4.2 (Ina)

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Ein paar Wochen vergingen. Training und Disziplin wurden Inas ständiger Begleiter. Sie lernte noch viel dazu beim Aufklärungstrupp. Vor allem aber lernte sie mehr über die Titanen.
Eines morgens beim Frühstück machten Gerüchte die Runde, dass Levi einen neuen Außeneinsatz bekommen sollte. Die Meinungen hierzu spalteten sich allerdings.
Ina hörte den unbekannten Stimmen im Hintergrund zu.
“Ich habe gehört, er hätte mehr als 80% seiner ganzen Truppe verloren!”
“Das kann ich mir nicht vorstellen, ich habe nämlich gehört, dass er niemals nutzlose Tode verantworten will. Er hasst es, so heißt es.”
“Ja das habe ich auch gehört”
“Ich hoffe nicht, dass wir diese Truppe sein werden.”
“Wir sind doch erst seit ein paar Wochen hier Leute. Sie werden schon keine Frischlinge in das Titanen Gebiet schicken oder?”
Inas lauschen wurde unterbrochen von Bernd. Ein ziemlich aufdringlicher Soldat, er war ziemlich groß und kämpferisch sehr begabt aber ein Poser.
Er stellte sein Essen direkt neben Inas. “Ach solche Jammerlappen, findest du nicht? Die haben wohl vergessen, warum sie hier sind.” Er lächelte und biss in sein Brot.
“Naja, Angst zu haben ist doch kein verbrechen.” Anna, die gegenüber saß verteidigte die anderen.
“Ich finde es auch normal. Aber zum Spaß sind wir nicht Soldaten geworden. Wenn wir kämpfen sollen, dann müssen wir das tun.”
Hannah, neben Anna, nickte die Meinung von Ina ab.
“Das haben wir auch alle von dir erwartet Ina. Aber glaubst du diese Möchtegern Typen schaffen es gegen echte Titanen zu kämpfen?”
Bernd drehte sich um und zeigte mit seinem Brot auf Eren und Armin. Sie wirkten nach dem ganzen Training immer noch kleiner und schmächtiger als die anderen. Aber das hatte nichts zu sagen. Eren bemerkte den herablassenden Kommentar von Bernd und stand auf. Er ging zu Inas Tisch und begann sich mit ihm zu streiten. Es endete damit, dass sie sich draußen prügelten und im Training damit weiter machten. Der Tag verging schnell.
 
 
Als die Zeit für das Abendessen gekommen war, begaben sich die Rekruten wieder in die Halle. Eren hatte ein ziemliches Veilchen von Bernd verpasst bekommen. Der große Bernd jedoch wurde dafür gefeiert, wie stark er doch sei. Das pushte sein Ego ungemein. Er war an dem Abend der erste in der Reihe, um sich etwas zu essen zu holen. Ina und die Zwillinge setzten sich so lange an ihren Stammplatz.
Es begann langsam eine Unruhe auf zu treten, da die Ausgabe nach wie vor geschlossen blieb. Gerade, als Bernd begann am Rolltor zu klopfen, öffnete sich die Tür der Halle. Franz, der erste Mann vom Truppführer, kam herein. Die Soldaten standen auf und legten synchron den Soldatengruß an. Er galt auch hier als Vorgesetzter. 
Franz sah sich ein paar Minuten um. Dann fragte er “Soldaten! Hergehört! Ich bin auf der Suche nach einer Ina, Becker.”
Verwundert ließ Ina den Gruß fallen und ging von ihrem Tisch nach vorn zu Franz. Dort legte sie ihren Gruß wieder an.
“Komm mit mir, die Kommandantin erwartet dich.” Immer noch verwundert über das Geschehnis folgte sie Franz. Beim verlassen der Halle bemerkte sie wie die anderen begannen zu tuscheln. Es kam quasie nie vor, dass jemand zur Kommandantin gerufen wurde. Auf dem Weg murmelte Franz zu sich selbst.
“Es ist eine Schande, dass sie das mit Frischlingen machen. Es zieht Levis Ruf nur noch mehr in den Dreck.” Ina verstand was er sagte, jedoch nicht, was Franz meinte. Dennoch hatte sie Levis Namen schon ewig nicht mehr gehört. Immer wurde er nur mit der Respekt Form “Truppführer” angesprochen. Alles andere war ziemlich ungewohnt für sie. Franz führte Ina durch die Gänge bis zu einem Büro, welches Ina noch garnicht kannte. Franz hielt kurz inne. “Warte hier, ich werde dich ankündigen.”
Franz klopfte an der Tür. Hange bat ihn herein. Kurz darauf bat Franz auch Ina mit herein. Sie betrat den Raum. Ein runder Tisch befand sich in der Mitte des Raumes. An ihm saßen Hange, Levi, ein Kommandant aus einem anderen Bezirk und ein paar Ratsmitglieder. Franz trat zur Seite und stellte sich hinter Levi. Dieser war genüßlich am Tee trinken. Ina setzte ihren Soldatengruß an. Hange begann zu sprechen.
“Hallo Ina, schön, dass du es einrichten konntest. Ich, nunja also wir alle haben ein paar Fragen und ich denke du kannst sie uns am besten beantworten.” Ina schluckte kurz. Sie merkte wie sich ein Kloß in ihrem Hals formte. Sie nickte Hange zu. “Es wird eine Mission geben. Sie dient dazu die Truppen von Kommandant Merte zu bergen. Sie sind östlich von Mauer Rose auf eine Versorgung Mission gestartet. Zurück kam bisher keiner. Nur ein Bote erreichte uns vor wenigen Tagen. Er berichtete, dass die Truppe in einem Wald fest hängt, da ihre Ausrüstung beschädigt worden ist. In dem Wald haben sie zwar Schutz vor den Titanen gefunden. Aber dort zu bleiben ist natürlich keine Option. Wir müssen sie unterstützen und einen Trupp entsenden, um die Soldaten und ihre Waren her zu transportieren. Meine Frage an dich wäre nun. Glaubst du, dass du und deine Kameraden dazu bereit seid?” Nach ihrer Ansprache wurde es still im Raum. Ina zögerte. Alle Augen richteten sich auf sie. Selbst Levi stellte seine Tasse Tee beiseite und bezog seine Aufmerksamkeit direkt auf Ina.
“Nunja, also. Die meisten..” Der fremde Kommandant unterbrach sie forsch. “Die meisten reicht aber nicht!”
“Jetzt lasst sie doch zu Wort kommen.” Setzte sich ein Ratsvorsitzender für Ina ein.
Sie setzte erneut an. Nervös blickte sie durch den Raum. “Ich will sagen, dass die Frischlinge, zu denen ich auch gehöre, seit unserer Ausbildung dazu bereit sind in das Titanen Gebiet zu ziehen, um unseren Job zu erledigen!”
Der Ratsvorsitzende sah Ina eindringlich an. “Also, du sagtest eben, die Meisten. Heißt das, es gibt Soldaten denen du es nicht zu traust?”
Wieder richtete sich alles auf Ina. “Ja Sir, es sind wenige Ausnahmen.”
Der fremde Kommandant kam zu Wort. “Also sagst du uns gerade, dass du bereit dazu bist, diese wenigen Ausnahmen, wie du sie nennst, wissentlich zu opfern. Sie fressen zu lassen, um nach einer bereits verschollenen Gruppe Soldaten zu suchen? Ist es das was du sagen willst?”
Ina schluckte und dachte kurz darüber nach. So gesehen klangen die Wort des Kommandten ziemlich hart, herzlos und fies. Aber andererseits lebten sie alle in Gefangenschaft vor Kreaturen, die sie in 800 Jahren nicht verstehen konnten. Ina war sich sicher. Sie fasste sich fester ans Herz. Schloss die Augen und rief in den Raum hinein. “JA! Herr Kommandant. Genau das wollte ich damit sagen.” Sie öffnete die Augen. Erschrockene Blicke durchstochen sie von oben bis unten. Sie ließ den Gruß lockerer. “Wir alle sind bereit dazu unsere Herzen zu opfern und für die Allgemeinheit zu sterben. Das ist doch letztendlich der Grund, warum wir alle hier sind!”
Immer noch erschrocken sahen sie alle an. Alle bis auf Hange. Diese lehnte sich zufrieden in ihren Stuhl zurück und sagte. “Dann hätten wir das ja geklärt. Levi, deine neue Truppe steht fest. Ihr werdet dann morgen Abend starten. Ich gebe euch 2 Tage.”
Der Ratsvorsitzende wollte noch etwas hinzufügen, doch Hnage hatte bereits das Gespräch beendet. Es schien, als wäre er nicht überzeugt davon.
Die Kommandantin hingegen war glücklich und genehmigte sich einen Keks. Auch Levi widmete sich nachdenklich seinem Tee. Ina beobachtete das Geschehen. Als Hange ihren Keks aß, grollte Inas Magen laut durch den ganzen Raum.
Levi blickte auf, zu Hange. “Sag mal Hange, wer ist denn heute eigentlich für die Essensausgabe zuständig?”
Es fiel Hange wie Schuppen von den Augen.
“Oh nein! Das habe ich ja total vergessen!” Sie sprang auf und lief auf Ina zu. Sie packte den Frischling am Arm und zog sie mit sich. “Komm schnell! Bevor sie sich noch alle umbringen!”

Die beiden liefen schnell zur großen Halle. Dort angekommen herrschte ein großes Chaos. Manche Frischlinge prügelten sich. Andere diskutieren oder fingen sogar an zu beten. Ina traute ihren Augen nicht. Hatte sie diese chaotische Gruppe etwa gerade für Kampfbereit erklärt?
“Ruhe Hier!” Schrie Hange durch die ganze Halle. Alle Soldaten standen plötzlich still und hoben ihren Soldatengruß an.
“Ich habe Nachrichten für euch. Eure Nachtwache wird heute ausfallen. Genauso wie das Training morgen.” Die Soldaten begannen zu jubeln und feierten die Ansage von Hange, bis sie fortfuhr. “Stattdessen möchte ich, dass ihr helft einen Außeneinsatz vorzubereiten. Es wird euer Erster sein. Nachmittags sehen wir uns zur ersten Aufstellung. Bis dahin müsst ihr alles fertig haben. Truppführer Levi erklärt euch morgen alle Einzelheiten dazu.” Die Menge wurde wieder still und nachdenklich.
“Jetzt esst erstmal und wir sehen uns morgen.” Hange beendete ihre Rede und öffnete die Ausgabe. Ina half ihr dabei das Essen zu verteilen. Die letzte Portion war für sie selbst.
Hange verabschiedete sich. Sie wollte gerade gehen als ihr doch noch etwas einfiel. “Achja, Ina, bevor ich es vergesse. Levi erwartet dich heute Abend in seinem Büro, um den Lageplan für morgen zu besprechen. Bitte geh zu ihm ja?”
Sie lächelte Ina an und verließ die große Halle.
Was hatte das zu bedeuten? Hange hatte doch gesagt, dass Levi ihnen morgen die Einzelheiten erklären würde. Warum sollte sie also zu ihm ins Büro?

 

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