32.2 (Ina & Levi)

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Nach 5 Tagen erreichten sie den Palast und wurden sogleich zu Historia gebeten.
Levi und Ina wurden allein herein gerufen. Sie betraten den Saal, in dem Historia ihre Untertanen empfing.
Sie schickte ihre Wachen hinaus, nachdem Ina und Levi vor ihr knieten.
Als sie allein waren, stand Historia auf und kniete sich zu Ina herunter. Sie hob ihren Kopf und sah die Königin an. Historia nahm Inas Kinn und blickte sie überfürsorglich an. Levi verfolgte die Szene aus dem Augenwinkel.
“Hm, interessant. Du hast dich kein Stück verändert!” Stellte Historia fest, danach schloss sie Ina in ihre Arme.
 
“Nächstes mal erlaube ich nicht, dass du zurück bleibst! Verstanden?” Sagte sie und ließ Ina los.
“Und ihr Hauptgefreiter. Schämt euch, dass ihr sie einfach zurückgelassen habt!”
Levi sah erschrocken auf, sagte jedoch nichts. “Wisst ihr was, schämt euch beide!” Sagte sie und stand auf. Sie ging zu ihrem Thron zurück und setzte sich.
Ina und Levi sahen sich kurz verwirrt an, dann standen sie auf und traten vor.
“Sagt schon, was führt euch beide zu mir, müsstet ihr nicht mit den anderen die Felder frei räumen? Der Anschlag hat mehr Spuren hinterlassen, als ihr denkt. Außerdem müssen wir den gesamten Hafen wieder aufbauen!”
Levi erhob das Wort und erklärte Historia genau, was er von Hange und Georg erfahren hatte. Ina erläuterte ihre Idee zum einsammeln, der übrigen Marley Flaschen.
Historia lauschte den beiden aufmerksam. Sie überlegte einen Moment, bevor sie sprach.
“Seht ihr, deswegen seid ihr es, denen ich vertraue.”
Ina und Levi hoben beide ihre Köpfe.
“Ihr erzählt mir das alles, obwohl ihr es bereits ohne das Wissen aller hättet erledigen können. Ich danke euch, für eure Ehrlichkeit. Wir werden deinen Plan, Ina, sofort umsetzen. Noch heute schicke ich die nächsten Soldaten aus allen Garnisonen los, um alle Flaschen einzusammeln, die übrig sind.”
“Majestät, verzeiht die Frage, aber was passiert mit denen, die bereits getrunken haben?”
Historia sah sie fragend an. “Was meinst du? Ihnen passiert nichts, solange dieser Zekke bei uns ist. Er hockt noch immer, wie die anderen, in einer Zelle unter dem Palast. Dort sind sie seit mehr als 3 Jahren gefangen.”
Sie freute sich. Ina gab sich ebenfalls mit der Antwort zufrieden. Sie wollten gerade gehen, da stürmte ein Soldat hinein, der Hange davon abhalten wollte, einzutreten.
“Ich sagte, ihr dürft da nicht rein! Wartet doch Kommandantin!” Schrie er ihr hinterher, doch Hange ließ sich nicht aufhalten.
“Frau Königin! Bin ich froh, dass ich euch sehe! Ich habe ihnen etwas mitgebracht! Das müsst ihr euch unbedingt ansehen!” Rief Hange, während sie den Saal stürmte und an Levi und Ina vorbei lief.
Historia war ein wenig überfordert. Hange stürmte zu ihr und kniete sich nieder.
“Seht doch nur, welch tollen Soldaten wir aus Marley bei uns haben! Er hat mir bestimmt 2 mal das Leben gerettet, während wir auf dem Weg zu euch waren!”
Hange war total aufgelöst und redete ohne Unterbrechung. Historia hörte ihr gezwungen zu und versuchte Hange zu folgen. Nach ein paar Worten begleiteten 2 Soldaten der Militärpolizei auch Georg hinein.
“Ina?” Klang eine Stimme von hinten. Ina wandte sich um und sah Ella, die Georg begleitete.
“Ella, wie schön!” Sie liefen sich in die Arme und freuten sich, über das Wiedersehen.
“Stimmt es, dass du diesen Soldaten her gebracht hast?” Fragte sie fröhlich.
Ina nickte und begrüßte auch Georg, der an sie heran gebracht wurde.
“Sag, wie geht es dir? Sind sie nett zu dir?”
Georg zuckte mit den Schultern. “Ich schätze, ich habs wohl verdient, nachdem ich mein Land verraten habe.” Er grinste und ließ sich weiter führen, bis zu Historia.
Georg kniete sich freiwillig zu ihr hinunter und begann zu sprechen.
“Verzeiht, eure Hoheit. Ich bin nicht hier eingedrungen, so wie die anderen Soldaten aus Marley. Ina hat mich hergebracht. Ich half ihr dabei, vor Marley zu fliehen und hoffe immer noch, dass ihr mich deswegen am Leben lassen werdet.” Sagte er demütig.
Der Saal verstummte und hörte seiner höflichen Bitte zu.
“Was denkst du denn von uns? Wir sind nicht die Dämonen, die ihr in euren Geschichtsbüchern seht. Wir sind auch nur Menschen. Stimmt es, dass die gesamten Flaschen besudelt sind, mit dem Rückenmark von Zekke Yaeger?”
Fragte sie anschließend. Georg nickte. “Ja Hoheit, die Flaschen sind allesamt kontaminiert, ein Tropfen genügt, um anfällig zu sein für den Schrei von Zekke.”
Klärte Georg auf.
Historia sah ihn sanft an und ging zu ihm herunter auf die Knie.
“Sag mir Soldat, warum habt ihr meiner Cousine geholfen?”
Georg erschrak, als er ihre Stimme direkt vor sich vernahm.
“Hoheit, ich, ich musste einfach.” Georg senkte den Kopf und sah zu Ina.
“Sie hat mir leid getan. Wir mussten ihr jeweils 2 Gliedmaßen abschneiden. Jeden Tag musste sie diese Prozedur über sich ergehen lassen. Unter Schmerzen lag sie teilweise stundenlang auf dem Boden. Es war uns verboten auch nur mit ihr zu reden, da unser Präsident fürchtete, sie hätte Dämonische Kräfte oder Ähnliches."
Hange und Levi sahen erschrocken zu Ina. Georg fuhr fort.
“Ich habe es nicht ausgehalten sie so zu sehen. Ich redete mit ihr und wir unterhielten uns viel in den 3 Jahren. Sie erzählte mir unter anderem von den privaten Dingen, wie dem Ring, den sie durch die Amputation verloren hatte. Ich sah mich in der Pflicht, ihn wieder zurück zu holen. Als ich dann hier angekommen war, rettete mich eben dieses Stück, vor dem sicheren Tod. Alles nur, weil Ina ihre Kameraden besser kennt, als sich selbst. Nachdem ich her kam erkannte ich, dass ich alles richtig gemacht hatte. Es tut mir leid, um meinen Kameraden, der mit mir die Wache um Ina tauschte.” Georg stockte kurz.
Ina hob den Kopf und begann zu sprechen. “Georg! Das hatte ich ja total vergessen. Königin Historia! Ich habe noch einen weiteren Soldaten verschont. Er müsste auf dem Feld zwischen Maria und dem Hafen liegen. Ich habe ihn verhärtet, bevor ich die Schiffe herunter riss.”
Georg hob seinen Kopf und sah Ina entsetzt an. “Ina, du hast was?” Fragte er erschrocken. Ina nickte schnell und trat vor.
“Ich habe ihn aus dem Schiff gezogen. Ich konnte es nicht ertragen, ihn zu ermorden. Verzeih mir Georg, dass ich ihn nicht mit dir auf die Mauer setzen konnte.”
Georg kamen die Tränen, er stand auf und umarmte Ina. “Danke, Ina.” Sagte er zitternd. Ina lächelte und schob seine Arme herunter.
“Nun gut, wenn das so ist. Soldat aus Marley, möchtest du vielleicht mit auf die Bergungsmission, bevor wir dich und deinen Kameraden einbürgern?” Fragte Historia. Georg sah Ina an, sie nickte ihm zu und drehte sich zu Historia.
Georg erinnerte sich an das, was Ina ihm im Luftschiff gezeigt hatte.
Er hob den Soldatengruß erst zaghaft an, doch am Ende salutierte er streng vor Historia. Die Anwesenden Soldaten erschreckten, doch waren positiv überrascht von der Geste, die Georg beherrschte.
Historia war ebenfalls zufrieden und ließ Georg mit ihren Militär Soldaten abziehen.
Hange, Levi und Ina bekamen mit ihrem Trupp wieder die üblichen Zimmer, in denen sie sich vor der Abreise ausruhen konnten.
 
 
Am Abend setzte sich Ina wieder an das Fenster in ihrem Zimmer.
Sie hatte ihre Uniform soweit abgelegt. Nur noch die Hose und das schwarze Hemd trug sie, während sie in der warmen Sommernacht auf dem Fensterrahmen saß. Das Tuch von Levi hatte sie abgezogen und ließ es, wie ihre Haare, im leichten Wind wehen. Ihre Augen hingen in den Sternen, als sie Hange und Levi von oben reden hörte.
“Ich sage dir, es ist so Levi!” Hange klang einfühlsam.
“Er verarscht uns Hange.” Levi klang wütend, wie immer.
“Warum sollte er Ina dann helfen?” Fragte sie sicher.
“Weil er uns von hier drinnen ausschalten will.” Levi war sich ebenfalls sicher.
“Du reagierst über.” Stellte Hange fest.
“Vergiss es. Ich habe Recht, du wirst schon sehen.” Genervt schien Levi das Büro von Hange zu verlassen. Sie konnte hören, wie Hange die Fensterläden schloss. Kurz darauf waren Schritte zu hören. Sie kamen aus dem Flur vor Inas Zimmer. Sie bemerkte, dass jemand ihre Tür schließen wollte. Da schoss es aus ihr heraus, wie aus einer Pistole.
“Hauptgefreiter?” Fragte sie laut, obwohl sie es gar nicht wollte. Sie kniff die Augen zusammen und hoffte, dass er sie nicht gehört hatte.
Vor der Tür stockte Levi der Atem, als er Inas Stimme nach ihm rufen hörte. Trotzdem entschied er sich, nachzugeben und trat ein. Hinter sich schloss er die Tür und ging zielstrebig auf das Fenster zu, in dem er sie vermutete.
Ina ließ ihren Kopf auf die angewinkelten Knie fallen und hoffte weiterhin, dass er nicht herein kam.
“Ist alles in Ordnung?” Hörte sie Levis Stimme erstaunlich sanft fragen.
Ina hob den Kopf und sah zu ihm. Sie nickte kurz und ließ ihn herantreten. Levi schwang sich ohne weitere Worte auf das andere Ende des Fensters.
“Warum hast du gerufen?” Fragte er, nachdem es eine Zeit lang still war.
Ina musste sich etwas einfallen lassen.
“Ich, ähm, ich wollte nur wissen, ob ihr es seid. An meiner Tür meine ich.” Stotterte sie sich zusammen.
Levi sah auf das Tuch. “Warum trägst du es nicht?” Sprachlos sah Ina ebenfalls auf ihre Hand.
Sie öffnete sie langsam und lächelte. “Er hat mir auch das wiedergegeben, wisst ihr.” Levi sah wütend auf.
“Wovon sprichst du?” Fragte er wütend.
Ina schloss ihre Hand und zog das Tuch heran. “Hauptgefreiter. Ich erzählte Georg von euch. Man hatte mir alles abgenommen und ich hatte nichts mehr. Er hat sein Leben riskiert, um mir dies alles zurückzubringen. Bitte verurteilt ihn nicht. Dank ihm kann ich jetzt hier sein. Bei euch.” Inas Stimme klang sanft.
Levi schien sich erweichen zu lassen, war jedoch immer noch unzufrieden.
“Warum hast du dann den Ring nicht wieder angenommen?” Fragte er beinahe traurig.
“Ich konnte nicht. Mir wurde der Arm jeden Tag abgeschnitten. Es hätte nichts genützt ihn zu tragen.”
Levi sah auf in die Sterne und dachte etwas nach. “Na los, gib schon her.” Sagte er plötzlich.
Ina sah Levi fragend an, welcher bereits die Hand nach seinem Tuch ausstreckte.
Ina rutschte heran und gab es ihm. Sie beobachtete, wie Levi es sorgfältig ein rollte. Er ließ das gestickte L an einer Seite heraus schauen. Mit fertig gerollten Tuch deutete er auf den Platz neben ihm, an den Ina sich setzen sollte. Sie überlegte kurz, entschied sich aber dann, aufzustehen und sich vor Levi ans Fenster zu stellen.
Sie sprang herab und stellte sich so, dass Levi ihr von vorn den Zopf binden konnte.
Ina senkte den Kopf ein Stück. Sie spürte Levis Hände, wie sie die Strähnen nach hinten zogen und einen festen, ordentlichen Dutt formten. Mit dem eingerollten Tuch befestigte er diesen.
“Ich glaube, wenn ihr eine Tochter hättet, dann würde sie stets die schönsten Zöpfe tragen, nicht wahr?” Ina lächelte leicht und sah hinauf zu Levi.
Er erschrak bei dem Gedanken und löste die Hände von Inas Kopf. Er sah hinab zu ihr und bemerkte die Farbe auf ihren Wangen. Sie lächelte, als wäre es das erste mal gewesen, dass Levi ihr den Zopf band.
Gefangen in ihren Augen, brachte er keinen Ton zustande.
Im Augenwinkel sah Ina plötzlich eine Sternschnuppe. “Oh seht! Ich habe sie zuerst gesehen!”
Ina hob schnell ihren Arm und zeigte auf den fliegenden Stern am Himmel. Levi sah weitere Schnuppen vom Himmel regnen. Ina schloss die Augen und wünschte sich etwas.
Levi sah nach den zwei weiteren Schnuppen zu ihr hinab und wollte wissen, warum sie dazu nichts sagte. Er bemerkte, dass ihre Augen geschlossen waren.
Noch bevor Ina mit ihrem Wunsch fertig war, spürte sie Levis warme Hände, die ihren Kopf nahmen und fest hielten.
Schreckhaft öffnete sie die Augen. Sie sah Levi näher kommen.
Ihren Kopf in beiden Händen fest haltend beugte sich Levi nach vorn und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Als er sich löste, bemerkte er die großen Augen, die Ina machte. Er ließ sie schnell los und sah sie an.
“Was hast du denn plötzlich?” Fragte er erschreckt. Ina wurde rot und machte einer Tomate damit Konkurrenz. Sie brachte kein Wort aus ihrer Kehle.
Levi hob eine Hand und klatschte sie unsanft auf seinen perfekten Dutt.
“Nicht!” Rief sie und trat einen Schritt beiseite. Levi wand seinen Blick ihr hinterher und folgte Ina, die sich auf den Kopf fasste, um den Dutt zu richten.
“Ihr macht ihn nur wieder kaputt!” Sagte sie hektisch und zupfte das Tuch wieder zurecht.
Levi ließ seine Hand fallen und stand vom Fensterbrett auf. “Dann sei nicht so unvorsichtig verstanden?”
Er steckte seine Hände in die Hosentaschen. “Wie meint ihr das?” Fragte Ina verwirrt.
“Ich meine, vertrau ihm nicht. Nur, weil er sich bei dir eingeschleimt hat. Vergiss nicht, zu wem du gehörst, Becker.”
Levi ging an ihr vorbei. Er klang nun wieder genervt und kalt, wie immer. Ina lächelte kurz und drehte sich Levi hinterher.
“Wie könnte ich, ich gehöre doch zu euch, Hauptgefreiter.” Sie lächelte Levi an, welcher erschreckt stehen blieb. Er drehte sich kurz zu ihr um und sah Ina an. Sie war noch immer mit dem Dutt beschäftigt. Levi dachte einen Moment nach.
“Weißt du noch, wo sich hier der Keller befindet?” Fragte er plötzlich.
Ina ließ ihre Haare los und sah ihn verdutzt an. “Ja sicher, warum fragt ihr?”
“Zeig ihn mir. Ich möchte, dass du mit Zekke sprichst.” Sagte Levi fordernd.
Ina verstand nicht, doch sie nickte ein. Sie zog sich den Rest ihrer Uniform über und verließ das Zimmer mit Levi. Sie gingen hinab in den Keller, zu den Zellen, die stets bewacht wurden. Auch dieses mal mussten die Wachen Levi durch lassen.
 
 

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