33.1 (Ina & Levi)

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Eine ganze Woche versuchte Levi, Ina die Benimmregeln und die Etikette, der vornehmen Gesellschaft, bei zu bringen. Sie bestand aus Tee trinken, Abendessen, Konversation und auch eine Rede sollte Ina einstudieren, damit sie für alles gerüstet war. Historia sah diesen Übungen stets zu und gab Ina Verbesserungsvorschläge für ihre Haltung und Aussprache.
Erst, als Historia ihr versprach, dass sie mit ihrer Truppe frei bekäme, begann Ina ihr Bestes zu geben. Sie zeigte, dass sie gut in der Lage dazu war, an einer solchen Verhandlung teilzunehmen.
Levi und Historia waren verblüfft von der Leistung, die Ina plötzlich erbrachte und beschlossen das Training zu beenden.
“Ihr sagt also, ich muss nur eine einzige Prüfung bestehen, um hier fertig zu werden?” Fragte Ina motiviert, am letzten Tag des Trainings. Historia und Levi waren sichtlich angespannt, da Inas Prüfung bereits vor der Tür stand.
“Ina, es ist wichtig, dass du diese Prüfung bestehst, sonst kann ich dich nicht an der Verhandlung teilnehmen lassen.” Historia klang sehr besorgt.
Levi trat wortlos hinter Ina, während Historia sich zur Seite drehte, um die Türen für die Prüfung zu öffnen.
Kurz nachdem Levi hinter Ina stand, sagte er doch noch etwas. “Zügle dein Temperament, Becker.” Sagte er leise zu ihr.
Ina hörte, was er sagte. Sie versuchte es zu beherzigen, bis sie sah, was ihre Prüfung war.
Historia rief den Richter herein, der Ina damals zugesehen hatte, als sie im Gerichtsgebäude am Pfahl gefesselt war. Wut rann Ina durchs Blut. Sie zuckte kurz zusammen. Levi legte ihr eine Hand auf die Schulter.
“Bleib ruhig Ina, du hast nur diese eine Chance.” Sagte er behutsam und ließ Ina wieder los. Sie richtete ihren Blick auf den Richter und entspannte ihr Gesicht.
“Was ist genau meine Prüfung, Königin Historia?” Fragte sie höflich.
Historia setzte sich auf ihren Thron und wank Levi zu sich. Er verließ den Rücken von Ina und stellte sich an die Treppen vor Historias Thron.
“Nun Ina, deine Aufgabe ist. Trinkt doch eine Runde Tee!” Historia lächelte und ließ einen kleinen Tisch und zwei Stühle herein bringen. Dort wurde sogleich Tee serviert. Ina und der Richter wurden gebeten Platz zu nehmen.
Beide wunderten sich, über diese seltsame Art von Prüfung. Ina setzte sich als erstes. Nachdem auch der Richter Platz genommen hatte, begannen beide zu verstehen, warum diese Prüfung so schwierig war. Sie mussten Konversation betreiben.
Als Dame, wartete Ina auf eine Frage vom Richter. Sie kochte innerlich vor Wut, da sie ihm bislang nicht verziehen hatte, wie er sie an dem Pfahl hatte bluten sehen. Dem Richter ging es ähnlich, nur dass es bei ihm die Angst war. Er hatte Angst vor Ina und war ihr gegenüber zurückhaltend und sah beinahe so aus, als hätte er immer noch Mitleid mit ihr gehabt.
Ina begutachtete, wie er sich sträubte, die Teekanne an zu rühren.
“Geht es euch nicht gut? Soll ich für euch den Tee einschenken?” Fragte Ina freundlich, mit aufgesetztem Lächeln. Der Richter, sowie Historia und Levi wurden nervös.
Der Richter nickte ein und ließ sich von Ina Tee eingießen. Sie hob ihre Tasse und signalisierte, dass er trinken dürfe.
Die Tasse vom Richter begann mit seiner Hand zu zittern. Seine Hand war erfüllt von Angst und schüttelte von links nach rechts.
“Nun, ich glaube, er ist mir noch zu warm.” Sagte er und versuchte die Tasse sachte wieder abzustellen, wobei er die Hälfte des Tees auf die Untertasse aus kippte.
Levi erschreckte dabei. Er sah zu Historia auf, die durch ihre versteckte Lache beinahe ohnmächtig zu werden schien. Sie hielt sich den Mund zu und lief leicht rot an, weil sie versuchte, ihr amüsiertes Gesicht zu verbergen.
Levi jedoch verzog keine Miene. Er wollte gerade auf Ina zu gehen, als er sah, was sie tat.
Sie hatte sich das Tuch aus den Haaren gezogen und wischte damit die Untertasse des Richters sauber. Danach steckte sie es sich in eine Tasche an der Uniform. Levi ging verschreckt zurück an seinen Platz und beobachtete das Geschehen weiter.
“Also, wie schade um den Tee. Ich hoffe, es geht euch gut?” Fragte Ina mehr als freundlich und lächelte den Richter stechend an. Er wusste immer noch nicht recht, was er antworten sollte. Er richtete seinen Kragen, indem er einen Knopf öffnete und es etwas weitete.
“Mir fällt gerade ein, ich kenne noch gar nicht euren Namen!” Sagte Ina und erwartete diesmal eine Antwort.
Der Richter sah flehend auf zu Königin Historia. Sie sah ebenfalls hinab und nickte ihm zu.
“Nun gut, also, wenn ihr mich so fragt. Mein Name ist Gerhald, Gerhald von Plust.”
Ina, die gerade an einer Tasse Tee nippte, musste aufpassen, dass ihr nichts durch die Nase schoss. Mit solch einem Namen hatte sie nicht gerechnet.
“Wie schön. Was für, ein außergewöhnlicher Name.” Sagte sie und stellte die Tasse beiseite.
Der Richter schüttelte seine Tasse immer noch, während er versuchte zu trinken. Ina amüsierte die Situation immer mehr, sodass sie beinahe Mitleid hatte.
“Das ist ja fast zu leicht.” Flüsterte sie. Der Richter jedoch, bemerkte ihre kleine Flüsterei. “Wie bitte?” Sagte er plötzlich streng und ernst. Genauso wie damals im Gerichtssaal.
Ina stachen die Worte direkt ins Gedächtnis. Sie riss ihre Augen hoch, in ihnen standen keine guten Omen geschrieben. Sie blickte fast durch den Richter hindurch. Levi spannte die Situation genauso an, er erkannte die Frage des Richters ebenfalls aus dem Gerichtssaal.
“Nichts, ich habe nichts gesagt.” Fing sich Ina und setzte sich langsam in den Stuhl zurück, in dem sie saß. Dabei wandte sie den Blick vom Richter keine Sekunde ab. Ihm gefror das Blut in den Adern.
Hilfesuchend wandte er sich an die Königin. “Bitte, Eure Hoheit. Ich halte das keine Sekunde länger aus! Bitte, nehmt mein Amt, ich werde als Stallbursche arbeiten, wenn ihr befiehlt. Aber bitte, lasst mich von diesem Tisch aufstehen.”
Historia wischte sich die Tränchen aus den Augen, die sie vom Lachen bekommen hatte und setzte sich ordentlich hin. Sie wurde wieder ernst und antwortete dem Richter.
“Ich nehme an, das bedeutet, ihr gebt auf? Herr von Plust?” Fragte sie ernst.
Der Richter nickte und klappte vom Stuhl hinunter auf die Knie. “Ja, Ja, Hoheit. Das heißt es.” Sagte er und schlug die Hände aneinander, als würde er beten.
“Verzeiht, was ich eurer Cousine an tat. Ich bitte euch, lasst mich einfach gehen. Ich werde keinem mehr etwas zuleide tun.” Sagte er schnell und aufgeweicht.
Historia sah ihn erschrocken an. “So schlimm kann es doch gar nicht gewesen sein, oder?” Fragte sie leise. Ihre Geste gegenüber dem Richter jedoch, war eindeutig. Sie nickte und wank ihn hinaus. Der Richter nahm schnell seine Beine in die Hand und verließ den Saal.
Historia wartete, bis die Türen geschlossen waren. Genau wie Ina, die sich und ihren Tee in den Stuhl sinken ließ.
Historia stand auf und ging mit Levi zu dem kleinen Tisch. “Gratuliere Cousine! Du bist offiziell Salonfähig!” Freute sich Historia. Ina hob ihre Teetasse, als wäre es ein Schnapsglas, zum anstoßen.
Levi trat derweil um den Tisch herum und sah zu dem verschütteten Tee des Richters. “Was für eine Verschwendung.” Schimpfte er leise und wischte den Stuhl mit einem Tuch trocken.”
Ina sah ihm genau zu und freute sich, als er Historia den Stuhl zum sitzen an bot.
“Oh, vielen Dank, aber nein. Ich habe da oben einen Platz, bitte setzt euch, Hauptgefreiter.” Sagte sie freundlich. Eine Wache wollte einen weiteren Stuhl bringen, doch Historia lehnte ihn ab. Sie ging hinauf zu ihrem Thron und setzte sich dort mit einer Tasse Tee.
“Jetzt, wo ich unter euch bin, muss ich auch nicht an so einem unbequemen Tisch sitzen!” Sie freute sich und trank genüsslich den Tee.
Levi setzte sich, auf Historias Wunsch hin, zu Ina an den Tisch. Ihm wurde eine neue Tasse gebracht und eine frische Kanne Tee.
Er goss erst Ina und danach sich selbst eine Tasse ein. “Offensichtlich, war er im Nachteil, findest du nicht Ina?” Fragte Historia plötzlich. Ina blickte von ihrer Tasse auf. “Nun, ich denke, er hatte einfach Angst. All die Geschichten, die über mich durchs Land gehen.”
Ina lächelte und sah zurück in ihre Teetasse. Levi lehnte sich zurück.
“Scheiß drauf.” Sagte er leise. Ina hörte ihn dennoch und sah auf zu ihm.
“Sie labern nur Mist. Die Hauptsache ist, sie können sich das Maul zerreißen. So sind die Menschen. Einfältige Arschlöcher, nichts weiter.” Levi wurde ernst und sah wieder hinab auf seine Tasse Tee. Ina erschreckte über seine Worte.
“Nicht alle sind so, Hauptgefreiter.” Ina blickte auf zu ihm und lächelte.
Levi sah sie leer an, Ina fuhr fort. “Ich meine, unsere Truppe ist wie eine Familie. Auch mit der Kommandantin zusammen. Und wahrscheinlich ist der Richter auch gar nicht so gemein, wie es scheint. Vielleicht hatte er nur Befehle befolgt. So, wie man es tun sollte, wenn man ein Soldat ist.” Ina wurde nachdenklich. Levi hob den Kopf.
“He, stell den Dreckskerl ja nicht besser hin als dich, Ina!” Sagte er anmaßend. Ina sah von ihrer Tasse auf. Levis Blick wanderte über den Tisch.
“Der Scheißkerl hat nicht mal einen kleinen Finger von dir verdient!” Sagte er nachdenklich und trank weiter aus seiner Tasse. Ina errötete leicht, auch Historia wurde hellhörig und versuchte sich im Hintergrund zu halten.
“Was ist? Willst du nichts dazu sagen?” Fragte Levi genervt, dann bemerkte er die Farbe in Inas Gesicht. Sie schüttelte ihren Kopf und lächelte. “Wie könnte ich, Hauptgefreiter?” Ihr fielen ein paar Strähnen ins Gesicht.
“Du bist durchgefallen!” Sagte Levi auf einmal und stellte seine Tasse beiseite.
Ina sah verwundert auf. “Vornehm wäre, eine Frisur, die verhindert, dass dir diese Dinger ins Gesicht fallen. Ist mir egal, was die Königin sagt. Für mich bist du durchgefallen, klar?” Fragte er eindringlich. Ina sah entsetzt auf und wusste nicht, wie sie reagieren sollte.
Levi stellte sich auf und steckte seine Hände in die Hosentaschen. “Königin Historia, wenn es gestattet ist, würde ich den Rest des Tages gern mit Becker trainieren gehen. Das richtige Training meine ich. Ab morgen wird sie den Rest der Zeit frei bekommen, wie ihr versprochen habt.” Sagte Levi und verbeugte sich. Historia war einverstanden.
Levi drehte sich zu Ina und sah hinab. Er griff auf den Tisch und nahm 2 Kekse und 2 Zuckerwürfel vom Gedeck herunter.
“Na los. Steh schon auf Soldat.” Sagte er streng. Als Ina stand, warf er ihr einen Keks zu. Ina fing ihn auf und beobachtete, wie er den zweiten abbiss. Erleichtert biss sie ebenfalls ab und folgte Levi hinaus.
 

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