42.1 (Ina & Levi)

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Am nächsten Morgen wachte Ina unsanft auf. Auch der Rest des Trupps wurde erschreckt, von Annie und Reiner.
“He! Aufstehen! Wirds bald?” Rief ein Soldat Ina ins Gesicht. Sie öffnete verschlafen ihre Augen und versuchte die Lage zu analysieren. Sie rieb sich die Augen und sah sich um. Um sie herum stand eine Einheit von Militär Polizisten.
Sie sahen gespannt auf Ina hinab. Diese erschreckte und stand schnell auf.
“Was ist denn hier los?” Fragte sie verschlafen. Die Soldaten traten zur Seite, damit Ina auch den Rest ihres Trupps sehen konnte. Hange unterhielt sich mit einem Soldaten. Sie waren wohl friedlich gewesen.
“Kommandantin? Was ist los?” Fragte Ina, während sie auf Hange zu trat.
“Du Schlafmütze, bist du wohl auch endlich wach? Diese Soldaten wurden von Kommandant Ellrich geschickt, ist das nicht nett? Sie haben Vorräte und Pferde dabei, damit wir schnellstmöglich zu ihm und Königin Historia stoßen können!” Erzählte Hange.
“Ja aber, was wird aus den Pferden, die wir eingefangen haben?” Fragte Ina enttäuscht.
Der Soldat, mit dem sich Hange unterhielt, lächelte Ina an und sagte. “Die nehmen wir selbstverständlich mit. Eine gute Arbeit habt ihr da geleistet. Sie einzeln einzufangen, hätte Tage gedauert.”
Ina nickte und sah immer noch nachdenklich aus. Sie konnte nur den halben Trupp entdecken, auch Peak war nirgends zu sehen.
“Kommandantin, wo ist denn der Rest von uns?” Fragte sie, nachdem sie sich umgesehen hatte. Hange klopfte ihr auf die Schulter.
“Das wird dir sicher gefallen. Komm schon, ich zeigs dir!” Sagte sie erfreut und nahm Ina mit. Sie gingen ein Stück Richtung östlichen Stadtrand.
Kurz vor dem Ort, an dem früher die Mauern gestanden hatten, konnte Ina Peaks Titan erkennen. Sie saß bereits seit einigen Tagen darin und dachte nicht mal daran, herauszukommen.
Ina lief schneller, sie wollte wissen, ob es Levi gut ging und ob Pepe ihn wohl neu verbinden musste.
Sie trat vor, bis sie sah, dass eine Herde Pferde um Peak herumstand. Im Inneren war das Geschrei von 2 Soldaten zu hören. Ina stoppte kurz, doch ein lautes wiehern, ließ sie verstehen. Es war Mira gewesen, die mit ihrer Art wieder für Aufruhr sorgte.
Ina lachte. “Mira! Du Zicke! Wo steckst du?” Rief sie laut. Es dauerte nicht lange, da galoppierte die Stute an allen Soldaten und Pferden vorbei.
Mira stoppte kurz vor Ina und schnaufte laut. Ina nahm ihre Stute in die Arme und trat mit ihr an Peak vorbei.
In der Mitte standen die zwei Soldaten, von der Militärpolizei. Levis Hengst war auch dabei. Er stand bei einem der beiden und rührte sich nicht.
“Verzeiht ihr Verhalten. Wieso habt ihr die Kleine überhaupt mitgenommen? Wie hat das denn funktioniert?” Fragte Ina interessiert.
Der Soldat, der Levis Hengst hielt, sah zu diesem auf. “Na wegen dem da! Ellrich sagte, wir sollen ihn für den Hauptgefreiten mit nehmen, doch sobald er aus seiner Box kam hat dieses Biest da..” Er zeigte auf Mira. “..so einen Aufstand gemacht, dass wir sie ebenfalls herausnehmen mussten. Die Königin sagte, wir sollen sie nicht mitnehmen, aber sie ist bisher dem Hengst gefolgt. Also, dachten wir, es wird wohl gut gehen.”
Der zweite Soldat wartete, bis sein Kamerad fertig war, dann fragte er schnell hinterher.
“Wie hast du es geschafft, dass sie so ruhig bleibt?”
Ina sah auf zu Mira und lächelte. “Ganz einfach, sie ist meine!” Sagte sie stolz und trat an den Hengst heran.
“Wenn der für den Hauptgefreiten ist, wieso sitzt er dann nicht darauf?” Fragte Ina und zog einen Zuckerwürfel aus ihrem Umhang. Sie hielt ihn dem Hengst hin und streichelte dessen Nüstern kurz.
Die beiden Soldaten drehten sich im Kreis und suchten mit ihren Augen nach Levi, der verschwunden war.
“Na, also, eben war er doch noch da!” Stellte der eine erschreckt fest.
Ina schüttelte den Kopf. “Was glaubt ihr denn? Dass er sich dieses Theater um 2 Pferde ansieht? Sicher nicht.” Ina lächelte und knotete Mira an den Hengst von Levi.
“So, damit dürfte sie bei euch bleiben. Ich werde nachsehen, wo der Hauptgefreite hin ist.” Sagte sie. Einem der Soldaten fiel ihr Ring beim Knoten binden auf.
“Warte mal. Sag mal, dieser Ring da. Wofür genau ist er?” Fragte er interessiert. Ina sah hinunter und grinste leicht.
“Bist du blind? Sie ist verlobt.” Klang eine düstere Stimme hinter den Pferden vor. Ina und der Soldat schreckten auf. Sie wendeten die Pferde und erblickten Levi, der auf Bernd gestützt zu seinem Hengst gehumpelt kam. Ina kam den beiden zur Hilfe und stützte Levi auf der anderen Seite. Sie halfen ihm ebenfalls, sich auf den Hengst zu setzen, was für Levi ein wahrer Kraftakt gewesen war.
Seinem Gesicht konnte man die Schmerzen ansehen, zugeben wollte Levi sie jedoch nicht.
“Hauptgefreiter, seid ihr sicher, dass das geht?” Fragte Ina besorgt. Levi sah sie genervt an. “Du kannst ja aufsteigen und mit reiten, um sicher zu gehen.” Sagte er ernst und doch spürte Ina, dass er es ironisch meinte. Sie lächelte und nickte. Levi erschreckte kurz vor ihrer Reaktion. Er beruhigte sich jedoch wieder, als er sah, wie Ina die beiden Pferde voneinander los band. Sie stieg auf Mira und blickte sich leicht um. Der Rest des Trupps hatte sich nun auch am Rand der Stadt versammelt. Die zusätzlichen Pferde waren verteilt auf die Soldaten der Militärpolizei. Eren wurde gefesselt auf einem Pferd transportiert.
Er hätte ein Leichtes gehabt, sich zu befreien, doch er wusste auch, dass ihm dann sein Tod drohte. Zu Inas erstaunen, wurde auch Kolja in Handschellen, auf einem Bei-Pferd mitgenommen.
Hange ritt vor, zu Ina und Levi. “Wie schön, ihr habt eure Pferde gefunden!”
Sie lächelte leicht und begann, mit dem Truppführer der Militärpolizei voran zu reiten. Geschlossen folgte ihnen die gesamte Truppe. Peak bildete dabei den Abschluss und lief als Letztes, hinten am Zug.
 
 
2 Tage dauerte es, bis sie in einem kleinen Dorf ankamen. Darin befand sich ein fast unversehrtes, großes Gebäude. Es lag nahe der ehemaligen Mauer Sina, doch immer noch weit entfernt vom Palast.
Die Truppe ritt durch eine kleine Auffangstation für die Eldia Bürger und die Marley Flüchtlinge, deren Siedlungen durch den Krieg ebenfalls zerstört wurden.
Sie alle empfingen Hanges Truppe jubelnd und freuten sich, dass der Krieg vorüber war.
Im Zentrum des Lagers mussten die Soldaten ihre Pferde abgeben. Sie wurden sogleich hinein geführt. Königin Historia, Kommandant Merte und Kommandant Ellrich erwarteten den Trupp bereits.
Hange und der Truppführer von Ellrichs Suchtrupp traten zuerst hinein. Ina, Levi, Kolja und Eren warteten vor der Tür. Der Rest von Hanges Trupp wurde zu einer Unterkunft, im hinteren Bereich des Gebäudes gebracht. Es hatte unendlich viele Zimmer, mit verschiedenen Flügeln.
In der Mitte befand sich der größte Raum und auch der derzeitige Thronsaal von Historia.
Levi lehnte neben der Tür an der Wand und ließ den Kopf hängen. Seine Arme waren verschränkt vor dem Körper. Kolja stand neben ihm, auf der anderen Seite der Tür und hielt beinahe dieselbe Haltung. Eren saß auf dem Boden, gegenüber von der Tür und blickte hinauf an die Decke.
Ina lief nervös 10 Schritte rauf und runter. Sie drehte sich vor der Tür im Kreis.
“Ina, bitte. Hör auf damit. Wovor hast du denn Angst?” Fragte Kolja genervt.
Ina blieb nicht stehen, sie sah hinauf und blickte die Tür nervös an. “Was bereden die nur? Warum dürfen wir nicht rein?” Fragte sie und lief weiter.
Kolja zuckte mit den Schultern. “Ich schätze, Eren und ich sind Mörder, wir werden erst herein gebeten, wenn unsere Strafe feststeht.” Sagte er und sah zu Levi. “So macht ihr das hier doch, oder nicht?” Fragte er provokant.
Levi sein Kopf bewegte sich nicht. Ina sah ihn ebenfalls gespannt an.
“Sei lieber froh, dass es nicht so läuft wie bei euch. Sonst würden dir auch die Gliedmaßen abgeschnitten. Und noch glücklicher solltest du sein, dass ich es nicht bin, der dich bestraft.” Sagte Levi wütend.
Ina blieb stehen und sah Levi entsetzt an. Kolja begann zu lächeln. “Jetzt tut doch nicht so, als wäre euch Georg wichtig gewesen!” Sagte Kolja und sah wieder zu Boden. “Ihr wisst gar nicht, wie er war.”
Ina sah ebenfalls zu Boden. Levi hob den Kopf. “Nein, das weiß ich nicht. Aber, du hast sicher wesentlich mehr Menschen getötet, als ihn.”
“Und ihr? Hauptgefreiter, wie viele Menschen habt ihr bereits getötet?” Fragte Eren plötzlich. Ina erschreckte und sah ihn mahnend an.
“Mehr, als nötig gewesen wären.” Antwortete Levi kurz.
Ina sah von einem zum nächsten. “Also wisst ihr. Langsam verstehe ich, warum euch keiner da drin haben will. Ihr schiebt euch alle gegenseitig die Schuld in die Schuhe!” Die drei hoben ihre Köpfe und sahen Ina erwartungsvoll an.
“Na, ich meine, Eren. Du schiebst den Tod der Menschen hier in den Mauern auf Marley. Also, Kolja eingeschlossen.” Ina drehte sich. “Kolja, du schiebst den Tod und den Krieg auf uns. Die Dämonen der Insel.” Sie drehte sich erneut. “Und ihr, Hauptgefreiter, ihr schiebt die Tode von all euren Kameraden auf Eren und Marley.”
Sie drehte sich von allen weg. “Wisst ihr eigentlich, dass ihr euch aufführt, wie kleine Kinder?” Ina wurde wütend und setzte sich beleidigt auf den Boden. “Kein Wunder, dass sie euch nicht rein lassen!” Sagte sie und blickte genervt zu Boden. Kolja fiel nach ein paar Minuten etwas ein. “Und, warum genau sitzt du dann hier? Bei uns kleinen Kindern?” Fragte er verwirrt. Ina blickte hoch und überlegte.
Levi ergriff das Wort. “Weil sie auch eins ist.” Sagte er trocken.
In Erens Gesicht formte sich ein Lächeln. Kolja war erschreckt. “Wie was? Warum?”
Ina hob ebenfalls ihren Kopf und sah Levi fragend an. Er blickte durch die Runde und redete weiter.
“Sie lügt, sie hört nicht auf Befehle und sie benimmt sich wie ein Kind!” Sagte er.
Ina sah ihn beleidigt an. “Das stimmt doch gar nicht!” Warf Ina ein. Levi sah auf sie herab und begann, auf zu zählen.
“Becker, fangen wir von vorn an. Gleich am ersten Tag hätte ich dich suspendieren lassen können. Danach bist du verschwunden und alle dachten, du wärst tot. Daraufhin hast du uns alle belogen, indem du uns den Titan vorenthalten hast. Von diesem haarigen Drecksack ganz zu schweigen. Danach mussten wir dich aus einer Gerichtsverhandlung holen, weil du erneut nicht auf unsere Befehle gehört hast. Und als wäre das alles nicht genug, musstest du Verräter spielen, um Marleys Plan zu enthüllen…”
“Schon gut, schon gut. Ihr habt gewonnen. Ich bin auch kein Gold Kindchen!” Rief sie in seine Rede hinein und stand auf. “Nein Becker, das bist du sicher nicht.” Sagte Levi provozierend.
“Andernfalls, wärst du auch nicht mehr unter uns.” warf Eren ein, der sich die Aufzählung schweigend mit angehört hatte.
Levi nickte ein. “Ich gebs ja nur ungern zu. Aber, so wie du in Marley trainiert hast. Ich glaube, wenn du nicht solch ein Soldat wärst, dann wärst du wirklich nicht mehr hier.” Stellte Kolja fest und erinnerte sich an die Zeit, die sie mit ihr im Gefängnis von Marley verbracht hatte.
Ina sah sich um. “Hm? Na bitte, geht doch.” Sie stand strahlend in der Mitte des Flurs. Die 3 Männer sahen sie verwirrt an.
“Ihr seid einer Meinung. Das war ja gar nicht so schwer, wie ich dachte!”
Sagte sie und lächelte. Levi sah genervt wieder zu Boden. Eren ließ seinen Kopf gegen die Wand klatschen und Koljas Augen starrten Ina an. “Du bist echt eine blöde Kuh Ina!” Sagte er ernst.
In dem Moment ging die Tür auf. Kolja stieß sich ab, doch Levi blieb so stehen. Hange trat heraus und bat die 4 hinein.

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