25.1 (Ina & Levi)

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Am Abend saß Ina, in einem weißen, langen Abendkleid, an ihrem offenen Fenster. Sie sah in die Sterne und dachte an ihre Mutter.
Es klopfte an ihrer offenen Tür, doch sie nahm das gar nicht wahr.
Levi trat ein, ohne auf eine Antwort zu warten und schloss hinter sich die Tür. Er suchte Ina erst in dem großen Zimmer, doch nach einigen Blickwinkeln sah er ihr Kleid am Fenster. Es flatterte im Wind. Er ging auf sie zu, als sie sich plötzlich zu ihm umdrehte.
“Ist da jemand?” Fragte Ina schnell. Sie wollte gerade aufstehen, da erkannte sie Levi.
“Musst du deine Tür immer offen lassen?” Fragte er kalt.
Ina sah zur Tür. “Es ist ja nichts passiert.”
Levi trat an das Fenster heran. Ina lehnte mit dem Rücken an einer Seite. Sie senkte ihre Knie, damit Levi auch etwas sehen konnte.
“Schaust du wieder da hoch?” Fragte er, während sein leerer Blick durch die Sterne wanderte.
Ina lächelte. “Immer.” Sagte sie mit warmer Stimme.
“Warum hast du das gemacht?” Fragte Levi ohne Zusammenhang. Ina sah ihn verwirrt an.
“Was meint ihr?” , “Ich meine, du könntest hier bleiben. Fern von all der Scheiße, die da draußen ab geht.” Levi stecke seine Hände in die Hosentaschen.
“Ich glaube, das alles hier ist nichts für mich. Ich kann nicht einfach rumsitzen, wenn andere die Arbeit machen.” Sagte sie und sah wieder zurück in die Sterne.
“Vor allem, wenn sie dafür sterben, damit hier drin die Menschen leben können.” Ina sah zu Boden. Plötzlich hob Levi seinen Arm. Er zeigte in den Himmel.
“Schau, ich hab ihn gefunden!” Sagte er. Ina folgte seinem Arm, sie entdeckte den kleinen Stern, den Levi damals gefunden hatte.
“Habt ihr ihn so lange gesucht?” Fragte sie und sah Levi an. Er steckte seine Hand zurück in die Hosentasche und zuckte mit den Schultern. “Sei froh, dass ich mich an den Blödsinn überhaupt erinnere!” Sagte er kalt.
Ina sah zurück in den Himmel und fing an zu lachen. Levi stockte kurz. “Warum lachst du denn jetzt?” Fragte er entsetzt.
Ina sah zu ihm. “Weil es für euch kein Blödsinn war, wenn ihr euch erinnert.”
Levi war genervt. Einen Moment lang war es still.
“Sag mal, willst du mir nichts zum sitzen anbieten? Es ist unangenehm zu stehen.” Sagte er kalt. Ina drehte sich überrascht zu ihm. Er ging auf die andere Seite des Fensters. Ina zog ihre Füße beiseite und Levi konnte sich ihr gegenüber setzen. Er konnte seine Beine fast ganz ausbreiten, so lang war die Fensterbank gewesen. 
“Ich dachte, du wolltest nie wieder ein Kleid tragen?” Fragte Levi, als er Inas Beine im Mondschein durch den Stoff des Kleides sah.
Ina lächelte ihn an. “Das tue ich auch nicht!”
Sie zog das Kleid ein wenig hoch. Es wurde sichtbar, dass sie sowohl ihre Hose, als auch die Vorrichtung für ihr 3D Manöver trug. Sie müsste nur noch die Klingen und das Gas befestigen, dann wäre sie kampfbereit.
Levi staunte, als er ihre Uniform unter dem Rock sah und fühlte sich nicht mehr so unwohl. Er lehnte sich zurück.
“Weißt du, was noch fehlt?” Fragte er leise.
Ina sah stumm zu ihm, er wank sie heran. Ina beugte sich leicht vor. Levi wank sie erneut näher. Ina wurde unwohl, sie rutschte noch etwas näher.
Levi kam näher und setzte mit einem kurzen Ruck seine Hand auf Inas Kopf. Ina erschrak kurz und schielte hinauf in ihre Haare, danach blickte sie zu Levi.
Ihre Augen trafen sich. Levi hatte damit nicht gerechnet. Er fror einen Moment ein und konnte seine Augen von Inas nicht abwenden.
“Was fehlt noch, Truppführer?” Flüsterte Ina.
Ihre Frage ließ ihn aus der Starre erwachen. Levi dachte schnell nach und sah auf seine Hand. Sie steckte in Inas Zopf. Schnell zog er ihr das Tuch heraus.
“Das hier. Es ist nämlich immer noch nicht sauber!”
Ina sah enttäuscht zu dem Tuch. “Ehrlich? Das ist es gewesen?” Fragte sie.
Levi ließ das Tuch sinken und zog das zweite heraus.
“Das hier, es ist genauso beschmutzt.”
Er reichte es Ina, sie nahm es an. Es war das Tuch, auf dem stand. Verzeih Ina
Ina sah auf. Levi hielt das Tuch mit den Sternen in der Hand, seine Hand lag auf einem angewinkelten Knie, sodass das Tuch frei im kalten Wind wehte.
“Ist schon gut, ich verstehe jetzt, warum ihr es getan habt.” Sagte sie und blickte hinauf in die Sterne.
Levi sah hinab auf den Boden.
“Nicht nur für mich ist der Trupp eine Familie.” Sie lächelte und schüttelte sich etwas, vor Kälte.
Levi beobachtete ihr zittern. Er stand wortlos auf und nahm die Tagesdecke des Bettes.
Ina sah ihm nicht nach. Sie versuchte sich das Frieren nicht anmerken zu lassen.
Plötzlich spürte sie die Decke, die Levi ihr über warf.
Sie drehte sich zu ihm. “Wehe du fällst runter.” Sagte er. Ina lächelte.
“Keine Sorge Truppführer, so schnell sterbe ich nicht, das wisst ihr doch.”
Levi stand noch an der Fensterbank und sah hinaus.
Es war eine Weile still.
“Ina, weißt du. Was ich an dem Tag sagen wollte war…” Levi sah hinauf zu Ina. Sie begann langsam aus dem Fenster, Richtung Hof zu kippen. Levi reagierte schnell und hielt sie in der Decke auf.
Ina fiel danach zur anderen Seite, ihm direkt in die Arme.
“Sicher doch, du stirbst nicht so einfach. Wers glaubt Becker!” Brummte er, während er Ina in der Decke ins Bett trug. Sie war bereits fest eingeschlafen. Levi deckte sie zu und schloss das Fenster.
Er ging nochmal zu Ina und legte ihr eins seiner Tücher auf den Schreibtisch. Levi sah Ina noch einmal an, er wollte ihr einen Kuss auf die Stirn geben, doch entschied sich dagegen, stattdessen saß er einfach neben ihr.
“Stirb einfach nicht. Verstanden?” Sagte er leise, bevor er aufstand und ging.
Hinter sich schloss er die Tür. 
 
 
Levi ging zu seinem Zimmer, welches sich am Ende des Ganges befand.
Er blieb noch eine Weile wach und dachte nach, über alles, was geschehen war.
Gerade als er einschlafen wollte, klopfte es an der Tür.
“Wer ist da?” Fragte er angespannt.
“Ich bin es Truppführer!” Rief Inas fröhliche Stimme. Levi setzte sich erschreckt auf und sah zur Tür, dann beschloss er, aufzustehen.
Er öffnete Ina die Tür. Sie trug ihre vollständige Uniform.
“Was willst du?” Fragte er, während er sie begutachtete.
“Kann ich reinkommen? Ich muss mit euch reden!” Sagte sie inspiriert.
Levi trat einen kleinen Schritt beiseite, den sie in vollem Umfang ausnutzte, um an ihm vorbei zu spazieren.
Levi sah sich kurz um, ob ihr jemand gefolgt sei, dann schloss er die Tür.
Ina drehte sich in dem Zimmer zu ihm und freute sich.
“Warum bist du so glücklich? Vor ein paar Stunden hast du noch geschlafen!” Sagte Levi müde und genervt.
“Mir ist etwas eingefallen!” Sie hüpfte herum, wie ein kleines Kind.
“Ihr seid befreit, von jedem Befehl eines Kommandanten richtig? Nur die Königin und der Generalissimo können euch Befehle erteilen, habe ich Recht?”
Levi rieb sich die Augen. “Was genau willst du Becker?” Fragte er gleichgültig, während er an ihr vorbei ging.
“Ich will Annie besuchen!” Levi blieb abrupt stehen und sah Ina an.
“Was willst du? Warum..?” Er verstummte und senkte den Kopf.
“Truppführer?” Ina kam auf ihn zu. Levi hob den Kopf und sah Ina ernst an.
“Nein!” Ina blieb stehen.
“Nein, ich werde dich nicht zu Annie lassen.” Sagte Levi und schüttelte den Kopf.
Ina stand immer noch wie angewurzelt da.
“Ja, aber, warum..” Stammelte sie enttäuscht, dann wurde sie wütend und ernster.
“Ich muss sie sehen Truppführer! Bitte lasst mich zu ihr! Vielleicht kann ich..”
“Da ist es wieder! Du denkst zu viel nach Becker! Ich sagte, Nein!” Levis Stimme wurde lauter.
Doch anstatt weg zu laufen oder zu weinen, hob Ina ihre Faust und legte den Soldatengruß an.
“Ich bitte euch hiermit Truppführer, bitte lasst mich zu Leonhard! Ich möchte mit ihr reden!” Ina hielt ihre Augen geschlossen, um bei der Sache zu bleiben.
Als sie keine Antwort bekam, öffnete sie ein Auge leicht, um nach Levi zu spicken.
Er stand nicht mehr vor ihr. Ina öffnete beide Augen und sah sich im Zimmer um. Levi stand hinter einer Art Wand.
“Truppführer?” Fragte Ina leise, dann hörte sie das Geräusch von geladenen Schusswaffen.
Levi trat hinter der Wand vor. Auch er war nun in Uniform gekleidet und hatte an seinem Gürtel eine geladene Schusswaffe.
Inas Augen wurden groß. “Was guckst du? Na los, bevor ich es mir anders überlege!” Sagte er genervt und ging zur Zimmertür.
Ina folgte ihm aufgeregt.
Die beiden liefen die Gänge hinab, bis zu Historias persönlichem Keller, mit den Sicherheits Gefängnissen. Dort bewahrte man Annie in der Verhärtung auf.
Bis dahin war es den beiden ein leichtes. Nicht eine Wache bekamen sie zu Gesicht.
Vor dem Kerker jedoch, standen 4 Soldaten der Militärpolizei.
Levi gab Ina die Anweisung, hinter ihm zu bleiben.
“Halt wartet, ihr könnt hier nicht weitergehen!” Sagte einer der 4 Soldaten.
Er wurde von seinem Kameraden angestupst. “Aber, ist das nicht, der Angeklagte von Kommandant Marquard?”
Ein weiterer trat vor. “Nun, ist er der Hauptgefreite. Für ihn gelten andere Regeln.” Er trat an Levi heran und legte den Soldatengruß an.
“Verzeiht, Hauptgefreiter. Selbstverständlich dürft ihr passieren. Ich muss nur wissen, ob ich es an den Kommandanten Ellrich weitergeben soll!”
Levi schüttelte den Kopf. “Niemand erfährt, dass wir hier waren.” Er ging an den Soldaten vorbei, Ina folgte ihm. Sie trugen beide ihre Umhänge und Kapuzen.
Innerhalb der geschlossenen Zelle nahmen sie die Kapuzen ab.
“Also, was jetzt?” Fragte Levi, der sich nach Ina umdrehte.
Sie standen vor der Verhärtung, in der Annie drinnen saß.
“Ich weiß nicht, letztes mal da..”
Ina hob ihre Hände und legte sie an die Verhärtung. Sie begann an ihren Händen zu leuchten. Ina schloss ihre Augen.
Als sie sie wieder öffnete war sie bei dem Baum mit seinen 9 Strahlenden Ästen, wie letztes mal auch.
Sie sah Annie, die mit jemandem redete.
“Annie?” Fragte Ina leise. Annie drehte sich um, bei ihr standen Zekke und noch eine Frau mit schwarzen Haaren.
Annie lächelte, Zekke ebenfalls. Ina ging auf sie zu.
”Wie kommst du hierher?” Fragte Annie.
“Ich bin bei dir Annie, an dem Ort, wo du fest gehalten wirst.”
“Das ist ja interessant, trotz der Verhärtung stecken sie dich in ein Gefängnis.” Stellte Zekke fest.
“Ich kann euch nicht sagen, wo genau es ist. Zekke, du würdest versuchen sie zu retten.”
Zekke blickte zu Boden und lächelte. “Wie schlau du bist kleine Ina! Komm, ich möchte dir jemanden vorstellen!” Sagte er freundlich.
Die Frau mit den schwarzen Haaren kam näher. Sie lächelte und streckte ihre Hand aus.
“Das ist Peak! Sie ist der Titan, mit dem riesigen Maul, der Karren Titan. Sie hat mich die letzten Male aus der Misere geholt, in die mich dein Truppführer gebracht hatte!”
Ina staunte und freute sich. “Oh, wie schön! Ich habe mich schon gefragt, wie du wohl aussiehst!” Sie schüttelte Peaks Hand aufmerksam.
“Es ist auch schön dich endlich kennenlernen zu können. Zekke sagte, dass man mit dir gut reden kann!”
Ina wandte sich an Zekke. “Zekke, bitte sag mir, dass du den Trupp nicht wirklich auslöschen willst.”
Zekke erschreckte kurz und lachte dann los. “Sag bloß, dir sind diese Dämonen tatsächlich wichtig?” Fragte Peak aufgeregt.
Ina war verwundert. “Naja, ich bin hier aufgewachsen. Und ich dachte, dass nur die Leute aus Marley sie so nennen. Eigentlich sind sie auch nur Menschen!” Verteidigte Ina die Menschen in den Mauern.
“Warum bist du überhaupt hier?” Fragte Annie.
“Ich wollte mit dir reden, aber, Zekke hat es dir sicher schon erzählt.”
Annie sah Zekke an. “Ehrlich gesagt Ina, habe ich niemandem davon erzählt. Ich hatte gehofft, dass du dich uns anschließen würdest und wir gemeinsam gegen die Dämonen kämpfen.”
Ina fuhr die Farbe aus dem Gesicht. “Ich soll was? Aber Zekke!”
“Ich weiß, ich weiß, es klingt verrückt. Aber du wärst der perfekte Insider für uns. Und du stehst dem Truppführer nah!”
Inas Blick verfinsterte sich. “Wenn du glaubst, dass ich den Truppführer verrate, dann hast du dich geschnitten! Niemals werde ich das tun Zekke.”
Zekke trat näher an sie heran. “Und wenn ich dir sage, dass du deine Eltern auf Marley wiedersehen kannst?”
Ina lief ein Schweißtropfen hinunter. Sie riss sich zusammen. “Nein Zekke. Das kann ich nicht. Ich kann sie nicht verraten!”
Zekke sah sie verwundert an. “Nanu, du bist aber loyal. Das hatte ich gar nicht erwartet.”
Er trat zurück zu Peak. “Dann haben wir wohl auch für dich keine Verwendung mehr. Bedauerlich.” Sagte Zekke und unterbrach die Verbindung zwischen Annie und Ina. Ina stieß ein harter Stromschlag von der Verhärtung ab. Sie wurde an die Wand des Raumes geschleudert und rieb sich den Kopf.
“Aua, der hat echt wums!” Murmelte sie. Levi stand auf und kam auf Ina zu.
Sie richtete ihre Uniform, nachdem auch sie aufgestanden war.
“Was ist passiert?” Fragte er besorgt.
“Ich weiß es nicht, ich glaube, das sollten wir nicht hier besprechen, Truppführer.”
Levi sah zur Tür er rümpfte die Nase, weil er neugierig war. Aber Ina hatte Recht.
“Du hast Recht, lass uns verschwinden!” Sagte er und ging voran.
Beide traten unauffällig aus dem Verlies und gingen zurück in Inas Zimmer.
 

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