45.1 (Ina & Levi)

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Am Nachmittag, nachdem die Verhandlung geschlossen war, besuchte Ina Hannah und Bernd, die immer noch beim Aufbau der Stadt halfen. Mittlerweile waren, dank Peak und Reiner, fast alle Trümmer beseitigt, sodass der Aufbau aller Gebäude starten konnte.
Ina erzählte ihnen, was während der Verhandlung geschehen war. Hannah brach in Geschrei aus. Bernd hingegen war nachdenklich darüber.
“Ina, was wirst du nur anziehen?” Fragte Hannah, so wie sie Ina über all die Details aus quetschte, die sie wissen wollte.
“Hannah, ich wusste bis vor ein paar Stunden nicht mal, dass ich jetzt schon heiraten werde!” Ina benutzte beim Antworten stets die Gebärdensprache, damit auch Bernd verstand, worüber sich die beiden unterhielten.
“Es ist nicht so, als wärt ihr seid Monaten verlobt, oder?” Bernd trat an Hannah heran, die einen schweren Holzpfahl heben wollte. Er deutete auf ihren stetig wachsenden Bauch und nahm das schwere Stück aus ihren Händen.
Hannah trat zu Ina, die durch ihre Verhärtungen die Häuser stützen konnte, bis neue tragende Balken eingesetzt wurden.
“Hannah, woher sollte ich wissen, dass Historia schon wieder versucht, in mein Leben ein zu greifen?” Ina sah besorgt auf die Verhärtung und begann sie zu lösen, nachdem Bernd den Pfahl gestellt hatte.
“Es ist wie damals, als sie mich mit Georg verheiraten wollte.” Sagte sie nachdenklich.
Hannah verstand langsam, wie es Ina ging. “Also weißt du, am Anfang habe ich dich bewundert, für die ganze Sache. Aber mittlerweile ist es vielleicht doch nicht so toll, ein General zu sein!” Stellte sie nachdenklich fest.
Bernd stand vor den beiden und sagte in Gebärde *Historia ist verrückt! Wieso tut sie dir das an? Hat sie keine eigenen Probleme?* Fragte er genervt.
Ina zuckte mit den Schultern. “Ich weiß es nicht Bernd, sie muss es vielleicht tun. Sie sagte, es ist, weil ich die erste Frau bin, die General ist.”
Hannah sah Bernd erschreckt an. *Das ist Bullshit Ina! Lass dir das nicht gefallen!* Bernd wurde wütend.
*Sieh uns an, ich habe meinen Partner verloren und Hannah, die trifft es noch schlimmer!* Er beschrieb Ina die Lage genau.
“Ich weiß doch Bernd, glaubst du, mir gefällt das? Ich wünschte, ich könnte es widerrufen!” Sagte sie, nachdem auch Ina genervt davon wurde. Bernds Augen wuchsen. Er wollte Ina davon abhalten, weiter zu reden. Auch Hannah war plötzlich still geworden. Ina sah auf, nachdem sie fertig geflucht hatte und blickte in Hannahs und Bernds erschreckte Gesichter.
Sie sahen stur an Ina vorbei. “Hm? Was ist denn mit euch?” Ina drehte sich ebenfalls um, um zu sehen, warum Hannah und Bernd so still und erschreckt waren. Sie selbst erschreckte, als sie Levi hinter ihr stehen sah. Er hatte seinen Kopf gesenkt und würdigte Ina keines Blickes.
“Ist das so?” Fragte er, als er merkte, dass Ina ihn ansah.
“Hauptgefreiter, ihr, wie lange steht ihr schon..?” Er unterbrach sie unsanft.
“Lange genug, um das Wichtigste mit zu bekommen, Becker.” Seine Stimme klang enttäuscht. Ina trat auf ihn zu, doch Levi hielt ihr eine Hand entgegen.
“Schon gut, du brauchst dich nicht zu erklären, es war wohl mein Fehler.” Sagte er und drehte um. Ina sah ihm stumm hinterher.
“Ina? Sag, willst du ihm nicht hinterher?” Fragte Hannah besorgt. Auch Bernd hielt Ina an der Schulter und deutete auf den Weg, den Levi genommen hatte.
“Nein, ich muss ihm nicht hinterherlaufen. Aber Hannah, könntest du vielleicht etwas für mich erledigen?” Fragte Ina mit einem kleinen Glanz in den Augen.
Die beiden besprachen Inas Idee, während sie die Gebäude der Stadt weiter auf bauten und dafür sorgten, dass sie bezugsfertig wurden.
Hannah war begeistert von Inas Idee, sowie auch Bernd. Sie verabschiedeten Ina am Abend, nachdem sie mit den restlichen Trupps gegessen hatten.
Ina betrat ihr Zimmer, in der Hoffnung, dass Levi nicht da sein würde. Sie hatte Glück, er war nicht anwesend.
Ina zögerte nicht lange und nutzte die Zeit, die sie allein im Zimmer gewesen war.
 
 
Ihre Arbeit dauerte bis in die Nacht hinein. Leise öffnete sich die Tür in der Dunkelheit. Ina erschrak, als sie Levi bemerkte. Er war ziemlich gut darin, sich an zu schleichen. Als er aber das leere Bett sah, beendete er sein Schleichen.
Ina reagierte sofort, sie setzte sich ans Fenster, als sei nichts gewesen.
Levi entdeckte sie, als er an dem kleinen Tisch angekommen war.
“Du bist noch wach?” Fragte er und erinnerte sich an Inas letzte Worte. Schnell wurde sein Gemüt wieder dunkler. “Was solls, vergiss es.” Levi zog seine Stiefel aus und ließ sich auf den Stuhl fallen. Es schien, als hätte er Schmerzen.
“Ist alles in Ordnung? Ihr seht nicht gut aus.” Stellte Ina neugierig fest.
Levi sah sie nicht an. “Verdammt, wer hatte nur diese beschissene Idee, uns ein gemeinsames Zimmer zu geben?” Fragte er wütend und genervt.
Ina stand beleidigt von ihrem Fenster auf. “Das muss aufhören.” Sagte sie streng.
Levi hob den Kopf und sah sie genervt an. “Befehl es mir doch, Becker.” Maulte er sie an. Ina stand kurz still. Sie dachte nach und entschied sich, ihn einfach links liegen zu lassen.
Sie setzte an, um zu gehen. Kurz bevor sie an der Tür war, wurde sie langsamer. Ina hoffte, dass Levi nach ihr rufen würde, was er nicht tat. Sie griff die Klinke und trat hinaus. Kurz bevor sie die Tür geschlossen hatte, hörte sie Levi doch noch.
“Becker, jetzt warte.” Rief Levi. Ina wartete kurz und trat langsam wieder ein. Sie sah ihn fragend an und breitete die Hände vor ihrem Körper aus. “Was wollt ihr noch?” Fragte sie.
Levi sah hinab auf sein Bein. “Kannst du, dir das mal ansehen?” Fragte er leise.
Ina sah an Levi hinab. Sie dachte kurz nach und ließ ihren Kopf fallen.
“Also schön, was genau soll ich mir ansehen?” Fragte sie, während sie auf Levi zu trat.
Sie kniete sich vor ihn und schob das Hosenbein hoch. Levis Gesicht verzog sich vor Schmerz.
Ina erblickte eine dick geschwollene, blaue Wade. “Ja aber, es hat doch so gut geheilt! Ich verstehe das nicht. Was habt ihr denn..?” Ina unterbrach ihre Frage, als sie Levi aus dem Fenster schauen sah.
“Hauptgefreiter?” Fragte sie, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Levi senkte den Kopf, doch sah sie nicht an.
“Was habt ihr gemacht?” Fragte Ina strenger. Levi sah wieder aus dem Fenster.
Ina zog das andere Hosenbein hoch und sah, dass Levi noch Abdrücke von einer Uniform hatte.
“Ihr habt doch nicht etwa versucht, mit einem 3D Manöver zu schwingen?” Fragte sie erschreckt.
Levi wurde wütend und zog sich beide Beine wieder an. “Was interessiert es dich? Ich habe nur gefragt, ob du dir das ansehen könntest.” Ina sah ihn wütend an. “Euch ist doch klar, dass es dadurch wieder brechen könnte. Es ist so gut verheilt. Warum habt ihr das nur versucht?”
Ina sah Levi besorgt an. Dieser antwortete jedoch nicht.
Ina stand auf und trat an den Schrank. “Was wird das?” Fragte Levi aufmerksam.
Ina antwortete nicht, bis sie wieder bei ihm war. “Das ist ein Balsam, dass ich eigentlich für Miras Wunden nutze, wenn sie von Ausritten oder Einsätzen ähnliche Spuren davon getragen hat. Ich stelle das selbst her, es wirkt gegen eine Entzündung und lindert Schwellungen. Dafür wird es auf der Haut ziemlich heiß. Es beansprucht die Muskeln und das Blut. Alles arbeitet schneller an der Heilung. Wenn alles gut geht, dann sieht man es morgen schon nicht mehr.” Ina senkte sich wieder zu Levis Bein und begann die Wade mit dem Balsam ein zu reiben.
“Versprecht mir, dass ihr das nicht nochmal versucht.” Sie ließ das Hosenbein wieder herunter und sah hinauf. “Wo wolltet ihr damit überhaupt hin?” Fragte sie interessiert. Levi zischte nur kurz und stand wieder auf. Er löste sein Tuch um den Hals und legte es auf seinem Nachtschrank ab.
Ina entschloss, sich von ihm nicht mehr reizen zu lassen und setzte sich stumm erneut ans Fenster. Sie sah eine Weile in die Sterne, bevor auch sie begann müde zu werden. Sie zog sich ihr Tuch aus den Haaren und sah es einen Moment an. Sie strich über die beiden Buchstaben und die zwei leeren Ecken.
Ina stand auf und nahm es mit ins Bett. Sie setzte sich auf die Kante und legte es auf ihren Nachtschrank. Sie legte sich, so weit sie konnte, an den Rand, um Levi nicht zu stören. Ihre Augen fielen im Angesicht der Sterne langsam zu. Plötzlich spürte sie, dass Levi näher kam. Er schwang seine Decke über Ina und schloss sie in seinem Arm ein.
“Sag so einen Mist ja nicht nochmal, verstanden?” Sagte er leise. Ina erschreckte kurz und nickte dann.
“Wenn ihr nicht nochmal so leichtsinnig seid.”
Ina drehte sich leicht nach hinten zu Levi. “Was genau hattet ihr denn nun vor?” Fragte sie immer noch interessiert. Levi zog die Augenbrauen zusammen. “Kannst du nicht aufhören zu nerven?”
Ina lächelte. “Nein, Hauptgefreiter.” Levi öffnete schnell seine Augen und sah sie wütend an. “Provozier mich nicht, Becker.”
Ina sah durch sein Gesicht und konnte nicht aufhören zu lächeln. Levi wurde genervt von ihrem Blick und drückte ihren Kopf an seinen Hals, sodass sie ihn nicht weiter ansehen konnte. Es dauerte nicht lange, da schliefen beide ein.

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