39.2 (Ina)

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Am nächsten Morgen schliefen der Trupp und die Neuankömmlinge. Ellrich hatte noch in der Nacht berichtet, dass die Marley Soldaten hinter Eren her waren. Er erzählte, dass sie nicht weiter verfolgt wurden, nachdem sie mit Ina verschwunden waren. Außerdem erzählte er, wie viele Panzer und Fahrzeuge Ina ausgeschaltet hatte. Der Trupp war beeindruckt von der Leistung, die sie als einzelne erbracht hatte.

Ina öffnete morgens als erste ihre Augen. Ein kurzer Moment, in dem es ihr gut ging. Sie fühlte sich ausgeschlafen und hatte all die Schmerzen bereits vergessen. Für diesen einen kleinen Moment zumindest. Sie sah sich im liegen um. Neben ihr war ein großes Wagenrad zu sehen. Es gehörte zu dem kaputten Karren, der Levi trug. Sie lächelte und drehte den Kopf zur anderen Seite. Dort erblickte sie Hanges qualmende Feuerstelle, in ein paar Metern Entfernung zu ihrem Schlafplatz. Die Soldaten dort lagen verstreut drum herum. Peak war noch immer in ihrem Titan und schlief sogar darin. Inas Gesicht verzog sich bei der Vorstellung, in ihrem Titan zu übernachten.
Sie drehte ihren Kopf wieder Richtung Himmel und sah leichte, kleine, weiße Wolken. Ina hörte kurz darauf ein Rascheln zu ihren Füßen. Sie blickte auf und sah, dass sich etwas bewegte. Erst dachte sie an Eichhörnchen, dann jedoch sah sie blitzendes Metall, wie es auch Georg sah, bevor er erschossen wurde. Ina begriff sofort und schrie laut.
"Steht auf! LOS!" Inas Schrei weckte die Hälfte der Soldaten, sodass sie auf standen.
Ina selbst hatte noch keine Füße, auf die sie sich stellen konnte. Sie vermutete aber, dass der Schütze hinter Levi her war und beschloss, ihn zu schützen. Sie stieß sich mit den Händen vom Boden ab und flog durch die Luft. Sie drehte ihren Oberkörper mit dem Rücken zum Himmel und breitete im Flug mit ihrem linken Arm eine Verhärtung aus. Die Verhärtung folgte Inas flug, sie war wie eine Art Dach gebildet, sodass keine Kugel an Levi oder sie heran kam. Kurz über Levi blieb sie in der Verhärtung hängen. Ina löste sich und fiel aus der Verhärtung heraus. Sie landete mit dem Bauch unsanft auf Levis Oberkörper. Dieser hatte bislang geschlafen und wurde von Inas Sturz geweckt. Seine gebrochenen Rippen knackten, durch ihr belastendes Gewicht. Inas Augen wuchsen, sie wollte sofort aufstehen, als sie das Knacken von Levis Knochen hörte. Er jedoch hob seine Hand, an der die 2 Finger fehlten, und legte sie langsam auf Inas Kopf, damit sie liegen bleiben musste.
"Hey, Becker.." Sagte er und schloss seine Augen. Jede Bewegung schmerzte ihn.
Ina schloss ihre Augen ebenfalls, als sie seine Stimme hörte.
"Wo warst du so lange?" Fragte Levi nach einer kurzen Pause. Ina öffnete ihre Augen. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie hob ihren Kopf und sah Levi in das Auge, welches nicht verbunden war. "Ich, ich habe versucht, das alles in Ordnung zu bringen, verzeiht mir." Sagte sie leise. Levi hob seinen Arm und legte Inas Kopf wieder auf seine Brust. Sein Atem schien ihm schwer zu fallen, dennoch ließ er sie nicht gehen.
"Was hast du nur getan? Dieser Bastard war meine Sache." Ina schlich ein Lächeln durch die Wangen. "Jetzt nicht mehr, Hauptgefreiter." Beide schlossen ihre Augen. "Ich dachte, du hättest das hinter dir gelassen." Sagte Levi und ließ ihren Kopf los.
Ina hob ihn an, doch bevor sie etwas sagen konnte, klopfte Hange an die Verhärtung. "Hey ihr zwei! Kommt raus, das müsst ihr euch ansehen!" Sagte sie laut.
Ina setzte eine Hand an die Verhärtung und löste sie auf. Mittlerweile hatten sich auch ihre Füße wieder regeneriert. Sie trat von dem Karren herunter und erblickte eine Truppe von Marley Soldaten, die von Kolja und Präsident Marks angeführt wurde.
Ina staunte nicht schlecht, als Kolja vor trat. Sie ging an Kommandant Ellrich und Hange vorbei. Die beiden ließen sie durch und sahen zu, was wohl geschehen würde.
Ina trat vor bis zu Kolja.
"Ina, wo, wo ist Georg?" Fragte er zaghaft. Ina schossen die Erinnerungen in den Kopf. Sie verhärtete ihre linke Faust. Ohne ein Wort, dafür mit Anschwung, schlug sie sie durch Koljas Gesicht. Er fiel zu Boden, seine Wange platzte auf und begann zu bluten.
Kolja hielt sich die Wunde zu und blickte erschreckt auf.
"Er ist tot! Kolja, du hast deinen besten Freund getötet! Und das Letzte, was du ihm sagtest war, dass er ein Verräter sei! Ich frage mich echt, wer von euch hier wen verraten hat!" Sagte Ina wütend. Koljas Augen begannen glasig zu werden.
"I-ich habe was?" Fragte er zitternd. Ina nickte und sah zu Präsident Marks, der seine Hand im Jackett, an einer Waffe hatte.
Ina trat auch auf ihn zu und blickte auf das Jackett. "Na los, macht schon. Was werdet ihr wohl tun, nachdem ihr mich getötet habt? Marley allein retten?" Fragte sie selbstbewusst und breitete die Arme aus. Sie sah aus dem Augenwinkel, dass es Soldaten gab, die auf Hange und Ellrich zielten.
"Was machst du, ohne sie?" Fragte Marks provokant.
Ina sah um sich. Hunderte Eldia kamen gleichzeitig aus dem Wald, sie waren bewaffnet und kampfbereit.
"Sie werden euch schon unterkriegen und Eren kümmert sich bereits um den Rest auf dem Festland. Ich schätze also Herr Präsident, dass sie im Moment nicht in der Lage sind, diese Verhandlung hier zu führen." Sagte sie siegessicher. Marks lief ein dicker Tropfen Schweiß über die Stirn. Er ließ die Waffe in seinem Jackett los und sah Ina wütend an.
"Was willst du Kind?" Fragte er nervös. Ina trat zurück und stellte sich vor Kolja, welcher mit seinem Gewissen kämpfte, seinen Kameraden getötet zu haben.
"Ich will, dass der Krieg endlich aufhört. Keine weiteren Toten mehr." Sie trat an Kolja heran. Er sah trauernd nach oben und erwartete, dass Ina ihn töten würde.
Er zuckte, als sie eine Hand nach ihm ausstreckte.
Hange und Ellrich sahen gespannt und überrascht dabei zu. "Steh schon auf." Sagte sie. Kolja zögerte, er wischte sich das Gesicht ab und nahm ihre Hand entgegen. Als er stand, fiel er Ina in die Arme. "Es tut mir so leid Ina, ich wollte doch nicht, dass er.." Kolja schluchzte. Ina klopfte seinen Rücken und drückte ihn leicht weg. "Ich weiß Kolja. Aber das ist es nunmal, was der Krieg aus uns macht. Herzlose Monster. Ganz ohne Titanen, werden wir alle zu Dämonen." Hange und Ellrich sahen sich nachdenklich an. Ina wand sich an Präsident Marks. "Ich sage, Schluss damit. Wir müssen ab jetzt zusammenarbeiten, damit wir Eren gemeinsam aufhalten können. Ihr braucht uns, um ihn aufzuhalten. Wir brauchen euch, um ihn einzuholen."
"Eren aufhalten?" Fragte Hange plötzlich. Ina drehte sich um und senkte den Kopf.
"Kommandantin, ich habe durch Zekkes Geist erfahren, dass Eren vor hat, das gesamte Festland nieder zu schlachten. Er wird es einfach überrennen. Ohne jeden Blick für Verluste. Alles was übrig bleibt, wird ein Massengrab für den Rest der Menschheit sein." Erklärte sie. Alle Anwesenden blieben schockiert und bleich an ihrem Fleck stehen. Ina drehte sich zurück zu Präsident Marks. Sie erhob ihre Stimme.
"Was sagt ihr dazu Präsident? Frieden zwischen Marley und Paradis!"
Marks wollte erst ablehnen, doch er sah Zekkes Augen, als er Ina ansah und zwang sich vor ihr herunter auf die Knie.
Nach ihm knieten sich auch die anderen Soldaten von Marley vor Ina nieder. Sie drehte sich zufrieden um. In ihrem Blickwinkel fand sie jedoch keine Soldaten wieder, nur Levis Karren, der weiter hinten stand. Ina senkte den Kopf und sah, dass nun auch Hange und Ellrich respektvoll vor ihr knieten. Alle Anwesenden Eldia taten es ihnen gleich.
Erschrocken sah Ina sich um. Eine halbe Armee kniete nun vor ihr.
"Dann sag uns Kind, was sollen wir jetzt tun?" Fragte Marks fordernd.
Ina überlegte. "Zuerst müssen wir zu euren Schiffen im Hafen. Das ist der einzige Weg, wie wir alle Titanen auf einmal transportieren können." Marks blickte auf und nickte ein.
"Was sollen wir tun, Ina? Wie ist dein Plan?" Fragte Hange leise, nachdem sie sich erhoben hatte.
Ina drehte sich um und trat vor.
"Kommandantin, bitte, vertraut mir einfach." Sagte sie und legte den Soldatengruß an. Während sich Pepe um Koljas Wunde kümmerte, half der Rest dabei, die Mannschaft zur Abreise bereit zu machen.
Ein paar Marley Soldaten, Connie, Jean, Bernd, Hannah, Pepe, Hange, Levi, Mikasa und die Titanen sollten mitfahren, um Eren aufzuhalten.
Kommandant Ellrich sollte dafür sorgen, dass die Bürger und die übrigen Soldaten die Königin ausfindig machten und ihr Bericht erstatteten. Präsident Marks sollte ebenfalls mit zum Festland kommen, falls es Soldaten aus Marley gab, die gegen Hange und ihre Truppe kämpfen wollten.
Auf dem Weg zum Hafen stellte der Präsident klar, dass es Eldia Soldaten gab, die nicht auf der Seite von Hange kämpfen würden. Sie nannten sich, die "Yeager Fraktion". Sie standen hinter Eren und waren damit einverstanden, mit dem, was er der Menschheit antun wollte.
Peak trug den Trupp so dicht an den Hafen, wie sie nur konnte. Ab einem Gebirge, kurz vor der Mauer des Hafens, mussten alle Soldaten absteigen und sich einen Überblick verschaffen.

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