5.2 (Ina)

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 Levi gab das Zeichen, dass sich die Tore öffnen sollten.
Die Tiere setzten sich in Bewegung. Ein kurzer Schein durchströmte Ina, als sie unter dem riesigen Tor der Mauer Rose durch ritt. Sie hatte noch nie so viel Stolz und Angst zugleich gefühlt. Nachdem sie das Tor passiert hatten, blieben die Pferde einige Minuten dicht zusammen, dann gab Levi den Befehl.
“FORMATION EINNEHMEN!” Schrie er. Ina zuckte zusammen, sie wusste nicht, dass er so schreien konnte.
Hinter ihr liefen die Pferde auseinander auf die Position, die sie erst am Abend zuvor besprochen hatten. Es dauerte nicht lange, da kamen von Norden die ersten Rauchgranaten, gelbe. Sie bedeuten, dass sich ein Titan näherte, allerdings ein “normaler”. Diesen konnte man gut ausweichen, da sie rational in eine Richtung liefen und ihre Schritte vorhersehbar waren. Levi reagierte auf die Granate mit einer grünen, die sich leicht in die südliche Richtung ab neigte. So demonstrierte er, welche Richtung der Trupp weiter anschlagen würde. Einige Zeit später kamen auch aus dieser Richtung Rauchgranaten. Bisher zum Glück nur gelbe. Also nichts weiter bedrohliches. Ab und zu kam von hinten eine schwarze, sie standen für “abnorme” Titanen. Ihre Richtung konnte nicht bestimmt werden wenn man sie von weitem sah. Sie handelten irrational und hatten oft gar kein Interesse an manchen Menschen. Diesen aus zu weichen konnte eher schwierig werden.
Doch dem Trupp gelang es, ohne größere Komplikationen, durch den späten Nachmittag zu reiten. Bisher hatte Levi keinen einzigen Verlust zu beklagen. Lief die Sache vielleicht etwas zu gut?
 
 
Ein paar Kilometer vor dem Baumriesen Wald ritt auf einmal Franz neben dem Truppführer.
“Truppführer Levi! Ein abnormer Titan, er hat ohne Interesse zu zeigen die Frischlinge zertrampelt! Wir müssen ihn stoppen!”
Levis Miene verzog sich nicht.
“Warum habt ihr keine Rauchgranaten geschickt?” Er drehte seinen Kopf zu Franz und bemerkte den Titan sofort. Er war zielstrebig auf dem Weg zum Zentrum des Trupps.
Levis Augen erschraken kurz. Der Titan war ein abnormer der 14 Meter Klasse gewesen. Levis Blick kam, trotz des Anblicks dieses riesen Titanen, jedoch schnell wieder zur Besinnung.
“Ina, feuer eine rote Rauchgranate Richtung Süden! Führe den Trupp von Süden in den Wald.” Ina nickte und schoss sofort eine Rauchgranate nach Levis Befehl. Sie ritt ab von den Soldaten und übernahm die Führung des Trupps. “Bernd! Du und Franz, ihr kommt mir mir. Diesen Mistkerl holen wir uns.”
Die 3 Soldaten kapselten sich ab und blieben mit dem abnormen Titan zurück.
 
 
Ina steuerte den Trupp, etwas abseits, der ausgewählten Stelle in den Wald.
Kurz bevor sie ihn erreichten, schoss sie grüne Granaten in den Himmel. Sie erwartete eine Antwort von den Soldaten, die dort fest hingen. Und tatsächlich schossen weitere grüne Granaten in den Himmel. Sie signalisierten einen sicheren Eingang in den Baumriesen Wald. Zielstrebig ritt Ina voraus.
Der Trupp ritt in den Wald hinein. Während sich die meisten Soldaten bei der verlorenen Einheit sammelten, blieben die hinteren Reihen des Trupps auf den Bäumen, am Rand des Waldes, um Wache über die noch aktiven Titanen zu halten. Mittlerweile war die Sonne fast untergegangen.
Inas Pferd wurde von fremden Soldaten angehalten und betreut. Sie stieg ab und wollte sich unter ihrer eigenen Truppe umsehen. Fanz hatte doch gesagt, dass der Titan einige Frischlinge erwischt hatte.
Ohne ein Ergebnis gesehen zu haben, fuhr es ihr schmerzlich aus der Kehle.
“Bernd?!” Unglaubwürdig und fast schon heiser, spuckte sie seinen Namen aus. Wie konnte er bereits hier sein? So ein riesen Umweg ist der südliche Weg nicht gewesen. Sie war mit dem Trupp einwandfrei durch das Titanen Gebiet gekommen. Wie also hatte er das nur schaffen können?
“Hallo Ina. Ihr habt ja ziemlich lange gebraucht was?” Bernd lachte herzlich. Ina wollte ihm am liebsten an den Kragen gehen.
“Lass gut sein. Ich bin ja nicht allein. Franz und der Truppführer sind dort oben. Sie halten Ausschau nach den Titanen. Unser Auftrag ist es, hier für Ordnung zu sorgen. Also komm runter ja?” Ina atmete auf. “Also, habt ihr alle überlebt?”
Bernd wollte mit der Arbeit beginnen. “Ja so siehts aus. Was hast du denn erwartet? Dass wir beim ersten Titanen schon drauf gehen?”
Ina war immer noch ungläubig. Für so einen guten Kämpfer hatte sie Bernd garantiert nicht gehalten. “Das kann nicht sein, der war bestimmt 14 Meter groß!”
Bernd flog ein Gasbehälter auf den Fuß. Er war fast genervt davon, dass Ina ihm hinterher lief. “Ah verdammt! Ina! Weißt du wie schwer die Dinger sind?” Ina hob die volle Flasche auf und warf sie auf einen Karren. “Jetzt sag schon. Wie habt ihr es geschafft ihn so schnell aus zu schalten?” Bernd blieb am Karren stehen und blickte in die Bäume.
“Denkst du wirklich, das waren wir drei? Ina..” Er hielt kurz inne und sah sie an. So ernst hatte sie Bernd noch nie erlebt. “Franz und ich waren nur da, um auf Levis Pferd auf zu passen. Als du weg warst kam der Titan schneller näher, er hatte es auf den gesamten Trupp abgesehen. Der Truppführer erkannte sein Muster sofort. Er handelte so schnell Ina. Das habe ich im Leben noch nicht gesehen. Er war wie ein Blitz, der in den Titanen ein schlug. Kurz nachdem er weg gesprungen war, stand er auch schon wieder neben uns. Der Titan war hinüber. Ohne, dass Franz und ich einen Schlag geleistet hatten. Es war unmenschlich. Danach sind wir auf der eigentlichen Route her gekommen. Ich habe die grüne Granate abgeschossen, damit ihr den Eingang findet.” Nach seinem letzten Satz grinste er Ina an. Doch die hing mit ihren Augen in den Bäumen. Sie suchte nach ihm. Warum auch immer, aber sie war fasziniert von Bernds Geschichte. Sie dachte einen kurzen Moment über Bernds Worte nach. Dann fiel es ihr, wie Schuppen von den Augen. “Warte mal Bernd, du meinst, wir beide sollen hier unten für Ordnung sorgen? Heißt das, der Truppführer traut uns all diese Soldaten an?”
Bernd hob mehr und mehr Ware in den Karren, an dem sie standen. “Na du scheinst heute ja schwer von Begriff zu sein.” Ina dachte weiter nach. Sie sah wieder zurück in die Bäume und suchte unterbewusst weiter nach Levi.
“Er steht weiter westlich. Da drüben in der Sonne.” Ina drehte sich nach Bernds Beschreibung um. Sie sah Levis Silhouette in den letzten Sonnenstrahlen.
“Na los, geh schon. Ich schaff das auch allein.” Sie sah Bernd verwundert an. “Was meinst du?” Bernd grinste. “Sonst gibst du nie Ruhe. Geh schon und rede mit ihm. Aber steh nicht rum und lass mich die ganze Arbeit allein machen!”
Ina lächelte Bernd an. “Du hast ja noch Boris.” Sie deutete auf den kahlköpfigen Soldaten, der sich mit den waghalsigsten Geschichten rühmte und den letzten Wein auf einem der kaputten Karren aus trank. Die Frischlinge lauschten ihm gespannt, doch die älteren Soldaten wussten, dass es nur Seemannsgarn war, was er erzählte.
Bernd lachte auf. “Das reicht mir sicher Ina!” Er sah wieder zu ihr.
“Weißt du was. Du hast Recht. Ich kann mich nicht einfach seinem Befehl widersetzen. Lass uns das zusammen erledigen. Ich muss ihn nicht so dringend sehen.”
Sichtlich froh über diese Aussage packte Bernd mit Ina und den anderen Soldaten an. Die leeren Karren füllten sich schnell mit Lebensmitteln, alten Waffen und verletzten Soldaten. Die Toten konnten nicht mitgenommen werden. Zum Leidwesen von Ina. Da die Soldaten viele Verluste erlitten hatten. Zum Schluss füllten sie noch alle 3D Manöver mit Gas auf.

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