25.3 (Ina & Levi)

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Am nächsten Morgen trafen sich Eren, Hange, Levi und Ina im Zimmer der Kommandantin.
Ina erzählte, was sie am Vorabend erlebt hatte und Levi ergänzte, auf was für Schlussfolgerungen sie gekommen waren.
“Hm, nun gut. Ihr seid ziemlich weit vorangekommen.” Sagte Hange trocken.
 “Wie was? Heißt das, ihr wusstet das alles bereits Kommandantin?” Fragte Ina erschreckt. Hange schüttelte den Kopf.
“Nicht wirklich, aber ich habe mir so etwas in der Art schon gedacht, also habe ich weiter geforscht und bin auf einzelne besondere Fähigkeiten der Titanen gestoßen. Zum Beispiel Eren. Da du wahrscheinlich den Ur Titan von der Göttin Ymir in dir trägst, kannst du.. nunja. Es heißt, also, hier steht, dass du die Mächtigste Waffe besitzt. Du kannst das Erd Rumoren steuern. Was auch immer das zu bedeuten hat.” Hange hob ihren Kopf. Sie steckte tief in den Büchern, die sie in Grishas Keller gefunden hatten.
“Sagtest du nicht, dass sich die beiden nicht berühren dürfen?” Fragte Levi interessiert.
Hange richtete ihre Brille und sah erneut von dem Buch hinauf. “Aber ja! Ina, ich habe nirgends etwas über dich gelesen. Niemand vor dir hatte solche Fähigkeiten.
Der Tier Titan, hier steht, er kann Menschen in Titanen verwandeln. Durch das Einflößen seines Rückenmarks.
Der Karren, er ist als Transportmittel für alles Mögliche geeignet. Wahrscheinlich ist er im Kampf eher unbrauchbar.
Der Kolossale und der Gepanzerte. Das erklärt sich von selbst, denke ich.
Dann gibt es noch Annie, ihr Titan ist, der weibliche nehme ich an. Was sie kann steht hier leider nicht.
Ein paar Zeilen über den Kiefer Titan und das wars. Die übrigen lassen sich nicht richtig lesen. Ich schätze, das müssen wir allein herausfinden.”
Levi schaute grimmig drein. “Das bedeutet, dass sie noch 2 im Petto haben.”
Hange zählte an ihren Fingern. “Nachdem sie damals unsere Ymir und somit den Kiefer Titan entführt haben, ja ich schätze du hast Recht. Einen davon kennen wir nicht. Das ist ziemlich gefährlich.” Überlegte Hange.
Ina und Eren saßen still da und hörten den beiden zu.
“Was ist mit euch? Geht es euch gut?” Fragte Hange plötzlich.
Ina sah Eren an. Er sah verstört zu Boden. Ihm rannen Tränen über die Wange.
Ina zog sich ihr Tuch aus den Haaren und reichte es Eren. Überrascht nahm er es an und wischte sich sein Gesicht trocken.
“Nein Kommandantin. Das ist nur, alles ziemlich viel auf einmal.” Sagte Ina behutsam. Hange setzte sich zurück.
Ina rollte das Tuch wieder ein und bund ihren Zopf erneut.
“Na, wenn das so ist. Dann lasst uns doch nach Königin Historia schauen. Sie wollte uns sehen, bevor wir abreisen.” sagte Hange schließlich und stieß sich von ihrem Schreibtisch hoch.
Gemeinsam verließen sie den Raum und gingen in den Hof. Eren sah Ina zu, wie sie Verhärtungen an den Fingern erschaffte und wieder verschwinden ließ. Sie liefen ein paar Meter voran.
Hange blieb zurück mit Levi. “Sag mal, wann willst du es ihr denn sagen?” Fragte Hange fröhlich.
Levi, der bislang auf Eren und Ina geachtet hatte, wurde aus seinen Gedanken gerissen.
“Wovon sprichst du?” Fragte er. Hange sah zu Ina.
“Du weißt, wovon ich rede. Du hast nicht ewig Zeit. Was ist, wenn dieser Zekke sie in die Finger bekommt oder sie irgendwann wirklich sterben sollte?” Fragte Hange behutsam.
“Dann habe ich nichts, dass ich bereuen könnte.” Sagte Levi kalt.
 “Würdest du nicht bereuen, ihr nichts gesagt zu haben?” Hange sah ihn eindringlich an. Levi blickte zu Boden, während sie weitergingen. Er seufzte, sagte jedoch nichts. Hange lächelte daraufhin ein wenig.
 
 
“Wow, sieh dir diesen Hof an Eren!” Wunderte sich Ina über den großen Hof und Reitplatz von der Königin.
“Das ist ja wie bei uns zuhause!” Stellte Eren fest.
“Sieh mal, wie schöne Pferde!” Ina dachte kurz an Mira, wie gern hätte sie jetzt Zeit mit ihrer Stute verbracht.
Sie hob ihren Kopf, als eine bekannte Stimme sie ansprach.
“Hallo ihr 4! Wie schön euch zu sehen!” Historia stand vor den Soldaten, die nun wieder vereint beieinander standen.
Sie verbeugten sich respektvoll vor Historia und sahen sich weiter um.
“Ina, komm bitte mit, ich möchte dir jemanden vorstellen.” Sagte Historia erfreut und zog Ina mit sich.
Sie liefen auf ein paar offen stehende Boxen zu und blieben vor einer stehen, in der gerade ein Bursche sauber machte.
“Fritz! Hier ist sie! Ich habe doch gesagt, dass ich sie dir vor stelle.”
Ina sah neugierig in die Box hinein. Aus ihr trat ein junger großer Mann. Er stellte seine Mistgabel beiseite und wippte hoch und runter.
“Du bist Ina?” Fragte er mit einem Lächeln und rauer Stimme. Ina wunderte sich, was sie bei dem Mann sollte. Da bemerkte sie, dass er etwas auf dem Rücken trug.
Sie hob wortlos ihren Arm und zeigte auf das Laken, das er sich umgebunden hatte. Fritz lächelte ein wenig mehr und drehte sich um.
“Das ist ja…! Roland!” Ina freute sich und kniff dem Kleinen in die Wange. Er schlief tief und fest.
Fritz drehte sich wieder zu Ina um und wippte weiter. “Verzeiht bitte meine Haltung, aber ich kann ihn sonst nicht weiter tragen. Bei der Arbeit schläft er immer. Sobald ich stehen bleibe, ist er ein großer Schreihals.”
Inas Augen funkelten. “Ich kann ihn euch abnehmen, damit ihr etwas essen könnt!” Sagte sie hektisch und voller Freude. Fritz lachte laut los. Er lehnte Inas Angebot dankend ab.
“Ich habe so viel zu tun. Im Moment hatte ich erst eine Mahlzeit, außerdem muss ich mich noch an ihn auf meinem Rücken gewöhnen. Ich danke euch Ina, ihr seid wirklich so, wie euch die Frau Königin beschrieben hat. Ich danke euch dafür, dass ihr mir meinen Sohn gebracht habt.” Sagte er mit einem unangenehmen Unterton. Ina blickte zu Boden. Sie freute sich für den Vater, doch der Verlust, der hinter diesem Glück steckte, war nicht fair gewesen.
Sie blickte Fritz an und lächelte. “Ich wünschte, es gäbe noch etwas, dass ich für euch tun könnte.” Fritz tätschelte ihre Schultern und schüttelte glücklich den Kopf. “Ohne euch hätte ich sie beide verloren. Es ist in Ordnung.”
Ina war glücklich, dass Fritz es so sah und ließ ihn weiter arbeiten.
“Es ist schon hart, ihn so zu sehen.” Sagte Ina, während sie mit Historia wieder zu Hange und Levi ging. Eren hatte sich bereits Mikasa und dem Rest des Trupps angeschlossen. Sie durften die Pferde für die Rückreise vorbereiten.
“Ich finde, er hat es ziemlich gut verkraftet. Er hat den kleinen Roland so herzlich empfangen. Er wird es gut haben Ina! Ganz sicher!” Sagte Historia tröstend.
Sie kamen an einen Stall, in dem Hange sich gerade zu schaffen machte. Levi stand angelehnt an die Box und wartete, bis Historia und Ina angekommen waren.
“Wo ist denn Kommandantin Hange?” Fragte Historia verdutzt.
Levi deutete auf die Box.
“Hange? Was macht ihr denn da drin?” Historia trat heran und blickte über die Tür. “Aber nein! Kommandantin Hange! Wartet!” Rief sie schnell und öffnete die Box.
Ina trat ebenfalls neugierig heran. “Was machen sie denn da drin?” Fragte Ina.
Levi sah kurz hinein, doch blickte dann wieder geradeaus. “Sie versucht zu misten.” Sagte Levi trocken.
Ina sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. “Sie versucht? Sie wird das doch können, oder?”
Fragte Ina und sah hinein. “Die Königin ist gerade herein, als Hange den Mist auf das frische Heu werfen wollte.” Sagte Levi, während er sich erneut drehte und hinein sah.
Ina ließ das kurz sacken, dann begann auch sie herzhaft zu lachen. Levi erschreckte kurz.
“Verzeihung, aber. Wie kann sie den Misthaufen mit dem Futter verwechseln?”
Ina lachte weiter. Levi stieß sich von der Box ab.
“Und du? Wie gut kannst du es?” Fragte er kalt. Ina hörte auf zu lachen und sah Levi hinterher. Er bewaffnete sich mit 2 Mistgabeln, eine davon warf er Ina zu.
“Dort sind 4 weitere. Na los, jeder 2. Wer langsamer ist..” Levi überlegte.
“Wer langsamer ist, muss all eure Tücher waschen!” Sagte Ina schnell, sie reichte Levi die Hand. Er schlug widerwillig ein.
Sie gingen in die Boxen und begannen, während Historia und Hange sich um die erste von den 5 Boxen kümmerten.
 
 
Nach etwas verstrichener Zeit war Ina fertig. Sie wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn. Sie war schneller gewesen, als Levi.
Siegessicher trat sie zu seiner 2ten Box heran. Er hatte sie ebenfalls beinahe sauber.
“Ich habe gewonnen! Ich war schneller!” Sagte sie fröhlich.
Levi blickte sie nicht an. Er machte weiter. “Nein, bist du nicht.” Sagte er und stand auf. Levi kontrollierte die Box und trat heraus.
Er ging auf Inas erste Box zu und sah sich um. “Hier warst du noch einigermaßen ordentlich.” Sagte er und ging weiter.
In der zweiten Box entdeckte er ein paar Kleinigkeiten. “Siehst du das hier? Du bist noch nicht fertig, solange sie nicht sauber ist!” sagte Levi streng.
Ina ging hinein und hob die Kleinigkeiten beiseite. Levi stand vor ihr und blickte sie kalt und leer an. Dann ging er zur Tür der Box und drehte sich dort um. “Ich bin schon fertig, also habe ich gewonnen, Becker.”
Ina stand erschrocken, mit dem Strohballen in der Hand vor ihm und wusste nicht, was sie sagen wollte. Ihr fiel die Kinnlade herunter. Levi steckte die Hände in die Hosentaschen und ging. “Oh, das meint er doch nicht ernst!” Ina wurde wütend. Sie lief hinter ihm her. “He, was zum..” Ina blieb stehen, als sie die Kommandantin und Historia erblickte. Sie waren beide bedeckt mit einer dicken Schicht dünnflüssigem Pferdemist.
Levi hielt sich eins seiner Tücher vor die Nase, während Ina den Strohklumpen vor Entsetzen fallen ließ. Levi schüttelte ein weiteres Tuch auf und reichte es Ina nach hinten.
Sie nahm es an und hielt es sich vor die Nase.
“Scheint so, als hätte ich doch nicht verloren!” Sagte Ina belustigt.
“Sie waren nicht Teil, der Wette. Schummel nicht, Becker!” Sagte Levi streng. Ina hörte auf zu kichern und sah ihn genervt an. “Das war ein Spaß, Truppführer. Ich wasch die Dinger ja!” Sagte sie und zog an Levi vorbei, nachdem er ihr all seine Tücher gegeben hatte. Er hatte nicht allzu viele dabei. Die anderen würden sauber im Hauptquartier liegen.
Ina ging über den Platz, an ihren Kameraden vorbei, zu einer Wasserstelle. Dort konnte sie die Tücher bedenkenlos waschen. Sie hockte sich hin und begann erst die mit Blut getränkten Tücher einzuweichen, bevor sie die anderen zu waschen anfing.
“Hm? Außer denen ist keins Dreckig! Warum hat er nur eingewilligt?” Fragte sich Ina leise.
“Nach allem, was wir wissen, sitzt du wieder hier und wäscht Wäsche?”
Ina drehte sich um. “Bernd? Was machst du hier?” Fragte Ina verwundert.
“Ich drücke mich vor der Arbeit!” Bernd lachte. Er zog sich einen Stiefel aus. “Wo du schon dabei bist, ich habe hier noch Socken!” Bernd begann zu hüpfen und hielt Ina seinen dreckigen Fuß hin.
“Ih Bernd! Was soll das denn?” Ina zuckte kurz, dann lachte sie über die eklige Geste und begann Bernd mit den nassen Tüchern voll zu spritzen, bis er von allein weg humpelte.
Ina sah ihm mit Kopfschütteln hinterher und lachte noch immer ein wenig.
Sie drehte sich wieder um und begann erneut, die Tücher sauber zu schrubben.
Plötzlich erschien ein weiteres, direkt vor ihrer Nase. Es hing an ihrer Schulter herab.
Ina sah an dem Tuch entlang nach oben. “Oh Truppführer, ich hab euch gar nicht gehört!” Ina lächelte.
“Vergiss nicht dieses hier!” Sagte er trocken. Ina nahm es und sah, wie Levi sich wieder weg drehte.
Sie blieb diesmal still und drehte sich zurück zu ihrer Wäsche.
 
 
Levi blieb kurz stehen, nachdem er angedeutet hatte, dass er gehen wollte.
“Willst du mich nicht aufhalten?” Fragte er, verwundert über Inas Stille.
Ina sah überrascht auf zu ihm. “Nein, wieso sollte ich?”
Levi sah zu Boden. “Es ist so..” Ina wrang ein sauberes Tuch aus und stand auf, um es auf eine Leine zu hängen.
“.. dass ich das Gefühl habe, ihr wollt nicht, dass ich euch immer auf halte. Also, lasse ich euch besser in Ruhe.”
Ina legte das Tuch behutsam auf die Leine und zuckte mit den Schultern.
“Daran bin ich selber Schuld. Ich hätte nicht mit euch wetten sollen.” Sie lächelte und hockte sich wieder.
Es dauerte nicht lange, da setzte sich Levi zu ihr. Er griff entschlossen ein Tuch, welches mitten im Wasser trieb.
Ina klatschte auf seine Hand. “Nicht dieses! Das muss noch einweichen!”
Levi sah Ina wütend an. Sie schob ihm ein Tuch mit einem Stock hin.
“Hier, wenn ihr helfen wollt, dann nehmt dieses.”
Levi blickte hinab und nahm das Tuch aus dem Wasser. Er wrang es aus und legte es, genauso behutsam, auf die Leine zu dem vorigen von Ina.
Er drehte sich wieder um und wollte sich setzen, da hielt ihm Ina bereits ein weiteres entgegen. Er zögerte erst, sodass sie auf sah zu ihm.
Ina lächelte und schüttelte das Tuch kurz. Levi nahm es wortlos entgegen und hing es ebenfalls auf. Diese Arbeit wiederholte sich die nächsten Tücher lang. Bis es nur noch zwei Tücher gab, die im Wasser lagen.
Levi hockte sich zu Ina. “Ich habe leider nicht die Kräuter, die ich brauche. Aber das wird schon weg gehen.”
Levi hob ein Tuch langsam an. Es war das Tuch gewesen, auf das er die Sterne gemalt hatte.
“So wie damals am Fluss?” Fragte er leise. Ina sah ihn kurz an und lächelte dann.
“Ja genau so.” Sie nahm sich das andere Tuch. Es dauerte eine Weile, bis beide sauber waren.
“Danke Truppführer.” Levi schreckte hoch.
“Ich meine, für die Hilfe. Ihr hättet das nicht tun müssen.” Ina lächelte.
Levi stand auf und hing sein Tuch bereits auf die Leine, während Ina noch nicht ganz fertig war.
“Es sind meine Tücher Becker, vergiss das nicht.” Sagte er kalt.
Ina hörte, dass er ging. Sie sah sich kurz um und fragte sich. Ob er wohl nur einen schlechten Tag hatte? Warum war er so distanziert?
Ina legte ihr Tuch ebenfalls auf die Leine.

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