29.1 (Ina)

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Ina löste die Verbindung zu ihrem Titan und hob ihren Kopf heraus. Für einen Moment sah sie Levi vor ihrem inneren Auge, wie er mit seinem wehenden Umhang direkt vor ihr stand. Ihre Vision jedoch verschwand schnell mit dem Wind, sowie ihr Handschellen angelegt wurden.
“Na Kindchen, wo sind deine kleinen Dämonen jetzt? Zekke hat Recht, sie sind lästig und richten nur Schaden an. Sieh nur, was sie mit unserer schönen Stadt gemacht haben.”
Er zog Ina hoch und drehte sie zur Stadt. Es brannte im Inneren und noch immer schreiende Menschen waren zu hören. Menschen, die in den Trümmern ihre toten Angehörigen fanden oder sie gerade erst verloren hatten.
Ina stand widerwillig auf und ließ sich von den Marley Soldaten abführen.
Sie wurde in eine Zelle gesteckt. Ihr wurden der linke Arm und das rechte Bein abgetrennt, damit sie nicht fliehen oder sich verwandeln konnte. Ein Verband mit Eisenplatten sollte die Regeneration verhindern.
An der Zelle stand der Präsident mit zwei weiteren Soldaten, die Ina nun bewachen sollten.
“Seid ihr auch wirklich sicher, euer Eminenz?”
Der Präsident lachte. “Selbstverständlich! Die Gliedmaßen können sie nicht gleichzeitig regenerieren, sollte sie mit einem fertig werden, dann schneidet es einfach wieder ab!” Sagte er und zog ab.
“Viel Spaß hier drin Kleine. Gewöhn dich schonmal ein, so schnell kommst du hier nämlich nicht mehr raus!”
Ina, die noch leicht benebelt auf dem Boden hing, bewegte sich nicht.
“Seht ihr, die hat noch ein bisschen, bis sie wieder zu sich kommt!”
Der Präsident verließ das spezielle Gefängnis, dass für Titanen Träger gebaut wurde.
Ein paar Stunden vergingen und Ina kam langsam wieder zur Besinnung.
Das Letzte, an das sie sich erinnern konnte, waren Schmerzen gewesen. Schmerzen, die durch ihren ganzen Körper fuhren.
Sie öffnete langsam die Augen, dann kam ihr plötzlich das Bild in den Kopf, wie Levi die Hand nach ihr ausstreckte und etwas rief, dass sie nicht verstand.
Ina versuchte sich schnell auf zu setzen, doch außer das Rasseln der Ketten an ihren verbliebenen Gliedmaßen erreichte sie nichts.
Ina schaffte es wenig später kurz auf ein Bein, doch fiel sofort wieder um.
Die Soldaten bemerkten, dass sie wach war und sich bewegte. Es spannte sie leicht an.
“Hey, was machst du da?” Fragte einer von ihnen. Der andere sah ihn böse an.
“Sei still! Wir dürfen nicht mit ihr reden!”
“Aber sieh mal, sie sieht aus, als hätte sie Schmerzen!” Sagte der erste wieder.
Der zweite sah in die Zelle hinein und zuckte mit den Schultern.
“Das ist nicht unser Problem! Dreh dich schon weg!” Zischte er seinen Kameraden an.
Ina saß auf ihren 4 Buchstaben und rieb sich den Kopf.
“Was ist nur passiert? Wo bin ich?” Fragte sie leise.
Ihr Blick wanderte durch die Zelle, sie erblickte die beiden Soldaten.
“Hey! Ihr zwei da! Vor meiner Zelle!”
Die Soldaten sahen sich beängstigt an. “Schon klar, die braucht eine Weile. Wir stehen hier seit drei Stunden und sie hüpft rum, wie ein Karnickel!” Ärgerte sich der zweite Soldat leise. Sein Kamerad schmunzelte darüber.
“Was lachst du denn jetzt? Willst du mich verarschen?”
“Verzeih, aber, dich bringt doch sonst nichts aus der Fassung. Warum sie also?”
“Vergiss es, ich hol mir nen Cafè, willst du auch?” Fragte er den ersten Soldaten, dieser lehnte dankend ab.
Nachdem sein Kollege verschwunden war, entschied sich der Soldat, mit Ina zu reden.
“Ey, psst.” Flüsterte er.
Ina sah von ihren zerzausten Haaren auf. “Hm? Was?” Rief sie.
Der Soldat zuckte zusammen. “Sei still, ich darf eigentlich nicht mit dir reden!” Sagte er schnell. Ina sah ihn krumm an. “Warum machst du es dann?” Fragte sie leiser als vorher.
“Naja, ich dachte, du hättest vielleicht Schmerzen.” Sagte er fürsorglich.
Ina zog eine Augenbraue hoch. “Schätzchen, mir wurde ein Arm und ein Bein abgeschnitten. Eigentlich müsste ich tot sein, doch mein Titan zwingt mich, diese Schmerzen auszuhalten." Sagte sie leicht frustriert.
Der Soldat wunderte sich. “Ach, du spürst Schmerzen also doch?”
Ina sah ihn verstört an. “Selbstverständlich verspüre ich Schmerzen, was dachtest du denn?”
Der Soldat zuckte mit den Schultern, da kam sein Kamerad bereits wieder.
Er drehte sich zurück und auch Ina wusste, dass die kurze Gesprächsrunde nun beendet war.
 
 
-2 Stunden später-
 
 
Der zweite Soldat begann auf einem Bein hin und her zu schwingen.
“Man, Kolja, was hast du denn? Du hüpfst hier rum, wie ein Kind!” Sagte der Soldat belustigt.
“Sei doch still verdammt! Sie soll doch unsere Namen nicht kennen!” Fauchte Kolja.
“Ja ist gut, aber was hast du denn nun?”
“Weißt du das denn nicht? Von Cafè muss man immer fürchterlich Pinkeln!” In einem leisen Ton versuchte Kolja es seinem Kameraden bei zu bringen.
Dieser lachte ihn herzlich aus. “Ja, dann geh doch. Mensch, die hat sich seid 2 Stunden nicht bewegt. Ich hoffe, sie lebt noch!”
Der Soldat blickte in Inas Zelle, sie lag auf dem Boden und rührte sich nicht. Nachdem sie allerdings seinen prüfenden Blick spürte, beschloss sie, einmal tief ein und aus zu atmen. Der Soldat drehte sich zurück. “Ja, sie lebt noch. Also geh schon. Bevor doch noch etwas passiert!”
Kolja drehte sich kurz unentschlossen hin und her. Schließlich nahm er jedoch seine Beine in die Hand und lief zur nächsten Toilette.
“Ohje, das kann eine Weile dauern, er muss glaube ich, bis ganz zum Hauptquartier laufen.” Er lachte, dann fiel ihm Ina wieder ein.
“He, psst. Du da!” flüsterte er erneut. Ina hob ihren Kopf und sah ihn an. “Was?”
“Tu nicht so, als wärst du beschäftigt. Du liegst seit Stunden auf dem Boden.”
Ina setzte sich auf. “Na und? Was kümmert es dich?” Fragte sie neugierig.
“Ich kann mich damit nicht anfreunden, das ist alles.” Sagte er und dachte nach.
“Becker.” Der Soldat sah auf. “Mein Name ist Ina, Becker.”
Sagte sie und lächelte ihn an. Der Soldat war leicht überfordert durch ihre Nettigkeit.
“Banner.” Er sah sich kurz um. “Ich bin Georg, Banner.” Sagte er und sah Ina erwartungsvoll an.
“Freut mich. Sag mal, brichst du immer so viele Regeln, Georg?” Fragte Ina amüsiert.
“Nein, eigentlich nicht. Weißt du. Kolja ist mein Vorgesetzter. Normalerweise darf ich ihn nicht mal alleine auf die Toilette lassen.” Er lächelte kurz, genau wie Ina.
Georg sah auf. “Sag du mal, was ist mit deinen Haaren? Tragen Soldatinnen nicht eigentlich Zöpfe?” Fragte er. Ina pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht.
“Ist schrecklich oder? Ich hatte ein Tuch in den Haaren, doch das haben sie mir weggenommen. Immerhin habe ich noch.” Ina hob den Stummel ihrer linken Schulter und merkte dann, dass der Arm mit dem Ring abgeschnitten wurde.
Sie sprang entsetzt auf und hüpfte auf einem Bein durch die Zelle.
“Oh Nein! Nein! Nein! Warum ihr Bastarde? Warum ausgerechnet dieser Arm?”
Rief sie und hüpfte weiter. Georg erschrak und versuchte, sie zu beruhigen.
“Hey, Ina! Beruhige dich. Ina! Bitte!” Sagte er eindringlich zu ihr. Ina stoppte und drehte sich zu ihm. Sie hüpfte, so gut sie konnte, zum Gitter des Gefängnisses.
“Georg! Sie haben mir den Arm abgeschnitten!” Sagte sie verzweifelt. Georg schmunzelte.
“Naja, das fällt dir aber früh auf. Ein Bein übrigens auch!” Scherzte er.
“Das ist nicht lustig! Das Tuch in meinen Haaren und..” Sie stockte.
“Und was?” Georg merkte, dass es ihr ernst war. Ina ließ sich fallen. Sie setzte sich an die Gitterstäbe und schlug den Kopf dagegen.
“Ina!” Georg versuchte wieder, sie zu beruhigen. “Rede mit mir, was fehlt dir?”
Ina sah ihn an. “Der Ring!”
Georg erschreckte. “Ring? Sowas wie, Ehering?”
Ina sah ihn schief an, dann dachte sie nach. “Ja, also nein, ich weiß es nicht. Ich habe ihn von unserem Truppführer. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum genau er ihn mir gab. Aber ich muss ihn wieder haben! Unbedingt!”
Georg sah sie nachdenklich an. “Nun, ich kann dir da im Moment leider nicht helfen, aber ich kann dir auch einen Ring schenken.” Sagte er nett und lächelte Ina an. Sie hob ihren Kopf und blickte genervt auf den Wachsoldaten.
“Oh, schon gut. Er war etwas Besonderes.” Georg wurde ruhiger, Ina nickte.
“Wie soll ich ihm das erklären?” Sie sah zu Boden.
“Du meinst, falls du hier jemals raus kommst?”
Ina hob den Kopf. “Wenn ich nicht fliehe, dann kommen sie mich holen. Ich bin mir sicher.” Sagte sie stolz.
“Ich hoffe nicht, noch mehr von ihnen und Marley kann einpacken.” Scherzte Georg.
“Warum tust du das?” Fragte Ina plötzlich. Georg setzte sich zu ihr in die Hocke.
“Was meinst du?” Fragte er interessiert.
Ina sah ihm in seine karamell braunen Augen. “Na, das alles hier. Du redest mit mir, versuchst mich zum lachen zu bringen. Wahrscheinlich kommst du in ein paar Tagen und bringst mir besonderes Essen.” Ina lächelte in sich hinein. Georg schmunzelte.
“Ich hab noch nie jemanden wie dich getroffen. Du müsstest tot sein und denkst über belanglose Dinge wie Tücher, Ringe und Essen nach. Das ist einfach interessant. Mal was anderes als diese dummen Regeln und Vorschriften von all den Idioten, die sich für etwas Besseres halten, nur weil sie glänzende Orden tragen.”
Sagte er und sah genervt zur Tür.
“Verzeih, ich muss aufstehen, scheinbar hat Kolja es geschafft, eine Toilette zu finden.” Ina lächelte und nickte, dann rutschte sie zurück und legte sich wieder auf den Boden.
“Und? Wie liefs?” Fragte Kolja.
Georg zuckte mit den Schultern und schielte nach hinten. “Ist nichts passiert. Vielleicht müssen wir doch aufpassen, dass sie nicht stirbt.”
Kolja sah in die Zelle und zuckte ebenfalls mit den Schultern. “Das ist mir egal, sie darf nur nicht weglaufen oder alle Gliedmaßen besitzen. Ansonsten bekommen wir mächtig Ärger!” Sagte er streng.
Den Rest des Tages standen die beiden beinahe schweigend vor der Zelle und machten gar nichts.
Ina versuchte, sich gegen ihren Körper zu wehren, doch sie konnte ihn nicht ewig unterdrücken.
Sie begann zu dampfen und das Bein begann sich zu regenerieren. Es schmerzte, da es nicht an der Metallplatte vorbei wachsen konnte.
Ina begann zu schreien. Sie rollte sich vor Schmerz auf dem Boden.
“Kolja! Sieh mal!” Die beiden Soldaten erschrecken.
Georg griff nach seinem Schlüssel, doch Kolja hielt ihn ab.
“Nicht Georg.” Sagte er leise und drückte die Hand mit den Schlüsseln herunter.
“Schon klar was du versuchst, Kleine! Vergiss es. Wir sind nicht von gestern.”
Inas Schmerzen wuchsen stetig.
“Klar, Kolja, sieh sie dir mal an, sie hat wirklich Schmerzen.” Erwiderte Georg besorgt.
“Und jetzt? Dann lass sie doch sterben!” Sagte Kolja gleichgültig.
Georg sah immer noch besorgt in die Zelle.
Plötzlich zuckte er zusammen, als die Metallplatte von Inas Stummel abflog. Mit einem Ruck schoss das Teil durch die starken Gitterstäbe hindurch und landete vor Kolja an der Wand. Er drehte sich erschrocken um und sah zu Ina, die mittlerweile wieder 2 Beine hatte.
“Entschuldigung! Das war keine Absicht!” Sagte sie schnell, doch Kolja hatte ihr Bein bereits registriert.
Er ließ den Kopf enttäuscht fallen. “Oh man, ich hatte so gehofft, dass es nicht uns erwischt.” Sagte er und griff neben die Zelle. An der Tür lehnte eine Art Säge.
Diesmal war es Georg, der Kolja aufhalten wollte. “Du willst doch wohl nicht?”
Kolja nickte. “So ist der Befehl Soldat! Also befolge ihn.” Sagte Kolja und drückte Georg die Säge in die Hand. Georg verlor seine Farbe im Gesicht und sah zitternd zu Ina, die sich bereits darauf konzentrierte, dass ihr Arm nicht auch noch nach wuchs.
Sie sah kurz auf den Zellen Eingang, als sie die Schlüssel in der Tür hörte.
“Oh nein, bitte! Das meint ihr nicht ernst.” Sagte Ina besorgt um ihr Bein und die nächsten Schmerzen.
“Du hättest das nicht machen sollen, Soldat. Ich habe da auch keine Lust drauf.” Sagte Kolja und zog an den Seiten erst Inas Arm und dann ihr Bein, welches sie behalten durfte, am Boden fest. Ina lag nun und konnte sich nicht bewegen, nur ihr Kopf konnte auf schauen.
“Nein bitte, ich schwöre, ich bleibe hier sitzen. Schneidet es nicht ab.”
Sie blickte auf. Kolja hatte sich auf ihr Bein gedrückt und Georg setzte die Säge an. Er zögerte und sah Ina kurz an.
“Tut mir leid, aber das ist der Befehl.” Sagte Georg zu ihr. Kolja wollte nicht mehr warten, er schrie Georg an.
“Jetzt mach schon! Dann können wir gehen!”
Georg sah hinab auf die Säge und Inas Oberschenkel, auf den er ansetzte.
Er kniff die Augen zusammen und drückte die Säge in ihr Fleisch. Langsam versuchte er ihr Bein ab zu trennen.
Ina ließ ihren Kopf fallen und versuchte, sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Nicht lange dauerte es, da begann sie am Spieß zu schreien. Georg brauchte eine Weile, bis er durch den Knochen gekommen war. Immer wieder verhärtete er sich kurz.
Nach Stunden der Qual war er endlich fertig und das Bein verdampfte. Übrig blieb nur der Knochen, der unsauber abgeschnitten wurde.
Georg und Kolja saßen schweißgebadet in der Zelle. Ina war nach 1,5 Stunden ohnmächtig geworden. Sie konnte dem Schmerz nicht standhalten. Georg wischte sich die Schweiß Blutmischung aus dem Gesicht, als der Präsident herein kam. Einige weitere Soldaten berichteten, dass sie Inas Schreie gehört hatten.
“Oh, gut gemacht Soldaten! Das nenne ich mal eine Leistung.”
Freute sich der Präsident.
Kolja, der sich erst zurückgelehnt hatte, stand auf und salutierte.
“Wir haben nur unsere Pflicht getan, Sir!”
Der Präsident war angetan von Georg und Kolja.
“Nun, wenn das so ist. Was haltet ihr beide davon, wenn ihr in geteilten Schichten arbeitet? Falls so etwas erneut passiert, dann könnt ihr selbstverständlich gern um Hilfe rufen.”
Kolja und Georg sahen sich an.
“Also, wenn ihr das so wünscht, was sagst du Georg?” Fragte Kolja beinahe schon entschieden. Georg sah Ina besorgt an. Sie war bleich, wie eine Leiche und schwitzte, wie ein Marathonläufer. Er drehte sich zum Präsidenten. “Es wäre mir eine Ehre, von euch einen spezial Auftrag zu bekommen!” Sagte er schleimig und beugte seinen Kopf, als Zeichen der Dankbarkeit. Eigentlich war es ihm nur Recht, weil er Ina dann für ein paar Stunden Ruhe und Frieden geben konnte. Die Männer erhoben sich und tauschten die Tür der Zelle aus. Sie steckten Ina erneut eine solche Metallplatte an den Stumpf. Georg und der Präsident verließen danach die Zelle und gingen. Georg ließ Kolja die erste Wache übernehmen, da Ina wahrscheinlich nicht so schnell aufwachte.
 

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