5.3 (Ina&Levi)

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Ein paar Stunden später, aber immer noch weit entfernt vom Sonnenaufgang, waren die Soldaten mit ihrer Arbeit fertig. Ina und Bernd sollten nun Anweisungen erteilen. Aber wie konnten sie ? Das war eigentlich Boris seine Aufgabe. Dieser jedoch, schlief betrunken neben 2 Pferden. Er hatte wohl auch den Rest der Nacht keinen Finger krumm gemacht.
“Bernd, was machen wir jetzt?” Ina amüsierte sich über diesen Anblick. Ebenso wie ihre Kameraden. “Also. Wir denken, eine Pause wäre ganz gut. Die Soldaten des anderen Trupps waren Tagelang wach, um Wache halten zu können.” Warf ein Soldat der Frischlinge ein.
“Gut, dann legt euch erstmal hin. Unser Trupp wird Wache halten. Zum Sonnenaufgang machen wir uns dann auf den Weg heim!”
Ina klang selbstbewusst, fast schon, wie eine Anführerin.
Die Soldaten machten es sich bequem. “Du, Ina. Du solltest dem Truppführer Bericht erstatten. Ich werde lieber zu Franz gehen. Der Truppführer ist mir etwas unheimlich geworden weißt du.” Ina belächelte den letzten Kommentar von Bernd.
“Ach Bernd, du nimmst das zu persönlich. Sei doch froh, dass es so gut gelaufen ist.” Sie fasste ihm auf die Schulter und schoss danach in die Bäume.
 
 
Sachte landete sie auf einem großen Ast. Levi stand dort angelehnt an den Stamm. Seine Augen waren nach unten gerichtet. Ein paar Titanen standen, saßen und liefen da draußen rum. Sie sahen nach oben und es schien, als würden sie den Truppführer beobachten.
“Sieh dir nur diese grässlichen Fratzen an. Es ist zum kotzen.”
Ina sah hinunter. Die Titanen waren entstellt und sahen stets so aus, als würden sie lächeln, auf eine ziemlich psychotische Art und Weise.
“Truppführer. Verzeiht aber, wir sind fertig.” Levi drehte seinen Kopf leicht zu ihr, sah Ina jedoch nicht an. “So schnell?”
Ina nickte lächelnd.
“Ja, wir haben alle mit angepackt. Die übrigen Soldaten schlafen jetzt. Sie verlassen sich auf uns hier oben.”
“Was ist mit Bernd und Boris?”
“Bernd ist bei Franz. Er erstattet ihm Bericht. Und Boris..” Ina verstummte und sah nach unten zu den Pferden. “Ich schätze er war keine so große Hilfe.”
Levi sah wieder zurück zu den Titanen. Seinen Kopf hielt er immer gesenkt, sodass man sein Gesicht nicht ganz sehen konnte. “Verstehe, ich danke dir.”
Ina schluckte, sie blieb aber stehen. “Was ist?”
Levi war eher kurz angebunden. “Was ist mit euch?”
Leicht erstaunt blickte er sie endlich an, ohne ein Wort. Ina war das unangenehm. Sie fuhr fort. “Möchtet ihr euch nicht auch ausruhen, Truppführer?”
Levi blickte zurück auf die Titanen. “Willst du etwa die Nachtwache über diesen abscheulichen Fratzen übernehmen?” Fragte er gefühllos. Ina blickte nach unten. Und sah danach in die Sterne. Auf diesem Weg vergas sie die Frage schnell.
“Ich war den Sternen noch nie so nah.” Levi sah nach oben, dann wieder zu Ina. “Bist du taub? Ich habe dich was gefragt.”
Sie lächelte. “Ich schätze, ich habe bisher nichts anderes außer Nachtwache gehalten, Truppführer.”
Mit diesem Konter hatte Levi nicht gerechnet. Er verzog sein Gesicht und sah wütend aus. Ina sah wieder in die Sterne. “Oder war meine erste Nacht doch nur Tadel? Ihr erinnert euch doch, Truppführer?”
Sie scherzte und lächelte ihn an. Selbstverständlich erinnerte er sich. Aber was sollte er dazu noch sagen? Grimmig stützte Levi sich mit einem Arm vom Stamm ab.
“Du bist wirklich mutig, das muss ich dir lassen, Becker. Du hast viel geleistet heute. Ruh dich aus.” Er wollte sie wohl los werden. Da hatte er die Rechnung ohne Ina gemacht.
“Es ist keine Heldentat also, lasst mich diese Wache übernehmen, Truppführer!”
“Ich korrigiere, du bist nicht mutig, sondern nervig.” Ina schreckte einen kleinen Augenblick zurück.
Meinte er das etwa ernst? Nagut. Dann musste sie wohl gehorchen.
Sie legte ihren 3D Manöver ab, setzte sich auf den Ast und lehnte sich dagegen.
“Was wird das jetzt?” Levi war verwundert und genervt zugleich.
Ina hielt ein Auge offen, dann verschlug sie die Arme hinter dem Kopf.
“Ich kann doch nicht einfach einen Befehl verweigern. Viel Spaß mit den Fratzen, Truppführer.”
Sie lächelte ihn schelmisch an. Levi kannte diese Art von Umgang nicht. Er war es gewohnt respektiert oder gefürchtet zu werden. Doch noch nie hatte ihn jemand so auf den Arm genommen. Ina öffnete die Augen erneut, um in die Sterne zu sehen.
“Du hast Recht. Sie sind unbeschreiblich nah.” Sie blickte auf zu Levi. Dieser hatte sich mit dem Rücken an den Stamm gelehnt und stand Ina nun direkt gegenüber. Sie schaute in die Sterne. “Könnt ihr Sternbilder lesen, Truppführer?”
Genervt seufzte er. “Wolltest du nicht schlafen?”
Ina grinste. “Ich kann nicht schlafen bei diesen grässlichen lachenden Gesichtern, die mich beobachten.”
Levi verdrehte die Augen. “Du bist mit Abstand der schlimmste Soldat, der mir je unter die Augen getreten ist.”
Mit einem Rumms senkte er sich am Baumstamm runter auf Boden des Astes. Ina schrag auf. “Ah gut, du bist wach. Dann kannst du ja die Nachtwache übernehmen.” Schräg sah sie ihn an. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah sie durch ein geöffnetes Auge an. An ein Lächeln oder eine Bewegung seiner Mundwinkel war trotzdem nicht zu denken. Ina spürte seinen Sarkasmus trotzdem und lachte los.
“Zu Befehl, Truppführer!” Sie stand auf und legte ihre Rüstung wieder an. Es dauerte nicht lange, bis Levi eingeschlafen war. Offenbar hingen ihm die letzten Tage auch in den Knochen. So sah es zumindest aus. Ständig zuckte Levi. Es schien, als hätte er Albträume, was ihm wirklich nicht übel genommen werden konnte. Die hatte wahrscheinlich jeder, der schonmal mit solchen Kreaturen, wie den Titanen zu tun hatte. Ina jedenfalls blieb standhaft. Sie hatte die Nachtwache jetzt gewiss drauf.
Ein paar Stunden später ging die Sonne langsam auf. Ein warmer Strahl traf Ina am Rücken. Sie spürte, dass es Zeit war auf zu brechen.
Als hätte sie es gerochen. Näherten sich mehrere Titanen dem Baumriesen Wald.
“Truppführer!” Versuchte Ina, um Levi zu wecken. Der Ruf brachte nichts. Sie trat ihm gegen den Stiefel. Durch die Erschütterung in seinen Stiefeln wachte er auf. Levi stand mit einem Satz auf und hatte die Lage schnell erkannt.
“Ich verstehe. Ina bleib hier. Es wird sie ablenken, einen Menschen hier oben zu sehen. Wir müssen so schnell wie möglich hier raus.” Ina nickte. Levi schwang sich von Baum zu Baum, um die Soldaten zu wecken. Sie beeilten sich und machten alles für die Abfahrt bereit. Die Titanen blieben tatsächlich bei Ina unter dem Baum stehen. Doch kaum hatte Ina Luft geholt, sah sie aus dem südlichen Teil des Waldes einige schwarze Rauchgranaten. Ihr lief ein Schauer über den Rücken.
Zum Glück war der Trupp nicht weit weg von ihrem Baum. Sie schrie so laut sie konnte. “Truppführer!!” Levi erschrak und sah sie an. Ina deutete auf die Richtung, aus der die Granaten kamen.
Er schreckte ebenfalls auf. Wie waren sie so schnell in den Wald vor gedrungen?
Levi schnappte sich ein paar Soldaten und ließ den Trupp nach Westen raus ab ziehen.
Boris landete auf Inas Ast.
“Komm schon, was machst du hier?”
Ina erklärte. “Ich soll die da ab halten.” Sie zeigte auf die Titanen Gruppe unten am Baum. Boris war angewidert. “Ih, das sind ja viele. Aber egal, Schluss jetzt! Wir müssen dem Truppführer helfen. Der Rest ist schon unterwegs zurück. Sie sollten ohne uns hier raus. Beeil dich.”
Boris schwang los. Ina sah noch einmal nach unten, danach schwang auch sie in den Kampf gegen die abnormen Titanen.
Als Ina ankam war der Kampf schon in vollem Gange. Sie schwang an bereits verdampfenden Titanen vorbei. Sie sah Leichen und hörte die Schreie ihrer Kameraden. Auf einem Baum machte sie kurz Halt und sah eine kleine Herde Titanen durch den Wald laufen. Mehrere kleine und 3 riesige abnorme Titanen der 10, 12 und 16 Meter Klasse. Sie brachten die Kleinen dazu, vorweg zu laufen. Es war, als würden sie sie jagen.
Ina fackelte nicht länger und stürzte sich auf einen kleinen Titan. Nachdem sie ihm den Nacken heraus geschnitten hatte, sah sie sich um. Noch 2 weitere kleine Titanen fielen zu Boden. Franz und Levi waren ebenfalls dabei die Herde an zu greifen.
Ina schwang sich wieder ins Gefecht. Gemeinsam töteten sie die ganzen kleineren Titanen.
Als das erledigt war, wollte Ina auf den 10 Meter Titan gehen. Sie sah aus den Augenwinkeln, dass Levi dasselbe vor hatte. Sie wollte ihm den Vortritt lassen und landete vorerst auf einem Ast in der Nähe. Sie beobachtete Levi, wie er schnell und taktisch die Arme und Beine zerschnitt. Ina hatte noch nie jemanden gesehen, der sich so schnell mit dem 3D Manöver bewegen konnte. Levi schaffte es allein, den Titanen zu besiegen. Von hinten näherten sich aber bereits die anderen 2 Riesen. Levi wollte ohne Unterbrechung auf den 12 Meter Titan losgehen. Ina beobachtete ihn weiterhin, zu seinem Glück. Sie bemerkte dabei nämlich, dass mit seinem Abschuss Haken etwas nicht stimmte. Er schwang sich von Baum zu Baum, um eine geeignete Position zu finden, um an zu greifen. Bei seinem letzten Abschuss allerdings, zersprang die rechte Klaue, die sein Seil und ihn an einem Ast fixieren sollte.
Ina reagierte sofort. Sie schoss einen ihrer Klauen Haken auf die Position des Astes, die Levis Haken eigentlich treffe sollte. So hielt sie mit ihrem Haken beide Klauen gleichzeitig fest. Levi verlangsamte und hing nun von dem Ast, auf dem er eigentlich landen wollte. Ungebremst schwang Ina direkt auf den riesigen Stamm des Baumes zu. Levi streckte einen Arm nach ihr aus und stoppte Ina, indem er ihren Arm bis zum Ellenbogen abfing und fest hielt. Ina hatte ihre Augen vor Schreck geschlossen gehabt. Als sie sich nicht mehr bewegte, und auch nicht gegen den Stamm geprallt war, öffnete sie ihre Augen und sah nach oben.
Was für ein unpassender Moment, aber noch nie war ihr aufgefallen, wie schön Levis Haare in der Sonne aussahen. Sie flüsterte “Truppführer..” . Levi verdrehte die Augen.
“Das nervt echt. Truppführer..” Er zog sie hinauf, sodass sie mit ihren zweiten Haken einen geeigneten Halt fand. Ina schwang beide Soldaten auf den Ast hinauf, an dem sie baumelten. Levi wischte sich Dreck von der Hose, dann sah er Ina an.
“Nenn mich Levi.”
“Wie, was?” Ina verstand die Welt nicht mehr.
Ein großer Knall erschütterte die Bäume. Ina und Levi zuckten zusammen. Hinter ihnen waren die Soldaten so gut wie verloren.
“RÜCKZUG! SOFORT!”
Wieder schrie Levi so laut, dass es Ina fast das Gehör sprengte.
Der 16 Meter Titan bewegte sich zielstrebig auf das andere Ende des Waldes zu. “Er wird unseren Trupp verfolgen, wie der Bastard gestern. Ina, gib mir dein 3D Manöver!”
Ina sah an sich hinunter. “Ina schnell.” Levi sah sie gestresst und eindringlich an.
“Nein!” Sie blieb stur. “Das ist ein Befehl!” brüllte Levi.
“Nein vergiss es! Das hier ist eure Mission, nicht meine! Es kommt auf euch an, ich bin doch nur ein dummer Frischling! Geht nach Hause und wascht euren Namen rein! Truppführer!” Sie legte den Soldatengruß an und schwang los. Levi konnte nicht glauben, was er gerade gehört hatte. Sie aufhalten konnte er mit seinem kaputten 3D Manöver allerdings auch nicht. Sie widersetzte sich ihm und wollte einen Heldentod sterben. Genau die Art von Mensch, die er eigentlich verabscheute. Aber Recht hatte sie auch. Zum Teufel damit.
Levi sah, dass sich seine Soldaten wie geplant zurück zogen. Er sprang mit seinem rechten Haken runter zu den Pferden. Trotz der ausweglosen Situation, ließ er ein Pferd für Ina zurück. Er war überzeugt davon, dass sie es nicht schaffte, aber was, falls doch? Dann sollte es nicht seine Schuld sein, dass sie nicht aus dem Wald kam.
Er ritt schnell los.
Aus dem Wald hinaus geritten, sah er kaum noch den hinteren Teil des Trupps. Levi folgte nun seinen Soldaten, die sich an sein Kommando gehalten hatten und das weite suchten. Hoffentlich hatte der Vorsprung für den Trupp mit vollen Karren ausgereicht.
 
 

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