere Rückseite.
“Ist das alles? Dafür beschmutzt sie mein Tuch?” Fragte er sich selbst genervt und ließ das Tuch erneut verschwinden. In dem Wissen, dass sein Trupp ihn befreien wollte, konnte sich Levi zurücklehnen und musste nur noch die Verhandlung abwarten.

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