40.1 (Ina & Levi)

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Hange stand vor ihm, während er besorgt zu Ina herab sah. “Mach dir um sie keine Sorgen, die wird wieder.” Sagte sie angespannt. Kolja blickte auf zu Hange und kniete sich nieder. “Kommandantin Hange. Bitte, lasst mich bei euch mit kämpfen. Ich habe endlich verstanden, wofür Georg gekämpft hat und warum er Marley verraten hat.” Hange sah ihn wütend an.
“Und jetzt willst du das Gleiche tun? Warum sollten wir dir glauben? Nur weil du Ina her gebracht hast? Das macht deine Taten auch nicht wieder gut!” Sagte sie wütend. Kolja sah traurig zu Ina rüber.
“Ich kann nicht wieder gut machen, was ich getan habe. Aber ich kann es besser machen, wenn ihr mich lasst!” Sagte er entschlossen und blickte auf.
Hange regte sich nicht. Sie musste nachdenken.
“Ich sage, wir schmeißen den Arsch von Bord und lassen ihn schwimmen!” Rief Reiner von hinten.
“Nein, lasst ihn hier. Ina soll entscheiden, wenn sie wach ist. Von uns allen, stand sie Georg am nächsten. Sie wird das Richtige tun.” Warf Hannah ein. Die Soldaten tuschelten, doch Hange nickte Hannahs Vorschlag ein. Gemeinsam gingen die beiden in das Fahrerhaus zu Bernd und Levi. Pepe war bereits fertig damit, Levi zu verbinden. Sie wollte sich nun Bernds Ohren ansehen und gab das Steuer an Hannah ab. Hange versuchte Levi dazu zu bringen etwas zu essen.
Die Fahrt verlief den Rest des Tages weitestgehend ruhig. Kolja setzte sich zu Ina und wurde von den Titanen-Trägern streng beobachtet. Die Soldaten hatten alle einen Moment, in dem sie in sich gehen konnten und über die letzten Wochen nachdenken konnten.
 
 
Mitten in der Nacht öffnete Ina schreckhaft ihre Augen. Ihr Kopf war bei Kolja auf die Schulter gefallen. Er schlief tief und fest, als sie ihren Kopf anhob. Ihre Gliedmaßen waren regeneriert. Die Soldaten, um sie herum, schliefen ebenfalls. Sie sah, dass das Schiff noch immer fuhr und entschied, aufzustehen. Sie dachte, es müsste Bernd sein, der das Schiff steuerte. Ina versuchte, so leise wie möglich, über das Deck zu laufen, damit sie zum Fahrerhaus hoch gehen konnte.
Auf ihrem Weg weckte sie Mikasa auf, die sowieso nicht richtig schlief.
“Pst, Ina. Warte.” Flüsterte sie, um selbst niemanden aufzuwecken. Ina blieb stehen und sah zu Mikasa, die auf einer Bank saß.
“Was ist mit ihm?” Fragte sie und deutete auf Kolja, der nun auf dem Boden lag.
Ina schüttelte mit dem Kopf. “Solange er ruhig ist, tut ihm nichts. Ich glaube, er meint es ernst.” Sagte sie leise und ging weiter. Genervt davon, dass Kolja bleiben sollte, ließ Mikasa ihren Arm los und schloss die Augen erneut.
Ina setzte ihren Weg ohne Umwege fort. Sie trat die Treppen hinauf und öffnete leise die Tür zum Fahrerhaus.
Sie sah Hannah am Steuer und auf der Bank hinter ihr entdeckte sie Pepe, Bernd und Hange schlafen. Levi saß weiter vorn bei Hannah, mit dem Rücken zum Ausguck.
Hannah bemerkte Ina, durch einen, der kleinen Rückspiegel. “Oh Ina, dir geht es besser?” Fragte sie fröhlich, aber leise. Ina nickte und lächelte, als sie sah, dass es Hannah gut ging. “Wie geht es dir, Hannah? Ist alles in Ordnung?” Fragte sie leise und schloss die Tür vom Fahrerhaus.
Hannah zuckte mit den Schultern und sah sich um, zu Bernd, auf dessen Schultern die beiden Frauen lagen. “Ihm geht es sicher besser. Er will von Pepe lernen, wie man Lippen liest.” Sagte sie stolz. Ina staunte, als sie die Nachricht hörte und freute sich für Bernd.
Sie trat vor bis hinter Hannah. Nun entdeckte sie auch Levi, der aus dem Fahrerhaus hinaus sah.
“Ihr seid ja auch noch wach.” Stellte sie überrascht fest. Levis Verband war nicht mehr so groß. Ihn bedeckte nur noch eine Masche vom rechten Auge, bis über das Kinn. Der Rest des Gesichtes war frei. Ina konnte im dunkeln sehen, dass er eine Naht über die Wange, bis runter zu den Lippen hatte, doch genau erkennen konnte sie es nicht.
Levi reagierte nicht, sondern blickte hinab, auf seine Hände. Er war, seit der Abfahrt, gefangen in seinen Gedanken.
Ina ignorierte ihn daraufhin und setzte sich gegenüber auf die Bank, neben Hange. Schnell wurde sie still und nachdenklich. An Schlaf war jedoch nicht zu denken, sie machte sich Sorgen und dachte an ihre Kameraden.
Plötzlich, nach mehreren Stunden, entschloss sich Levi doch etwas zu sagen.
“Ist er wirklich noch da? In dir drin, meine ich.” Fragte er leise. Ina und Hannah sahen überrascht zu Levi.
Ina senkte den Kopf und nickte leicht. “So eine Scheiße Becker, was hast du dir dabei gedacht? Du hättest drauf gehen können!” Levi wurde wütend.
Ina hob ihren Kopf. “So wie ihr, Hauptgefreiter, wenn die Kommandantin nicht gewesen wäre..” Sie wurde still und senkte den Kopf erneut, aber auch Levi sah zu Boden.
“Tss, ihr solltet euch mal beobachten.” Warf Hannah plötzlich ein.
Levi und Ina hoben ihre Köpfe und warteten auf Hannahs nächste Worte.
Diese bemerkte die fragenden Blicke und schüttelte ihren Kopf.
“Also echt, Pixie hatte vollkommen Recht! Wie könnt ihr nur so sein?” Sie drehte sich um und sah Ina wütend an.
“Euch zu beobachten ist schlimmer, als jeder Krieg.” Wütend sah sie wieder ans Steuer. “Ich meine, wir sind seit 10 Jahren eine Elite und eine Einheit. Ihr seid doch mittlerweile sogar einander versprochen und benehmt euch, als würdet ihr euch kaum kennen!” Sie wurde still.
Ina und Levi sahen sie nachdenklich an. Nach einer Weile drehte Hannah ihren Kopf. “Wie lange wollt ihr das eigentlich noch durch ziehen? Diese sture Haltung gegenüber dem anderen?” Sie drehte sich wieder um. Beide sahen beschämt zu Boden. “Jeder hier weiß, dass ihr niemals ohne den anderen Leben könntet. Ina,” Begann sie, Ina hob den Kopf. “Wie oft hast du im Kampf auf den Hauptgefreiten geachtet und ihm so das Leben gerettet? Außerdem, als du gesehen hast, dass der Hauptgefreite beinahe getötet wurde, du hast daraufhin die Kontrolle verloren und diesen Zekke gefressen, hab ich nicht Recht?” Fragte sie vorwurfsvoll. Ina nickte ein und sah zu Boden, Levi beobachtete sie dabei.
Bevor er etwas sagen konnte, fuhr Hannah fort. “Und ihr Hauptgefreiter, als Ina weg war und alle dachten sie sei tot, wart ihr nicht der, der jeden Tag mit ihrem Pferd verbrachte und auf einer Mission ganz allein ins ungewisse Titanen Gebiet ritt, weil sie es hätte sein können, die doch noch lebt?” Levi sah sie schockiert an, doch nickte schließlich ein.
Hannah fühlte sich bestätigt und fuhr erneut fort. “Seht ihr, ihr gebt beide eure Leben für den anderen. Ihr würdet sterben, damit der andere überleben kann. Aber einfache, nette Worte füreinander findet ihr nach all den Jahren nicht? Das müsst ihr mir erklären!” Hannah wurde immer wütender. Sie sprach so laut, dass selbst Hange davon wach wurde.
Hange rieb sich die Augen und sah Ina und Levi abwechselnd an. Sie setzte ein Lächeln auf. “Ohje, auf diese Unterhaltung habe ich wohl schon ewig gewartet. Danke Hannah, dass du mich geweckt hast.” Sagte sie und schmunzelte. Ina und Levi waren eher weniger amüsiert und sahen Hange wütend an.
Sie stand auf und streckte sich. “Was? Sie hat doch Recht, oder nicht?” Hange trat vor und klopfte Hannah auf die Schulter. Langsam wurden auch Bernd und Pepe wach.
Pepe rieb sich die Augen und sah Levi an. “Oh seht, der Verband sitzt noch immer! Ich glaube, diese Technik kann ich beibehalten. Es reicht völlig aus, für die Verletzungen im Gesicht.” Sagte Pepe zufrieden, dann sah sie zu Bernd und entdeckte Ina neben ihm. “Ina! Dir geht es besser? Muss ich dich untersuchen?” Fragte Pepe interessiert. Ina sah sich lächelnd an und schüttelte den Kopf.
Ohne Vorwarnung schien es, als würde Hannah schlecht werden. Hange, die hinter ihr stand, bemerkte es als erstes.
“Hm? Hannah, wieso drehst du leicht ab, müssen wir der Route nicht folgen?” Fragte Hange interessiert und sah Hannah an. Sie hob ihre Hand an den Mund und schüttelte den Kopf. “Bitte, nehmt das Steuer kurz, Kommandantin.” Sie hielt Hange das Steuer hin, welche sofort übernahm und das Abdrehen abbrach, um auf Kurs zu bleiben. Hange sah ihr besorgt hinterher. Auch der Rest im Fahrerhaus sah Hannah besorgt hinterher. Sie rannte zur Reling und musste sich übergeben.
“Na sowas, hat sie also doch Seefieber?” Fragte Hange überrascht. Ina schüttelte den Kopf. “Unmöglich, sie hat das noch nie gehabt, nicht mal bei den Testflügen mit Boris seinen Luftschiffen!” Sagte Ina erstaunt.
Hannah kam wieder herein und bekam von Pepe eine Flasche Wasser gereicht. Sie trank und bedankte sich, danach setzte sie sich auf die Bank neben Pepe.
“Hannah, was war das? Bist du etwa Seekrank?” Fragte Pepe besorgt. Hannah schüttelte den Kopf und trank weiter. “Nein, eigentlich nicht. Ich hatte noch nie Probleme mit Fahrzeugen.” Stellte sie nachdenklich fest.
Eine Weile war es still im Fahrerhaus, sodass auch Ina und Levi zur Ruhe kamen. Sie schliefen den Rest der Nacht. Am Morgengrauen schien die Sonne von hinten auf das Schiff. Auf dem unteren Deck machte sich Unruhe breit, da Ina verschwunden und Kolja noch am Leben war.
Hange gab das Steuer an Bernd und ging hinunter, um Ruhe zu fordern. Sie hörte an, was Mikasa zu sagen hatte und ordnete an, dass Kolja nichts geschehen sollte, bis das Schiff Marley erreicht hatte. Der Aufruhr weckte auch Ina und Levi, sodass alle an Bord wieder wach waren.
Ina sah sich um. Sie saß nun allein auf der Bank, Levi direkt gegenüber. Sie sah einmal rund um sich herum und entdeckte nur Bernd, der am Steuer stand.
“Hm? Wo sind die anderen?” Fragte sie verwirrt. Levi blickte aus dem Fenster beim Fahrerhaus und sah, dass Hannah sich erneut übergeben musste. Pepe stand bei ihr und tröstete Hannah.
“Da draußen.” Sagte er leise und zeigte auf das Fenster. Ina stand schnell auf und lief zu ihm. Sie lief aus dem Fahrerhaus zu Hannah.
“Pepe! Hannah! Was ist denn los? Wird es nicht besser?” Fragte sie besorgt.
Pepe drehte sich um und schüttelte mit dem Kopf. “Nein Ina, ich weiß wirklich nicht, was es sein könnte. Sie hat die letzten Tage nichts anderes gegessen als wir und uns geschieht nichts.” Pepe dachte weiter nach, da kam ihr eine Idee.
“Du Hannah, sag mal, wann hast du das letzte mal geblutet?” Fragte Pepe vorsichtig. Hannah hielt sich ihren Mund und drehte sich um. Ihre Augen waren erschreckend groß und sie starrte Pepe an.
Ina und Pepe sahen sich nacheinander an. “Hannah,” Ina hielt ihre Schulter und drehte Hannah ein Stück zu sich. “kann es sein, dass Boris und du..”
Hannahs Augen füllten sich mit Tränen. Sie begann leicht zu nicken und sah Pepe erschreckt an. Pepe nahm Hannah an den Schultern und ging an Ina vorbei.
“Ich werde das untersuchen, bitte Ina, lass niemanden zu uns rein.” Sagte Pepe ernst. Ina nickte und blieb entsetzt zurück. Pepe und Hannah verschwanden in einem kleinen Raum, in dem sie allein waren.
Ina ging zurück in das Fahrerhaus, in dem Bernd und Levi gespannt warteten.
Sie setzte sich wortlos hin und starrte auf den Boden. “Jetzt sag schon, was ist passiert?” Fragte Levi genervt. Ina sah auf und schüttelte den Kopf. “Das ist noch nicht sicher.” Sagte sie angespannt. Levi sah unzufrieden aus dem Fenster. Bernd drehte sich um und zeigte fragend auf die Tür, zu der Ina rein gekommen war. Sie zuckte die Schultern hoch, als Zeichen, dass sie es nicht wisse. Bernd drehte sich unzufrieden wieder zurück. Hange kam durch die andere Tür herein und sah, dass alle angespannt auf ihrem Platz waren. Sie kam, belustigt von der Situation unten an Deck, herein und wollte die Laune aufbessern.
“Was zieht ihr denn für lange Gesichter? Ihr hättet die da unten mal erleben müssen! Ein richtiger Zirkus!” Hange lachte und stellte sich zwischen Bernd und Ina.
“Es ist Hannah, Kommandantin. Pepe hat eine Vermutung.” Sagte Ina kalt und starr. Hange sah hinab und war interessiert. “So? Und? Was könnte es sein?” Fragte sie fröhlich.
Ina schüttelte mit dem Kopf. “Das erfahren wir, wenn sie mit der Untersuchung fertig ist.” Sagte Ina immer noch starr.
Hange sah zur Tür und setzte sich ebenfalls auf die Bank neben Ina. Schweigend vergingen die Minuten der Untersuchung, sie fühlten sich an, wie Stunden, für Ina.
Dann endlich öffnete Pepe die Tür und brachte Hannah herein. Sie setzte sich, ohne ein Wort zu sprechen. Ina stand sofort auf und sah erst Hannah, dann Pepe fragend an.
“Ja, und? Hast du es herausgefunden?” Fragte sie schnell. Pepe sah besorgt zu Hannah und begann zu nicken. “Ja Ina, sie ist schwanger,” Pepe blickte hoch und sah in Inas erschreckte Augen. “von meinem Bruder.” Fügte sie nachdenklich hinzu, bevor auch sie sich schweigend zu Hannah setzte.
Ina blieb verdutzt und erschreckt stehen. Sie folgte den beiden mit ihrem Blick.
Bernd tippte ihr auf die Schulter und wollte wissen, was los war. Ina drehte sich zu ihm und formte eine Kugel vor ihren Bauch. Bernds Augen erschraken und sahen zu Hannah. Mit seinen Lippen formte er Boris Namen fragend. Ina nickte ein und Bernd ließ das Steuer los. Scheinbar war er der Einzige, der sich darüber freute.
Er kniete sich vor Hannah und legte seinen Kopf auf ihren Schoß. Ina griff schnell nach dem Steuerrad und blickte nach hinten zu Bernd. “Was du freust dich?” Fragte sie entsetzt. Bernd jedoch, hörte sie, wie zu erwarten, nicht.
Ina drehte sich zurück und lenkte das Schiff weiter.
Hange stand auf und ließ den Kopf hängen.
“Ich denke Hannah, es ist das Beste, wenn du mit Pepe an Bord bleibst. Es ist zu viel Risiko, wenn du mit uns kämpfst.” Hannah sah erschrocken auf, nickte dann jedoch.
“Wie, wie weit ist sie denn?” Fragte Ina zögernd von vorn. Pepe sah auf, auch der Rest sah interessiert zu Pepe. “Nach dem, was ich weiß, vielleicht ein paar Wochen, maximal 2 Monate.” Sagte Pepe nachdenklich. Bernd verfolgte Pepes Lippen ganz genau und schien ebenfalls zu verstehen, wie weit Hannah war. Er freute sich nach wie vor und wollte gleich wissen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Hannah hob ihren Kopf und schlug Bernd auf seinen Hinterkopf.
“Das weiß man doch jetzt noch nicht Bernd!” Sie deutete auf ihr Handgelenk, um zu signalisieren, dass es noch nicht an der Zeit war, das zu sagen.
Bernd erhob sich und ging beleidigt zu Ina ans Steuer. Er sah sofort, dass sie angekommen waren, obwohl noch viel Wasser zwischen dem Schiff und dem Festland lag.
Bernd schubste Ina ein Stück beiseite und zeigte geradeaus. Dunkle Wolken zogen vor ihnen auf und legten den Himmel in ein dunkles, blutiges rot.
 
 

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